modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Neubau und Erweiterung Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein

Perspektive Parkhaus mit Eventfläche

Perspektive Parkhaus mit Eventfläche

2. Preis

Preisgeld: 37.500 EUR

fischerarchitekten Partnerschaft

Architektur

silvia beretta kastner landscape architect

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept / Leitidee

Der Entwurf versucht mit einfachen Setzungen das Quartier durch Schaffung klarer Räume neu zu gliedern und dem heute identitätslosen Bereich einen eigenen Charakter zu geben. Die Gebäude formen sich dabei amorph nach den stadträumlichen Vorgaben. Als verbindendes Element des Quartiers dient der Freiraum. Dieser wird hierzu durch eine größtmögliche Begrünung und Entsieglung zukunftsfähig gestaltet und in drei individuelle, thematische Teilräume gegliedert. Mit den grünen Dachlandschaften entsteht eine neue grüne Lunge in der Stadtmitte.

Funktionalität

Zur Belebung der Flächen werden die Stellplätze im Freiraum minimiert. Klare räumliche Kanten und eine thematische Besetzung gliedert den Freiraum in Eingangs-Plaza, Pausenhof (Hortensiengarten, Felsenbirne und Gräser) und Event-Platz. Eine einheitliche Gestaltung der verbindenden Flächen mit amorphen Pflanzbeeten und Ginkgo bzw. Mehlbeeren machen den Raum als Ganzes erlebbar. Über eine klare Zuordnung der Funktionen erfolgt eine Trennung in laut und leise (Event- und Veranstaltungsbereich bzw. kontemplatives Arbeiten). Die multifunktionale Eventfläche hat direkten Anschluss (Bühne / Backstage) an das Kulturhaus.

Alle Funktionen d.h. Jugendamt, Straßenverkehrsamt sowie auch die Nebenfunktionen Hausmeister, Fahrdienst und Werkstatt werden in einem kompakten, effizienten Volumen in direkter Nähe zur heutigen Verwaltung untergebracht. Den Büroflächen (Bestand und Verwaltung) werden die Dienstwägen in der heutigen Tiefgarage, mit unmittelbarem Zugang zum Aufzug und Treppenhaus beider Bauteile auf kurzem Weg zugeordnet. Jungendamt und Straßenverkehrsamt werden über ein gemeinsames Foyer barrierefrei sowohl von der Koblenzer Straße als auch von der Sankt-Johann Straße erschlossen. Die Büroflächen des Jugendamts werden in 4 Ebenen mit jeweils zugeordneten Teeküchen, Meeting-Points, Besprechungsräumen und Lager-, bzw. Archivbereichen gegliedert. Die Büroflächen sind durch die Skelettkonstruktion individuell teilbar und flexibel auch als Open-Space-Bereiche zu nutzen. In einer gemeinsamen offenen Besprechungszone im Erdgeschoss können Teile der Besprechungsflächen gemeinsam genutzten werden. Sie sind auch für Externe unmittelbar zugänglich und haben einen direkten Anschluss an die Freiflächen. Der Dachgarten steht zur gemeinsamen Nutzung aller zur Verfügung und kann unmittelbar vom Treppenhaus erreicht werden.

Das Parkhaus wird als Spindelparkhaus mit 6 Parkebenen, 43 Stellplätzen im Regelgeschoss und 37 Stellplätzen im Erdgeschoss konzipiert. Durch die Geschosshöhe und Konstruktion (Beton) kann und soll das Parkhaus als Ganzes oder in Teilen um- und nachgenutzt werden. Mit der Umnutzung der beiden oberen Ebenen kann die geforderte Erweiterungsfläche bereits realisiert werden. Sollte nur eine Teilumnutzung angestrebt werden, können die Geschosshöhen der oberen Ebene zu Lasten der unteren Ebenen erhöht werden. Falls die Erweiterung nicht durch Umnutzung realisiert werden soll, kann eine Erweiterung auch durch Anbau an das Parkhaus realisiert werden. Auf einer Grundfläche von 440 qm können hier unabhängig ca. 2.650 qm realisiert werden. Treppe und Aufzug des Parkhauses können dabei als zweiter Rettungsweg in das Gebäudekonzept integriert werden.

