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5. Rang 6 / 6

Offener Wettbewerb | 06/2022

Sanierung und Erweiterung Schulhaus Langwiesen (CH)

6. Rang / 6. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

Gut & Schoep Architekten GmbH

Architektur

SIMA | BREER GmbH

Landschaftsarchitektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Tragwerksplanung

HSSE-Consulting

Brandschutzplanung

Kopitsis Bauphysik AG

Bauphysik

bonowicz studio

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Projekt «ALMA» liegt ein respektvoller Umgang mit der denkmalgeschützten Schulanlage zugrunde. Wenige kleine Eingriffe sollen eine grosse Wirkung erzielen, was nicht nur dem Baudenkmal geschuldet ist, sondern auch aus ökologischer und ökonomischer Sicht Sinn macht.

Die gesamte Anlage – inklusive Turnhallentrakt – bleibt erhalten. In den Klassentrakten werden – im Sinne der Machbarkeitsstudie – «Rucksäcke» für Gruppenräume vorgeschlagen. Deren architektonische Ausgestaltung und die Positionierung im Grundriss sind dargelegt. Sie haben einen qualitätsvollen Bezug zur Architektur des Bestandes. Die weiteren Eingriffe sind von untergeordneter Bedeutung.

Der Turnhallentrakt bleibt in seiner äusseren Erscheinung weitestgehend erhalten. Die Nutzung für die Tagesbetreuung ist schlüssig in der Gesamtanlage positioniert. Der heutige Aussenraum des Schulhofes als zentrales Element der Schulanlage bleibt umfassend erlebbar. Der leichte und flexible Einbau in Holz weist auf einen «Infill» in die bestehende Turnhalle hin. Leider bleiben von der ehemaligen Dimension der Turnhalle nur noch Fragmente erkennbar. Ebenso geht durch den ebenerdigen Durchgang die Besonderheit des Split-Levels, des halbgeschossigen Versatzes der beiden Turnhallen, verloren. Zur Anbindung des neuen Kindergarten- und Handarbeitstraktes ist diese Massnahme grundsätzlich verständlich. Allerdings führt diese Verbindungshalle auf der Nordostseite in einen unverständlich bescheidenen Vorbereich, an dem sich weder Zugangsbereiche zu den Funktionen im neuen Gebäudekomplex befinden noch eine freiräumlich angemessene Geste wie der Vorbereich auf der Südwestseite erkennbar ist.
Die Schulanlage bleibt in ihrer Gesamtheit bestehen und wird weiterhin konsequent aus dem Zentrum heraus erschlossen. Der in der Höhe eingepasste Neubau steht in respektvollem Abstand zu den Bestandsgebäuden, aber nahe genug, um mit dem Ensemble in einen spannungsvollen Dialog treten zu können. Über die unterirdische Anbindung können räumliche Synergien unter weitgehender Wahrung des Bestandes gebildet werden. Zu würdigen ist ebenso der Versuch, über den Erhalt der Turnhallen mit Freilegung eines ebenerdigen Durchganges eine Wegverbindung und Erweiterung der räumlichen Abfolge in Richtung des Neubaus zu erzielen. Die innere Struktur der Turnhallen in den Erdgeschossen und deren räumliche Wirkung werden dabei allerdings weitgehend aufgelöst. Im Bereich der Klassentrakte und des Spezialtrakts äussert sich ein sorgfältiger Umgang mit der bestehenden Bausubstanz, die vorhandenen Qualitäten der Anlage werden erhalten und weitergeführt. Einzig die als «Risalite» inszenierten Gruppenräume stören den Rhythmus der Baukörper, sind in ihrer Tiefe typologisch nicht überzeugend und stehen im Kontrast zu den ansonsten nur leicht gestaffelten Abwicklungen.

Der Neubautrakt weist ein gut organisiertes und flexibel nutzbares Schulgeschoss mit Kindergarten und Handwerken auf. Die Atmosphäre ist offen und lichtdurchflutet. Demgegenüber vermag die Sporthalle nicht zu überzeugen. Die grosszügige Treppenanlage mündet im 1. Untergeschoss in einem räumlich uninspirierten Gangsystem. Irgendwelche Aufenthaltsqualitäten, zum Beispiel für Zuschauerinnen und Zuschauer bei Sportanlässen oder Schulveranstaltungen mit 500 Personen, sind nicht auszumachen. Eine Nähe zu Infrastruktur für Verpflegung (z.B. in Kombination mit Betreuung) gibt es nicht. Dadurch wird der Gebrauchswert zu stark auf den reinen Sportbetrieb reduziert.

Die Erschliessung und Platzsituation um den Turnhallenneubau wird mit diversen Treppenelementen und Vegetationsintarsien verstellt und wirkt unübersichtlich und beengt. Dass die Turnhalle nur über eine überdimensionierte Treppe im Untergeschoss erschlossen werden kann, stellt eine verpasste Chance dar, den Aussenraum über einen direkten Bezug zu den Erdgeschossnutzungen zu aktivieren. Der hohe Befestigungsgrad um den Hartplatz ist fragwürdig. Der Baumbestand kann global erhalten werden und wird stimmungsvoll ergänzt. Weder die tiefgreifende Umgestaltung des Aussenraums entlang der Parzellengrenzen noch die Aussenraumzuordnung um den Neubau vermögen zu überzeugen.

Insgesamt weist das Projekt einen feinfühligen Umgang mit der bestehenden Schulanlage im denkmalpflegerischen Sinne auf. Die Auslagerung von Kindergarten und Handwerk in den Neubau ist ein guter Entscheid zur räumlichen Entspannung im Bestand. Demgegenüber weist der Umgang mit dem Freiraum, der ebenfalls Teil des Schutzumfanges ist, nicht dieselbe Qualität auf. Die Neuinterpretation des Saums mit einer organischen Formensprache des Erschliessungssystems und der kleinteiligen Fragmentierung der Flächen ist im Kontext der inventarisierten modernistischen Anlage sehr fremd und unverständlich.
5. Rang 6 / 6