modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 11/2022

HaidPark – Städtebauliche Entwicklung Areal ehemaliges Autohaus Südwest in Freiburg im Breisgau

PERSPEKTIVE [,haid´pa:k]

PERSPEKTIVE [,haid´pa:k]

ein 3. Preis

Preisgeld: 75.000 EUR

Hadi Teherani Architects GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

AG FREIRAUM

Landschaftsarchitektur

Werner Sobek AG

Tragwerksplanung, Fassadenplanung, Energieplanung

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

lifang

Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebau / Architektur

Das städtebauliche Konzept des Entwurfs überführt die Vision des [ˌhaɪdˈpaːk] direkt in gebaute Realität: ein zentraler, üppiger Park mit über 2.500qm Fläche bildet das neue Herzstück des Quartiers. Um ihn herum werden vier L-förmige Baukörper gruppiert die ihn nach Innen hin fassen und nach außen eine lockere, durchlässige Blockrandstruktur skizzieren. Es entstehen vier Realteile die jeweils einzeln lesbar und doch als Ganzes eine "Adresse" als Initialzündung für die Neuentwicklung des gesamten Stadtgebiets bilden.

Jeder Baukörper ist in sich weiter untergliedert in mehrgeschossige Kuben welche eine spielerische Komposition an Vor- und Rücksprüngen erzeugen. Auch in der Höhenentwicklung entstehen hierdurch feine Differenzierungen, welche der eher großmaßstäblichen Monotonie der bestehenden Umgebungsbebauung bewusst entgegentreten - ein Thema welches die durch Höhenzüge wie den nahen Schönberg oder das Elsass sowie den Schwarzwald geprägte Umgebung Freiburgs aufnimmt und architektonisch interpretiert. Hierdurch wird der Gedanke des [ˌhaɪdˈpaːk] auch nach Außen hin sichtbar. Üppige Begrünung auch der zweigeschossigen Loggien sowie der höhengestaffelten Dächer unterstreichen dies und führen zu einer sehr hohen Aufenthaltsqualität für alle Nutzer und Besucher.

Ein Hochpunkt mit 36m Höhe markiert die Kreuzungssituation und die Adresse gegenüber dem ÖPNV-Knotenpunkt im Süden. Die sonstigen Höhen orientieren sich ebenso an der städtebaulichen Vorstudie, lassen durch die bewusste Differenzierung das Gesamtvolumen von ca. 39.000 qm BGF-R jedoch offener und kleinkörniger erscheinen. Allseitig werden die Abstandsflächen von 0,2 x H eingehalten.
Die in "Rahmen" untergliederte Fassadenkomposition greift dieses Thema auf und überführt es in die nächste Ebene: die Material- bzw. Farbwahl in Sichtbeton (als Glasfaserbetonelemente) und erdnahem Aluminiumeloxal (inkl. integrierter PV-Module als Glas-Glas-Module in homogen einfarbiger Optik) unterstreichen die Harmonie mit der Natur. Zweigeschossige Loggien sowie Dachterrassen runden das Angebot für die modernen Arbeitsplätze ab.

Durch die Unterteilung in vier Einzelgebäude lassen sich nicht nur die gewünschten Bauabschnitte realisieren, vielmehr wird die Öffentlichkeit eingeladen, den [ˌhaɪdˈpaːk] im Innern mit seinen öffentlichen Nutzungen zu erleben. Auch die rückwärtigen Gebäudeteile erhalten dadurch eine attraktive Adresslage. Alle Nutzungseinheiten orientieren sich an Größen von ca. 400qm und sind überwiegend flexibel in 200qm-Einheiten unterteilbar. Insbesondere aber ist diese Neuentwicklung "anschlussfähig" - d.h. die Durchlässigkeit für Fußgänger und Radfahrer zu jeder Himmelsrichtung hin fördert auch eine zukunftsfähige städtebauliche Entwicklung der jeweils anschließenden Grundstücke sowie des gesamten Stadtteils.