Erschließung

Die Erschließung der Verwaltung erfolgt über den Eingangs-Plaza an der Koblenzer Straße, in unmittelbarer Nähe zum heutigen Eingang des Kreishauses. Die verkehrliche Andienung, die Zufahrt zur KFZ-Werkstatt sowie die Zufahrt zur Dienstwagengarage erfolgt über die Sankt-Johann Straße. In der heutigen Tiefgarage sollen nur Sonderfahrzeuge stehen. Nur diese haben direkten Zugang zu Treppen und Aufzügen der Verwaltung. Mitarbeiterstellplätze werden alle im Parkhaus angeboten, so dass die Zufahrt von der Sankt Johann Straße, sowie die Straße selbst, entlastet werden. Vor allen Gebäuden werden Fahrradstellplätze angeboten. Die Fahrradboxen der Mitarbeiter werden in der bestehenden Tiefgarage in unmittelbarer Nähe zu den Aufgängen angeboten.
Die Erschließung des Parkhauses erfolgt über die Leimbachstraße. Zur Ein- und Ausfahrt wird die Rechtsabbiegespur Leimbachstr. / Koblenzer Str. als Ein- und Ausfahrtsspur des Parkhauses verlängert. Zur verkehrlichen Entflechtung erfolgt die Trennung von Zufahrt und Abbiegerspur durch eine Sperrfläche (Pflanzinsel). Zur ungehinderten Abwicklung des Einfahrtsverkehrs erfolgt eine automatische Zufahrtsregelung über eine Kennzeichenerkennung. Der Mitarbeiter-PKW kann somit ohne Halt ungehindert einfahren. Die Spindeln können wahlweise ohne Parkleitsystem alternierend als Auf- und Abfahrtsrampen befahren werden oder mit Parkleitsystem als durchgehend befahrbare Auf- und Abwärtsrampen genutzt werden. Ein einfaches Parkleitsystem mit KFZ-Zählung pro Ebene ist hierzu ausreichend.

Materialien und Konstruktion

Die verbindenden Wegeflächen werden aus Pflaster bzw. wassergebundener Wegedecke und einer Bepflanzung mit Ginkgo bzw. Mehlbeeren hergestellt. Die Beetflächen werden mit Felsenbirnen und Gräser, der Skulpturengarten zusätzlich mit Hortensien bepflanzt.
Das Verwaltungsgebäude ist als Skelettbau mit Holz-Beton-Verbunddecken und Holz- bzw. Betonstützen konzipiert. Das Gebäude erhält ein Biodiversitätsdach als 5. Fassade. Zur Maximierung der Biodiversität sollte dies wenn möglich ohne PV-Module ausgebildet werden. Das Gebäude erhält eine zweischichtige Fassade aus Holzlamellen und einer thermischen Haut als Elementfassade mit integrierten PV-Modulen. Das Gebäude soll den Niedrigenergiehaus- bzw. Effizienzhausstandard erfüllen. Das Erdgeschoss wird über eine Erdkühlung ohne Rückkühler gekühlt. Der Energiebedarf des Gebäudes soll ausschließlich über regenerative Energien in Form von Luft-Wärmetauschern und PV-Modulen in der Fassade gedeckt werden. Die ca. 550 qm PV-Module der Fassade können mit ca. 100.000 KW/h p.a. den Strombedarf des Gebäudes decken. Zusätzliche PV-Module zur Deckung des Eigenbedarfs sind zudem auf der Dachfläche möglich – nach jetzigem Planungsstand aber nicht notwendig. Zur Aufnahme der Gebäudetechnik erhält das Gebäude eine Teilunterkellerung nach Bedarf.

Das Parkhaus wird als Stahlbetonskelettbau mit einer Mindestgeschosshöhe von 3,00 m konzipiert. Das Gebäude erhält eine einschichtige Holzlamellenfassade im Regelgeschoss bzw. Holzlamellen, Glas und Beton im Erdgeschoss. Das Gebäude erhält ein Biodiversitätsdach als 5. Fassade zur Maximierung der Biodiversität, wenn möglich ohne PV-Module. Bei einer Umnutzung des Gebäudes kann das Gebäude mit PV-Modulen nachgerüstet werden

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf fügt zwei neue Baukörper in die bestehenden Liegenschaften des Kreis Siegen-Wittgenstein ein und schafft damit ein neues Stadtraum prägendes Ensemble. Das Verwaltungsgebäude ergänzt das Hochhaus und bildet mit diesem einen angemessen proportionierten Vorplatz. Das Parkhaus hingegen schließt das Ensemble gegenüber der stark befahrenen Leimbachstraße nach Süden ab und lässt zum Kulturhaus Lyz den gewünschten „Event-Platz“ entstehen. Verbunden werden die beiden Plätze über den „Pausenhof“, der durch die Konzentration der Stellplätze im neuen Parkhaus ermöglicht wird. Dies erscheint dem Preisgericht als einfache und robuste städtebauliche Konfiguration, die sehr gute Entwicklungspotentiale bietet.

Begründet mit dem räumlichen Kontext schlagen die Verfasser Baukörper mit gerundeten Gebäudeecken vor. Einerseits nehmen diese Vorbilder aus der Umgebung auf, andererseits können diese selbstverständlich auf die vielfältigen städtebaulichen Bezüge und teilweise solitären Gebäude der Umgebung reagieren. Sie entwickeln daraus auch teilweise ein Vokabular für die formale Durchbildung der Fassaden und Freiräume.

