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Einladungswettbewerb | 08/2022

Entwicklungsgebiet Neunlindenpark Freiburg

1. Preis / Nach Überarbeitung

Preisgeld: 20.500 EUR

Stefan Forster GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Freianlagen bilden mit der organischen Formensprache im Inneren einen spannenden Kontrast zur Kubatur und erzeugen ein facettenreiches Raumgefüge welches den vielfältigen Nutzungsansprüchen gerecht wird. Durch Heckenstrukturen und Mauern entstehen klare Differenzierungen zwischen gemeinschaftlichen, halb-privaten und privaten Flächen.

Charakteristisch ist die Ausbildung des zentralen Nachbarschaftstreffs; eine Vielzahl von gemeinschaftlichen Nutzungen für unterschiedliche Funktionen und Zielgruppen werden in den Außenanlagen vorgesehen. Heimische Sträucher und Gehölze sowie bienenfreundliche Blühwiesen  schaffen einen abwechslungsreichen Freiraumcharakter und eine besonders angenehme Situation an heißen Tagen.

In den Hauptdurchwegungen bildet ein homogener „Teppich“ aus Betonwerkstein eine klar strukturierte Erschließung. Durch die Gliederung in thematische Inseln wie Spiel und Fitness erhält der innere Hof eine facettenreiche Spiel- und Wohnlandschaft. Das Umfeld des Pflegeheims wird über eine barrierefreie Rampe an den zentralen Gemeinschaftshof angebunden.

Das Außenraumkonzept ermöglicht große zusammenhängende Grünflächen mit hoher ökologischer Qualität: Der lokale Wasserhaushalt im Quartier wird an dem natürlichen Kreislaufsystemen orientiert. Regenwasser (von Dächern und nicht befahrenen Wegen) wird gesammelt und über die Grünflächen versickert. Durch die systematische Nutzung von Regenwasser im Freiraum wird eine Verbesserung des lokalen Mikroklimas erwartet.

Die Raumfolgen reagieren auf die zeitgenössischen Ansprüche urbanen Wohnens und lassen einen Ort mit hoher Identifikation entstehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die neue Wohnbebauung „Entwicklungsgebiet Neunlindenpark“ besetzt das Wettbewerbsgebiet gekonnt mit u-förmiger städtebaulicher Figur, nimmt mit präziser Setzung die Fluchten der Pflegeeinrichtung und des Betreuten Wohnens auf und bildet damit einen gut proportionierten Hof. Die Abstaffelung des Baukörpers in Nord-Südrichtung gelingt, bildet mit seiner sechs-geschossigen Höhenentwicklung entlang der Neulindenstraße eine selbstbewusste Adresse und vermittelt mit der hofseitigen Reduktion auf vier Geschosse souverän den Anschluss zur Pflegeeinrichtung. Die rhythmische Anordnung und Ausbildung von Gebäudeköpfen entlang der Straßenseite gliedert den Baukörper in angenehmer Art und Weise und transportiert die Nutzung Wohnen nach Außen. Der zweigeschossige Sockelbereich beherbergt gewerbliche Nutzungen, wie zum Beispiel den Days Spa, und nimmt gleichzeitig Funktionen wie Hauszugänge, Tiefgarageneinfahrt und Fahrradabstellbereich auf. Die Fülle von untergebrachten Nutzungen verhindert leider eine präsente großzügige Fassadenabwicklung der Ladenfläche zum Straßenraum und wird kritisiert. Im Sockel integriert liegen drei vertikale Verbindungselemente zum Hofbereich, welches den höher gelegenen Hof anbindet. Das gewählte Hofniveau nutzt den Höhenverlauf des Geländes geschickt aus, um darunter den ruhenden Verkehr anzuordnen. Beachtenswert hierbei ist der Vorschlag, das Parken mit dem Parken der Pflegeinrichtung zu kombinieren, genügend Erdauffüllung vorzusehen und die neu gepflanzten Bäume mittels Fundamentaussparung direkt an das Erdreich anzubinden. Lobenswert ist die differenzierte Freiraumplanung des Innenhofs, der eine lebenswerten und atmosphärischen Aufenthaltsort erwarten lässt. Die barrierefreie Erschließung des Innenhofes von Außen wird sehr kritisch gesehen.
Die Adressbildung der Wohneinheiten gelingt, über gut dimensionierte Sockeleinschnitte gelangt man zu den großzügigen Eingangs- und Treppenbereichen. Leider ist es nicht möglich über diese Treppenräume zum Hofbereich zu gelangen. Eine barrierefreie Erschließung wäre hier wünschenswert.
Die vorgeschlagenen unterschiedlichen und gut ausgearbeiteten Wohnungstypen bieten klar organisierte Grundrisse und die unterschiedlichen Wohnansprüche werden erfüllt. In einigen Abschnitten sind die Zuschnitte der Wohn- und Essbereiche zu schmal und zu klein bemessen.

