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Einphasiger, nicht offener, städtebaulicher Wettbewerb mit vorgeschaltetem Auswahlverfahren mit 20 Teilnehmern | 11/2022

Städtebauliche und landschaftsplanerische Neuordnung Areal Lauffenmühle in Lauchringen

1. Preis / Zur Weiterbearbeitung empfohlen

Preisgeld: 44.000 EUR

K9 ARCHITEKTEN Borgards.Lösch.Pichl.Piribauer

Stadtplanung / Städtebau

AG FREIRAUM

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leit- und Entwurfsidee für das Areal der Lauffenmühle in Lauchringen
Schon immer ist das Gebiet der Lauffenmühle eng mit dem Ort Lauchringen verbunden. Die endgültige Schließung des Werks 2019 bedeutete einen tiefen Einschnitt. Durch die städtebauliche Neuordnung des Areals soll ein hochwertiges Quartier entwickelt werden und dabei zu einer nachhaltigen Stärkung ganz Lauchringens beitragen. Das ehemalige Fabrikgelände der Lauffenmühle wird an allen Seiten geöffnet und mit dem umgebenden Ort und der Landschaft vernetzt. Wertvolle oder charaktervolle Gebäude werden erhalten und in die städtebauliche Struktur eingebunden. Der neu entstehende Riedwiesen Park vervollständigt die städtebauliche Entwicklung.
Drei übergeordnete Leitideen liegen dem Entwurf zu Grunde:
•    ein übersichtliches und auf eine gemeinsame Mitte bezogenes Wegenetz - Orientierung
•    eine klare Zonierung und Verzahnung von Wohnen und Gewerbe / Kultur - Nutzungsvielfalt
•    und die Schaffung von vielen charaktervollen Orten im ganzen Quartier – Attraktivität

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ihre klare städtebauliche Gesamtstruktur, die in einer einfachen und sinnfälligen Weise auf die verschiedenen Belange des Ortes reagiert.

Die erhaltenswerten Gebäude der ehemaligen Lauffenmühle werden respektiert und stadträumlich gekonnt inszeniert. So bilden Sie zukünftige wichtige Bausteine im Quartier, die zur Belebung des Freiraums, zur Orientierung und zur Identifikation mit der beeindruckenden Vergangenheit des Areals beitragen.

Die einzelnen Nutzungen sind durch ein übersichtliches und auf eine gemeinsame Mitte bezogenes Wegnetz miteinander verbunden. An der Nahtstelle zwischen Alltagswohnen, Kreativzentrum und Kultur wird ein Quartiersplatz vorgeschlagen, der in seinen Rändern räumlich klar gefasst ist. Ein Wochenmarkt könnte – wie vorgeschlagen – den Platz zusätzlich beleben.

Die Arbeit bietet an der Nahtstelle zur Hauptstraße einen gelungenen Auftakt ins Quartier. Ein Platz öffnet sich hier über Sichtfenster zu den historischen Wahrzeichen der ehm. Lauffenmühle: wie Schornstein und imposante Scheddachlandschaft der alten Weberei. Von hier führt eine, in der Dimensionierung angemessene Freitreppe ins Quartier. Der sich aufspannende Raum wird beidseitig mit öffentlichen Nutzungen, wie z.B dem Supermarkt belebt. Der Markt kann ebenfalls vom oberen Eingangsplatz über Rolltreppen erschlossen werden.

Die Gebäude entlang der Kadelburgerstraße sind gut gesetzt und schaffen einen angemessenen und kraftvollen Auftakt des Quartiers. Die Fugen zwischen den Gebäuden erlauben auch hier Durchblicke auf das Areal. Die Dimensionen der Bauvolumen erlauben eine flexible Nutzbarkeit. In der Verlängerung der Kadelburgerstraße, an der Brücke zur Wutach, schlagen die Verfasser eine vom Ufer zurückgenommene Bebauung vor. Die vorgelagerte multifunktionale Fläche lässt viele Optionen offen und erlaubt den Blick auf den Wasserfall. Der gegenüberliegende Hochpunkt an der Wutach ist hinsichtlich seiner Notwendigkeit zu hinterfragen.

