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Offener Wettbewerb | 06/2022

Sanierung und Erweiterung Schulhaus Langwiesen (CH)

Vorplatz Dreifachturnhalle mit Blick auf den Neubau

Vorplatz Dreifachturnhalle mit Blick auf den Neubau

1. Rang / 1. Preis / Zur Realisierung empfohlen

Preisgeld: 65.000 CHF

Dahinden Heim Partner Architekten AG

Architektur

vetschpartner Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Conti Swiss AG

Brandschutzplanung

Tom Schmid Visualisierungen & Illustrationen

Visualisierung

Erläuterungstext

Die von 1971-1973 erstellte Schulanlage Langwiesen befindet sich mit ihren Aussenräumen im kommunalen Inventar der schutzwürdigen Bauten der Stadt Winterthur. Mit einer grosszyklischen Sanierung und Erweiterung soll die Kapazität erhöht und die Bausubstanz für die nächsten 30 Jahre ertüchtigt werden.

Als später Vertreter der pavillonartigen Schulbauten der 1950-er und 1960-er Jahren, resp. der Nachkriegsmoderne, zeigt die Schule noch die typischen Merkmale einer campusartigen Komposition und charakteristischen Freiraumelemente wie Föhrenpflanzungen. Mit der Anordnung der Gebäudetrakte zu einer Hofsituation wurde eine präzise auf den lärmbelasteten Ort ausgerichtete Antwort gefunden, welche eine hohe atmosphärische Stimmung vermittelt.
Die einzelnen Gebäudetrakte sind je nach deren Nutzung mal mehr, mal weniger zueinander versetzt. Das Spiel von Vor- und Rücksprüngen wurde charakteristischerweise nicht nur im Grundriss, sondern auch im Schnitt angewendet, wodurch eine gelungene Verzahnung zwischen den auf zwei Niveaus angeordneten Hofräumen und in der Folge den angrenzenden Grünflächen entstand. Konsequenterweise wurde dieses Gestaltungsprinzip der Verzahnung zusätzlich auch durch den Split Level-Versatz zwischen Zugang der zweibündigen Schulräumen und den Eingängen sowie durch die Anordnung von zweiseitigen, differenzierten Fensterbändern der Räume unterstrichen.
Bemerkenswert ist auch das Erschliessungskonzept der Anlage. Eine Aula im Innern sucht man vergebens. Alles ist aus dem umlaufenden Portikus erschlossen, der Zugang zu den Klassenzimmern direkt aus dem Erschliessungskern gelöst, welcher als Kupplungsstück gleichzeitig eine adäquate Durchlässigkeit erzeugt.

Städtebau
Die in der Analyse identifizierten Gestaltungsprinzipien des Bestandes werden aufgegriffen und weiterentwickelt. Im nordöstlichen Perimeter wird eine in der Höhen- und Grundrissentwicklung dreifach gegliederte Gebäudekomposition erstellt. Ein schlanker, zweigeschossiger Gebäudekörper mit Schul- und Kindergartenräumen wird fluchtbündig zur südöstlichen Querscheibe der bestehenden Turnhalle den beiden Bestandesturnhallen gegenübergestellt. Durch den nordwestlichen Rücksprung entsteht eine selbstverständliche Zugangssituation mit einem eingeschossigen Eingangshallenkörper, welcher in den erhöhten und um ein Geschoss abgesenkten Dreifachturnhallenbereich überleitet und die Schulanlage gegen Nordosten abschliesst. Durch das angewendete Gestaltungsprinzip der Gliederung, entsteht eine aus dem Bestand entwickelte Verzahnung mit der Umgebung und verspielte Höhenentwicklung der Gebäudekörper. Dabei werden die komponierten Gebäudevolumen architektonisch an den Bestand angeglichen: Die Seitenwände der Gebäudekörper werden als geschlossene Wandscheiben ausgebildet, währenddem die Längspartien der Fassaden als «weiche» Füllungen mit grosszügigen Befensterungen erstellt werden.