Das Flucht- und Rettungswegekonzept ist zu überprüfen. Eine Entfluchtung über Wendeltreppen wird von Seiten der Bauaufsicht voraussichtlich nicht akzeptiert und auch eine Anleiterung von der Neulindenstraße wird sehr kritisch gesehen. Hier müssen Anleiterpositionen mit dem bestehenden Baumbestand funktionieren, um den geforderten Alleecharakter zu gewährleisten. Der zeichnerische Nachweis dazu fehlt.

Die Fassaden bieten ein interessantes Formen- und Materialspiel, welches ein eigenständiges Gesicht mit Haltung zur Stadt präsentiert. Die wirtschaftlichen Kenndaten des Projektes überzeugen noch nicht, vor allem bei der Nutzfläche. Im Vergleich zu den anderen Arbeiten aus der engeren Wahl weist der Beitrag die geringsten Nutzflächen auf.

Überzeugend ist der gemeinsam mit der geplanten Pflegeeinrichtung nutzbare zusammenhängende grüne Hof. Ausgesparte Kammern in der Tiefgarage ermöglichen die Anpflanzung von großkronigen Bäumen, die atmosphärebildend sind, Schatten spenden und bis in die Obergeschosse der Gebäude einen grünen Filter vor Einblicken bilden. Ein wertvoller Beitrag auch stadtklimatisch. Bedauerlich ist, dass der Hof nur von der Pflegeeinrichtung kommend barrierefrei erreichbar ist. Die hofseitige Zugänglichkeit ist wünschenswert. In diesem Zusammenhang wäre auch die Nahtstelle zu den gewerblichen Nutzungen zu klären. Ein gutes Angebot stellt die ggf. mögliche Nutzung der Dachflächen für die Bewohner dar.

Die Verfasser*innen entwickeln einen gelungenen Beitrag für das neue „Wohnquartier Neulindenpark“ in Freiburg. Der Vorschlag überzeugt mit präzisem Städtebau, der mit angenehmer Maßstäblichkeit und Körnung agiert und mit der Pflegeeinrichtung ein wohltuendes Ensemble bildet. Herausragend ist das neue Erscheinungsbild an der Neulindenstraße, dass selbstbewusst einen außergewöhnlichen Stadtbaustein offeriert. Seitens des Auslobers wird die geringere Nutzfläche kritisch bewertet.

Empfehlungen für die weitere Bearbeitung

  • Erhöhung der Wohn- und Gewerbeflächen (um ca. 500qm bis 750qm). Das Verhältnis von Gewerbe zu Wohnen darf dabei nicht unter 36/37 zu 63/64 sinken.
  • Überarbeitung des Rettungswegekonzeptes, da Wendeltreppen als 2. Rettungsweg nach Aussage des Baurechtsamtes nicht akzeptiert werden. > Dieser Punkt wird im Rahmen der Vorprüfung vorab nochmals abgeklärt.
  • Die Anleiterbarkeit in der Neunlindenstraße ist generell problematisch, da der Wunsch besteht, die Bäume in der Neunlindenstraße zu erhalten. Ist die Anleiterung in der Neunlindenstraße mit der Begründung einer hohen Freiraum- und Grünqualität im Innenhof unvermeidbar, und kann im Innenhof eine gegenüber des Verzichts auf einzelne Bäume in der Neunlindenstraße höhere Qualität kompensiert werden, sind die Aufstellflächen in Bezugsetzung zu den Bestandsbäumen gemäß exakter Einmessung inkl. Baumkronen in der Neunlindenstraße nachzuweisen und auf ein Minimum zu reduzieren.
  • Der Holzbau ab 2.OG soll in Hinsicht Brandschutz und Wirtschaftlichkeit inkl. der Fassade überprüft werden. Eine alternative Ausführung in Massivbauweise soll möglich bleiben.
  • Die Gewerbeflächen im Erdgeschoss der Neunlindenstraße sind funktionaler und attraktiver zu gestalten, die Fassadenöffnungen sind zu vergrößern.
  • Die Grundrissorganisation der Wohnungen soll kritisch geprüft und teilweise überarbeitet werden, die Wohnräume sind zum Teil zu schmal. Brandüberschläge an den Innenecken sind zu überprüfen.
  • Die Erschließung der Innenhöfe soll möglichst barrierefrei ausgebildet werden, idealerweise in direkter Anbindung zu den Wohnungserschließungen. Eine öffentliche Erschließung der Innenhöfe ist nicht erwünscht.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss