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Nichtoffener Realisierungswettbewerb in zwei Phasen | 09/2022

Neubau Technisches Verwaltungsgebäude Düsseldorf

Perspektive IHZ Park

Perspektive IHZ Park

2. Preis

Preisgeld: 105.000 EUR

Telluride Architektur

Architektur

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

KREBS+KIEFER Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

WINTER Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

IFB Sorge

Bauphysik

BFT Cognos

Brandschutzplanung

Thim Kirchner Fassadentechnik

Fassadenplanung

Erläuterungstext

Der Entwurf löst die große Baumasse in vier Körper auf, die sich in unterschiedlicher Höhe um ein gemeinsames Bürgerforum legen und den Neubau so behutsam in die Höhe extrudieren. Das kommunikative Herz des Hauses, das sich gleichermaßen für Bürger und Mitarbeiter öffnet, erhält einen direkten Bezug zum Park und den neuen Bürgerterrasse am Wasser. Durch die Auflösung in vier Bauteile mit unterschiedlichen Höhen ergeben sich Terrassen, die den knapp 3.000 Mitarbeitern durch Außengastronomie, Sportangebote, Urban-Gardening und einer Rooftopbar besondere Angebote und einen zukunftsfähigen Arbeitsplatz bieten

Verfasser:
Michael König
Norbert Schachtner

Mitarbeiter:
Lea Reinschmidt
Timo Margaritidis
Milan Kapetanovic
Sung-Kyu Oh
Yuil Chang
Tobias Kremp
Marco Bornemann
Linus Schulte

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schlägt eine urbane Familie mit vier unterschiedlich hohen Blöcken vor, die sich mit abfallender Höhe nach Süden um einen Innenhof „drehen“. Das Preisgericht würdigt diese Interpretation der Hof-Typologie als gelungene Lösung, mit der sowohl eine städtebauliche Integration möglich wird als auch Geschossebenen angeboten werden können, auf denen Bürolandschaften organisiert werden können. Man wählt hier keine solitäre Hochhausdominante, sondern mit der Blockgruppe auf einem Quartiersgrundriss eine adäquate Antwort auf die urbane Dichte des Bahnhofsviertels. Kritisch wird allerdings vom Preisgericht die hohe und geschlossene Massivität zur Moskauer Straße bewertet. Hier müssten mindestens die Erdgeschosszonen nachgearbeitet werden. Die hohen, nicht zur aktiven Energiegewinnung geeigneten Fassaden können z.B. künstlerisch gestaltet werden und damit ein Signal in die Bahnhofsstadt aussenden.

Der 4-geschossige Sockel verschmilzt mit den windmühlenartig aufgesetzten Blöcken in den Außenkanten als einheitliche Fassaden zu den verschiedenen Seiten. Mit den jeweils von der Moskauer Straße und der Parkseite an den Ecken angebrachten Eingangszonen adressiert sich das Gebäude zur Stadt und zum Park und schafft gleichzeitig eine gut gestaltete, innere Zone für Transit, Orientierung und Aufenthalt. Die das Foyer bestimmende schräg eingelegte Treppenanlage ist eine funktionale, wie gestalterische Antwort, die fraglich für ein Rathausgebäude scheint.

Das viergeschossige Atrium, dessen Mittelpunkt die Sitztreppe ist, leitet auf unterschiedlichen Niveaus zu den vier Treppenhauskernen über. Diese Zone verbindet so die aufsteigenden Blöcke miteinander, die ihrerseits innerhalb verschiedener Nutzungszonen, wie Café, Druckerei und Konferenzsaal, sowie Infobereich liegen und hierüber auch direkte Bezüge zu den darüber liegenden Regelgeschossen haben. Diese funktionale Verflechtung ist ein wichtiger Aspekt, ein 4-Turmgebilde zu einer einheitlichen, räumlichen Verwaltungslandschaft zu verweben. Das Foyer öffnet sich in voller Breite zum Park und schafft mit der vorgelagerten Bürgerterrasse einen gelungenen Übergang von innen nach außen, ebenso wie die offene 2-Geschossigkeit.
Anlieferung und Erschließung sind gut gelöst. Die Entfluchtung der Tiefgarage in den Park erfordert eine Durcharbeitung, die Park und Baumbestand nicht gefährden. Die Fugen zur Nachbarschaft funktionieren als selbstverständliche Räume. Die horizontalen „Stadtfenster“ werden sinnfällig zu nutzbaren Einschnitten und Überleitungen auf die Themendächer. Sie schaffen, neben weiteren Verbindungen der Türme, Zonen für Erholung, Meeting und Aufenthalt und erreichen damit eine echte Nutzungslandschaft unterschiedlicher Möglichkeiten auf den Dächern und ihren benachbarten Geschoßzonen. Kontrovers diskutiert wird, dass die Fugen nicht mit ihrer echten Wirkung in die Umgebung dargestellt sind (Stützenraster, Vorhangfassade, Grüneinschnitte).