Der Vorplatz vor dem Kreishaus wird begrünt; eine große Freitreppe lässt den Blick auf das Lyz frei und verbindet mit dem „Pausenhof“. Hier wiederum wäre ein stärkere Begrünung wünschenswert, zumal diese Fläche nicht unterbaut ist. Es bietet sich an, über Regenwasserversickerung in Kombination mit den Freiflächen nachzudenken. Dies gilt ebenfalls für den Event-Platz und die angrenzenden Grünflächen. Die Gasse zur Bestandsbebauung nach Norden sollte für die barrierefrei Erschließung des Niveau Sankt Johann Straße genutzt werden und keine reine PKW Zufahrt bleiben. Es wird positiv gesehen, dass die Stellplätze vor dem Lyz ebenfalls in das Parkhaus verlegt worden sind. Allerdings wäre eine prägnantere Gestaltung des Eingangsbereichs wünschenswert.

Der zweigeschossige Raum des Verwaltungsgebäudes zum Vorplatz ist räumlich interessant, dessen Öffnung und Ausrichtung zur Hinterhofbebauung nach Norden wird dieser jedoch kritisch gesehen. Vielmehr hätte sich dieser sich Richtung Freitreppe entwickeln sollen, um beide Niveaus noch wirkungsvolle zu verbinden. Der Baukörper bietet in seiner Kompaktheit gute Grundrisse und durch seinen Knick unterschiedliche Blickbezüge. Es werden qualitätsvolle Arbeitsplätze geschaffen bis hin zum Angebot der Dachterrasse.

Beim Parkhaus wird die qualitätvolle Fassadegestaltung gesehen. Allerdings erscheint das Gebäude insgesamt sehr mächtig. Möglichkeiten zur Reduktion des Bauvolumens böten sich allerdings an: Möglicherweise könnten Stellplätze reduziert werden, das obere Geschoß könnte eventuelle nicht eingehaust werden, die recht aufwändige Erschließung wird kritisch hinterfragt, etc. Ebenfalls müsste das Erdgeschoß stärker aktiviert werden, die vorgeschlagenen Nutzungen vermögen an dieser Stelle in Bezug auf Belebung der EG-Zone nicht zu überzeugen.

Das Preisgericht würdig insgesamt die robuste städtebauliche Konfiguration, die prägnante architektonische Gestaltung und das große Potential der neu gewonnen Freiräume.
Perspektive Verwaltungsgebäude mit Eingangsplatz

Perspektive Verwaltungsgebäude mit Eingangsplatz

Lageplan

Lageplan

Isometrie

Isometrie

Grundriss Keller und Tiefgarage Verwaltung

Grundriss Keller und Tiefgarage Verwaltung

Grundriss EG Verwaltung

Grundriss EG Verwaltung

Grundriss 1. OG Verwaltung

Grundriss 1. OG Verwaltung

Grundriss 2. - 4. OG Verwaltung (Regelgeschoss)

Grundriss 2. - 4. OG Verwaltung (Regelgeschoss)

Grundriss 5. OG Verwaltung (Staffelgeschoss)

Grundriss 5. OG Verwaltung (Staffelgeschoss)

Schnitt 1-1 Verwaltung

Schnitt 1-1 Verwaltung

Schnitt 2-2 Verwaltung

Schnitt 2-2 Verwaltung

Ansicht Süd-West Verwaltung

Ansicht Süd-West Verwaltung

Ansicht Nord-West Verwaltung

Ansicht Nord-West Verwaltung

Ansicht Süd-Ost Verwaltung

Ansicht Süd-Ost Verwaltung

Ansicht Nord-Ost Verwaltung

Ansicht Nord-Ost Verwaltung

Fassadenschnitt Verwaltung mit Teilansicht

Fassadenschnitt Verwaltung mit Teilansicht

Parkhaus Grundriss EG mit Freianlagenplan Eventfläche

Parkhaus Grundriss EG mit Freianlagenplan Eventfläche

Parkhaus Grundriss 1.OG

Parkhaus Grundriss 1.OG

Schnitt Parkhaus mit Eventfläche

Schnitt Parkhaus mit Eventfläche

Ansicht Süd-West Parkhaus

Ansicht Süd-West Parkhaus

Ansicht Nord Parkhaus

Ansicht Nord Parkhaus

Systemschnitt Parkhaus

Systemschnitt Parkhaus

Räumliche Gliederung

Räumliche Gliederung

Nutzungsverteilung

Nutzungsverteilung

Erschließung

Erschließung

Erweiterung KV

Erweiterung KV

Entwicklung Fassade

Entwicklung Fassade

Umnutzung Parkhaus

Umnutzung Parkhaus