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Verhandlungsverfahren | 08/2022

Neubau Berliner Schule - Korbach, Objektplanung für Gebäude, Innenräume und Freialagen nach § 34/39 HOAI

Zuschlag

foundation 5+ architekten landschaftsarchitekten

Architektur, Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Erläuterungstext

Städtebau
Der Neubau der Berliner Schule fügt sich als kompakter Baukörper in den Kontext der Umgebung ein. Er steht straßenbegleitend zur Berliner Straße und erhält dort die vorhandenen PKW-Stellplätze in ihrer gewohnten Nutzung. Der Haupteingang bleibt wie im Bestand zur Karpatenstraße orientiert, so dass der Bezug zu Kita, Sporthalle und Sportzentrum erhalten bleibt. Die Kreuzung Berliner Straße / Karpatenstraße wird räumlich arrondiert und funktional wie auch gestalterisch durch den neuen Vorplatz aufgewertet.
Das Gebäude ist als skulpturaler Baukörper zwei- bis dreigeschossig gestaltet und fügt sich durch seine differenzierte Fassadengestaltung in die Umgebung ein. Durch die Kompaktheit des Baukörpers entstehen im Süden und Westen des Grundstückes große zusammenhängende Freibereiche für Schulhof und Grünflächen.

Architektur
Der Baukörper zeichnet sich durch seine kompakte Form und seine klare wie einfache konstruktive Grundstruktur aus. Das konsequente Konstruktionsraster entstammt den baulichen Prinzipien des Holzbaus und entspricht den räumlichen Anforderungen des Raumprogramms. Beides – kompakte Form und einfache Konstruktion – sind die Grundvoraussetzungen für eine kostengünstige Umsetzung des Bauvorhabens. Gleichzeitig erlaubt der Grundriss innerhalb seiner räumlichen Konfiguration ein hohes Maß an Flexibilität in der langfristigen Nutzung wie auch in der spontanen täglichen „Bespielung“ durch die Schulgemeinde. So sind alle Verkehrsflächen als vielfältig nutzbare Gemeinschaftsflächen konzipiert, die neben dem „Pflichtprogramm“ flexible Flächen für Unterricht, Aufenthalt, Hausaufgaben und Freizeitgestaltung anbieten. Diese „Clusterflächen“ sind räumlich gegliedert durch die Nebenräume für Sanitär, Lager und Technik. Zwei Innenhöfe gewährleisten die Belichtung und Belüftung der innen liegenden Flächen. Der begrünte Laubengang auf der Südseite des Gebäudes bietet dauerhaften Sonnenschutz, dient als zweiter Rettungsweg aus den Lernclustern und ist ein nutzbarerer Übergangsraum in den Schulgarten.
Raumkonzept

Verwaltung und Hausmeister sind direkt erreichbar im Eingangsbereich untergebracht, gut auffindbar für Besucher*innen und Schulgemeinde. Der Eingangsbereich öffnet sich in die zentrale Pausenhalle – der Mittelpunkt für die gesamte Schulgemeinde. Sie ist der Ort des Ankommens und Orientierens und zugleich ein vielfältig nutzbarer Ort für Pausen und Veranstaltungen. Die angrenzenden Räume für Cafeteria und Musik können zur Pausenhalle hin geöffnet werden und ergänzen die funktionalen Möglichkeiten. Die Pausenhalle ist durch den Innenhof belichtet und führt auf direktem Weg hinaus in den Schulhof. Eine große Freitreppe - die zugleich Aufenthaltsort und Tribüne ist – verbindet sie mit den Klassen im 1. OG. Auch das Lehrerzimmer wird von der Pausenhalle aus erschlossen, es liegt zentral im Gebäude, ermöglicht kurz Wege und ist für alle gut erreichbar. Im Westflügel befinden sich im EG die Räume für Fachklassen und Ganztag. Diese sind bewusst kombiniert, um Synergie einer gemeinsamen Nutzung beider Bereiche auszunutzen. Wie die Klassen im OG ist der Bereich durch clusterartige offene Lernflächen ergänzt – ein Möglichkeitsraum für Unterricht und Freizeitgestaltung.
Im 1. und 2. OG sind alle Klassen untergebracht. Es entstehen drei Lerncluster mit jeweils 2-3 Klassenmodulen (2 Klassen + Differenzierungsraum), die flexibel zwischen den Jahrgängen aufgeteilt werden können. Die beiden Vorschulklasse liegen im zentralen Erschließungsbereich außerhalb der Lerncluster, können aber wahlweise auch diesen zugeordnet werden. Im 2. OG ist das Büro der Schulsozialarbeit unterbracht – mit eigener Dachterrasse, so dass hier ein geschützter Rahmen für die Schüler*innen entsteht.

