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Einladungswettbewerb | 10/2022

Neubebauung Rümelinstraße in Stuttgart

Wohnbebauung Rümelinstraße

Wohnbebauung Rümelinstraße

2. Preis

Preisgeld: 34.000 EUR

schneider+schumacher

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Die städtebauliche Konzeption für die Bebauung der Rümelinstraße 32 und 38 sieht eine arrondierende Blockrandstruktur vor, die gemeinsam mit dem Nachbargrundstück „Rosenstein Mitte“ grüne Innenhöfe bildet.
Die Wohnnutzung im südlichen Teil des Grundstücks wird durch Gewerbenutzung im nördlichen Teil des Grundstücks, und einer integrierten Kita in EG und OG 1 mit Freifläche, bereichert. Hierdurch entsteht ein urbanes nutzungsgemischtes Gefüge zugunsten großzügiger privater bzw. gemeinschaftlicher Innenräume. Da die Innenhöfe nicht unterbaut werden, gelingt die Schaffung hochwertiger nicht versiegelter Grünflächen zum Aufenthalt der Bewohner.
Den Wohnungen im Erdgeschoss, mit Hochparterre, ist eine private Terrassenfläche vorgelagert, die die nötige Distanz zwischen Privatheit und den gemeinschaftlichen Flächen schafft.
Die gemeinschaftlichen Flächen laden zum Verweilen und Spielen ein und bieten nebenbei integriert die Erschließung für Umzug und für die Feuerwehr.
Die Innenhöfe nehmen die Höhenversätze des Geländes auf - kommunikative Sitzmauern und -treppen werden in die Freiraumgestaltung integriert.
Insgesamt bietet die Wohnstruktur eine große Variabilität unterschiedlicher Wohntypologien im Geschosswohnungsbau. Der geforderte Wohnungsmix für geförderten und freien Wohnungsbau wird, auch mit den geforderten unterschiedlichen Wohnungsgrößen von ca. 25 bis 120 qm, erreicht. Alle Wohnungen besitzen großzügige Balkone zum Innenhof oder Loggien zu den umliegenden Straßenräumen.
Die Gewerbenutzung wird als flexible Struktur ausgebildet - als Loft - mit einem Kern und ausbaufähigen variablen Einheiten, die unterschiedlichste Nutzungen zulassen (Praxen, Büros, Fitness, Gastronomie) – die Einheiten lassen sich in verschiedenen Flächen organisieren (Zelle, Kombi, Großraum).


Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf nimmt die städtebauliche Gliederung der Bestandsstruktur des Nordbahnhofsvierteils auf und übersetzt das Thema der Bauwiche in die Rhythmik einer gegliederten Blockrandstruktur. Diese Setzung interpretiert das Thema der Bauwiche in Form von tiefen Eingangshöfen und Durchgängen, die als Durchfahrt und Zugang zu den Innenhöfen dienen. Es entstehen in ihrer Körnung gut gewählte Baukörper, die auch im Übersprung zum nördlichen Baufeld überzeugen. Die feinsinnige Höhenentwicklung von Süden nach Norden begleitet die Entwicklung des Blockrands. Der eigenständige Abschluss der Struktur im Norden mit einem siebengeschossigen Baukörper wird in dieser Rahmung gut nachvollziehbar.

Im Blick auf die geplante Realteilung der Nutzungen ist die Zuordnung von freifinanzierten Wohnungen an der Rümelinstraße und öffentlich geförderten Wohnungen in den Innenhöfen gut gewählt. Das Angebot von flexibel unterteilbaren Gewerbeflächen und zweigeschossiger Kita im nördlichen Baukörper ist gut gesetzt. Die geschützten Freiräume der Kita und der eigenständige Eingang der Kita auf der Südseite sind aus Sicht des Preisgerichts sinnvoll positioniert.

