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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Landesgartenschau Bad Windsheim 2027

Blick zum Kurweiher

Blick zum Kurweiher

Anerkennung

Preisgeld: 15.000 EUR

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

REICHER HAASE ASSOZIIERTE GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Von wogenden Wiesen und heilenden Wassern
Umgeben von der Landschaft des Steigerwalds im Norden und der Frankenhöhe im Süden, befindet sich der Heilbad- und Luftkurort Bad Windsheim. Das im Norden des Stadtraums liegende Kurviertel ist der einzige Kurorts Mittelfrankens und der größte denkmalgeschützte Kurpark Bayerns. Großmaßstäblich lässt sich das Kurviertel in drei unterschiedliche Bereiche gliedern. Den westlich gelegenen, historisch gewachsenen Kurpark, den zentralen Bereich der verschiedenen Kureinrichtungen, Krankenhäuser sowie dem Kongresszentrum und den östlich gelegenen Bereich zwischen Frankentherme und Külsheim. Jeder Teilbereich hat sich in der Entwicklungsgeschichte Bad Windsheims als linear räumliche Gemengelage in die Landschaft hinein entwickelt. Eine Verbindung oder ein räumlicher Zusammenhang zwischen diesen Flächen ist aktuell kaum erlebbar. Diese im Bestand so stark voneinander separierten Teilbereiche werden zu einer räumlich und thematisch zusammenhängenden Gesundheitslandschaft entwickelt.
Die Teilbereiche werden als der ruhige und kontemplative Kurpark, das zentral gelegene Kurzentrum und der nutzungsintensive Aktivpark interpretiert und entwickelt. Sinnbildlich für diese unterschiedlichen Bereiche des Kurviertels stehen die Wogenden Wiesen und die heilenden Wasser, die sich aufbauend auf dem Bestand entwickeln und als bewusst unterschiedliche Bereiche ausprägen. Um diese Bereiche untereinander zu verbinden, werden sie von einer Kurviertel-Runde gefasst, die als starke Ost-West Verbindung alle Teilbereiche zusammenzieht. An den Rundweg knüpfen sich auch die weitern Parkbereiche des Kurviertels an. Das bestehende Park-Konstrukt in Bad Windsheim wird so um ein starkes Gerüst ergänzt, das den gesamten Ort verbindet und erlebbar macht. Durch ein gesundes Verhältnis zwischen extensiven, ruhigen und aktiven Bereichen wird der Bad Windsheimer Kurpark zu mehr als einem Ort für Erholung der Anwohnerinnen und Kurgäste. Der Kurpark wird zu einem überregionalen Anziehungspunkt – auch über die Gartenschau hinaus.

Kurpark
Als historisch gewachsene Struktur setzt sich der Kurpark aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Der Auftakt erfolgt durch die Kurparkanlage des frühen 20. Jh., dem neugestalteten Abschnitt der 1950er Jahre und der historischen Baumallee. Daran anknüpfend folgt die Dr. Becker Kiliani Klink, der Vitalis Wohnpark und die Parkerweiterung der 1960er Jahre. Den Abschluss bilden der landschaftliche Parkbereich und der Übergang in die Landschaft. Gemeinsam bilden diese Teilbereiche eine atmosphärische Collage mit vielfältig nutzbaren Freiraumtypologien die in der Geschichte des Ortes verankert sind. Daher soll im Sinne eines respektvollen Umgangs mit dem Denkmalschutz die Entwicklung dieser Bereiche weiterhin räumlich und gestalterisch sichtbar sein. Die Figur der Kurviertel-Runde geht dabei respektvoll mit den gartenhistorischen Denkmalbereichen um und setzt die verschiedenen Epochen ablesbar in Szene. Als Gesamterlebnis werden sie zusätzlich durch einen weiteren Rundweg zusammengefasst. Bewusst gesetzte Aktivpunkte ergänzen die extensiv und ruhig gestaltete Räume in einem der Erholung und Genesung gewidmetem Ort. Die wogenden Wiesen als Ruhepol, die malerische Baumallee von Kastanien- und, Lindenbäumen, Spazier- und Flanierpromenade und der Waldpark bleiben weiterhin als ruhige Bereiche erlebbar und bieten ruhesuchenden Kurgästen ausreichend Raum zum entspannend und zurückziehen inmitten der malerischen Vegetation des Bestands. Im Westen wird der Kurpark durch ein intensiveres Nutzungsangebote ergänzt, das durch die großzügige Wiesenpromenade angebunden wird.