Freiraumkonzept

Der [ˌhaɪdˈpaːk] ist Initiator für eine Neuausrichtung des Gewerbegebietes `Haid´. Leitbild ist die Schaffung neuer `Parks´ und eine gute Integration und Vernetzung der vorhandenen und neuen Grünstrukturen. Kern, bzw. Herzstück der städtebaulichen Entwicklung ist ein intensiv begrünter Park, der neue [ˌhaɪdˈpaːk]. An der Munzinger Straße entsteht mit dem [ˌhaɪdˈplatz] das neue Entrée, über ihn gelangt man in den Park. Über den Park erfolgt auch die Haupterschließung der vier Baukörper.
Der Park bietet attraktive Aufenthaltszonen, die zu einer intensiven Nutzung des Freiraums einladen: Freiluft- meetings, `open spaces´, lecker Mittag auf der Insel, Ruhe- und Verweilbereiche, Parklounge.

Der Park mit seinem natürlichen, modernen Charme leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas. Regenwasser wird über Mulden und Rinnen in den vertieften, modellierten, nicht unterbauten Innenbereich geleitet. Das Wasser wird dort gesammelt, gespeichert, angestaut, versickert und verdunstet (Zisternen und `Schwammstadt- Prinzip´). Es ergeben sich somit immer wieder neue, reizvolle Erscheinungsbilder und Stimmungen.

Der lockere Baumhain besteht aus klimaverträglichen Bäumen wie z.B. Silber- Ölweide, Mehlbeere, Elsbeere, Hopfenbuche, Feldahorn und Scharlacheiche. Der großzügige [ˌhaɪdˈplatz] bietet Raum für `Kommen + Gehen´ (drop-off-Zone), Treffen; Holzdecks und Sitzelemente unter Bäumen laden zum Verweilen ein. Baumreihen (Schnurbäume und vorhandene Kiefern) entlang der Straßen und Fuß- und Radwegeanschlüsse integrieren die neuen Gebäude in das Umfeld. Die Erschließungszone im Westen erhält im Parkplatzbereich eine lockere Baumüberstellung. Für die Wege- und Platzflächen sind `Klimasteine´ vorgesehen: Betonpflaster mit Drainfuge (Farbe grau und beige). Das Regenwasser wird teilweise im Stein- und Fugenmaterial gespeichert und später mittels Verdunstung wieder abgegeben. Parkplätze und Umfahrt (für Lieferfahrzeuge, Taxen u.a.) erhalten einen Belag aus Rasenpflaster bzw. Rasenliner- Platten. Auf den Dachflächen wird ein Mosaik aus Photovoltaikanlagen (35%), extensiven und intensiven Gründächern gestaltet. Auf den Dächern werden unterschiedlich nutzbare Aufenthaltsbereiche geschaffen: ein besonderer Ort ist die `Aussichtsterrasse´ auf dem Hochpunkt (RT 1). Eine `Bar´, überdachte Freibereiche für meetings, Baumschirme über Holzdecks, Stauden- und Gräserflächen bieten attraktive Aufenthalts- und Pausenbereiche. Begrünte Rankgerüste, Fassadenbegrünung, Obstbäume in Blumenwiesen, Fitnessstationen, Sitz- und Liegeelemente ergänzen das Angebot auf den anderen Dachflächen.

Nachhaltigkeit / TGA

Das Ziel innerhalb dieses Projektes ist es, vollständig auf Verbrennungsprozesse und damit betriebsbedingte Emissionen verzichten zu können. Die hochwärmegedämmte Gebäudehülle mit opaken Bauteilen im Passivhausniveau und Dreifachverglasungen führen zu einem reduzierten Energieverbrauch. Der solare Wärmeeintrag wird bewusst durch die opaken Fassadenelemente und die Loggien reduziert. Während die opaken Elemente sich harmonisch in das äußere Bild einfügen und gleichzeitig den Verglasungsanteil reduzieren, ermöglichen die Loggien Ausblicke, während die Glasfassaden selbst verschattet sind. Der externe, textile Sonnenschutz mit rezyklierten Textilfasern reduziert effektiv den Sonneneintrag der Fassade.

