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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Wohnungsneubau Slatan-Dudow-Straße - Gartenstadt Drewitz, Potsdam

Übersicht

Übersicht

Anerkennung

Preisgeld: 7.300 EUR

blocher partners GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Wohnungsneubau Slatan-Dudow-Straße – Gartenstadt Drewitz, Potsdam
Der Wohnungsneubau an der Slatan-Dudow-Straße, als neuer Baustein der Gartenstadt Potsdam Drewitz, vervollständigt das durchmischte Quartier und erweitert es um 246 neue Wohnungen.
Das Fortführen der ortstypischen Hochparterre-Wohnungen, sowie auch das Einhalten der Traufkanten verortet den mäandrierenden Wohnblock selbstverständlich im Quartier und bildet eine wichtige Schnittstelle zwischen Park und Stadt aus.
Die turmartigen Überhöhungen im Süden bilden den visuellen Auftakt vom Park zum Quartier und helfen der Orientierung in der Gartenstadt.
Großzügige Öffnungen im Erdgeschoss verweben die Innen- und Außenwelt miteinander und lassen den Park Teil des Wohnhofs werden.
Der so entstehende, geschützte Außenraum ist als Erweiterung des Hofs zu sehen und lädt z.B. auch im Regen zum Tischtennisspielen, Kreide-Malen oder Spielen ein.
Der Hof ist Ort der Bewegung.
Hier verschränken sich Adressbildung und Mobilitätswende. Nicht der Parkplatz wird Dreh-und Angelpunkt, sondern die Anfahrt mit dem Fahrrad oder der fußläufige Weg ab öffentlichem Nahverkehr. Die Podeste der offen gestalteten Treppenhäuser erlauben eine große Lebendigkeit; zufällige Begegnungen und den Austausch miteinander wird provoziert.
Das Hofseitige anordnen der Treppenkerne schafft nicht nur die Grundlage zur Belebung des Hofs, sondern ermöglicht auch das volle Ausnutzen der Sonnen-Fassaden mit Wohnräumen und Balkonen, sowie die barrierefreie Erschließung aller Wohnungen.
Die entstehenden Wohnungen wurden nach Ansprüchen der jeweiligen Typologie in vier Haus-Typen geordnet.
Das Seniorenwohnen mit wirtschaftlicher Mittelgang-Erschließung befindet sich als Auftakt im Norden des Grundstücks. Die Nähe zur Bus- und Tramstation werden hier als besonders wertvoll eingeschätzt um die Selbständigkeit der Bewohner*innen zu unterstützen. Ein Concierge Service mit angrenzendem Gemeinschaftsbereich im Erdgeschoss bilden eine klare Adresse aus. Auch auf allen weiteren Etagen befinden sich zweiseitig ausgerichtete Gemeinschaft- und Begegnungszonen mit Zugang zum Außenraum. Im 5.OG befindet sich eine gemeinschaftlich genutzte Dachterrasse mit Blick in den Park, die zum Urban-Gardening, Frühsport, Entspannen oder Karten spielen einlädt.
Mit der, in der Fassade ablesbaren Zäsur, kündigt sich der zweite Wohnhaustypus an. Die 2-4 Zimmer Wohnungen sind in Vier-Spännern organisiert und werden über die offenen Treppenhäuser vom Hof erschlossen. Jede Wohnung verfügt über einen privaten Freisitz.
Das Eckhaus unterscheidet sich im Wohnungsmix durch die 5-Zimmer Wohnung. Auch das Eckhaus wird über einen Vierspänner erschlossen und richtet seine Wohnräume zu den Süd-Ost bzw. Süd-West Fassaden aus. Die Turmartigen Überhöhungen bilden zwei gemeinschaftlich genutzte Dachgärten aus. Sie laden zum Spielen, Sporteln, Entspannen, Austauschen, oder Gärtnern ein.
Das kompakte Wohnen wird im Nord-Osten am Laubengang organisiert. Diese Typologie ermöglicht den 1 – 2 Zimmer Wohnungen das „durchwohnen“ und eine zweiseitige Belichtung. Der Laubengang weist durch einen Belagswechsel Bewegungs- und Aufenthaltszonen aus. Durch Luftlöcher ist er zusätzlich belichtet und vernetzt auch vertikal die Geschosse miteinander.
Es ist erwünscht, dass der Laubengang durch die Bewohner*innen aneignet und genutzt wird. Ein privater Außenraum steht den kompakten Wohnungen mit Ausrichtung zum Innenhof zur Verfügung. Hier sind die Wohn-und Schlafräume angeordnet.
Im Erdgeschoss erfolgt ein ebenerdiger Zugang zu den Wohngemeinschaften. Wie von der Elterninitiative gewünscht, wird so der direkte Zugang zum Grünraum, als auch die einfache Anfahrbarkeit von Fahrdiensten ermöglicht.
Die großzügigen Zimmer, mit privatem Garten werden um einen großzügigen Gemeinschaftsraum ergänzt.
Durch die Ausrichtung der Balkone zu den Sonnen-Fassaden, ist ein Anleitern mit Tragleitern im Innenhof nicht nötig, was der Landschaftsgestaltung freien Spielraum ermöglicht.
Abstellräume für die Bewohner*innen und Fahrräder befinden sich im gut belüfteten Untergeschoss. Weitere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Mülltonnen befinden sich wettergeschützt im Erdgeschoss.
Die klar strukturierte Fassade fügt sich selbstverständlich in das Quartier ein. Differenzierungen in Farben und Höhen lockern die klare Figur auf und lassen die verschiedenen Wohntypen sichtbar werden. Der Farb-/Materialwechsel zwischen Innenhof und Straßenfassade kündigen sich schon in den Toren und unterstreichen die herrschenden Atmosphären. Die Längsfassaden werden durch den Materialmix von Faserzementplatten und Recyling Aluminiumprofilen aufgelockert. Ein umlaufendes Band auf der Höhe von 60cm hält die verschiedenen Häuser- und Fassadentypen zusammen.
Das moderne Farbkonzept stiftet Identität und trägt zur Adressbildung bei.
Die Balkonstrukturen führen das Thema des Laubengangs fort und gliedern die Fassade zusätzlich. PV Anlagen auf dem Dach und eine leichte Holz-Ständer Konstruktion gehen auf die Anforderungen der Nachhaltigkeit ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt eine geschlossene 5-geschossige Blockrandbebauung vor, die über 2-geschossige Durchgänge an 3 Positionen die Außen- und Innenwelt miteinander verwebt und zum Gaststättengrundstück mit Brandwänden und ausreichenden Abstandsflächen reagiert. 