Die asymmetrisch eingesetzten Kerne, ermögliche weite und begrenztere Bürolandschaften und damit eine hohe Variabilität der Ausgestaltung und ein verbundenes, wie selbst gestaltetes, wie flexibles Teamwork. Die Anordnung der Arbeitswelten ist flexibel zwischen den verbindenden Marktplätzen und Grünzonen abbildbar, wobei bei den schlechter belichteten inneren Zonen eine entsprechende Nutzungsverträglichkeit noch nachgewiesen werden muss. Grundsätzlich verkörpert das Gebäude eine Arbeitswelt, die bei den Arbeitenden begrüßt wird. Kritisch und systembedingt ist die hohe Anzahl von Kernen, die zudem teilweise für die Vertikalerschließung noch überdimensioniert erscheinen und insbesondere in den oberen Geschossen die Freiheit für die Grundrissgestaltung einengen. Typologisch bedingt ist auch der hohe Anteil an Verkehrsflächen mit einer ungünstigen Flächeneffizienz.

Ein konstruktiver Konfliktpunkt ergibt sich aus der unreflektierten Überbauung des U-Bahn-Tunnels. Die Lösung, inklusive des Aufwandes müssten im Weiteren nachgewiesen werden.
Die ökologische Bausubstanz und die Begrünung mit hohem Realisierungspotenzial erfüllen die Anforderungen an eine nachhaltige Gesamtrealisierung. Der niedrige und gesamte spezifische Energiebedarf zeigt das Potential für einen sparsamen Betrieb des Gebäudes. Das Konzept der Energiegewinnung und zum Beheizen wie Kühlen des Gebäudes ist durchdacht und schlüssig. Hervorzuheben ist dabei der Energiespeicher durch Geothermie.

Bei der Anlage zur Raumkonditionierung wird die aufbereitete Zuluft über Luftdurchlässe unter der Rohdecke an der Flurtrennwand eingebracht. Es erstaunt, wie vor dem Hintergrund eines sparsamen Materialeinsatzes, eine Doppeldeckenkonstruktion gewählt wurde. Die Holzbetondoppeldecke wird vom Preisgericht kritisch hinterfragt, wie auch die Konstruktion an sich, wie auch die Speicherfähigkeit der Decke eingeschränkt ist und somit nicht mit der gewählten Technik korrespondiert.

Die Abluft aus den Räumen strömt in die Flure über und wird an zentraler Stelle abgesaugt, was als kostensparender Ansatz bewertet wird, der aber entsprechende Schalldämmung erfordert. Begrüßt werden öffenbare Lüftungsklappen, die zusätzlich CO2gesteuert sind, und den Nutzenden einen eigenständigen Außenluftbezug ermöglicht. Weiterhin werden diese Lüftungsklappen in plausibler Weise zur Nachtauskühlung ohne maschinelle Unterstützung herangezogen. Die Außenluftansaugung über den Erdkanal ist energetisch-wirtschaftlich zu prüfen. Die Raumkonditionierung des Foyers in seiner durchgehenden Gesamtausdehnung ist nachzuweisen. Eine nichtmaschinelle Entlüftung ist hier zu bevorzugen.