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen führt das Retentionsdach im Sommer ebenfalls zu einem reduzierten Kühlbedarf. Die durch die aufgeständerten Photovoltaikmodule abgegebene Wärme erzeugt Verdunstungskälte, während die Regenrückhaltung der Substratschicht Spitzenlasten bei Starkregenereignissen puffert. Um den Einsatz von Energie weiter zu reduzieren (lowtech) wird ein hybrides Lüftungssystem verfolgt. Zur Unterstützung der mechanischen Lüftung durch RLT-Anlage mit Wärmerückgewinnung kann durch eine natürliche Luftzirkulation be- und entlüftet werden. Ein Nachtlüftungskonzept unterstützt dabei den sommerlichen Wärmeschutz. Eine hocheffiziente Grundwasser-Wärmepumpe dient der Primärversorgung und wird durch die PV-Elemente auf dem Dach und an der Fassade mit Strom versorgt. Zusätzliche Wärme kann durch Abwasserwärme der Technikzentrale zugeführt werden.

Die Wärme bzw. Kälte wird durch modulare und damit wartungsfreundliche Abhangdeckenelemente in den Räumen großflächig verteilt. Durch diese Niedertemperaturlösung kann das LowEx-Konzept mit geringen Temperaturasymmetrien umgesetzt werden. Um das Raumklima und auch die Emissionen und Ressourcenverbräuche zu optimieren, werden Lehmpaneele dafür vorgeschlagen. Diese erhöhen die thermische Masse und dienen damit zusätzlich der Klimastabilität in den Räumen. Das Dach beinhaltet neben dem Retentionsdach zur Regenwasserrückhaltung eine extensive Begrünung unterhalb der PV-Module, sowie eine intensive Begrünung zur Förderung der Biodiversität und Insektenvielfalt auf den Dachflächen ohne PV. Eine Innenraumbeleuchtung mit Präsenzmeldern vor allem im Treppenraum sorgt für einen reduzierten Energieverbrauch. Die Beleuchtung der Außenflächen ist insektenfreundlich (ohne kurzwellige, blaue Lichtanteile) und mit auf den Boden gerichtetem Lichtpegel geplant.

Um den CO2-Fußabdruck zur Herstellung des Projektes zu reduzieren, werden unterschiedlichste Maßnahmen auf Materialebene ergriffen. Zum einen werden bei den Gebäudeteilen unterhalb der Hochhausgrenze nachwachsende Dämmstoffe eingesetzt und dafür Sorge getragen, dass die Ausbau- und Fassadenbauteile sortenrein trennbar und zerstörungsfrei rückbaubar sind. Hierbei zählt vor allem eine Berücksichtigung der Lebensdauer der jeweiligen Bauteile. Zum anderen werden für die Betonbauteile CO2-reduzierte Betonmischungen (z.B. durch die Verwendung von CEM III/B) vorgesehen. Des Weiteren werden in den nichttragenden Innenwänden Leichtbausysteme mit FSC-zertifizierten Holzständer und Lehmträgerplatten vorgesehen und die Pfosten-Riegel-Fassade mit recyceltem Aluminium Außen sowie im Innern mit Echtholz hergestellt. Der Blendschutz wird ebenfalls aus rezyklierten Fasern hergestellt.
Der aufgeständerte Fußboden ist ebenfalls vollständig rückbaubar und so segmentiert, dass Wartung und Instandhaltung sehr einfach möglich sind. Als Bodenbelag wird auf FSC-zertifiziertes Parkett oder Teppich mit recycelten Nylonfasern zurückgegriffen. Die Glasfaserbetonelemente der Fassade sind vollständig rezyklierbar.

Der Außenraum besticht durch seine intensive Begrünung. Versiegelte Bodenflächen werden auf ein absolutes Minimum reduziert und die Klimaresilienz durch eine nicht unterbaute Fläche von 2.500qm über viele Jahre sichergestellt. Die Vorteile der üppigen Begrünung liegen neben ihrer Verschattungseigenschaften auch darin, Feinstaub zu binden, Verdunstungsflächen zu bieten und das Mikroklima v.a. an heißen Sommertagen nachweislich zu verbessern. Die Wasserflächen im Innenhof komplettieren das grün-blaue Gesamtbild und dienen gleichzeitig als Überlaufbecken für Starkregenereignisse. Durchgehende Baumreihen an den Grundstückgrenzen und im Innenhof verschatten die Erdgeschossflächen für attraktive Aufenthaltsbereiche. Die Retentionsbecken ergänzen die Begrünung vorteilhaft und ermöglichen die Versickerung des Regenwassers auf dem Grundstück.

