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Award / Auszeichnung | 10/2022

Architekturpreis der Stadt Nürnberg 2022

Augustinerhof Nürnberg

DE-90403 Nürnberg, Neue Tuchgasse

Anerkennung

Staab Architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Städtebauliche Projekte

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 05/2022

Projektbeschreibung

Der Neubau des Augustinerhofs bot die Chance, auf dem letzten großen Baugrundstück in der
Nürnberger Altstadt einen spannenden öffentlichen Stadtraum zu schaffen, der das historische
Stadtgefüge ergänzt. Die Bebauung wurde aus dem Maßstab der Altstadt entwickelt und vervoll-
ständigt die angrenzenden Altstadtblöcke so, dass zwischen ihnen ein trichterförmiger Straßenraum entsteht, der sich vom Hauptmarkt zum Ufer der Pegnitz öffnet. Ein Hotel mit Gastronomieflächen,
Läden und Bars beleben die Erdgeschosszone. Die für Fußgänger und Fahrradfahrer offene Neue Tuchgasse ergänzt das Fußgängernetz der Altstadt um ein wichtiges Verbindungsstück, das einen Rundweg durch die Stadtteile zu beiden Seiten des Flusses ermöglicht. Die Gasse mündet in einen besonnten Stadtplatz am Flussufer neben der Karlsbrücke mit Blick zur Trödelmarkt-Insel. Am Platz liegt der Haupteingang zum prominentesten Nutzer des Augustinerhofs, dem neuen Zukunftsmu-seum des Deutschen Museums, das als Zweigstelle des Münchner Museums besonders auf die Interessen von Schulklassen und Studenten ausgerichtet ist.

Die Konzeption der Museumsräume folgt einer Dramaturgie fließender Räume. Aus dem Foyer im
Erdgeschoss gelangt man über eine offene Treppenanlage mit drei versetzt angeordneten Trep-pen-
läufen in ein Forum. Von diesem über zwei Geschosse reichenden Raum strahlen die Flächen der Dauerausstellung in zwei Richtungen aus. Galerien und eine Sitzstufenanlage verbinden diese mit dem Forum und finden ein Echo in zwei doppelgeschossigen Hallen am Ende der Ausstellungs-räume, die eine Brücke zur darüber liegenden Wechselausstellung schlagen. Die Museumsräume werden durch drei Kerne gegliedert, die eine flexible Gestaltung der Ausstellung ermöglichen.

Der Augustinerhof wurde mit einer einheitlichen Fassade aus hellem Betonwerkstein verkleidet und passend zur historischen Umgebung mit dunklen, in diesem Falle metallgedeckten Mansarddächern versehen. Versetzt angeordnete Dachgauben verzahnen die Fassade mit den Dachflächen und greifen den Maßstab und die unterschiedliche Höhe der angrenzenden Bauten auf. Die verschie-denen Formate der fein gerahmten Fassadeelemente vermitteln zwischen den verschiedenen Nut-zungen im Neubau. Sie zeichnen ein lebendiges, mal stärker, mal schwächer hervortretendes Gitter aus Licht und Schatten auf die Fassade, das Bezug auf die Fachwerkbauten auf der Pegnitzinsel nimmt. Große, in die Loch-
fassaden eingestreute Fenster machen auf die Museumsnutzung aufmerksam und betonen ent-lang der Neuen Tuchgasse und den Platz- und Straßenräumen den öffentlichen Charakter der Erdgeschosse.

Beurteilung durch das Preisgericht

Nur allzu selten gelingt es, mit Neubauten in der Altstadt zugleich auch neue, bisher nicht dagewesene Stadträume zu schaffen. Der besondere Wert dieses Projektes liegt dann auch in seiner städtebaulichen Setzung: In der Fortsetzung der Tuchgasse eröffnen die neuen Gebäude einen gut proportionierten städtischen Freiraum, der mit seinen beeindruckenden Aussichten zur Karlsbrücke und weiter nach Westen in den Flussraum der Pegnitz hinein zu einer wirklichen Bereicherung der ohnehin attraktiven Nürnberger Altstadt wird. Beide Bauteile des Augustinerhofs, sowohl das heute für das Deutsche Museum genutzte Gebäude, als auch das größere Hotel sprengen den Maßstab der eng parzellierten Bebauung der Altstadt. Es wird daher auch gar nicht der Versuch unternommen, diesen Umstand zu kaschieren. Im Gegenteil erhalten beide Bauteile eine Fassadenbekleidung aus großformatigen, fein profilierten Betontafeln, die zwischen den sehr unterschiedlichen Fassaden des Hotels (mit seinen regelhaften Öffnungen) und des Museums (mit wenigen großformatigen Fenstern) so erfolgreich vermittelt, dass die eigentlich sehr heterogene Anlage als ein einziges, durchaus besonderes Bauwerk im Stadtraum wahrgenommen wird. Dazu trägt auch die durch klug gesetzte Gauben sehr selbstverständliche Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Traufhöhen bei. Es ist genau diese Strategie, an Stelle eines Fortschreibens des innerstädtischen Maßstabs, die im Stadtraum wirksame, große architektonische Geste sucht, die in der Jury – bei aller Anerkennung – auch kontrovers diskutiert wurde.