Kurzentrum
Das Zentrum des Kurviertels findet sich an der zentral verlaufenden Erkenbrechtallee vor der Kongresshalle, dem Hotel Pyramide und dem angrenzenden Kurgarten. Diese intensiv gestalteten Flächen bringen eine Vielzahl an Angeboten mit sich, die von den Kurgästen und AnwohnerInnen genutzt werden können. Der Vorplatz des Kongresszentrums wird in Teilen entsiegelt und durch neue Baumpflanzungen aufgewertet. Er bietet dabei weiterhin ausreichend Platz für temporäre Veranstaltungen. Östlich der Erkrenbrechtalle bleibt die Kneipp- und Gradier-Insel in ihrer Lage erhalten und wird qualifiziert. Direkt an die Wasserflächen der Insel anknüpfend besticht der Kurgarten auch außerhalb der Landesgartenschau durch seine intensive Hochstaudenflur und Themengärten der heilenden Pflanzen.
Im Süden wird die städtebaulichen Entwicklungsflächen an den Straßen Zur Solequelle und der Külsheimerstraße dem Leitbild der Kurviertel-Runde folgend entwickelt. Nutzungen aus Hotellerie, Verwaltung und Mobilität bilden einen neuen und angemessenen Auftakt des Kurviertels. Die Kurviertel-Runde wird durch den neuen Städtebau zudem räumlich gefasst. Städtebauliche Hochpunkten bilden für das Kurzentrum auch nach außen hin eine klare Adresse aus, die der Wichtigkeit dieses Ortes gerecht wird.

Aktiv-Park
Im starken Kontrast zum Kurpark wird die Fläche zwischen Franken-Therme und Külsheim als nutzungsintensiver Bürgerpark entwickelt. Hier finden sich allerlei Angebote an Sport, Spiel und Bewegungsmöglichkeiten, die das Kurviertel durch das aktive Angebot komplementieren. Von der Kongresshalle ausgehend wird eine großzügige Gastronomieterrasse angeboten. Daran anschließend befindet sich die Familienwiese, die den vorhandenen Hochseilpark aufnimmt und reaktiviert. Mit der Aktiv- und der Spielinsel wird der Park durch weitere zeitgenössische Angebote wie Beachvolleyball, Pumptrack und Wasserspielplatz ergänzt. Das Highlight bildet der als Naturbad ausformulierte Kurweiher, der Gästen und AnwohnerInnen einen großzügigen Badestrand schenkt. Neue Bewegungsangebote im Wasser ergänzen den Kurbetrieb besonders in den heißen Jahreszeiten. Eine an dem Kurweiher anknüpfende Promenade ermöglicht es allen BesucherInnen an dem Treiben teilzuhaben und bindet den neu entwickelten Reisemobilhafen geschickt ein. Dieser wird mit seiner Erweiterung neu geplant, weitestgehend entsiegelt und durch zahlreiche neue Gehölze und Pflanzungen strukturiert und gegliedert.
Übergeordnete Verbindung

Die Kurviertel-Runde legt sich als starke Ost-West Verbindung in den Bestand des Kurviertels. An ihren jeweiligen Endpunkten wird eine intensive Programmierung vorgeschlagen, um die Parkbereiche übergeordnet zu verknüpfen. Das Neubaugebiet im Westen und Külsheim im Osten rücken so unmittelbar an das Kurviertel heran und profitieren von dessen qualitativ hochwertigen Nutzungsangeboten. Nach Süden wird eine neue Rad- und Fußgänger Verbindung vorgeschlagen. Das Bad Windsheimer Rund ermöglicht eine barrierefreie Überbrückung der Gleisanlagen und ist Highlight sowie gleichermaßen Eingang des Kurviertels. An der nördlich anschließenden Freifläche des historischen Kurparks werden zur Vermittlung des Höhensprungs die Kurterrassen vorgeschlagen. Sie bilden den großzügigen Auftakt des Kurparks und ermöglichen eine barrierefreie Verbindung zu den anderen Parkbereichen.
Landesgartenschau 2027

Gesund, Urban, Traditionell – diese drei Facetten bilden das Leitbild der Landesgartenschau 2027 und stehen für die vielfältigen Angebote, die Bad Windsheim seinen Gästen und AnwohnerInnen bietet. Gesund steht dabei für das Kurviertel, des einzigen Kurorts Mittelfrankens mit dem größten denkmalgeschützten Kurpark Bayerns. Urban für die historische Altstadt mit dem schlossartigen Rathaus und dem Gartenkranz, traditionell für das Fränkische Freilandmuseum im Süden. Diese unterschiedlichen Teilbereiche gilt es für die Landesgartenschau als Gesamtensemble zu verstehen und erlebbar zu machen.

