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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Erweiterungsneubau der Otto-Hahn-Schule in Frankfurt am Main

Schulhof

Schulhof

2. Preis

Preisgeld: 34.000 EUR

KSP ENGEL

Architektur

DECON Deutsche Energie-Consult GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebauliche Leitidee

Seit Gründung der Otto-Hahn Schule in den frühen 1970er Jahren war in mehreren Bauphasen eine pavillonartige Struktur und somit eine eher introvertierte Campusanlage entstanden, die sich heute nach außen hin wenig einladend präsentiert. Der Schulcampus bekommt nun durch unseren Entwurf für den Ersatzneubau ein neues Gesicht. Mit dem 3-geschossigen Neubau schaffen wir zum Haupteingang hin eine neue, moderne Adresse und drei klar proportionierte Raumsituationen, die den gesamten Schulcampus aufwerten: In Richtung Urseler Weg, also in Richtung Süden, bildet der Baukörper einen attraktiven und einladenden Vorplatz. Er dient als Auftakt für den Schulcampus und als neue Zugangssituation für den Neubau. Darüber hinaus flankiert unser Entwurf den Hauptzugang zum dahinterliegenden Hauptgebäude, das nun durch den direkten und offenen Zugang visuell näher an den Haupteingang am Urseler Weg heranrückt. Durch die Integration der Pausenhalle im Erdgeschoss des Neubaus entfällt auch der alte Verbindungsbau zwischen Bauteil E und D. Auf diese Weise entsteht zwischen dem Neubau und dem dahinter liegenden Hauptgebäude (BT-C und BT-E) ein offener, attraktiver Außenbereich für die Schule. Indem wir den Ersatzneubau möglichst nahe an die Bahnlinie heran rücken und nur eine Zufahrt für die Anlieferung der Küche und Werkstatt freihalten, schaffen wir einen großen, zusammenhängenden Außenbereich. Die bisherige, eher introvertierte und labyrinthische Situation erfährt dadurch eine deutliche Aufwertung. Unser Entwurf gliedert sich von außen betrachtet in eine transparente, offene Eingangsebene und zwei Obergeschosse mit insgesamt 27 Klassenzimmern. Im Erdgeschoss befinden sich die verschiedenen Sonderfunktionen wie Aula, Pausenhalle, Schulmensa mit Küche, die Werkstätten und Musikräume sowie die Verwaltung.
Neben der stadträumlichen Einbindung haben wir unseren Entwurf auch von innen heraus entwickelt: Basierend auf dem Clusterprinzip haben wir für die Klassenräume jeweils eine in sich optimierte Raumgruppe konzipiert, die i.d. Regel 5 Klassenzimmer und die zugehörigen Nebenräumen umfasst. Pro Geschoss gruppieren sich jeweils drei Cluster um den zentralen Erschließungsbereich mit offener Treppe, die vom Eingangsgeschoss (Erdgeschoss) alle drei Ebenen vertikal miteinander verbindet.


Architektonisches Gestaltungskonzept
Erdgeschoss als offene und flexible Eingangsebene

Einladend und offen begrüßt das Erdgeschoss mit seinen gemeinschaftlich nutzbaren Flächen Schüler*innen und Lehrer*innen: Eine offene, helle Pausenhalle bildet das Zentrum und Herzstück unseres Entwurfs. Indem wir die Pausenhalle in den Neubau integriert haben, schaffen wir für den Erweiterungsbau und den Schulhof mehrere Vorteile: von Einbauten befreit, bietet der Schulhof nun als offener und zugleich differenziert gestalteter Außenbereich eine hohe Aufenthaltsqualität.
Gleichsam ermöglicht die transparente Glasfassade Sichtbezüge in den Außenraum. Die Grenze zwischen Innen und Außenraum verschwindet somit fast gänzlich. Im Inneren erzielen wir durch die Integration der rund 230 qm großen Pausenhalle einen Mehrwert für alle angrenzenden Bereiche und eine maximale Flexibilität in der Nutzung. Die Pausenhalle ist das Bindeglied für Aula, Mensa und andere Sondernutzungen wie Musikräume, Werkstätten sowie der vertikalen Haupterschließung (offene Treppe). Bei Bedarf können Pausenhalle und Aula miteinander verbunden und somit multifunktional genutzt werden. Die Aula dient der Schule ebenso wie dem Quartier als Ort für Veranstaltungen und Zusammenkünfte. Während der gesamten Schulzeit ist diese Fläche frei zugänglich für alle Schüler*innen, sodass auch bei schlechtem Wetter im Innenraum gelernt, getobt und gespielt werden kann. Um alle Schüler*innen und Lehrer*innen mit und ohne Mobilitätseinschränkung gleich zu behandeln, ist das Schulgelände barrierefrei gestaltet. Offenheit, Zugänglichkeit, ein starker Außenraumbezug und eine gute Orientierung prägen den neu gestalteten Schulcampus und den Neubau gleichermaßen, damit sich das Schulleben frei entfalten kann.