Zur Förderung der Elektromobilität werden die Parkierungsflächen mit zahlreichen Ladesäulen ausgestattet, die sowohl PKW als auch (Lasten-)Fahrräder versorgen können und durch die hauseigene PV-Anlage gespeist werden. Für Fahrräder wird zudem eine kleine Servicestation mit Luftpumpen und Werkzeug integriert. Ebenerdig erreichbare Stellplätze für Fahrräder begünstigen zudem deren Verwendung. Die Kombination und Optimierung der unterschiedlichen technischen, funktionalen und gestalterischen Komponenten bei hoher Energieeffizienz und geringen Emissionen in wirtschaftlicher Bauweise ermöglichen eine Gebäudezertifizierung in DGNB Gold. Eine konsequente Verfolgung einzelner Themen, u.a. der Materialökologie, führt zu einer positiven Bewertung im Rahmen der EU-Taxanomie.

Fassade

Die Fassadenkonstruktion besteht aus einer robusten und wirtschaftlichen Aluminium (außen) und Holz (Innen) Pfosten-Riegel Fassade mit einem Raster von 1,35 m, um möglichst flexibel Trennwandanschlüsse gestalten zu können. Bei erhöhten Schallschutzanforderungen zwischen Trennwänden in z.B. Konferenzbereichen werden Zusatzmaßnahmen ergriffen. Die Fassade ist geschosshoch gegliedert und in festverglaste 3-fach Isolierglaseinheiten und opake Elemente mit integrierten PV-Modulen strukturiert. Das Dämmmaterial besteht aus nachwachsenden Rohstoffen die vollständig und sortenrein getrennt und wiederverwertet werden können. Der Glasflächenanteil beträgt maximal 50%. Die bodentiefen Fenster sind mit absturzsichernden Öffnungsbegrenzern ausgestattet und können zur Komfortlüftung vom Nutzer geöffnet werden. Die Absturzsicherung wird durch Verbundsicherheitsglas gem. DIN 18008-4 gewährleistet. Zur Fassadenreinigung werden die Fenster mit einem Spezialwerkzeug entsichert und von Fachpersonal mit PSA von innen gereinigt. Durch Präzedenzfälle von in Baden-Württemberg kürzlich fertiggestellten Objekten und in Kürze erwarteten Zulassungen, stellen Öffnungsbegrenzer aus heutiger Sicht kein Genehmigungsrisiko mehr da.

Die Verglasung wird mit neutraler und hochselektiver Wärme-/Sonnenschutzbeschichtung und Gesamtenergiedurchlassgrad gemäß bauphysikalischer Planung ausgeführt. Zur Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes ist ein außenliegender Textilbehang als beweglicher Sonnenschutz geplant, welcher die Anforderungen an Windstabilität problemlos erfüllt und an kälteren Tagen im eingefahrenen Zustand wichtige Energiegewinne ermöglicht. Innenseitig wird eine Vorrichtung zur Installation eines nutzerseitigen Blendschutzes vorgehalten. Durch die Höhe der Verglasung dicht unterhalb der Decke ist eine optimale Tageslichtausbeute gewährleistet, die der Nutzergesundheit zugutekommt. Der winterliche Wärmeschutz entspricht der thermischen Dämmung des Gebäudes und erfüllt höchste Anforderungen.

Vertikale Lisenen und horizontale Gesimse als großformatige "Rahmen" aus Glasfaserbeton bzw. Aluminium (jeweils zwei Gebäude unterschiedlich) gliedern die Fassade und können materialsparend und umweltfreundlich in Leichtbauweise ausgeführt werden. Innerhalb dieser "Rahmen" werden gebäudeintegrierte Nistkästen angeordnet, um die Biodiversität zu maximieren. Zum Vogelschutz werden zusätzlich Gläser gewählt, die eine minimale Außenreflexion sicherstellen. Bei den Basismaterialien Aluminium und Glas wird auf einen möglichst hohen Altglas- bzw. Aluminiumrezyklatanteil geachtet, um maximal ressourcenschonend zu bauen. Eine sortenreine Trennbarkeit der Fassade nach Erreichen der Nutzungszeit und Rückführung in den Materialkreislauf ist selbstverständlich.

