Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022
Neubau Gesamtschule Nord+ in Kassel
©Alexander Schmitz I Nattler Architekten
Außenperspektive
Teilnahme
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
atelier stadt & haus - Gesellschaft für Stadt- und Bauleitplanung mbH
Stadtplanung / Städtebau
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Verfasser:
Erläuterungstext
- Nattler Architekten: Malina Wehner, Cristina Cuzmenco
- atelier stadt & haus, Gesellschaft für Stadt- und Bauleitplanung: Paul Marx
- WKM Landschaftsarchitekten GmbH: Ionna Kokkona
In Fortführung der polygonalen Formensprache der Schulgebäude entstehen nördlich auf dem Ideenteil vier offene Wohnhöfe, die sich aus je zwei oder drei Gebäuderiegeln zusammensetzen und Platz für rund 219 Wohnungen bieten. Diese vier Teilquartiere im Wohngebiet umschließen windmühlenartig einen zentralen Quartiersplatz. Neben geschützten, begrünten Innenhöfen bilden die Raumkanten Wegebeziehungen und eine zentrale Platzsituation, die Richtung Süden an den Campus anschließt. Der Quartiersplatz versteht sich dabei als Bestandteil einer Abfolge von Plätzen und Aufenthaltszonen, die sich aneinander gereiht über die Schulhofflächen hinweg mit der Ahne und dem Nordstadtpark verknüpfen. In Querrichtung dazu erfolgt die Einbettung im Landschaftsraum vom Wäldchen im Osten bis zum begleitenden Grünsaum der Ahne im Westen. Die Wertschätzung vorhandener Grünräume soll erkennbar und erlebbar gemacht werden. Die Aktivierung ihres Potentials sowie deren Verknüpfung ergibt zusätzliche Qualitäten eines „next level“.
Das Konzept aus mehreren freistehenden Gebäudekörpern kommt ohne flächenintensive Magistralen aus. Die einzelnen Cluster sind flächeneffizient gehalten und haben wegen ihrer Kompaktheit nicht nur weniger klassische Verkehrsflächen sondern u.a. auch den Vorteil geringerer Anforderungen an den Brandschutz.
Der Fußabdruck der von Gebäuden besetzten Flächen wird auf den Grün-Dächern wieder zur Verfügung gestellt mit energieautarken Photovoltaik Anlagen als konstruktiver Sonnenschutz. Die Konstruktion ist ein Hybrid-Holz/Beton-Tragwerk mit Lehmbauteilen in Boden und Wänden, wobei das Haupttragsystem aus Unterzügen und Stützen zum flexiblen Ausbau besteht, also „gesunde“ kreislauffähige Materialien insbesondere im Innenausbau.
Die Decken werden im gesamten Gebäude mit Balkenlage mit ausreichender Spannweite und einer darauf liegenden Brettsperrholzplatte ausgebildet. In allen Gebäuden kommen Lehmböden zum Einsatz. Die Klassenzimmer erhalten einen Fußboden mit Oberbelag und Stampflehmboden als Unterkonstruktion mit Fußbodenheizung, respektive Kühlung.
Das Projektgebiet ist von drei Seiten in Landschaft eingebettet. Im Süden liegt der Nordstadtpark, der mit großzügigen Rasenflächen und Baumgruppen gestaltet ist. Durch den Nordstadtpark verläuft die Ahne, die mit ihrem Grünraum die westliche Seite des Baufeldes begrenzt. Östlich grenzt mit starker Topografie ein Mischwald an, der mit seinen ausgewachsenen Bäumen einen Puffer zur Bestandsbebauung bildet.
KONZEPT: Ziel des freiraumplanerischen Konzepts ist es, die unterschiedlichen Freiräume zu vergrößern. Die Landschaft wird auf den Campus und in der Wohnbebauung fortgeführt und mit heimischen Bäumen ergänzt. Die natürliche Landschaft scheint westlich und östlich zwischen die Bebauung zu fließen. Der Nordstadtpark wird nach Norden verlängert und durch den Campus in die Wohnbebauung geführt. Hier kommen ausschließlich nicht heimische Parkbäume zum Einsatz. Sie ergänzen die heimischen Bäume durch ihren Habitus, ihre besondere Blütenvielfalt oder ihr Herbstlaub. Die Bäume haben einen besonders lockeren Wuchs und lassen viel Licht in die Bebauung. Für beide Bepflanzungskonzepte kommen ausschließlich hitze- und trockenheitstolerante Bäume zu Einsatz, die dem Klimawandel gewachsen sind.
