Baukulturpreis Erlangen 2022

WOHNEN IN DER ALTSTADT

Bereits im Januar 2017 gewann Gräßel Architekten den beschränkten Realisierungswettbewerb für ein neues Wohnquartier am westlichen Eingang zur Erlanger Altstadt.
Für den Entwurf wurde das Erlanger Büro jetzt auch mit einer Anerkennung im Rahmen des Baukulturpreises 2022 der Stadt Erlangen ausgezeichnet.

Das Wassermann-Areal ist geprägt von einer heterogenen baulichen Struktur, die aus Gebäuden unterschiedlicher Epochen und Bauhöhen sowie unterschiedlicher Dachformen besteht. Im Umgriff ist das Grundstück durch intensiven Auto- und Bahnverkehr beansprucht.

Das vorgeschlagene Gebäude orientiert sich hinsichtlich der Ausformulierung des Baukörpers an Motiven aus der Bebauung der unmittelbaren Umgebung. Den Baukörper prägt eine polygonale Struktur, die in Fassade und Dach die städtebaulichen und raumbildenden Kanten der Umgebung aufnimmt und vereint. Dabei faltet sich der klinkerverkleidete Hauskörper um einen nach Norden offenen und begrünten Innenhof.

Ein nach Süden und Westen orientierter Winkel, der Studentenappartements aufnimmt, schirmt den Innenhof vor dem Umgebungslärm ab. Die Verlängerung der Struktur nach Osten nimmt südorientierte Eigentumswohnungen auf. Der Innenhof wird über Rampen und großzügige Treppen erschlossen.

Die begrünten Fassaden der Laubengänge prägen das Erscheinungsbild und verbessern das Mikroklima des Innenhofes. Kleinbaumgruppen in Hochbeeten gruppieren sich um einen zentralen kleinen Platz, der den Bewohnern der Studentenappartements als Aufenthaltsfläche dient.

In Reminiszenz an den Ort, der jahrzehntelang von einer bekannten Erlanger Gärtnerei genutzt wurde, rundet - als Vorschlag im Ideenteil des Wettbewerbs - ein kleiner Platz, mit Hochbeeten, einem gläsernen Pavillon und Verweilmöglichkeiten ausgestattet, den Wettbewerbsentwurf ab.

Leistungsphasen 1-4

Das Projekt überzeugt durch die Integration von Wohnen in schwieriger stadträumlicher Situation, zwischen Einzeldenkmal und lärmbelasteten Bahn- und Straßentrassen. Durch die mäandernde Bauform wird geschickt ein geschützter verkehrsfreier Innenhof erzeugt, dienende Funktionen z.B. Parken und Müll werden in einem Sockelgeschoß vereint. Das Gebäude mit seiner ansteigenden Traufkante stellt eine selbstbewusste Antwort als Stadteingang dar. Die Fassade bildet eine prägnante Lösung in Materialität und Proportion und differenziert geschickt zwischen den unterschiedlichen Wohnformen. Insgesamt stellt das Projekt einen beispielgebenden Beitrag zur Innenentwicklung dar.