Neubau Bürgerhaus mit Freianlagen in Weil im Schönbuch

Die Planenden platzieren den Baukörper im Hang und schaffen zum See hin eine Raumkante, die (am Schwarzplan gut erkennbar) die Struktur der Bebauung und der Freiflächen neu und gut fasst. Der Neubau ist wohltuend in die Topografie integriert, das Grün des Hangs schiebt sich über den Baukörper und lässt ihn von oben betrachtet zu einem Teil der Landschaft werden. Kaltluftentstehung und –abfluss bleiben dadurch möglich.

Die Freianlagen werden zwischen See und Haus Martinus qualitätsvoll neugestaltet und gestaffelt als multifunktional nutzbarer Platz (Parken und Festplatz) bzw. Grünanlage mit Baumbestand zum See angelegt. Der Festplatz verfügt über die zweitgrößte Fläche, gemessen an allen Beiträgen.

Die Erschließung und die Freianlagen sind im Ganzen gut gelöst, sowohl die Erschließung des ruhenden Verkehrs als auch des Gebäudes. Kreuzende Verkehre über den Vorplatz zum Bürgerhaus werden vermieden. Kontrovers diskutiert wird die Platzierung von Stellplätzen im Zufahrtsbereich von der Seesteige, da es ein vergleichsweise kleines Angebot von Parkplatzfläche ist und deswegen die Orientierung zum Hauptparkplatz verunklart.

Das Gebäude hat einen starken Bezug zum See. Das Foyer ist über den Vorplatz hinweg zum See orientiert, dort laden Sitzstufen zum Verweilen ein. Durch das Vorschalten des Foyers vor den Saal wird der Sichtbezug zum See aus dem Saal vermisst.

Das weit auskragende Dach betont die Eingangszone und formuliert einen geschützten Außenbereich und trägt zur Auffindung und Adressbildung bei. Die Fassaden sind ansprechend und gut gegliedert, sie haben durch die Materialität einen lokalen Bezug.

Die An- und Zuordnung der Funktionsbereiche innerhalb des Gebäudes sind gut gelöst. Die drei ablesbaren Zonen Saal, Mehrzweckraum und Nebenräume wie Anlieferung, Küche, Toiletten etc. sind auf einer Ebene sehr gut zueinander platziert. Saal mit Bühne und Foyer mit Mehrzweckraum lassen sich getrennt voneinander nutzen, zusammenschalten und fließend zum Vorplatz erweitern.

Während der zum Vorplatz orientierte Mehrzweckraum sowie das Foyer gut tagesbelichtet sind, wird vom Preisgericht hinterfragt, ob das Tageslicht für den Saal ausreicht. Dieser wird von oben durch einen transparenten / transluzenten Baukörper (Lichtbänder mit Sonnenschutzglas) belichtet. Die in der Ansicht nicht dargestellte Entsorgung des Mülls bzw. Anlieferung der Küche, in der Eingangszone gelegen, darf nicht zum Abstellort für Müll werden.

Die Vorschläge für die Konstruktion, Technik und Innengestaltung werden begrüßt und lassen auf ein energieeffizientes und nachhaltiges Gebäude schließen. Die Scheiben aus Brettsperrholzelementen verfügen über ein hohes Maß an Vorfertigung.

Gemessen an den Kenndaten aller Beiträge liegt die Arbeit im besonders wirtschaftlichen Bereich. Die Arbeit löst, die in der Auslobung gestellten Anforderungen, sowohl in der städtebaulichen als auch in der architektonischen Durcharbeitung mit hoher Qualität und wird als guter Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe gewertet.