CAMPUS: Der Eingang des Campus und der Nordpark gehen ineinander über. Sie bilden einen großzügigen, repräsentativen Freiraum mit Sitzstufen zur Ahne. Von hier öffnet sich ein Platz, um den alle Gebäude angeordnet sind. Sie alle haben eine Blickachse in den Park. Platz und Park verbinden sich zu einer Einheit. Die Rasenflächen des Parks wiederholen sich als Hochbeete mit Sitzmauern, Baumgruppen spenden Schatten auf dem urbanen Platz.
PP+ PRISMEN IM PARK: Den Übergang zwischen Campus und Wohngebiet bildet ein Pocketpark, der in einen Quartiersplatz übergeht. Er bildet den Mittelpunkt der „Bebauung“ und verbindet alle Wegeflächen. Die Wiese des Pocketparks kann als Retentionsraum genutzt werden kann.
DACHBEGRÜNUNG: Die Dächer des Campus werden mit heimischen Pflanzen intensiv begrünt. Es entstehen Biodiversitätsdächer, die durch den Einbau von temporären Wasserflächen, Kies-, Sand- und Lehmlinsen, sowie Totholzeinbauten neue Lebensräume schaffen. Insekten und Vögel finden hier Win-terquartiere und Brutmöglichkeiten.
FORTFÜHUNG WALD AUF DACH + SCHULGARTEN: Das Wäldchen wird „verlängert“ und fließt über die Dachfläche der Mensa, die sich in den Hang schiebt. Intensiv begrünt entsteht in herausgehobener Stellung der Schulgarten auf der Dachfläche.
KLIMA: Das freiraumplanerische Konzept erhält und vergrößert die bestehenden Grünflächen und ist somit ein wichtiger Trittstein im Biotopverbund der Stadt Kassel.
Die artenreiche Pflanzung bietet größtmögliche Biodiversität und ist so gut auf den Klimawandel vorbereitet. Durch die großflächige Entsiegelung und Verschattung kann der städtischen Überhitzung entgegengewirkt werden. Die erweiterten Grünräume bilden Frisch- und Kaltluftschneisen im städtischen Grünsystem und tragen zur Verbesserung des Stadtklimas bei.
WASSERMANAGEMENT: Dem Konzept der Schwammstadt folgend, wird das auf dem gesamten Grundstück anfallende Regenwasser ortsnah versickert. Rasenflächen werden als Mulden genutzt. In gepflasterten Flächen kommen Baumrigolen zum Einsatz, um den Bäumen das Niederschlagswasser zur Verfügung zu stellen.
©Alexander Schmitz I Nattler Architekten
Mensa
©Hiroshi I Nattler Architekten
Lerncluster
©Hiroshi I Nattler Architekten
Perspektive Quartiersplatz
©Hiroshi I Nattler Architekten
Vogelperspektive
©Nattler Architekten
Schwarzplan
©Nattler Architekten
Lageplan mit Grundriss
©Nattler Architekten
Grundriss EG (M200)
©Nattler Architekten
Grundriss 1. OG (M200)
©Nattler Architekten
Grubndriss 2. OG (M200)
©Nattler Architekten
Ansicht Fiedlerstraße
©Nattler Architekten
Ansicht Grundschule
©Nattler Architekten
Ansicht Haupteingang
©Nattler Architekten
Ansicht Mensa
©Nattler Architekten
Fassadenschnitt
©Nattler Architekten
Ansicht Ideenteil
©Nattler Architekten
Ansicht Schnitt (Ideenteil)
©Nattler Architekten
Schnitt Jahrgangshaus
©Nattler Architekten
Ansicht Bibliothek, Schnitt Mensa