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2. Rang 3 / 3

Einladungswettbewerb | 04/2022

Neubau Mehrfamilienhaus Holtenauer 84 in Kiel

Blick von der Holtenauer Straße

Blick von der Holtenauer Straße

2. Rundgang

STUDIO WITT

Architektur

Dipl.-Ing. Architekt Hans-Joachim Plette - APS Bürogemeinschaft

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Städtebau
Die Ecklage des Grundstücks erfordert eine Architektur, die zwischen der viergeschossigen, schlichten Nachkriegsklinkerbebauung in der Lornsenstraße und dem höheren, fünfgeschossigen Gründerzeitwohnhaus mit rückversetztem Staffelgeschoss in der Holtenauer Straße vermittelt. Die nördliche Eckbebauung an der Lornsenstraße gegenüber bildet mit unserem Gebäude einen doppelten städtebaulichen Hochpunkt, der als stadtbildprägende Geste zum Eingang in die Lornsenstraße erlebbar wird.
Architektur
Die unterschiedlichen Nutzungen -Supermarkt im EG, Studentenwohnungen in den darüberliegenden Geschossen (1-3OG), und Familienwohnungen ganz oben (4-6OG)- spiegeln drei unterschiedliche Prinzipien der Fassadengestaltung wieder. Die Schaufensterfronten der benachbarten Geschäftshäuser werden an der Holtenauer Straße im EG bis zur Höhe des angrenzenden Vordachs fortgeführt. An der Ecke Holtenauer Straße / Lornsenstraße betont ein kleines Eck-Cafe den attraktiven Straßenraum mit Außenbestuhlung neben dem Eingang zu den Wohnungen. Ein für kleine Wohnräume zweckmäßiges, einheitliches Fensterformat von 2m Breite x 2,25m Höhe erlaubt es, dank bodentiefer Doppelflügelfenster mit Freisitz die kleinen Wohnungen möglichst hell und großzügig wirken zu lassen.
Die Penthousewohnungen im zurückversetzten, zweigeschossigen Hochpunkt haben entsprechend der Wohnungsgrößen breite Fensterfronten, und verfügen an der Süd-, West- und Ostseite über Raffstore als aussenliegendem Sonnenschutz.
Der auf dem Supermarktdach entstehende, begrünte Innenhof dient als Erschließung für das erste Geschoss sowie als niedrigschwelliger Begegnungsort für die Hausbewohner. Darüber wird der südliche, einspännige Flügel durch offenliegende, breite Laubengänge erschlossen, die den Innenhof überblicken und durch möblierte Aufweitungen beleben. Es wird vorgeschlagen, eine kleine Wohnung mit Zugang zum Innenhof als Gemeinschaftsapartment für die Nutzer vorzuhalten, mit Möglichkeiten zur Bewirtung, Sanitäreinrichtungen und Aufbewahrung von Außenkissen für die Sitzgelegenheiten und Strandkörbe im Innenhof.
Material
Alternierende Freisitze aus kleinen Balkons und kleinen Loggien mit CNC-geschnittenen, kupferfarben behandelten Blechbalustraden brechen die Monotonie der benachbarten Nachkriegsarchitektur auf. Rötlicher Klinker und dunkel patiniertes Kupferblech als Attika-Abdeckung und als Dachhaut passen sich farblich sowohl an die umliegende Wohnbebauung als auch an die Materialität der naheliegenden St. Ansgar Kirche an. Die Staffelgeschosskubatur wird durch eine vertikale Klinkerstruktur als städtebaulicher Hochpunkt betont und bildet insbesondere bei Streiflicht einen Kontrast zum darunterliegenden Baukörper, so dass sich das Staffelgeschoss als Dachzone abhebt.
Die Kleinstwohnungen sind mit hell gekalkten Holzböden, wegklappbaren Betten und Freisitz auf die Bedürfnisse von jungen Bewohnern ausgelegt.
Flexibilität
Durch den Mix an Wohnungsgrößen besteht eine hohe Flexibilität hinsichtlich gemeinschaftlicher Flächen. Eine 50qm Wohnung im 1OG könnte beispielsweise in einen Gemeinschaftsraum umgenutzt werden, der auch zur Bespielung der Hoffläche dient. Die Coworking-Flächen sind so ausgestattet, dass diese auch als Kleinstwohnung nutzbar wären oder zusammengelegt werden können.
Nachhaltigkeit
Das Gebäude wird mit den langlebigen, wartungsarmen Materialien Klinker, Kupfer und mit Holz- bzw. Feinsteinzeugböden erstellt. Die hochgedämmte, kompakte Gebäudehülle sorgt in Verbindung mit alternativer Wärmeversorgung aus Erdsonden, Stromeinspeisung aus PV-Anlage auf Gründach und einem Biogas-BHKW für niedrigste Verbrauchkosten. Die Tiefgarage wird mit Elektro-Ladestationen für PKW und Lastenfahrräder ausgestattet, die über das Zählerkonzept überschüssigen Strom aus PV und BHKW günstig tanken können. Das Energiekonzept wird auf ‚Plusenergiegebäudestandard‘ ausgelegt. Der Stromverbrauch der Erdsonden soll zu 100% durch eigenerwirtschaftete Energie abgedeckt werden, so dass für die Heizung nur die Wartungskosten anfallen werden, keine Verbrauchskosten. Die Brandwand zum Nachbarn Holtenauer Straße wird im 5. und 6. OG insektentgerecht begrünt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf gliedert sich in drei prägnante, horizontale Bereiche: einer gläsernen Erdgeschosszone, einem Mittelbereich mit auskragenden Balkonen und zwei zurückgesetzten Dachgeschossen. Jeder der drei Bereiche hat eine eigenständige formale und gestalterische Ausprägung. Dies führt dazu, dass sich ein prägnantes Erscheinungsbild entwickelt, das Gebäude in seiner Wirkung jedoch in drei Bereiche zerfällt. Besonders die Dachgeschosse vermögen nicht dem hohen Anspruch und der großen Geste gerecht zu werden. Fassadenbild und Anmutung bleiben zu konventionell.
Auch die Mittelzone mit den Balkonen verspricht zunächst eine besondere Wohnqualität. Durch die hohe Verkehrsbelastung zu Tageszeiten wird die Qualität jedoch nicht eingelöst. Die Grundrissorganisation überzeugt nur zum Teil. Während die 1-Zimmerappartements angenehm aufgebaut sind, überzeugen insbesondere die tiefen und dunklen Wohnungen am Übergang der Holtenauer Straße nicht.
Insgesamt ist die Arbeit sehr ambitioniert, kann aber in Grundriss, Organisation und Erscheinungsbild insgesamt nicht überzeugen. 
Fassadenansicht

Fassadenansicht

Ansicht Holtenauer Straße

Ansicht Holtenauer Straße

Ansicht Lornsenstraße

Ansicht Lornsenstraße

Lageplan

Lageplan

Innenhof

Innenhof

Schnitt

Schnitt

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