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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Neugestaltung Platz an der Schuetzenstraße in Düren

ein 3. Preis

Preisgeld: 14.000

studio polymorph

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Düren. Kreisstadt am Fuße der Nordeifel, kulturhistorisch bemerkenswerter Ort mit wechselvoller Geschichte. Atmosphärisch-räumlich geprägt durch ein spannungsvolles Miteinander von mittelalterlichen Strukturen und der Architektur der 1950er Jahre. Heute -  mit dem Masterplan Innenstadt und der damit beabsichtigten Aufwertung der Stadträume - auf dem Weg zu einer lebenswerten, nachhaltigen und attraktiven Stadt. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg: der neue Schützengarten.

Das Konzept: Würdigung und Herausarbeitung des Bestehenden
Die Neugestaltung des Schützengartens folgt der Prämisse eines respektvollen Umgangs mit dem vorgefundenen Bestand und den Leitmotiven Schlichtheit und Dauerhaftigkeit. Wesentlich ist die Inszenierung der vorgefundenen Preziosen (Platanenhain, Turmfragment, Kiosk, Rückriem-Stele). Diese werden freigestellt und in einem neuen Gesamtzusammenhang gestellt. Es entsteht ein kontemplativer Ort der Begegnung. Und ein Narrativ der wechselvollen Stadtgeschichte Dürens.

Stadträumliche Einbindung und komplementäre Identität

Der Schützengarten wird in die Freiraumstruktur Dürens eingewebt und in seiner grünen Charakteristik gestärkt. Dabei wird die Besonderheit des schattigen Baumhains als Alleinstellungsmerkmal im Kontext gelesen und in diesem Sinne inszeniert. Der Platz als „Grüne Lunge“ ergänzt das knappe Grünflächenangebot im Stadtzentrum.  Wesentlich ist dabei die Entwicklung einer eigenständigen Identität und Atmosphäre: komplementär zum sonnigen, „spielerischen“ Theodor-Heuss-Platz präsentiert sich der Schützengarten eher schattig (Platanen) und „ernsthaft“ (Ort des Erinnerns).  Ebenso wird die bestehende stadträumliche Situation als „eingebuchteter“ Stadtraum mit randseitiger Bewegung aufgegriffen und weiter gestärkt.

Stadtraum für Menschen
Um einen möglichst ruhigen und attraktiven Stadtraum für Menschen zu schaffen, werden Stellplätze und Erschließung im südlichen Bereich gebündelt. Durch die Reduzierung der Fahrbahnbreite der Schützenstraße, der Pflanzung von Bäumen östlich der Straße sowie dem Verzicht von strassenbegleitenden Stellplätzen rückt der Platz spürbar an die östliche Platzkante heran, schafft einen großzügigen, im Kontext zusammenhängenden Stadtraum. Die trennende Wirkung der Straße wird ebenso zurückgenommen wie die Dominanz des Verkehrs. Es entsteht ein Stadtraum für Menschen, nicht für Autos

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser bilden einen prägnanten Rahmen um den wertvollen, zu erhaltenden Baumbestand aus und treffen damit auf schlichte und angemessene Art und Weise den Charakter der ehemaligen Wallanlagen. So wird der Platanenhain als ein kraftvoller Hauptort inszeniert, dem sich die weniger prägenden Bereiche konsequent unterordnen, wobei die Räume durch geschickte funktionale Setzungen wie z.B. einer Gemeinschaftsbank im Norden gut miteinander verknüpft werden. Der Verzicht auf einschränkendes Ausstattungsmobilar öffnet den „Haingarten“ für die unterschiedlichsten Nutzungen. Die geschickte Ausformulierung des Rahmens schirmt den Binnenraum nicht ab, sondern lässt den Dialog mit den umgebenden Stadträumen zu. Die südwest-orientierte Stufenanlage ist maßvoll dimensioniert. 
Das Wasserband ist richtigerweise an tiefster Stelle angeordnet, lässt lebendige Nutzungen zu und nimmt eine positive Entwicklung des ehemaligen Stadtgrabens z.B. bei einem möglichen Entfall der Stellplätze und städtebaulicher Aufwertung der Randbebauung vorweg. Die Arbeit widmet der Rückriem-Stele und damit der Erinnerung an den Verlust der Synagoge einen angemessenen eigenen Ort. Mit der Aufstellung der Stele innerhalb eines mit Stauden bepflanzten Gartens wird die Geschichte räumlich erlebbar. Der südlich angeordnete multifunktionale Stadtplatz, dient einerseits dem Parken, kann aber auch für Veranstaltungen genutzt oder mit einem Gastronomieangebot bespielt werden. Er ist locker mit Bäumen überstellt, die den Grünanteil positiv erhöhen. 
Die Setzung von drei Schnurbäumen im Bereich des ehem. Stadtgrabens wird jedoch ebenso kritisch gesehen wie die Erschließung der privaten Stellplätze in diesem Bereich. Insgesamt präsentiert die Arbeit einen wertvollen, klassischen Beitrag zur Entwicklung eines robusten Stadtraumes. Die Weiterentwicklung des bewährten Motives eines baumüberstandenen Stadtplatzes erscheint im Hinblick auf seine ökologischen und gestalterischen Qualitäten noch nicht gelöst. 
Die Jury vermisst für den durchaus robusten Binnenraum eine stärkere atmosphärische Wirkung und Erlebnisqualität.