Im Bereich der offenen Lernflächen gibt es verschiedene Angebote und Nischen für Rückzug und Kleingruppen sowie große Flächen für Aktionen in der großen Gruppe. Eine Teeküche bietet zusätzliche Möglichkeiten wie Kochen oder Kuchen backen. Der zentrale „Marktplatz“ ist als Mittelpunkt und Identifikationsort für diese beiden Jahrgänge zu verstehen. Unterricht findet längst nicht mehr ausschließlich im Klassenzimmer statt, sondern braucht diese vielfältigen räumlichen und technischen Angebote für ein offene und flexible Lernkonzepte. Die Klassenzimmer haben durch verglaste Wandteile einen indirekten Bezug zur offenen Lernfläche, so dass alle Flächen jederzeit gut beaufsichtigt werden können.
Konstruktion und Nachhaltigkeit

Das Gebäude ist als Holzmassivbau konzipiert und besteht auch im Ausbau vorzugsweise aus nachhaltigen, regionalen Baustoffen, die einen niedrigen CO2-Äqulivalent besitzen. Der C02-Verbrauch im Lebenszyklus eines herkömmlichen Gebäudes wird zu fast 50% von seiner Konstruktion und den darin verwendeten Materialien bestimmt. Ressourcenschonendes Bauen muss daher bei der Wahl der Materialien beginnen.
Berliner Schule Korbach – Erläuterungstext 08.06.2022 foundation 5+ architekten BDA
Die Massivholzdecken erfüllen durch Aufbeton (Holz-Beton-Verbund) alle Anforderungen an Statik, Brand- und vor allem auch Schallschutz. Weite Spannweiten können durch Unterzüge in Baubuche überbrückt werden. Die Außenwände können als Holzmassiv- oder auch Holzständerwände ausgeführt werden, als Dämmmaterial dient in beiden Fällen Holzfaserdämmung. Holz-Alu-Fenster sind ein guter Kompromiss zwischen nachhaltigem Material (Holz) und wartungsarmer Langlebigkeit (Aludeckschalen).

Das Flachdach erhält eine dauerhafte Folienabdichtung mit Dachbegrünung als Bienenweide (min. 10cm Substrat). Auch im Innenausbau werden vorzugsweise natürlich Baumaterialien verwendet. Der vorgestellte Laubengang ist als einfache, verzinkte und begrünte Stahlkonstruktion geplant (TZ-Rost, keine Abdichtung). Der Ressourcenverbrauch eines Gebäudes wird jedoch nicht nur durch die verbauten Materialien, sondern auch durch seine Langlebigkeit bestimmt. Hierzu gehören neben einem flexiblem Grundrisskonzept auch dauerhafte Materialien und Konstruktionsdetails – insbesondere im Sockel- und Fassadenbereich.