Der Umgang mit dem Bestand der alten Weberei ist maßvoll und steigert die Qualitäten des Innenraums durch sechs geöffnete Höfe.

Die Wohnhöfe überzeugen sowohl im Inneren des Quartiers, als auch in dem gestaffelten Rücksprung entlang des Flusses. Die städtebauliche Setzung ermöglicht unterschiedliche wohntypologische Nutzungen. Die erhöhten Kopfbauten zur Wutach werden kontrovers diskutiert. Einerseits bieten sie Wohnraum mit wunderbarem Blick in die Landschaft, andererseits wirken sie vom Fluss gesehen etwas dominant. Die zu erwartende Wohnqualität der im wesentlichen Ost-West orientierten Bauten ist hoch.

Die in den Höfen entstehenden Gemeinschaftsbereiche haben einen großen Mehrwert. Auch die Integration eines bestehenden Wohngebäudes in die Hofstruktur ist gelungen.

Die Kita wird in ihrer vorgeschlagenen Position der Rolle als Vermittler zwischen Riedwiesen und Quartier gerecht, überzeugt aber nicht hinsichtlich der Länge des Riegels. Die direkte Verbindung der Kita an die Fabrikstraße ermöglicht ein unkompliziertes „Kiss and Ride“.

Durch den Rücksprung der südlichen Gebäudekanten wird das Ufer der Wutach etwas aufgeweitet. Die Uferlinie selbst bleibt als Naturraum erlebbar und wird durch eine breite, etwas rückgesetzte Uferpromenade aufgewertet, die räumlich und in Ihrer öffentlichen Nutzung richtig gedacht ist, in der Ausformulierung leider noch etwas schematisch bleibt. Die wohnungsbegleitenden Freiräume suchen alle konsequent sowohl den Wege- als auch den Blick-und Sichtbezug zur Wutach. Allen Wohnzeilen sind dabei begleitend zu den eher schmal gehaltenen grünen Innenhöfen großzügige Vorgärten vorgelagert, die dadurch alle Zuwegungen und Zufahrten im Quartier als grüne Wohnwege und Achsen ausformulieren. Der naturnahe Lauf des Riedbach wird innerhalb des Quartiers uminterpretiert und als gefasster gradliniger Wasserband entlang der zentralen Achse bis in die Wutach zurückgeführt, dieser etwas starre und eher städtische Interpretation wird kritisch diskutiert.

Im Ideenteil überzeugt die Arbeit mit Ihrer schützenden und zurückhaltenden Herangehensweise. Die Uferbereiche werden punktuell mit Stegen und Plattformen inszeniert, ansonsten wird eine breite Pufferzone ohne Nutzungen und Durchwegung als Naturschutzzone vor das Wutachufer gelagert. Die gewünschten Nutzungen werden wohlproportioniert und sinnhaft um eine zentrale Mitte angeordnet, die als aktive Mitte der Riedwiesen ausgebildet wird und sich folgerichtig in das umliegende Wegenetz bis zum Ortszentrum verknüpft. Die Leitidee eines auf eine gemeinsame Mitte bezogenes Wegesystem mit gut proportionierten aktivierten Mitten (belebten Plätzen) zu setzten überzeugt sowohl innerhalb des neuen Quartiers als auch in den Riedwiesen.

Die Arbeit bietet ein breites Spektrum an verschiedenen Parkierungsmöglichkeiten, sowohl ebenerdig, im Bestand, sowie in integrierten Tiefgaragen in den Neubauten.

Die Tiefgaragen unter den einzelnen Wohnhöfen sind sinnfällig gruppiert, sodass jede zweite Straße vom Autoverkehr frei bleibt.

Die Arbeit ist sehr reich an qualitativ unterschiedlichen Räumen, die sowohl in der Gesamtstruktur als auch im jeweiligen Begegnungsort gut funktionieren und atmosphärisch zur Identifikation mit dem Quartier beitragen.