Bestand
Der Konzeptionelle Ansatz unseres Beitrages basiert auf der Maxime, den Bestand so geringfügig wie notwendig anzutasten und wo immer möglich alle strukturellen Elemente, sowie die Originalbausubstanz zu erhalten. Diese Vorgehensweise beinhaltet folgerichtig die Erhaltung der beiden Einfachturnhallen, welche wir als qualitätsvollen Teil der gesamten Gebäudekomposition betrachten.
Im Sinne der Reversibilität werden in die bestehenden Turnhallen je drei, respektive vier atelierartige Maisonetten für die zusätzlichen, schulischen und Kindergarten-Betreuungsangebote eingebaut. Die Eingriffe sind nach dem Prinzip «Haus im Haus» gestaltet, wobei die ehemaligen Einfachturnhallen in Ihrer Dimension, also Länge wie Höhe erkennbar bleiben sollen. Daher werden die einzelnen Partitionen über Faltschiebewände geöffnet und räumlich verbunden. Die Ausbildung einer Galerie macht die Höhe der Turnhalle weiterhin erlebbar und lässt die bestehende Tageslichtführung intakt. Der Mitteltrakt mit dem ehemaligen Aussengeräteraum beinhaltet nach unserem Verständnis grosses Potential. Wir schlagen daher vor, die Küche im Split-Level nach unten beim Souterrain anzuordnen und ein halbes Geschoss erhöht neu eine Pausenhalle anzubieten. Je nach Jahreszeit kann die Halle komplett geöffnet und möbliert werden. Damit entsteht eine qualitätsvolle Verbindung zum neuen Gebäudetrakt und in der Folge ein aussenräumliches Kontinuum der Wegführung durch die ganze Schulanlage.
Die restlichen Gebäudetrakte 1 bis 4 werden wieder wie ursprünglich gesamthaft als Klassenzimmer genutzt. Die zusätzlich benötigten Gruppenräume werden im Bereich der Erschliessungszwischenkörper angeordnet.

Neubau
Im nordwestlich angeordneten, zweigeschossigen Gebäudekörper werden auf dem Erdgeschossniveau drei Kindergärten samt Nebenräumen angeordnet. Die Adresse und Anbindung ans Wegenetz erfolgt direkt von aussen über die Aussenspielbereiche der Kindergärten. Eine vorgelagerte Laube ermöglicht den gedeckten Zugang und zitiert die Portikus-Situation des Innenhofes. Damit bildet der Kindergarten als eigenständige Funktionseinheit.
Im Obergeschoss sind drei Handarbeitsräume und die Bibliothek angeordnet. Drei rhythmisch angeordnete, einläufige Treppen verbinden die Zugangsebene mit den Schulräumen. Dieses Erschliessungsprinzip soll verschiedene pädagogische Konzepte ermöglichen. So lassen sich die Handwerksräume über einen Sekundärausgang auch von den Kindergärten aus nutzen, oder die einzelnen Treppenbereiche werden über Schiebewände unterteilt und lassen die Clusterbildung von je zwei Doppel- Klassenzimmern zu. Räumlich entsteht in beiden Szenarien eine qualitätsvolle Verbindung zwischen dem Hallenkörper und der Erschliessung. Da der Bereich nicht der Entfluchtung dient, lässt sich die gesamte Zone vielfältig bespielen und nutzen. Im Untergeschoss sind alle Nebenräume der Dreifachhallen angeordnet.

Freiraumkonzept
Von dem Haupteingang an der Holzlegistrasse gelangt man auf den zentralen Pausenhof. Dieser wird subtil durch weiter Föhrenintarsien ergänzt. Die bestehenden Steinquader und der Brunnen werden als identitätsstiftende Elemente erhalten. Der neue Pausenplatz im Nordwesten nimmt Bezug auf die Gestaltungsidee des zentralen Pausenhofs. Unter einem Dach aus Föhren befinden sich orthogonale Sitz- und Spielelemente. Diese können multifunktional genutzt werden und erscheinen auch in Form von Wasserelementen. Der Aussenraum des Kindergartens wird mithilfe eines Topographiesprunges sowie Heckenkörpern zoniert, um einen gemeinschaftlichen Charakter zu stärken. Unterschiedlich thematisierte Spielbereiche befinden sich auf abwechslungsreichen Belägen. Lockere Baumsetzungen sorgen derweil für Schatten. Die durchgehende Erschliessungsachse im Nordwesten findet in Form einer Tribüne aus Sitzstufen einen gebührenden Abschluss. Von dort aus schliesst sich die sportliche Infrastruktur entlang des Weges an. Auf der östlichen Seite des Areals angelangt, befinden sich grüne Heckenzimmer. Ein Spielzimmer, ein Lesezimmer für kontemplativere Aktivitäten oder Unterrichtseinheiten im Freien, sowie ein Gartenzimmer mit Hochbeeten, Insektenhotels und Vogelnistkästen, bieten Räume für spezifische Nutzungsanforderungen. Weitere Spielbereiche sind im südlichen Bereich des Schulareals Langwiesen platziert. Hier wird der grosszügige Raum mithilfe dezent ausformulierter Geländesprünge in unterschiedlich, offen nutzbare Bereiche unterteilt.

