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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2022

LWL-Förderschulen Bielefeld - Ersatzneubauten Albatros-Schule und Opticus-Schule in Bielefeld Senne

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:1000

3. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

v-architekten GmbH

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

In der von Wäldern durchzogenen Heidelandschaft der Senne liegt der neue Schulcampus auf einer Lichtung - in Analogie zu den „Westfalenhöfen“ als orthogonale Struktur angelegt. Als Grundstruktur für die weitere Entwicklung beinhaltet unser Entwurf einen zentralen grünen Campusplatz im Landschaftsraum, der gemeinsame Freiraumfunktionen aufnimmt und über eine ortstypische, leicht geschwungene Baumallee erschlossen wird.

Die Gebäude der Schulen gliedern sich um diesen Freiraum. Die Neubauten der Albatros- und Opticus-Schule werden als 2-geschossige Holzbauten geplant. Verbindendes Element ist ein Eingangshof mit gemeinsamem Forum, der die Ablesbarkeit und die eigenen Eingänge der Schulen gewährleistet. Außerhalb, zum Landschaftsraum hin orientiert, entwickeln sich die sensibleren Garten- und Pausenbereiche der einzelnen Schulen. Innenhöfe gliedern die Gebäude in Cluster, so dass sich ablesbare und maßstäbliche Lerneinheiten ergeben. Jeder Cluster erhält einen wettergeschützten Lichthof, der die kommunikativen Mitten und Spielbereiche belichtet und belüftet. Einzelne Freitreppen ermöglichen den Zugang in die Schulgärten.

Die Konzeption des zentralen grünen Campushains ermöglicht sowohl die Integration der bestehenden Westkampschule, als auch die zukünftige Fortentwicklung mit einem im Süden platzierten weiteren Ersatzbau.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit großer Selbstverständlichkeit und einer gewissen Leichtigkeit wird das Raumprogramm der beiden neuen Schulen einschließlich der ergänzenden Nutzungen in die Sennelandschaft eingefügt. Die nur zweigeschossigen Gebäude bleiben angenehm unaufgeregt und sind maßgeblich richtig gesetzt. Mittels einer einzigen großen Geste gelingt das 'Einfiltern' in die Gebäude. 

Die Zufahrt von der Straße, die direkt zum Gebäude leitet, begleitet durch die Stellplätze als baulicher Auftakt das Beratungs- und Verwaltungshaus, sodann folgt die Führung der verschiedenen Verkehre (Fußgänger und SchülerSpezialverkehr) und schließlich Campus Platz sowie Vorplatz. Die exakte technische Abwicklung von Vorfahrt und Haltebuchten bedürfte allerdings einer Überarbeitung. Die serielle Anordnung gleicher oder ähnlicher Clustergruppen bringt eine große Ruhe in die Gebäudestruktur. Dass dabei einige Raumzuordnungen wenig plausibel sind, wird diskutiert und müsste geändert werden. Die grundsätzliche Taktung von Cluster zu Innenhof verspricht hohe räumliche Qualität. Die denkbare Störung durch die sich relativ nah gegenüberliegenden Klassen wird kontrovers diskutiert. Die Ausformulierung und Qualität der Lichthöfe bleiben ungewiss. Grosso modo wird dem Entwurf eine überzeugende Umsetzung der pädagogisch-räumlichen Anforderungen bescheinigt. Gleiches gilt für die Ausformulierung der architektonischen Details, auch wenn etliches im Ungewissen bleibt. Die Fassade, die sich mit vorbewitterten Weißtannen-Holzlamellen angenehm zurücknimmt, erscheint angemessen für den Ort. 

Freianlagen 
Der Arbeit gelingt es gut, das Gebäudeensemble in den Landschaftsraum zu integrieren. Eine Baumallee führt auf den Schulcampus, der durch einen großzügigen Baumhain geprägt wird. Dies trägt zu einer guten Orientierung und Adressbildung bei. Der Campushain kann gut für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden. Er wird ergänzt durch einen Wasserspielplatz, wodurch die Aufenthaltsqualität gestärkt wird - gleichwohl stellt sich die Frage, ob der vorgeschlagene Standort der richtige Ort ist. Die Anordnung der Schülerspezialverkehr-Stellplätze in Längsrichtung wird aus praktischer Erfahrung negativ beurteilt, da so die Anforderungen an den Bring- und Holverkehr nicht funktionsgerecht erfüllt werden können. 

Die vielgestaltigen Schulhöfe der Albatros- und Opticus Schule sind geschickt in den Landschaftsraum eingebettet. Durch den geschwungenen Weg sind die beiden Schulhöfe miteinander vernetzt. Leider sind diese etwas zu klein geraten. Die Freiraumgestaltung trägt wesentlich zu einem nachvollziehbaren Gesamtkonzept bei. 

Nachhaltigkeit 
Die Umsetzung des Entwurfs als Holzkonstruktion, wird vor dem Hintergrund eines nachhaltigen, wartungsarmen Gebäudes entwickelt. Dabei steht eine robuste Struktur, die cradle-to-cradle-Prinzipien berücksichtigt und demnach reversible Bauteilaufbauten anstrebt, im Vordergrund. Beton wird da eingesetzt, wo (Speicher-) Masse nötig ist, jedoch auf ein Minimum reduziert (z.B. Bodenplatte aus Recycling-Beton). Durch die kompakte Gliederung der Gebäude, die hochdämmende Holzfassade aus Weißtanne und die vorgefertigte Holzstruktur wird eine wartungsarme Konstruktion angestrebt. Die Tageslichtausbeute über die äußere Fassade und die integrierten Innenhöfe lässt einen guten visuellen Komfort vermuten, Sichtbezüge in den Grün- und Außenraum ergänzen diesen positiven Effekt. Die Lüftung über eine mechanische Lüftungsanlage sorgt für ein stabiles Raumklima, eine natürliche Lüftung würde zur Reduzierung des Energieaufwandes beitragen. Aussagen zur natürlichen Lüftung fehlen, im Detailschnitt werden jedoch Öffnungsflügel in der Fassade gezeigt. Durch Wärmerückgewinnung wird der Heizwärmebedarf reduziert. Eine Flächenheizung im Fußboden sorgt sowohl für die Versorgung mit Heizwärme als auch in Bedarfszeiten für Kühlung. 

Insgesamt wird ein reduziertes ('low-tech‘) Gebäudetechnikkonzept verfolgt, das mittels regenerativ-versorgter energieeffizienter gebäudetechnische Systeme (Lüftung mit Wärmerückgewinnung, Kraft-Wärme-Kälte Kopplung mit Absorptionskältemaschine zur Kühlung) ein gutes Raumklima bereitstellt. Dazu ergänzend wirken die Holzoberflächen der wartungsarmen, dauerhaften und vorgefertigten Holzkomponenten, wobei Tragstruktur und Konstruktion plangrafisch nur schematisch angedeutet wurden und somit nicht nachvollziehbar sind. 

Dies alles zusammengenommen, handelt es sich um einen wichtigen Beitrag, der vielleicht am meisten durch die Vernetzung von Senne-/Landschaftsraum und Innenleben der Bildungsstätten profitiert.
Skizze Perspektive

Skizze Perspektive

Skizze Perspektive

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