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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022

Neubau Gesamtschule Nord+ in Kassel

Außenperspektive

Außenperspektive

Teilnahme

Nattler Architekten

Architektur

atelier stadt & haus - Gesellschaft für Stadt- und Bauleitplanung mbH

Stadtplanung / Städtebau

WKM Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

... weitere Mitarbeiter*innen
  • Nattler Architekten: Malina Wehner, Cristina Cuzmenco 
  • atelier stadt & haus, Gesellschaft für Stadt- und Bauleitplanung: Paul Marx
  • WKM Landschaftsarchitekten GmbH: Ionna Kokkona

Die Grundidee
In Fortführung der polygonalen Formensprache der Schulgebäude entstehen nördlich auf dem Ideenteil vier offene Wohnhöfe, die sich aus je zwei oder drei Gebäuderiegeln zusammensetzen und Platz für rund 219 Wohnungen bieten. Diese vier Teilquartiere im Wohngebiet umschließen windmühlenartig einen zentralen Quartiersplatz. Neben geschützten, begrünten Innenhöfen bilden die Raumkanten Wegebeziehungen und eine zentrale Platzsituation, die Richtung Süden an den Campus anschließt. Der Quartiersplatz versteht sich dabei als Bestandteil einer Abfolge von Plätzen und Aufenthaltszonen, die sich aneinander gereiht über die Schulhofflächen hinweg mit der Ahne und dem Nordstadtpark verknüpfen. In Querrichtung dazu erfolgt die Einbettung im Landschaftsraum vom Wäldchen im Osten bis zum begleitenden Grünsaum der Ahne im Westen. Die Wertschätzung vorhandener Grünräume soll erkennbar und erlebbar gemacht werden. Die Aktivierung ihres Potentials sowie deren Verknüpfung ergibt zusätzliche Qualitäten eines „next level“.
Gleichzeitig wird die Minimierung versiegelter Flächen angestrebt, der Fußabdruck der aufstehenden Bebauung durch begrünte Dächer ausgeglichen.

Landschaft und Topographie
Gewachsene Wald- und Grünstrukturen prägen zusammen mit der Ahne die Umgebung des Wohnquartiers. Durch die durchlässige Bauweise der vier Wohnhöfe kann die Landschaft in das Gebiet hineinwachsen, sodass ein Wohnen im Grünen mit hohen Freiraumqualitäten ermöglicht wird. Der Waldspielplatz im Nordosten versteht sich als Teil der Landschaft. Er dient als Erholungs- und Erlebnisraum, der durch Fußwege aus dem Wohngebiet heraus zu erreichen ist. Durch das in nordöstliche Richtung ansteigende Gelände liegt der Waldspielplatz in exponierter Lage.

Städtebauliches Konzept, Leitidee
Ziel ist die Verwebung mit der Landschaft. Eingebettet in die vorhandene Grünstruktur werden neue Verbindungen geknüpft. Durch die intensive Vernetzung wird eine höhere Qualitätsstufe erreicht mit zusätzlichem Benefit für alle.
Damit die Verknüpfung umfassend gelingt, ist der Schulcampus als Pavillon Schule organisiert. Drei Jahrgangshäuser, Fachcluster mit Bibliothek sowie zentrales Forum und Verwaltung bil-den jeweils eigenständige Gebäude, die in einer lockeren Anordnung den Schulhof umstellen. Öffnung anstelle introvertierten Rückzugs, Durchlässigkeit statt Sperrwirkung eines großen zusammenhängenden Bauvolumens schaffen eine sympathisch freundliche und offene Atmosphäre. Die Torwirkung zwischen Bibliotheks- und Forumsgebäude formuliert die Adresse der neuen Gesamtschule. Es entstehen Orte der Gemeinschaft für die Schüler bei gleichzeitig guter Orientierung durch Clusterbildung sowie Identifikation mit überschaubaren Einheiten.

Innere und äußere Erschließung, räumliche Organisation
Das Konzept aus mehreren freistehenden Gebäudekörpern kommt ohne flächenintensive Magistralen aus. Die einzelnen Cluster sind flächeneffizient gehalten und haben wegen ihrer Kompaktheit nicht nur weniger klassische Verkehrsflächen sondern u.a. auch den Vorteil geringerer Anforderungen an den Brandschutz.
Die einzelnen Schulgebäude beinhalten gestapelt auf bis zu drei Ebenen Cluster mit viel Transparenz und Durchsicht. Das ermöglicht ein flexibles Lernen mit ruhigen Rückzugsbereichen im Cluster. Um die gemeinsame Mitte befindet sich in zentraler Anordnung die von allen Schülern einer Jahrgangsstufe genutzte Infrastruktur. Vielfache Blickbeziehungen, natürliches Tageslicht und individuell abteilbare Zonen kennzeichnen den offenen Lernbereich.  Die in-ternen Verkehrsflächen sind optimiert. Ein separates Treppenhaus an der Außenfassade stellt die leistungsfähige Erschließung aller Geschossebenen sicher, ohne den Schulbetrieb innerhalb der Cluster zu stören, umlaufende äußere Galerien mit Freitreppen bilden den zweiten baulichen Rettungsweg. Barrierefreiheit zeigt sich in jeder Beziehung: Sanitäre Anlagen, Türen, Treppen in kontrastreichen Materialien und ein Leitsystem mit farblich differenzierten Ebenen.