Die Fassaden, Loggien und Balkone sowie die Dächer werden mit üppiger Begrünung gestaltet. Der entsprechende Substrataufbau schützt die Gebäudevolumina vor sommerlichem Wärmeeintrag und leistet zusammen mit integrierten Retentionsboxen einen wesentlichen Anteil zur Zwischenspeicherung anfallenden Niederschlagwassers. Die Montage der im Werk vorgefertigten Fassadenelemente erfolgt über justierbare Konsolen. Die Konsolen werden mittels Dübel oder Einlegeschienen nach statischer Anforderung an den Rohbau verankert. Die Fassadenintegrierten PV-Module werden als Glas-Glas-Module in homogen einfarbiger Optik gestalterisch ansprechend in das Gesamtbild der Fassadenkomposition integriert.

Zusammenfassend stellt das genannte Fassadenkonzept eine vielseitig nutzbare und gegenüber äußeren Umwelteinflüssen adaptive Gebäudehülle dar, das in Verbindung mit sortenreiner Trennbarkeit der Materialien als städtisches Materiallager interpretiert werden kann und gleichzeitig ein Habitat für Vögel und Insekten inklusive Energiegewinnung bereitstellt.

Tragwerk

Das geplante Bauvorhaben stellt ein Gebäudeensemble dar, welches aus vier getrennten Baukörpern mit unterschiedlichen Höhen besteht. Die bis zu zehn Geschosse hohen Bauwerke teilen sich im Untergeschoss eine zusammenhängende Tiefgarage. Das Tragwerk der einzelnen Geschosse sieht massive Stahlbetondecken vor, die entlang der Fassade und im Innenraum mehrheitlich von schlanken Stützen getragen werden, so dass eine hohe Flexibilität in der Nutzung gewährleistet werden kann. Die geplanten Flachdecken lassen sich als hocheffiziente Hohlkörperdecke ausbilden, welche den erforderlichen Materialeinsatz minimieren und somit die Menge an grauer Energie und Ressourcen für die gesamte Konstruktion reduzieren – ein wichtiger Beitrag für nachhaltige Bauwerke.

Die Baukörper erhalten zusätzlich einen bzw. zwei Erschließungskerne. Die Kernwände werden über alle Geschosse hinweg massiv ausgeführt und leisten nicht nur einen Beitrag zur vertikalen Lastabtragung, sondern sichern vordergründig die Gesamtstabilität der Konstruktion. Die gemeinsame Tiefgarage samt Fundamentplatte stellt aus statischer Sicht einen steifen Kasten dar, der vertikale und horizontale Lasten sicher in den Baugrund weiterleiten kann. Bei Neubauten ist der Einsatz von Recyclingbeton sinnvoll, bei dem Rezyklate aus Mauerwerks- und Betonabbruch dem Neubaukreislauf zugeführt werden. CO2 reduzierter Zement soll zum Einsatz kommen, um darüber hinaus höchste Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen.

Die vier Baukörper können zeitlich unabhängig voneinander als einzelne Bauabschnitte errichtet werden. Zur Erschließung von jeweiligen Teilen der TG ist eine Interimsrampe erforderlich die nach Fertigstellung des nordwestlichen Baukörpers rückgebaut werden kann.

Brandschutz

Das geplante Gebäude in Freiburg wird hinsichtlich des Brandschutzes nach der Landesbauordnung Baden-Württemberg als Sonderbau beurteilt. Es handelt sich um vier oberirdisch getrennte Baukörper, die über eine gemeinsame unterirdische Tiefgarage miteinander verbunden sind. Des Weiteren ist ein Konferenzzentrum mit maximal 199 Personen angedacht. Im Erdgeschoss sind Gastro- und Verkaufsflächen vorgesehen. In den darüber liegenden Geschossen sind Büro- und Verwaltungsflächen geplant.