Nur über den Innenhof werden die Treppenhäuser erschlossen; die somit fehlende straßenseitige Adressbildung wird kritisch betrachtet. In den Durchgängen werden Treffpunkte vorgeschlagen, deren Aufenthaltsqualität aus unterschiedlichen Gründen (Hauptzuwegung, Zugerscheinungen, etc.) in Frage gestellt werden. Das an 2 Eingängen vorgesehene Angebot der Abstellräume für Fahrräder, Kinderwagen, etc. direkt neben den Treppenhäusern, wird funktional positiv, jedoch wirtschaftlich kritisch bewertet. Ausnahme bilden die Seniorenwohnungen mit ihrem Haupteingang im NW sowie ein Gebäudeteil im NO, der über eine Laubengangerschließung funktioniert.

Der Laubengang bietet durch seine Breite sowohl Erschließungs- als auch halböffentliche Aufenthaltsfläche. Die Jury empfiehlt jedoch eine Verkleinerung dieses Laubenganges zugunsten der Optimierung der Wohnungsgrundrisse.

Die Senioren-Wohnungen sind ökonomisch entlang eines Mittelflures organisiert, der mit seinen 2 angeschlossenen TH, den 2 Aufzügen und den Fluraufweitungen, die der Begegnung mit einer natürlichen Belichtung und Belüftung dienen, positiv bewertet wird. 

Die Wohnungshäuser sind als 4-Spänner organisiert und erlauben eine wirtschaftliche Möglichkeit der Erschließung für den geförderten Wohnungsbau.

Grundsätzlich scheint die Ausbildung des 2. Rettungsweges gut gelöst zu sein, so daß für die Rettung aus dem 3.und 4.OG ein Befahren des Hofes durch die Feuerwehr nicht erforderlich ist.

Das EG wird als Hochparterre vorgeschlagen. Die daraus resultierenden Balkonauskragungen in den halböffentlichen Raum werden gestalterisch und funktional (Schmutznischen unterhalb der Balkone, etc.) sehr kritisch eingeschätzt.

Die Außenanlagengestaltung entlang der Fassade zum Straßenland funktioniert nicht und muss ggf. in einer Weiterbearbeitung gelöst werden. Das Gebäude ist durch eine schlichte Lochfassade geprägt, die mit einer Faserzementbekleidung und recycelten Alu-Rippen versucht, eine zeitgemäße Fassadengliederung mit Eckbetonungen anzubieten. Die Jury sieht diese Materialien in der Visualisierung in Kombination mit dem vorgeschlagenen Farbwechsel als nicht schlüssig. 

Die gemeinschaftlich genutzten Dachbereichen mit Terrassen und Hochbeeten in den Gebäudeecken machen eine Treppenhauszugänglichkeit erforderlich und müssen in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit und auf die Bewirtschaftung geprüft werden.

Die Wohnungsgrundrisse sind funktional und kompakt organisiert. Auch bei den kleinen Wohnungen sollte über eine adäquate Eingangssituation mit Garderobe und Abstellmöglichkeiten nachgedacht werden. 

Nachhaltigkeit: 
Die Umsetzung als holz-hybrid (Holzständerbauweise sowie Außenwände als Faserzementplatten und recyceltem Aluminium) sollte überarbeitet bzw. konkretisiert werden. Die Kombination von Gründach und PV sollte konsequent auch an den Ecken umgesetzt werden (in der Ansicht ist nur das Gründach umgesetzt).

Realisierbarkeit: 
Im Vergleich zu den anderen Arbeiten stellt sich dieser Wettbewerbsbeitrag sowohl hinsichtlich der absoluten Kosten als auch des spezifischen Kennwertes als günstig dar. Signifikante Einsparpotentiale sind nicht erkennbar. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit sollte das notwendige Bauvolumen des Untergeschosses mit den dort nachzuweisenden Flächen weitergehend untersucht werden.
Lageplan

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