Im Bereich des Kurparks steht besonders das Thema der Gesundheit im Vordergrund. Dem folgend wird das Kurviertel als zusammenhängende Gesundheitslandschaft verstanden, die durch die stark unterschiedlichen Nutzungsangebote alle Themenfelder einer gesunden und nachhaltigen Erholung abdeckt. Wichtige Voraussetzung für ein Gesundes Leben ist ein ausgeglichenes Verhältnis von Bewegung und Ruhe, die sich Thematisch sowie räumlich in den Teilbereichen der Parkanlagen verorten lassen. Der Grundkonzeption der Daueranlagen folgenden werden die Nutzungsangebote der Landesgartenschau entsprechen ihre Thematik in den ruhigen und aktiven Bereichen der Parkanlagen verteilt. Als zusammenhängendes Erlebnis kann diese Vielfalt an Attraktionen und Nutzungsangeboten durch die Kurviertel-Runde erlebt werden. Die Kurviertel-Runde definiert dabei den für das Kurviertel kostenpflichtigen Bereich der Landesgartenschau. Im Osten und Westen werden durch die Kurviertel-Runde die weiteren übergeordneten Bereiche der Landesgartenschau geschickt angebunden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1002 formuliert als Leitidee eine mit einem Rundweg in Ost-West Richtung umlaufende Klammer zwischen denkmalgeschütztem Park über das Kurviertel bis zum Ortsteil Külsheim in Form einer Kurviertelrunde. Diese Runde verbindet als zentrales Gerüst die Freiräume. Die Verbindung der in 3 Teile aufgegliederten Bereiche Kurpark, Kurgarten im Zentrum und Aktivparkt überzeugen. Innerhalb des Rundweges sollen alle Landesgartenschauangebote platziert werden. Unter möglicher Einbeziehung der Tennisanlage werden auf der westlichen Seite des Kurparkes neue quartiersbezogene Freizeitangebote situiert. Der zentrale Rundweg nimmt an den richtigen Stellen Bezüge zur Stadt und in die Landschaft auf. Das Angebot einer Radwegeverbindung von Ost nach West wird begrüßt durch das künftige Kurpark- und Landesgartenschaugelände. Die abschnittsweise angedachte Höhenlage des Rundwegs im Kurpark wird vom Denkmalschutz kritisch bewertet. Die nachvollziehbare hohe Nutzungsqualität steht im Kontrast zum Gartendenkmal. Unter Verzicht auf die Erschließung des Hotels wird der Kurgarten nach Süden wirksam vergrößert und schafft neue, sinnvolle Blickachsen zum KKC. Die neue städtebauliche Fassung im Süden mit Parkgarage definiert ein sinnvolle Raumkante. So positiv die Integration der Erkenbrechtallee in den Platzraum angedacht ist, so wenig aussagekräftig ist die Platzgestaltung selbst. Die neu gedachte aufgeweitete Verbindung über eine großzügige Grünfläche unter Beibehaltung des Gradierwerks ist sehr zurückhaltend gestaltet, Sie wirkt im Übergang zur Platzfläche nicht überzeugend. Der großzügige Aktivpark wird gewonnen, indem der Lärmschutzwall in unmittelbarer Nähe zu Straße zurückgenommen wird. Im Park werden verschiedene Bewegungsangebote geschaffen, die im Maßstab und Angebot attraktiv sind. Durch die Verlagerung des Reisemobilhafens an den Mühlbach wird mit dem landschaftlichen See und großzügigen Wiesen ein stimmiger Übergang in die Landschaft geschaffen. Die Nutzung des Sees als Badegewässer wird jedoch kritisch hinterfragt. Die Verlegung des Reisemobilhafens an die Aue des Mühlbachs bietet räumliche Qualitäten und eröffnet mit dem Flächentausch eine großzügige Grünverbindung in die offene Landschaft. Die barrierefreie Anbindung an die Innerstadt wird über eine gewendelt geführte neue Brücke angeboten.
Der zurückhaltende Ansatz der Arbeit wird grundsätzlich gewürdigt, gleichwohl überzeugen die formale Ausarbeitung und der konkrete Umgang mit den angebotenen Einzelelementen nur bedingt.
Blick zu den wogenden Wiesen

Blick zu den wogenden Wiesen

Übersichtplan

Übersichtplan

Konzept

Konzept

Aktiv-Park

Aktiv-Park

Bahnhofsumfeld

Bahnhofsumfeld

Kurzentrum

Kurzentrum

Schnittansichten

Schnittansichten