Das südöstliche, an der Kreuzung gelegene Gebäude wird als Hochhaus bewertet, die Fußbodenoberkante des höchsten Geschosses beträgt ca. 32 m (> 22 m) über der mittleren Geländeoberkante. Die übrigen Gebäudeteile sind unterhalb der Hochhausgrenze vorgesehen. Alle Gebäude werden in die Gebäudeklasse 5 eingeordnet. Als Beurteilungsgrundlagen sind die Landesbauordnung im Zusammenhang mit der Ausführungsverordnung sowie die Garagenverordnung relevant. In Baden-Württemberg ist die Hochhausrichtlinie nicht baurechtlich eingeführt. Meinungsbildend wird die Richtlinie über die bauaufsichtliche Behandlung von Hochhäusern (HHR) aus dem Nachbarbundesland Bayern herangezogen. Bei dem Hochhaus handelt es sich um ein Hochhaus < 60 m. Die Verkaufsstättenverordnung ist aufgrund der Größe von nicht mehr als 2.000 m² nicht planungsrelevant. Ebenfalls nicht angewendet werden muss die Versammlungsstättenverordnung aufgrund Nutzungseinheiten mit nicht mehr als 200 Personen.

Die vertikalen Rettungswege werden je nach oberirdischem Gebäudeteil über ein oder zwei Sicherheitstreppenräume vorgesehen. Jeder Sicherheitstreppenraum ist mit einer Überdruckbelüftungsanlage gegen Raucheintritt geschützt. Von jeder Büro- und Verwaltungsnutzungseinheit ist ein Vorraum eines Sicherheitstreppenraumes in 35 m zu erreichen. Im Hochhaus werden anlehnend an das Hochhausrecht im Bundesland Bayern jeweils zwei Nutzungseinheiten direkt an den Vorraum des Sicherheitstreppenraumes angeschlossen. Bei den übrigen Gebäuden werden über die notwendigen Flure bis zu vier Nutzungseinheiten über den Vorraum und den Sicherheitstreppenraum erschlossen. Diese haben Ihren sicheren Ausgang ins Freie im Erdgeschoss, zum Teil sind von diesen Ausgängen unabhängige und brandschutztechnisch getrennte Erschließungsbereiche (z.B. für einen Concierge) geplant.

Zur Gewährleistung einer flexiblen Aufteilung der Nutzungseinheiten wird bauordnungskonform auf einen notwendigen Flur verzichtet. Nutzungseinheiten > 400 m werden zur Kompensation des nicht vorgesehenen notwendigen Flures in der Bauart von Großraumbüros vorgesehen. Dieses wird eine Sichtverbindung innerhalb des Bürobereiches über Glaswände oder eine Höhenbegrenzung von raumteilenden Elementen auf max. 1,60 m sichergestellt. Zusätzlich wird eine Brandmeldeanlage mit interner Alarmierung installiert. In der Regel überschreiten die Nutzungseinheiten die 400qm jedoch nicht. Die Einheiten sind flexibel unterteilbar in bis zu 200qm-Einheiten. In diesem Falle werden kleine notwendige Flure vorgeschaltet die auch bereits zum Bau vorgesehen werden können. Die Türen sind dann mit einer Offenhaltung auszustatten, so dass sie im Alltag nicht auffallen. Im Erdgeschoss ist eine Entfluchtung der Nutzungseinheiten direkt ins Freie möglich. Im Konferenzbereich wird der Rettungsweg über nicht notwendige Flure ins Freie geführt. In diesem Bereich werden die oben beschrieben Maßnahmen in Anlehnung an ein Großraumbüro umgesetzt.

Aus der Tiefgarage werden beide Rettungswege baulich über die Sicherheitstreppenräume mit einer Rettungsweglänge von im Regelfall 30 m bis zur Garagenschleuse sichergestellt. Dabei kann die Garagenschleuse bereits als sicherer Bereich gewertet werden. In einigen Bereichen wird diese Rettungsweglänge überschritten. Als Kompensation wird die Tiefgarage statt durch Rauchabschnitte mittels Brandabschnitte mit feuerhemmenden Schiebetoren und integrierten Schlupftüren getrennt. Innerhalb von 30 m ist stets entweder eine Garagenschleuse oder ein anderer Brandabschnitt über die Schlupftür erreichbar.

