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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Revitalisierung historisches Stadthallenareal in Riedlingen

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

schaudt architekten bda

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Schuler und Winz Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Stadt Riedlingen hat den Zuschlag zur Austragung der Landesgartenschau 2035 erhalten – das historische Stadthallenareal am südlichen Donauufer als wichtiges städtisches Veranstaltungsareal soll in diesem Zuge ebenfalls den heutigen Anforderungen entsprechend modernisiert und revitalisiert werden. Am Stadthallenareal, wo früher der traditionelle Viehmarkt stattfand, soll eine durchgrünte multifunktionale Platzfolge am Fluss entstehen, wodurch dem Auftakt der historischen Altstadt von Riedlingen ein neues Gesicht gegeben wird und ein markanter Berührungspunkt mit der Donau entsteht.
Ziel der Planung ist die Stärkung des Bezuges zur Donau, die Neuordnung der Funktionsbereiche sowie der nachhaltige Umgang mit Denkmal- und Hochwasserschutz.
Das momentan tiefergelegene Gelände hinter dem bestehenden Schutzwall zur Donau hin wird konsequent auf das Niveau HQ100 +30cm angehoben. Das bedeutet einen Geländeauftrag von im Schnitt 80 cm in den nördlichen Bereichen, an den Bestandsgebäuden (siehe Stadthalle) zum Teil auch nur 35 cm. Durch den dadurch entstehenden neuen Bezug zum terrassierten Ufer rückt das ortsprägende Stadthallenareal sowie das Ausstellungsgelände näher an den Fluss heran und öffnet somit den Blick vom multifunktional nutzbaren Platz auf die historische Altstadt von Riedlingen auf der anderen Donauseite. Auch die umliegenden Bereiche wie ÖPNV Station im Westen, sowie die Alte Uninger Straße können so barrierefrei an das neue Stadthallenareal angebunden werden.
Den Auftakt zum Gelände, aus Süd-Westen kommend, bildet der neue Infopoint mit ÖPNV-Anbindung, Fahrradstation und kleinem Café. Östlich daran anschließend öffnen sich die differenzierten Platzfolgen vor den beiden multifunktional nutzbaren Hallen. Bestehende Strukturen, wie die großkronige Friedenslinde, welche als Naturdenkmal ausgewiesen ist, sowie andere vorhandene Grünstrukturen werden behutsam in die neue Außenraumgestaltung integriert. Von hier aus leiten den Besucher Wegeachsen bis zum Donauufer, zur Promenade und zur Platzfläche.

Umrahmt vom Flussufer im Norden und den historischen Gebäuden im Süden/Osten (Stadthalle/Versteigerungshalle/Bullenställen) soll hier zentral eine flexibel nutzbare Freifläche am Wasser entstehen, die zum Beispiel für Open Air Veranstaltungen auch während der Landesgartenschau genutzt werden kann. Die Parkplätze werden konsequent in rückwertige südliche und westliche Bereiche verlegt. Der neue Platz kann in Teilen als wassergebundene Decke angedacht werden, um natürliche Versickerungsflächen im Areal zu ermöglichen. Bäume laden zum Verweilen im Schatten ein und ausreichend Sitzgelegenheiten bieten Raum für gemeinsame Treffen oder eine kurze Rast. Der zentrale Platz wird von der neuen Stadthalle, der Ausstellungshalle sowie dem Restaurant bespielt. Ein Fontänenfeld auf dem Platz lädt Kinder zum Spielen mit Wasser in den heißen Sommermonaten ein. Das Gelände bietet zudem Platz für Aussteller, temporäre Anlagen und vielfältige Begegnungsmöglichkeiten für Besucher und Einheimische.

Auf Höhe des neuen Platzes weicht die Baumreihe der Promenade und öffnet den Blick auf die Riedlinger Altstadt. Sitzstufen und Rasenterrassen führen bis ans Wasser und laden zum Sitzen mit herrlichem Ausblick ein. Entlang der Donau wird eine Fußgängerpromenade gesäumt von Bäumen ausgebildet. Eine Sitzstufe vermittelt zum tieferliegenden Radweg und umgeht somit den aktuellen Konflikt der Wegebeziehungen zwischen Passanten und Radfahrern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Einfachheit und wenige, sorgfältig gesetzte Eingriffe kennzeichnen die Arbeit mit der Kennzahl 1006. So bleibt der Gebietscharakter weitestgehend erhalten, die ehemalige Nutzung ist nach wie vor deutlich ablesbar. Die großzügigen, zusammenhängenden Freiflächen stellen nicht nur Restflächen dar, sondern lassen Raum für zukünftige Entwicklungen.

Logisch ist die Anordnung des Verbrauchermarkts zur Alten Unlinger Straße hin, seine Erschließung einfach und klar. Eine eindeutige Adressbildung ist erkennbar und die Zuordnung zu den Parkplätzen schlüssig. Das Thema Lärmschutz zwischen Parkplätzen und Anwohnern ist noch intensiv nachzuarbeiten.

Der Mobilitätspunkt erhält durch die Erweiterung um ein Café eine Aufwertung. Aufgrund seiner eingeschossigen Ausbildung als Pavillon und seiner Geometrie stellt er keine Barriere dar, sondern vermittelt angemessen zwischen der Hindenburgstraße und dem Wettbewerbsgebiet.