Nachhaltigkeit zum Begreifen und Verstehen
Der Fußabdruck der von Gebäuden besetzten Flächen wird auf den Grün-Dächern wieder zur Verfügung gestellt mit energieautarken Photovoltaik Anlagen als konstruktiver Sonnenschutz.  Die Konstruktion ist ein Hybrid-Holz/Beton-Tragwerk mit Lehmbauteilen in Boden und Wänden, wobei das Haupttragsystem aus Unterzügen und Stützen zum flexiblen Ausbau besteht, also „gesunde“ kreislauffähige Materialien insbesondere im Innenausbau.
Die Decken werden im gesamten Gebäude mit Balkenlage mit ausreichender Spannweite und einer darauf liegenden Brettsperrholzplatte ausgebildet. In allen Gebäuden kommen Lehmböden zum Einsatz. Die Klassenzimmer erhalten einen Fußboden mit Oberbelag und Stampflehmboden als Unterkonstruktion mit Fußbodenheizung, respektive Kühlung.

Grünverbindungen
Die Formensprache erlaubt das Einwachsen der angrenzenden Grünräume in die vorgeschlagene Wohnsiedlung. So werden die das Plangebiet von drei Seiten umschließenden Wald- und Grünstrukturen in den Entwicklungsraum fortgeführt und miteinander verwoben. Es entsteht eine natürliche Beziehung zu Landschaft und Bebauung. Neben der Freizeit- und Erholungsnutzung wird das Grün damit auch seiner klimatischen Ausgleichsfunktion gerecht. In Fortführung des Nordparks verbindet eine durchgängige Grünachse das Campusareal mit dem Wohnquartier. Die Wiese des Pocketparks, zwischen Campus und Wohngebiet, kann als Retentionsfläche genutzt werden (Stichwort: Schwammstadt). Das Gesamtkonzept folgt damit dem Leitbild der doppelten Innenentwicklung: Im Vordergrund steht die Vernetzung der Neubebauung mit den Grünflächen, die vielfältige ökologische und soziale Funktionen vorweisen. Die Umnutzung des vorhandenen Gewerbeareals erfolgt so im doppelten Sinne als Wohn- und Bildungslandschaft.

Grüne Freibereiche
Die öffentlichen Grünflächen befinden sich – mit Ausnahme des Waldspielplatzes im Nordosten – im Bereich des zentralen Platzes zwischen den vier Teilquartieren der Wohnbebauung. Die Grünbereiche in den Randzonen des Wohngebiets werden aufgrund ihrer Lage eher weniger frequentiert und haben den Charakter halböffentlicher Grünflächen. In den vier Wohnblöcken entstehen begrünte Innenhöfe, die durch ihre geschützte Lage als private Grünflächen für die BewohnerInnen dienen.

Blickachsen
In der Öffnung des Schul-Campus zum Wohngebiet entsteht eine großzügige Blickachse, sodass Wege, Plätze und Struktur des Gebiets in einem Blick erfasst werden können. Auch von der Fiedlerstraße aus ergeben sich durch die Clusterung der Baukörper Blickbeziehungen ins Zentrum des Quartiers. Insgesamt entsteht ein dynamisches Raumkonzept, dass sich zur Landschaft und zur südlichen Parkzone öffnet und neue Verbindungen schafft.