Die Gebäude sind mittels Brandabschnitte in Bereiche von max. 40 m Länge unterteilt. Diese Brandwände sind entweder mindestens 5 m von den Innenecken entfernt, oder die Außenfassade ist in diesem Bereich auf einer Länge von 5 m geschlossen und feuerbeständig ausgeführt. In Teilbereichen vorgesehene Überschreitungen der zulässigen Brandabschnittslänge von 40 m lassen sich über die max. Brandabschnittsfläche von 1.600 m² sowie die feuerbeständige Unterteilung in Nutzungseinheiten argumentieren. Das Hochhaus wird von dem übrigen Gebäudeteil mittels einer Brandwand in den oberirdischen Geschossen abgetrennt. Bei den übrigen Gebäuden endet die Brandwand oberhalb des Erdgeschosses. Dieses wird über die geplante Sprinkleranlage in dem Erdgeschoss kompensiert. Eine direkte Weiterführung der Brandwand in die Tiefgarage ist nicht geplant und baurechtlich nicht erforderlich.

In der gesprinklerten Tiefgarage ist zur Kompensation der Rettungswegüberlänge eine Brandabschnittsunterteilung (anstelle einer Rauchabschnittsunterteilung – siehe oben) vorgesehen, die max. zulässige Größe der Rauchabschnitte von 5.000 m² wird eingehalten. Für das Hochhaus, das gesamte Erdgeschoss und die Tiefgarage wird eine Sprinkleranlage vorgesehen. Durch die vorgesehene Sprinkleranlage des Hochhauses kann die Fassade flexibel gestaltet werden, eine feuerbeständige Brüstung zwischen den Geschossen ist entbehrlich. Eine Brandmeldeanlage sowie eine Alarmierungsanlage werden für das Hochhaus sowie ausschließlich für Büro- und Verwaltungseinheiten mit mehr als 400 m² geplant. Die Sicherheitstreppenräume zusammen mit den Vorräumen sowie die Treppenraumerweiterungen werden mittels Überdruckbelüftungsanlagen vor Raucheintritt geschützt. Weiter erhält das Hochhaus einen überdruckbelüfteten Feuerwehraufzug.