Fassaden
Die vorgehängte Fassade besteht aus zementgebundenen Spanplatten (z. B. Eternit). Diese haben einen vergleichsweise niedrigen CO2-Äqulivalent, sie sind robust und witterungsbeständig. Sie können mit Grafitischutz versehen werden und können bei Beschädigung jederzeit punktuell ersetzt werden. Die einfache Geometrie des Gebäudes und verschnitt-optimierte Plattenformate können die Kosten positiv beeinflussen. Die Nordfassade im EG erhält senkrechte Eternit-Lamellen, um so die Fassade zu gliedern und dem Lehrerbereich eine besondere Atmosphäre zu verleihen. Eingangsbereiche und Treppenhäuser werden durch farbig eingefasst, geschosshohe „Rahmen“ betont. Nach Süden wird dem Gebäude eine filigrane, verzinkte Stahlkonstruktion vorgestellt, die zugleich Fluchtweg, Sonnenschutz und Raumerweiterung ist. Farbige Rahmen dienen als Schiebeläden in Fassaden- und als Rankhilfe zur Begrünung in Brüstungsebene.

Technik
Energie: Das Flachdach wird für eine PV-Anlage genutzt, mit der eine Luft-Wasser-Wärmepumpe betrieben wird (Alternativ Pelletheizung). Fußbodenheizung dient als Niedrigtemperatur-Flächenheizung. Warmwasser wird dezentral mit Elektro-Durchlauferhitzer bereitet. Hybride Raumlüftung: zur Gewährleistung eines gesunden Raumklimas ist die mechanische Be- und Entlüftung der wesentlichen Aufenthaltsräume erforderlich. Kostengünstig schlagen wir hierfür ein dezentrales System vor, um lange Leitungswege mit hohem Wartungsaufwand (Brandschutz) zu vermeiden. Einzelgeräte (650 cbm) in den Klassenzimmern haben als Deckengeräte kurze Leitungswege, einen sehr guten Wirkungsgrad und benötigen keine zusätzlichen Nutzflächen. Die innen liegenden Lernflächen können über die Innenhöfe manuell gelüftet werden. Fensterlüftung unterstützt zudem die Lüftung von Klassen- und Differenzierungsräumen.

Brandschutz
Die Anforderung an tragende Bauteile beträgt F60 (Gebäudeklasse 4), Holzbauteile können hierbei in Teilen unverkleidet (über Abbrand) ausgebildet werden. Zur Einhaltung der erforderlichen Rettungswege werden die Lerncluster in 2 Nutzungseinheiten (kleiner 400 qm BGF) unterteilt. Die Abtrennung erfolgt über Brandschutztore, die im Alltag die Bewegungsmöglichkeiten nicht einschränken. Jede Einheit verfügt über einen direkten Rettungsweg und einen zweiten über die benachbarte Einheit. Der große Pausenraum ist als zweigeschossiger „Hallentyp“ konzipiert.

Freiraum
Im Freiraum wird die vorhandene Topografie aufgenommen. Zur Karpatenstraße wird ein einladender Vorplatz ausgebildet. Die Stellplätze an der Berliner Straße werden beibehalten und aufgewertet. Ca. 1 m höher liegt das Schulgebäude mit angrenzendem Schulhof auf einem durchgängigen Höhenniveau. Der Höhenversatz zum südlich angrenzenden Sportgelände wird in eine großzügige Grünfläche integriert. Der vorhandene Baumbestand bleibt weitestgehend erhalten, im Unterholz werden Sichtfenster und optionale Verbindungswege zum Sportplatz freigeschnitten. Der Schulhof wird in einen befestigen und einen begrünten Bereich geteilt. Die geschwungene Linie, die beide Teile definiert, wird als Sitzstufe zum Hof hin angelegt, die sich punktuell zu Sitzpodesten aufweitet. Während in der Grünfläche im Schatten des südlichen Gehölzsaumes Spielangebote zum Klettern, Balancieren und Schaukeln zu finden sind, wird der befestigte Hof weitestgehend als offene Bewegungsfläche gestaltet und bietet Raum zum Spielen, Toben, Kicken oder auch für einen Parcours zur Fahrradschule. Funktionsflächen für Fahrräder, Müll und Gartengeräte sind nahe der Gebäudeeingänge beiläufig in die Grünräume integriert.