Die auf die Himmelsrichtungen abgestimmten Photovoltaikflächen sind integraler Bestandteil der Fassadengestaltung und wechseln sich mit keramischen Verkleidungselementen ab. Damit orientieren sich die Kuben nachvollziehbar am natürlichen Sonnenverlauf. Positiv ist zu bewerten, dass der Brandüberschlag durch den Fassadenaufbau Berücksichtigung findet. Der Gesamteindruck, den die Fassaden vermitteln, folgt in seiner Qualität jedoch noch nicht dem erreichbaren gestalterischen Ausdruck, den das Gebäude erhalten kann. Hier ist eine Konkretisierung empfehlenswert.

Insgesamt wertet das Preisgericht den Entwurf als konsequent und pragmatisch entwickelten Beitrag, dessen struktureller Ansatz die Umsetzung der wesentlichen funktionalen und technischen Anforderungen erlaubt.


Hinweise der Sachverständigen

Nachhaltigkeit
Durch den angemessenen Fensterflächenanteil und des kompakten Baukörpers verfügt die Arbeit im Vergleich zum Wettbewerbsfeld über einen geringen Energiebedarf. Die sonneneinstrahlungsabhängige Anordnung der vertikalen PV-Elemente sind gestalterisch in die Fassade integriert und sorgen im Vergleich zum Wettbewerbsfeld eine mittlere Energiebedarfsdeckung, wobei die Verschattung durch die ausformulierten Fassadenelemente in der weiteren Planung überprüft werden sollte.
Eine ausreichende Tageslichtversorgung der Arbeitsbereiche wird durch den hohen Fensterflächenanteil und den geringen Raumtiefen sichergestellt. Die geplante Anpassung des Glasanteils in O/W-Ausrichtung wird den sommerlichen Wärmeschutz unterstützen.

Während die Durchlüftung der Räume über großzügige Lüftungsflügel hinter der Prallscheibe gewährleistet wird, ist die Be- und Entlüftung sowie Beheizung des Eingangsatriums unklar. Die Speichermasse wird teilweise durch die raumseitige Holzdecke reduziert.

Die Trinkwasserhygiene für grüne Wände ist zu beachten und Zweck Rückkühlwerk zu überdenken. Auch sollte die hohe Anzahl der Aufzüge plausibilisiert und die Energiespeicherung im Planungsverlauf weiter untersucht und optimiert werden.

Der Anteil nachwachsender Rohstoffe wird durch die Holz-Beton-Hybrid Konstruktion zwar erhöht, sollte jedoch hinsichtlich ressourcensparenden Umgangs im Detail überprüft werden. Die Fassadenbegrünung auf den Einschnitten der Terrassen ist gestalterisch und funktional sehr gut integriert. Die Dachgärten sind intensiv bepflanzt und schaffen über die Staffelung der verschiedenen Kuben den in der Auslobung geforderten stärker begrünten Ausdruck des Gebäudes. Die funktionale Aktivierung der Begrünung zur Verbesserung des Raumklimas überzeugt. Weitere intensive Dachbegrünung auf kleineren Gebäudevorsprüngen sind zu wenig detailliert.

Die abgestufte Kubatur wirkt grundsätzlich günstig auf die Windeffekte auf der Parkseite, dennoch wird ein Vordach über dem Eingang auch zum Schlagregenschutz empfohlen.´

Verkehr
Äußere Erschließung:
Die Neigung der Radverkehrsrampe sollte auf die Befahrbarkeit durch den Radverkehr überprüft werden. Eine Überdachung zwischen dem Zugang zum U-Bahnhof und dem nächstgelegenen Eingang des TVG sollte berücksichtigt werden. Die Carsharing-Stellplätze im öffentlichen Raum sind konfliktfrei zu verorten, im aktuellen Entwurf ist die Nutzung des Radweges nicht möglich.

Stellplätze Tiefgarage:
Die Anzahl der nachzuweisenden PKW-Stellplätze ist noch einmal zu überprüfen. Auf eine räumliche Nähe zwischen Fahrradstellplätzen und Duschen/Umkleiden ist zu achten, eine Unterbringung auf verschiedenen Etagen ist zu vermeiden.
Foyer

Foyer

Marktplatz Bürowelt

Marktplatz Bürowelt

Mitarbeiter Restaurant

Mitarbeiter Restaurant

Lageplan

Lageplan

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

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