Der zentrale Platz lässt seine ehemalige Bedeutung als Viehversteigerungsplatz weiterhin spüren.

Als sehr angenehm wird die Öffnung des Platzes zur Donau hin mittels einer großzügigen Treppe angesehen.

Alle Nutzungen sind logisch und selbstverständlich verteilt. Die gegenwärtige Stadthalle wird auf ihre wesentlichen Gebäudeteile reduziert. Die Nutzung als Multifunktionshalle scheint schlüssig.

Eine kostengünstige und sinnvolle Perspektive verspricht die Umnutzung der Versteigerungshalle zur Stadthalle. Dabei wäre es wünschenswert, wenn der derzeitige Charakter des Innenraums mit seinen umlaufenden, ansteigenden Rängen und die Nutzung als Stadthalle in Einklang gebracht werden könnten.

Der Ort für das Restaurant mit überdachtem Anschluss an die Stadthalle ist mit Bedacht gewählt, sein Bezug zum Außenraum ist logisch. Die funktionale Trennung des Restaurants vom Hotel sollte möglich sein.

Schlüssig bezüglich Städtebau und Nutzung ist die Hotelerweiterung in Verlängerung des ehemaligen Bullenstalls, die Ausrichtung aller Zimmer zur Donauaue hin verspricht eine hochwertige Lösung.

Positiv bewertet wird der Umstand, dass die Umsetzung des Gesamtvorhabens phasenweise, abgestimmt auf die unterschiedlichen Nutzungen und Gebäude einschließlich der Freiräume, erfolgen kann. Außerdem nutzt die Arbeit die Flächen relativ zurückhaltend aus, verspricht dadurch zunächst wirtschaftlich in der Umsetzung zu sein und bietet zudem langfristige Entwicklungsperspektiven.

Die sinnvolle Umnutzung der bestehenden Substanz verspricht eine wirtschaftliche und nachhaltige Lösung. Die Anordnung der Parkplätze auf der Geländeoberfläche ist die gegenwärtig kostengünstigste Lösung und erlaubt gleichzeitig eine einfache spätere
Umwandlung im Zuge der anstehenden Verkehrswende.

Insgesamt stellt die vorgeschlagene Lösung einen unprätentiösen und charmanten Wettbewerbsbeitrag dar.

Freiraumplanung:
Der vorgeschlagene Freiraum besticht durch seine Großzügigkeit und klaren Baumsetzungen. Er entspricht daher den Zielen der Klimaresilienz, einer hohen Aufenthaltsqualität und dem besonderen Ort an der Donau. Die Sichtbeziehungen zur
Stadt bleiben gewahrt, was eine weitere Qualität dieses Entwurfs ist.

Der zentrale Multifunktionsplatz mit Wasserspiel, Baumgruppe und Donauterrasse proportioniert den Freiraum hervorragend. Sein westlicher Raumabschluss mit Baumkarree und Spielangeboten ist innovativ und in seiner Art besonders wertvoll.

Für die Gartenschau lässt dieser Entwurf ein großes Potential erwarten und passt daher auch zu dieser Nutzung im Jahr 2035.

Denkmal:
Entwurf respektiert maximal die überlieferte städtebauliche Situation und verstärkt ihre Qualität durch die Freiraumgestaltung.

Die Nutzung der Stadthalle im bisherigen Sinne wird aufgegeben und in die Auktionshalle verlagert. Während die Umnutzung der Stadthalle denkmalgerecht entwickelt werden kann, bedarf dies bei der Auktionshalle noch vielfältiger Überlegungen, da der Innenausbau wesentlich den Denkmalwert trägt. Ob eine Umnutzung zumindest unter Teilbewahrung möglich ist, wäre zu untersuchen.

Das Anheben des Fußboden-Niveaus in der Stadthalle ist möglich, bei der Auktionshalle wird dies hingegen kritisch betrachtet, da dies mit dem Verlust des denkmalrelevanten Innenausbaus einhergeht.

Die bestehende Bebauung in Verlängerung des Bullenstalls als Konzept aufzunehmen, scheint denkmalfachlich sinnfällig. Die Folge vielfältiger Frei- und Platzräume geben den Baudenkmalen äußerlich einen angemessenen Rahmen.

Inwieweit sich der Bestand durch Fassadeneingriffe öffnen kann, wäre zu einem späteren Zeitpunkt anhand einer konkreten Planung abzustimmen.

Gewässer:
Die Planung zeigt interessante Lösungen zur Einbeziehung der Donau auf. Diese wären noch in Bezug auf den Hochwasserabfluss, die Ökologie und die rechtliche Zulässigkeit zu überprüfen und entwickeln (z. B. der Radweg im Gewässerrandstreifen).

Die vorhandene Hochwasser-Linie (Wasserstand) wird aufgegriffen. Das Gelände und die EFH der Gebäude werden auf das Hochwasser-Niveau + 0,35 m angehoben. Damit wird auch in Bezug auf Druckwasser, Starkregen und Grundwasser eine fachlich gute
und wirtschaftliche Lösung gewählt.

Soweit erkennbar, wird unter der Stadthalle zusätzlich eine weiße Wanne ausgebildet. Deren Notwendigkeit wäre in der weiteren Planung zu klären.
Lageplan

Lageplan

Konzeptdiagramm

Konzeptdiagramm

Schnitt

Schnitt

Modell

Modell