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Einladungswettbewerb | 06/2022

Tor zur Innenstadt – freiraumplanerische Aufwertung einer Brachfläche in Arzberg

Lageplan M250

Lageplan M250

2. Preis

Preisgeld: 5.000

Lynen & Dittmar Landschaftsarchitekten - Stadtplaner PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee
Die Entwurfsidee für den Realisierungs- und Ideenteil basiert auf der Schaffung einer möglichst pflegeleichten, extensiven Freiraumgestaltung
mit ruderalem Gestaltungscharakter. Dabei liegt der Schwerpunkt auf einem nachhaltigen Bepflanzungs- und Ansaatenkonzept, durch das das Wettbewerbsgebiet als `Grünes
Tor` den Auftakt in die Stadt Arzberg neu definiert und gleichzeitig die bestehenden Grünstrukturen aufnimmt, verbindet und ergänzt.
Das bestehende Sanitärgebäude wird im westlichen Teil durch einen Kiosk ergänzt, der für Bewohner und Gäste zusätzlich ein attraktives Angebot mit Getränken, Eis oder Snacks bietet.
Material- und Pflanzenverwendung
Als Materialien werden regionale, ortstypische Granitsteinmaterialien verwendet, die in Form von Granitblöcken als Sitz- und Spielelement eingesetzt wird, sowie als Granitsteinpflaster für Haupt- und Nebenwege. Dabei wird im Hauptwegebereich geschnittenes Granitpflaster im Reihenverband verwendet, das auch als barrierefreie Zugangsfläche geeignet ist. Für die Nebenwege im extensiv gestalteten Bereich kann auch gebrauchtes Pflastermaterial im Wildverband zum Einsatz kommen, das sich als lockeres Wegeband durch die Schotterfläche zieht. Extensive Ansaaten ergänzen die Schotterflächen und durchziehen auch die Pflasterflächen. Die Ausbreitung der initialen Saaten in die nicht so stark frequentierten Bereichen ist dabei ausdrücklich erwünscht und ermöglicht die eigenständige Entwicklung wertvoller Lebensräume für Flora und Fauna.
Ein lockeres Baumdach aus robusten `Klimabäumen` schaffen eine lichtschattige Atmosphäre, die den Besucher einlädt zum Sitzen, Pausieren, Spazieren oder Spielen. In lockerer Aufstellung gewähren die Bäume Durchblick zur attraktiven Stadtsilhouette im Norden sowie dem Rathaus im Osten. Das Grüne Band aus Klimabäumen wird im Ideenteil bis zum Rathaus fortgeführt. Hier ergänzen attraktive Blütenbäume den Zugangsbereich des Rathauses. Das Grüne Band verbindet die bestehende Uferbepflanzung der Röslau mit den bestehenden Grünstrukturen westlich der Bahnhofstraße nach Norden und vernetzt auf diese Weise bestehende Grünstrukturen.
Wegekonzept und barrierefreie Erschließung
Die bestehenden Fuß- und Radwegeverbindungen werden aufgenommen und im Bereich des Planungsgebietes durch ein klares System der Hauptwegeachsen ergänzt. Dabei gibt es eine neue Wegeachse, die von der Bahnhofstraße aus bis zum Rathaus führt und dabei Kiosk, Sanitärgebäude und Parkplatz stufenlos erschließt.
Während der westliche Zugang das Sanitärgebäude/Kiosk barrierefrei erschließt, ist der mittlere Zugang von Norden gleichzeitig die Zufahrt zum bestehenden Parkplatz sowie Verbindung zum Museumshammer.
Im Osten erfolgt die barrierefreie Erschließung des Rathauses. Eine neue Wegeverbindung verbindet als Spazierweg Rathausvorplatz mit
dem bestehenden Uferweg an der Röslau. Innerhalb des klaren `Erschließungsrahmens` durchzieht ein freies Wegesystem die Aufenthaltsflächen.
Entwässerung
Der Einsatz von versiegelten Belagsflächen wird auf ein Minimum reduziert. Alle Belagsflächen werden in die angrenzenden Grün- oder Schotterrasenflächen entwässert.
