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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Quartiersentwicklung „Mertonviertel/Nördlich Lurgiallee“ in Frankfurt am Main

Visualisierung

Visualisierung

ein 3. Preis

Preisgeld: 11.667 EUR

Stefan Forster GmbH

Stadtplanung / Städtebau

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Entwurf für das Lurgi-Areal im Frankfurter Mertonviertel sieht eine Mischnutzung mit Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel, Kitas und einer Grundschule vor. Die Grundstruktur orientiert sich am Typus der Blockrandbebauung mit einem zentralen öffentlichen Platz – der „grünen Mitte –, der sich zu den Riedwiesen nach Osten öffnet und als Frischluftschneise dient. Der gesamte Innenbereich ist verkehrsberuhigt und erlaubt lediglich Anlieferungsverkehr. Um die Versiegelung so gering wie möglich zu halten, wurde in dem Konzept auf eine Tiefgarage verzichtet, die verbleibenden Stellplätze sind in einer als Hochbau ausgeführten Quartiersgarage angeordnet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der ursprüngliche Entwurf wurde in der zweiten Phase umfassend überarbeitet. Die formale und historisierende Grundrissfigur des Städtebaus wurde jedoch beibehalten. Die Arbeit strahlt, mit barock anmutenden Quartierseingängen, eine gründerzeitliche Stabilität und Symmetrie aus. Die Torbauten zur U-Bahn-Haltestelle sowie zur Merton’s Passage wirken wenig zeitgemäß.

Gemischt genutzte Blöcke fassen eine rechteckige „Grüne Mitte“, die den sehr großzügigen zentralen Freiraum für das neue Gebiet bildet. Diese kann Identität bilden. Die kleinkörnige Nutzungsmischung in den Baufeldern wird begrüßt. Die Blöcke sind als Volumen gut proportioniert. Ablesbare Häuser versprechen differenzierte Raumkanten. Im nördlichen Übergang zum baulichen Bestand stellen die kompakten Stadthäuser einen städtebaulichen Maßstabsbruch dar. Darüber hinaus sind diese Wohnhäuser nicht ausreichend erschlossen. Die randbildende Typologie der Punkthäuser wird in der Jury kontrovers diskutiert. Ihre notwendige Andienung würde auch zu einer vollständig veränderten Freiraumcharakteristik am nördlichen Gebietsrand führen. Die dargestellte naturräumliche „grüne Achse“ wäre in ihrer Wirkung damit sehr beeinträchtigt. Eine Durchlüftung von Nord-Osten ist in dem neuen Quartier gegeben.

Die Verfasser*innen stellen im gesamten Plangebiet einen dichten Baumbestand dar, der aber in der Durcharbeitung nicht haltbar sein dürfte. Die Jury vermisst insgesamt eine angemessene und nachvollziehbare Ausarbeitung der Freiräume, die schematisch wirken. Zur Merton’s Passage wird ein ovaler „Klimahain“ vorgeschlagen, dessen formalistische Ausbildung allerdings kritisiert wird, da der sich nicht aus den Raumkanten der Bestandsbauten ableitet und zudem durch die Straßenführung zerschnitten ist.

Der südöstliche Baublock wird durch eine sehr große, fünfgeschossige Quartiersgarage gebildet, die in den unteren Geschossen rundum eine nur einseitig belichtete tertiäre Randnutzung anbietet. Architektur und Nutzungsmix werden hier kritisch gesehen. Die Erschließung der Garage im östlichen Eckbereich zur Olof-PalmeStraße ist nicht gelöst. Jedoch gelingt dem Team mit dieser zentralen Garage in seinem Entwurfsbeitrag ein verkehrsfreies Quartier und die Baublöcke bleiben frei von einer Unterbauung. Die Wege zu den Wohnungen sind jedoch für eine alltägliche Tauglichkeit zu weit, diese „Autofreiheit“ wird als kaum machbar beurteilt. Fünf neue Parkhäuser im Mertonviertel sieht das Preisgericht im Sinne des Immissionsschutzes kritisch. Die Anknüpfung an das äußere Straßennetz für Müll-, Feuerwehr- und Bedarfsverkehre ist unklar bzw. nicht dargestellt. Die neuen Querschnitte der Lurgiallee und Olof-Palme-Straße samt Integration der Baumstandorte sind funktional und gestalterisch gut gelöst.

Die Schule wird im mittleren südlichen Block angeordnet. Sie erfüllt die Vorgaben der Auslobung zur Grundstücksgröße nicht, hat zu wenig Fläche und ist an diesem Standort nicht erweiterbar. Die Verfasser*innen schlagen zudem vor, den Sportplatz im zentralen Freiraum unterzubringen, was immissionsschutzrechtlich und für den gesamten Bereich als zentraler öffentlicher Raum problematisch erscheint.

Insgesamt ist der Entwurf ein formaler und anspruchsvoller Beitrag, der jedoch widersprüchlich und starr bleibt sowie funktionale Mängel aufweist.
Lageplan Gesamtübersicht

Lageplan Gesamtübersicht

Perspektive

Perspektive

Lageplan Realisierungsbereich

Lageplan Realisierungsbereich

Modellfoto

Modellfoto