Durch den hohen Grünflächenanteil, die ökologisch wertvollen Blumenwiesen und Vegetationsflächen, den einheimischen Grossbäumen sowie wenig versiegelte Flächen leistet die Umgebung einen positiven Beitrag zu einem guten Gebietsklima.
Niederschlagswasser wird über die Schulter in die Vegetationsfläche entwässert oder aber in untergründige Versickerungsanlagen geführt. Bei Starkregenereignissen fungieren die abgesenkten Spiel- und Aufenthaltsbereiche als Retentionsvolumen.

Auf dem Schulareal Langwiesen entsteht somit eine Vielfalt an Freiräumen für aktive und kontemplative Nutzungen, mit einem Wechsel aus multifunktionalen und bespielten Abschnitten. Ein Angebot an unterschiedlichen Bereichen für Spiel, Aufenthalt und Rückzug geht auf die Bedürfnisse der Nutzer ein.



Beurteilung durch das Preisgericht

Der konzeptionelle Ansatz des Projektes basiert auf der Maxime, den Bestand so geringfügig wie notwendig anzutasten und wo immer möglich die Originalsubstanz zu erhalten. In den Klassentrakten werden – im Sinne der Machbarkeitsstudie – im Erschliessungsbereich Ausweitungen für Gruppenräume vorgeschlagen. Deren Ausgestaltung und Einfügung in den Bestand werden umfassend dargelegt. Die weiteren Eingriffe sind von untergeordneter Bedeutung.

Grosse Aufmerksamkeit wurde dem Umgang mit den Turnhallen geschenkt. Im Sinne der Reversibilität werden die Eingriffe nach dem Prinzip «Haus im Haus» gestaltet. Dadurch bleiben die ehemaligen Turnhallen in ihren Dimensionen Länge und Höhe erkennbar und die bestehende Tageslichtführung bleibt intakt. In den Hallen werden drei, respektive vier atellierartige Maisonetten für die Betreuung, wie Möbel, eingebaut. Im Mitteltrakt bleibt die spezielle Split-Level-Erschliessung der beiden Turnhallen erhalten. Auf dem höheren Niveau, ehemaliger Aussengeräteraum, wird eine attraktive Pausenhalle vorgeschlagen, welche über die bestehende Aussenrampe den Anschluss an den nordwestlichen Neubaukomplex bildet und in einem grosszügig dimensionierten Vorbereich mündet.

Die in den Erläuterungen zum Projekt enthaltene «Perspektivische Darstellung von 1970 mit Erweiterungsbau» steht in einem ganzheitlichen Sinne für den gleichermassen selbstverständlichen wie avantgardistischen Umgang mit dem Ort und die baukulturelle Grundhaltung des Entwurfes. Die Gestaltungsprinzipien der Anlage werden auf allen Ebenen – städtebaulich in Anordnung und Gliederung sowie architektonisch in Typologie und Stil – sorgfältig analysiert, aufgegriffen und weiterentwickelt. Das Ergebnis ist ein klares Bekenntnis zum bestehenden Ensemble und dessen konsequente Erweiterung. Die auf das Notwendige beschränkten baulichen Eingriffe in den Klassentrakten und im Spezialtrakt werden mit Rücksicht auf den konzeptionellen Ursprungsgedanken der Architekten vorgenommen. Die Eingriffe in die Turnhalle erfolgen im Äusseren auf der Grundlage eines guten Verständnisses für das Spannungsverhältnis von geschlossenen und offenen Fassadenflächen. Im Inneren begründen sie sich über die grosszügig erhaltenen Raumfolgen und Raumwirkungen und sind in der weiteren Entwurfsbearbeitung – wie sämtliche Eingriffe in den Bestand – in Konstruktion und Materialisierung sorgfältig zu detaillieren. Die räumliche Transformation des ehemaligen Aussengeräteraumes der Turnhallen zu einer Pausenhalle ist als grosser Mehrwert für die Anbindung des nahegelegenen Neubaus zu würdigen und unterstützt das durchlaufende Gestaltungsprinzip der im kindgerechten Massstab verzahnten Baukörper.