Nachhaltigkeit
Durch eine regionale, ortstypische Materialauswahl, eine klimaorientierte Pflanzenauswahl sowie bewusste Reduzierung von versiegelten Flächen wird eine pflegeleichte ressourcenschonende Freiraumgestaltung geschaffen mit Vorbildcharakter für eine nachhaltige, zukunftsweisende Freiraumgestaltung für die Stadt Arzberg.
Ad-hoc-Maßnahmen
Neben der Herrichtung eines Rohplanums der Fläche mit Anschluss der Hauptwege an den bestehenden Gehweg können Granitblöcke gesetzt und Bäume gepflanzt werden als Vorab-Maßnahme. Durch das Herrichten einer Stellfläche an der Friedrich-Ebert-Straße angrenzend an den Realisierungsteil für die temporäre Nutzung eines Verkaufswagens oder Food-Trucks könnte mit geringem Kostenaufwand die Attraktivität der neuen Freiraumgestaltung auch schon vor einer Neuinstallation eines Kiosks hergestellt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept besticht durch seine sehr einfache und selbstverständliche Erscheinung. Die neugestaltete Fläche drängt sich nicht auf, lädt aber gleichzeitig zum spontanen Besetzen und Besitzergreifen ein. Dies betrifft nicht nur die Nutzung durch die Arzberger und seine Gäste, sondern auch Flora und Fauna, denn ein hoher Teil unversiegelter Flächen ist nicht nur der Versickerung und dem Mikroklima zuträglich, sondern kann auch spontan bewachsen werden. So kann es ein Wechselspiel zwischen Nutzungsintensität und Vegetationsdichte geben, das sich nach den Entwicklungsmöglichkeiten und Pflegekonzepten der Stadt Arzberg - auch was die umliegenden Gebäude angeht - richtet. 
Die vorgeschlagenen Großbäume sind in adäquater Anzahl gut gesetzt, um einerseits nicht hermetisch zu wirken und gleichzeitig schattige Aufenthaltsorte zu schaffen. Durch die hohen Stämme bleibt zudem der Blick zum Rathaus erhalten. Den Rahmen der eingetieften Platzfläche bildet eine Sitzkante, die einladend punktuell durch Stufen unterbrochen wird. So ist diese Senke gut ins Umfeld eingebunden, teils auch barrierefrei, und verschließt sich keiner Richtung. Die Steinsetzungen im Kreuzungsbereich, welche die Aufmerksamkeit auf die Senke lenken können, ragen dabei zu weit in die Gehwegfläche und erscheinen der Jury so gelegen als einengende Störsteine, deren Lage überprüft werden müsste. 
Die zufällig verteilt wirkenden Steinblöcke in der Senke runden in ihrer Machart und als multifunktionales Mobiliar das extensive Konzept stimmig ab. Eine bessere Antwort zur Arrondierung bzw. Raumabschluss zum südlichen Wohnhaus und dessen Zufahrt wird dabei vermisst. Diese Arbeit kann die Jury sich auch gut ohne den Ideenteil umgesetzt vorstellen, bzw. eine weitergehende Umsetzung Richtung Rathaus erscheint schrittweise denkbar. Das Potential des Ideenteils in den Fahrbahnbereichen der Bahnhof- und Ebert-Straße bleibt bei dieser Arbeit vorerst unausgeschöpft. Das Konzept erscheint in punkto Wirtschaftlichkeit bei Durchführung und Unterhalt sehr positiv - natürlich schlussendlich von den Natursteinarbeiten abhängig. 
Die Arbeit überzeugt vor allem durch ihre Nutzungs-Offenheit und Ökologie sowie ausgewogene Gestaltungssprache. Schlussendlich wird vom Preisgericht jedoch in Zweifel gezogen, ob sie eine ausreichende Zeichenhaftigkeit und Adressbildung am Rathaus zu schaffen vermag. 
Entwurfsplan M100

Entwurfsplan M100

Schnittansicht M100

Schnittansicht M100

Schnittansicht M100

Schnittansicht M100

Räumlich, atmosphärische Darstellung

Räumlich, atmosphärische Darstellung