Copyright by KSP Engel

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen ein städtebaulich angemessenes, dreiflügeliges Gebäude vor, das sich passend in das Schulgelände einfügt und dort gut proportionierte Freiräume schafft. Darüber hinaus reagieret das Gebäude wohltuend auf den kleinteiligen, städtebaulichen Kontext. Das Gebäudekonzept besteht aus zweigeschossigen Klassenraumgeschossen, die über einem offenen Erdgeschoss liegen, womit die Durchlässigkeit der übergeordneten Nutzungen Pausenhalle, Aula und Mensa auf Zugangsniveau betont wird.
Das großzügige Foyer ist sowohl vom Ursuler Weg, als auch vom Schulinnenhof her gut zu erreichen, die Adressbildung wirkt räumlich passend, bildet sich allerdings in der Glasfassade wenig ab. Vor dort aus gelangt man in die Aula, Mensa und Verwaltung sowie die Musik und Werkräume. Hier liegt auch die zentrale Treppe, die deutlich erkennbar in die Klassenräume der Oberschosse führt. Diese an sich gute Aufteilung verspricht eine gute Orientierung, verliert sich aber im östlichen Trakt in enge Binnenfluren. Die Integration der Geländetopographie in das Erdgeschoss erweitert das räumliche Erlebnis und schafft Raum für das weitgespannte Tragwerk der großflächigen Räume.
Die beiden Klassenraumgeschosse werden nochmals in jedem Geschoss in drei Lerncluster unterteilt, die dem Gebäude eine ablesbare Plastizität verleihen. Deren Nutzungsverteilung erinnert an das sogenannte „Münchner Modell“ aus einzelnen Lernhäusern, wobei die dafür notwendigen Einzelerschließungen der jeweiligen „Häuser“ durch die zentrale Haupttreppe ersetzt werden, eine wirtschaftliche und hinsichtlich langfristiger Nutzungsanpassungen flexible Lösung. Allerdings wirkt die Treppenabmessung mit Blick auf deren räumliche und erschließungstechnische Bedeutung relativ klein. Die an sich gut aufgeteilten Lerncluster erscheinen insgesamt zu eng, so werden etwa die offenen Lernbereiche dominiert von der sie umgebenden Verkehrsfläche. Die Räume der Jugendhilfeangebote sind zentral und gut erreichbar in einem der Cluster im 1. OG vorgesehen. Allerdings sind die Räume in der Etage nicht zusammenhängend dargestellt.
Die außenliegenden, umlaufenden Rettungswege nehmen eine gängige Lösung in Frankfurt auf und entlasten die Innenräume von aufwendigen Treppenhäusern, vergrößern aber auf dem kleinen Grundstück zusätzlich das Gebäudevolumen. Dennoch erzeugen sie einen baulichen Sonnenschutz und bieten zusätzlich die besondere Chance zur Gestaltung einer zweiten Fassadenschicht, mit dem Potential dem Neubau eine besondere Anmutung zu geben. Allerdings erscheinen die dafür vorgeschlagenen weißen Holzlamellen wartungs- und brandschutztechnisch fragwürdig.

Kommentar Haustechnik:
Lichthöfe in den Obergeschossen geben die Möglichkeit der natürlichen Belichtung und Belüftung. Die Wahl der an die Höfe angrenzenden Sanitärräume wird hinterfragt, ebenso die dadurch teilweise wenig natürlich belichteten Bereiche der Lernmitten. Das technische und energetische Konzept ist schlüssig. Vertikale und horizontale Installationen sowie die Verortung der Anlagentechnik im Untergeschoss und auf den Dächern, folgen dem Prinzip der kurzen Wege und sind sinnhaft in die Grundriss und Schnittgestaltung integriert. Durch die gewählte Positionierung der Geräte auf dem Dach wird ein Zielkonflikt mit der Besonnung und damit verbundenen Energiegewinnung minimiert. Dies ermöglicht einen hohen Ertrag und liefert damit einen wesentlichen Beitrag zum ökologischen Gesamtkonzept des Neubaus.

Kommentar Brandschutz:
Da Lernclusterfläche überschreitet teilweise knapp 600 m² (BGF). Aufgrund der Clustergrößen von > 400 m² ≤ 600 m² wird eine aufgeschaltete automatisch Brandmeldeanlage der Kategorie 1 (Vollschutz) erforderlich. Schleusen vor den notwendigen Treppenräumen können voraussichtlich aufgrund der Außensituation entfallen.

Kommentar Tragwerksplanung:
Das neue Gebäude und dessen Teilunterkellerung weisen einen ausreichenden Abstand zu den nicht unterkellerten Bestandsgebäuden B und E auf, so dass kein gegenseitiger Lasteinfluss von Neubau und Bestandsgebäuden vorhanden ist. Dies ist in statischer Hinsicht wirtschaftlich. Von der über dem Erdgschoss angeordneten weitgespannten Konstruktion der Aula und Mensa werden Lasten von weiteren Geschossen abgetragen, was in statischer Hinsicht zu einem höheren wirtschaftlichen Aufwand sowie zu höheren Verformungen der weitgespannten Konstruktion führt, die planerisch berücksichtigt werden müssen.

Kommentar Barrierefreiheit:
Mittels des Aufzugs (Durchlader) im Erdgeschoss, kann der Höhenversatz von +1,00m im Erdgeschoss barrierefrei überbrückt werden. Der Aufzug ist im Hallenbereich angesiedelt, wodurch er als barrierefreier Rettungsweg (bspw. im Weiterbetrieb) entfällt. Eine Rettung mobilitätseingeschränkter Personen ist nur aufwändig über die Treppen möglich. Ein barrierefreier horizontaler Rettungsweg bspw. in benachbarte Cluster ist nur dann möglich, wenn zwischen den Clustern eine brandschutztechnische Abtrennung (feuerbeständige Trennwand mit Brandschutztüren) erfolgt.
In den Obergeschossen sind die barrierefreie WCs jeweils direkt neben dem Aufzug zentral verortet.

Die Innenhöfe sollten gegen zu erwartende Schlagregenereignisse besonders gesichert werden.

Insgesamt handelt es sich um einen städtebaulich angemessenen Entwurf, der am Auftakt der Otto-Hahn-Schule eine lebendige Anmutung erzeugt.

Strassenraum

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