Landschafts- und Freiraumkonzept
Das Projektgebiet ist von drei Seiten in Landschaft eingebettet. Im Süden liegt der Nordstadtpark, der mit großzügigen Rasenflächen und Baumgruppen gestaltet ist. Durch den Nordstadtpark verläuft die Ahne, die mit ihrem Grünraum die westliche Seite des Baufeldes begrenzt. Östlich grenzt mit starker Topografie ein Mischwald an, der mit seinen ausgewachsenen Bäumen einen Puffer zur Bestandsbebauung bildet.        
KONZEPT: Ziel des freiraumplanerischen Konzepts ist es, die unterschiedlichen Freiräume zu vergrößern. Die Landschaft wird auf den Campus und in der Wohnbebauung fortgeführt und mit heimischen Bäumen ergänzt. Die natürliche Landschaft scheint westlich und östlich zwischen die Bebauung zu fließen. Der Nordstadtpark wird nach Norden verlängert und durch den Campus in die Wohnbebauung geführt. Hier kommen ausschließlich nicht heimische Parkbäume zum Einsatz. Sie ergänzen die heimischen Bäume durch ihren Habitus, ihre besondere Blütenvielfalt oder ihr Herbstlaub. Die Bäume haben einen besonders lockeren Wuchs und lassen viel Licht in die Bebauung. Für beide Bepflanzungskonzepte kommen ausschließlich hitze- und trockenheitstolerante Bäume zu Einsatz, die dem Klimawandel gewachsen sind.           
CAMPUS: Der Eingang des Campus und der Nordpark gehen ineinander über. Sie bilden einen großzügigen, repräsentativen Freiraum mit Sitzstufen zur Ahne. Von hier öffnet sich ein Platz, um den alle Gebäude angeordnet sind. Sie alle haben eine Blickachse in den Park. Platz und Park verbinden sich zu einer Einheit. Die Rasenflächen des Parks wiederholen sich als Hochbeete mit Sitzmauern, Baumgruppen spenden Schatten auf dem urbanen Platz.      
PP+ PRISMEN IM PARK: Den Übergang zwischen Campus und Wohngebiet bildet ein Pocketpark, der in einen Quartiersplatz übergeht. Er bildet den Mittelpunkt der „Bebauung“ und verbindet alle Wegeflächen. Die Wiese des Pocketparks kann als Retentionsraum genutzt werden kann.        
DACHBEGRÜNUNG: Die Dächer des Campus werden mit heimischen Pflanzen intensiv begrünt. Es entstehen Biodiversitätsdächer, die durch den Einbau von temporären Wasserflächen, Kies-, Sand- und Lehmlinsen, sowie Totholzeinbauten neue Lebensräume schaffen. Insekten und Vögel finden hier Win-terquartiere und Brutmöglichkeiten.             
FORTFÜHUNG WALD AUF DACH + SCHULGARTEN: Das Wäldchen wird „verlängert“ und fließt über die Dachfläche der Mensa, die sich in den Hang schiebt. Intensiv begrünt entsteht in herausgehobener Stellung der Schulgarten auf der Dachfläche.                
KLIMA: Das freiraumplanerische Konzept erhält und vergrößert die bestehenden Grünflächen und ist somit ein wichtiger Trittstein im Biotopverbund der Stadt Kassel.       
Die artenreiche Pflanzung bietet größtmögliche Biodiversität und ist so gut auf den Klimawandel vorbereitet. Durch die großflächige Entsiegelung und Verschattung kann der städtischen Überhitzung entgegengewirkt werden. Die erweiterten Grünräume bilden Frisch- und Kaltluftschneisen im städtischen Grünsystem und tragen zur Verbesserung des Stadtklimas bei.           
WASSERMANAGEMENT: Dem Konzept der Schwammstadt folgend, wird das auf dem gesamten Grundstück anfallende Regenwasser ortsnah versickert. Rasenflächen werden als Mulden genutzt. In gepflasterten Flächen kommen Baumrigolen zum Einsatz, um den Bäumen das Niederschlagswasser zur Verfügung zu stellen. 

Text: Nattler Architekten, WKM Landschaftsarchitekten GmbH, atelier stadt & haus – Gesellschaft für Stadt- und Bauleitplanung

Mensa

Mensa

Lerncluster

Lerncluster

Perspektive Quartiersplatz

Perspektive Quartiersplatz

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan mit Grundriss

Lageplan mit Grundriss

Grundriss EG (M200)

Grundriss EG (M200)

Grundriss 1. OG (M200)

Grundriss 1. OG (M200)

Grubndriss 2. OG (M200)

Grubndriss 2. OG (M200)

Ansicht Fiedlerstraße

Ansicht Fiedlerstraße

Ansicht Grundschule

Ansicht Grundschule

Ansicht Haupteingang

Ansicht Haupteingang

Ansicht Mensa

Ansicht Mensa

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Ansicht Ideenteil

Ansicht Ideenteil

Ansicht Schnitt (Ideenteil)

Ansicht Schnitt (Ideenteil)

Schnitt Jahrgangshaus

Schnitt Jahrgangshaus

Ansicht Bibliothek, Schnitt Mensa

Ansicht Bibliothek, Schnitt Mensa