Die Gestaltungsprinzipien des Bestandes werden für den Neubaukomplex aufgegriffen. Es wird eine in der Höhen- und Grundrissentwicklung dreifach gegliederte Gebäudekomposition vorgeschlagen. Dadurch gelingt es den Verfassenden, trotz des grossen Bauvolumens differenziert Bezüge zum bestehenden Turnhallengebäude sowie attraktive Aussenraumbezüge zu schaffen. Besonders zu erwähnen ist die schlüssige Zuordnung der Kindergärten und des vorgelagerten Freiraums als geschützter «Garten für Kinder».

Der Neubaukomplex wird von einem grosszügigen Aussenraum über eine zentrale Erschliessungshalle mit einem anschliessenden räumlich spannungsvollen Korridor erschlossen. Dieses Korridorsystem ist gleichzeitig Zuschauerbereich für die Sporthalle. Durch diese Doppelnutzung entsteht eine äusserst attraktive Sportinfrastruktur ohne zusätzlichen Aufwand. Auch die architektonische Gestaltung des Neubaukomplexes wird von der Typologie der bestehenden Schulanlage abgeleitet und entsprechend zeitgemäss umgesetzt.

Auch im Freiraumkonzept ist eine sehr seriöse Auseinandersetzung mit dem Bestand erkennbar, wichtige Wesenszüge wurden erkannt und wieder aufgenommen. Die Struktur der lateralen Erschliessung mit Querverbindungen zu einer Abfolge von Plätzen in der Mitte, von denen aus die Gebäude erschlossen werden, ist konsequent und richtig weitergezogen worden. So entsteht eine reichhaltige Landschaft mit Platzsequenzen, die sich optimal in die Vor- und Rücksprünge der Gebäude einpassen und die Kohärenz der Anlage erhalten und stärken.

In der Geradlinigkeit der lateralen Erschliessungsachsen erscheint der Vorschlag etwas steif, man vermisst punktuelle Aufweitungen oder Verschiebungen. Auch die konkrete Ausgestaltung der einzelnen Bereiche weist diese Starrheit auf, wie zum Beispiel die schmalen, geometrischen Heckenkörper als Einfassung verschiedener Funktionsbereiche. Insbesondere der Aussenraum des Kindergartens wirkt dadurch sehr fragmentiert. Hier würde man sich eine naturnahere Lösung wünschen, die auch dem Aspekt der Biodiversität besser gerecht werden kann.

Insgesamt zeichnet sich dieser Projektvorschlag durch eine überzeugende, pragmatische denkmalpflegerische Haltung aus. Nebst dem respektvollen Umgang mit den Bestandsbauten werden sowohl die Gebäudekomposition und der architektonische Ausdruck des Neubaukomplexes als auch die Weiterentwicklung der Freiraumtypologie aus der denkmalgeschützten Schulanlage Langwiesen hergeleitet. Damit entsteht – trotz der grossen Zeitdifferenz – eine «Seelenverwandtschaft» der beiden Schulkomplexe, welche sich zu einer schlüssigen Gesamtanlage fügen. Zudem wird das pädagogische und schulorganisatorische Konzept, das dem Wettbewerb zugrunde liegt, schlüssig umgesetzt.
Kindergarten im Neubau

Kindergarten im Neubau

"Haus im Haus"-Betreuung in der ehemaligen Turnhalle

"Haus im Haus"-Betreuung in der ehemaligen Turnhalle

Situation

Situation

Erdgeschoss mit Umgebung

Erdgeschoss mit Umgebung

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

Untergeschoss

Untergeschoss

Ansicht Turnhalle Nord

Ansicht Turnhalle Nord

Ansicht Turnhalle Süd

Ansicht Turnhalle Süd

Schnitt Turnhalle

Schnitt Turnhalle

Ansicht Betreuung Nord

Ansicht Betreuung Nord

Ansicht Betreuung Süd

Ansicht Betreuung Süd

Schnitt Betreuung

Schnitt Betreuung

Ansicht West

Ansicht West

Längsschnitt

Längsschnitt