Die Grundrisse der Regelgeschosse zeigen eine Vierspänner-Erschließung und weisen unterschiedliche Wohnungsgrößen im Gemenge nach. Die Grundrisse im Erdgeschoss reagieren auf die Herausforderung der Erdgeschossnutzung mit Sondernutzungen, Café- und Gemeinschaftsbereichen in den Gebäudeecken sowie integrierten Fahrradräumen zur Rümelinstraße. Die Herausforderung insbesondere die Fahrradabstellräume in der Fassade zu integrieren, wird kritisch angemerkt. Die Eingänge in den tief zurückspringenden Gebäudefugen können in der vorliegenden Gestaltung ebenfalls noch nicht überzeugen, denn die tiefen Schluchten, begleitet von schmalen Hecken, die Fahrradstellplätze am Ende des tiefen Raumes und das unvermittelte Gegenüber der Hauseingänge lassen einen gestalteten Eingangsbereich vermissen, der die Schwelle vom öffentlichen Raum bis zur Hauseingangstür definiert und damit die Adressbildung unterstreicht.

Das Hochparterre zum Innenhof ist aber ein schönes Element, das in der Planung der Innenhöfe weiterentwickelt werden kann. Die schmalen Terrassen sind noch wenig nutzbar, die Topographie der Hofstrukturen ist noch lange nicht gelöst und muss im Kontext der Brandschutzanforderung und der Anbindung an das Bestandsgebäude überprüft und überarbeitet werden. In diesem Kontext ist es auch sinnvoll, die Erschließung der Tiefgarage zu überdenken. Die Flure zu den neuen Treppenhauskernen im Innenhof haben unangenehme Überlänge und sind für die BewohnerInnen in dieser Form nicht zumutbar.

Die Hybridkonstruktion mit Vollsteinklinkern bei den Wohnungen und Sichtbetonelementen bei den Eingangsbereichen und Balkonplatten ist gut nachvollziehbar. Der Übersprung zum nördlichen Baukörper erfolgt über die horizontalen Bänder in der Fassade. Der Sonnenschutz durch farbige Markisen markiert aber einen eigenständigen Baustein im Ensemble. Die konsequente Entscheidung für Loggien an der Straßenseite zur Rümelinstraße und Balkonen zu den Innenhöfen wird begrüßt.

Für den Wärmeversorgung wird auf einen Anschluss an Fernwärme verwiesen. Die Baukörper mit KfW-40 Standard haben zweischalige Außenwände.

Im Blick auf die wirtschaftlichen Kennzahlen liegen die Bruttogeschoßflächen (BGF o.i. und BGF u.i.) im Durchschnitt der eingereichten Arbeiten. Die sparsamen Grundrisse bleiben allerdings noch Abstellräume und Technikflächen schuldig. Das Verhältnis der Wohnflächen und Nutzflächen Gewerbe liegt leicht unter dem Durchschnitt.

Der Entwurf gewinnt durch die differenzierte städtebauliche Setzung an diesem Standort und die Gestaltung eines großzügigen Ensembles im Kontext des westlich gelegenen Eisenbahndörfles, im Blick auf die schwierige topografische Situation bleiben jedoch noch einige Fragen offen.

Freiraum

Die Struktur des Freiraums nimmt die Grundlage der städtebaulichen Typologie geschickt auf und zeigt eine klar gegliederte Freiraumnutzung, die ein wertiges Wohnumfeld erwarten lässt. Nicht gelöst ist die Höhensituation im Anschluss an den bestehenden östlichen Baukörper. Hier wäre die Überarbeitung erforderlich. Die vorgeschlage Feuerwehrzufahrt liegt richtig und erscheint funktional möglich. Die starke Trennung zwischen Privatheit und öffentlichen Flächen im Freiraum werden kontrovers diskutiert. Insgesamt ist das Potential der Freiraumsituation nicht ausgeschöpft und nur schematisch erläutert. Nicht überzeugen können die zu engen Erschließungsfugen, von der Rümelinstraße als Adressierung der Gebäude. Hier wäre eine breitere und nicht so tiefe Geometrie wünschenswert gewesen. Der starre grüne Rahmen ist hier kontraproduktiv für einen qualitätsvollen Ort.

Innenhofansicht

Innenhofansicht

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss RG

Grundriss RG

Grundriss UG und Abstandsflächenplan

Grundriss UG und Abstandsflächenplan

Grundriss UG

Grundriss UG