Über die Zufahrt von der Munzinger Straße gelangt die Feuerwehr bis ins Zentrum des neuen Quartiers wo sich im Bereich der Terrasse des Konferenzzentrums eine zentrale Feuerwehraufstellfläche befindet. Von hier aus ist jeder Zugang zu den vier Gebäuden innerhalb von 50m zu erreichen. Die jeweilige BMZ ist dort verortet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäudeensemble interpretiert in seiner Architektursprache die durch Schwarzwald und Vogesen geprägte Umgebung Freiburgs und zeigt ein stark aufgelöstes Gebäudevolumen. Zu den Straßenseiten hin zeigt sich der Entwurf als Blockrandstruktur mit diversen Vor- und Rücksprüngen, die die einzelnen Bauteile stark untergliedern. Die Untergliederung wird in der Vertikalen zusätzlich durch unterschiedliche Höhenentwicklungen verstärkt, die mit dem Hochpunkt von ca. 40 m im Süden Ihren Abschluss finden. Hierdurch erscheinen die tatsächlich entstandenen Flächen und Kubaturen gefälliger.
Der Zugang über die Munzinger Straße durch den [ˌhaɪdˈpaːk], der das zentrale Herzstück bildet, verteilt nicht nur die Mitarbeiter in die jeweiligen Baukörper, sondern lädt auch Besucher zum Erkunden und Verweilen ein. Um den Park herum gruppieren sich die vier L-förmigen Baukörper und rahmen die Fläche somit ein, geben dem öffentlichen Bereich somit eine gewisse private Atmosphäre. Die Gestaltung der Außenanlagen ist in sich weitgehend stimmig und ansprechend. Die Wasserflächen sind als Wasserbecken gefasst und dienen auch der Retention des Regenwassers. Besonders erwähnenswert ist die große zusammenhängende Parkfläche mit entsprechendem Bodenanschluss. Ergänzt wird das Wasserthema des Parks durch einen Baumhain sowie diverse, in Ihrer Ausgestaltung unterschiedliche, Aufenthaltsbereiche.
Zusätzliche Aufenthaltsflächen bieten die zweigeschossigen, einzelnen Nutzungseinheiten zugeordneten Loggien, die den Nutzern als Outdoor-Büro/ -Besprechungsraum dienen. Leider trifft der Entwurf keine Aussage darüber, wie solche Outdoorbüros in den darüberliegenden Geschossen (Luftraum) umgesetzt werden.
Weitere Aufenthaltsbereiche finden sich auf den Dachflächen, welche für unterschiedliche Nutzungen, wie extensive und intensive Gründächer, Aussichtsterrasse, PV-Aufstellfläche o.Ä. vorgesehen sind. Die Zufahrt erfolgt im festgelegten Plankorridor; die geplante Anlieferung der Erdgeschossflächen über die Besançonallee ist jedoch nicht umsetzbar. Fahrradabstellplätze sind in den jeweiligen Tiefgaragenabschnitten sowie in einem ebenerdigen Fahrradraum im Erdgeschoss verteilt. Hier wird jedoch der Nutzerfreundlichkeit (ebenerdige Fahrradabstellplätze in der Nähe zu den jeweiligen Eingängen) nicht entsprechend Rechnung getragen.
Im Erdgeschoss belebt der Konferenz- und Schulungsbereich sowie die Gastronomie die Parknutzung, wobei die Außengastronomiefläche deutlich großzügiger gestaltet werden könnte. Der doch sehr vom Einzelhandel geprägte Nutzungsmix im Erdgeschoss wird für den Standort von der Jury kritisch gesehen.
Die Grundrisse bieten eine ökonomische Raumstruktur und lassen die gewünschten Büroformen - allerdings teilweise mit Einschränkungen - zu. So sind durch die Anordnung der Lüftungsflügel in Teilbereichen 2-Achs-Büros nicht umsetzbar; auch erzeugen die teilweise dargestellten Raumtiefen große Dunkelzonen. Ebenso wurde die gewünschte lichte Raumhöhe von mindestens 3,00 m nicht umgesetzt.
Das Areal ist in vier Bauabschnitte teilbar. Auch die Tiefgarage kann über entsprechende Interimsrampen in vier Bauabschnitten realisiert werden. Die Tragstruktur erfolgt über Stützen und Flachdecken. Die Kernwände der Erschließungskerne dienen der Aussteifung. Der Lastabtrag aus den Obergeschossen in die Tiefgarage erscheint nicht schlüssig.
Die Fassade ist nicht tragend und besteht als Pfosten-Riegel-Fassade außen aus Aluminium und innen aus Holz. Die Gliederung der Fassade erfolgt geschosshoch mit festverglasten Elementen im Wechsel mit opaken Elementen und integrierten Photovoltaikanlagen. Bodentiefe Verglasungen erhalten gläserne Absturzsicherungen; der Sonnenschutz erfolgt über außenliegende Textilbehänge. Bei jeweils zwei Gebäuden werden die vorgenannten Fassadenelemente durch vertikale Lisenen und horizontale Gesimse aus Glasfaserbeton bzw. Aluminium eingerahmt und geben der Fassade damit nochmal eine großzügigere Struktur.
Die opaken Bauteile sowie die eingeschobenen, begrünten Loggien reduzieren den Wärmeeintrag. Auch die Retentionsdächer sollen den Kühlbedarf im Sommer reduzieren. Das Lüftungskonzept sieht eine hybride Lüftung (mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung und Fensterlüftung) sowie ein Nachtlüftungskonzept vor. Die Grundheiz- und -kühllast wird über eine Grundwasserwärmepumpe abgedeckt und über Heiz-Kühldecken in die Nutzungsbereiche verteilt. Photovoltaikelemente auf dem Dach sowie im Bereich der Fassade dienen vorrangig der Eigenstromversorgung der Gebäude. Die Aussagen zu PV-Anlagen auf den Dachflächen sind widersprüchlich. So passt die Darstellung der PVAnlagen in den Visualisierungen nicht zu den dargestellten Flächen im Dachaufsichtsplan.
Der architektonische Ansatz des Entwurfs wird kontrovers diskutiert; im Zusammenhang mit dem Standort erscheint der Entwurf zu städtisch.
INNENPERSPEKTIVE [,haid´pa:k]

INNENPERSPEKTIVE [,haid´pa:k]

ANSICHT VON DER MUNZINGER STRASSE

ANSICHT VON DER MUNZINGER STRASSE

Lageplan

Lageplan

ANSICHT VON DER BESACON ALLEE

ANSICHT VON DER BESACON ALLEE

SKIZZE INNENRÄUME

SKIZZE INNENRÄUME