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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Generalsanierung und Erweiterung Badezentrum Sindelfingen

Visualisierung: Ansicht außen

Visualisierung: Ansicht außen

1. Preis

Preisgeld: 116.000 EUR

Auer Weber

Architektur

grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Landschaftsarchitektur

L & P Beratende Ingenieure GmbH

Energieplanung

schlaich bergermann partner - sbp SE

Tragwerksplanung

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

loomn architekturkommunikation

Visualisierung

Erläuterungstext

Die Erweiterung des Badezentrums Sindelfingen führt die Qualitäten des bestehenden Hallenbades aus dem Jahr 1976 mit seinem charakteristischen, freitragenden Holzdach fort: Schwimmen mit Blick ins Grüne. Der Neubau fügt sich selbstverständlich in die vorhandene Topographie ein. Ein großes, zusammenfassendes Landschaftsdach beherbergt die neu geschaffenen Bereiche des Familienbades und der Saunawelt. Es bildet mit den bestehenden Gebäuden den räumlichen Abschluss des großzügigen Freibadgeländes. Die Schwimmbecken reihen sich linear zu einer zusammenhängenden Wasserwelt mit bestmöglichem Außenbezug. Dadurch ist eine sehr gute Orientierung im Gebäude gewährleistet. Die Saunawelt öffnet sich nach Süden in den ebenerdigen, umschlossenen Saunagarten. Das angrenzende Umkleidegebäude des Freibades kann dabei erhalten bleiben.

Das bestehende Hallenbad als Wahrzeichen Sindelfingens mit seinem stadtbildprägendem hyperbolischen Paraboloid-Schalendach bleibt durch die Erweiterung in seiner Wirkung unbeeinträchtigt. Die Sichtbarkeit und Außenwirkung des Daches von der Ankommens-Seite von Osten werden durch den Rückbau des 1. Obergeschosses des Nebengebäudes eher gestärkt.
Über einen großzügigen Vorplatz gelangt man zum gemeinsamen Foyer des Badezentrums. Ein Brunnen im Bereich des Eingangs dient als Kommunikations- und Treffpunkt vor und nach des Thermenbesuchs. Fährräder können neben dem Eingang abgestellt werden, der PKW-Verkehr wird auf kurzem Weg auf das zum Großteil ebenerdige Parkdeck geleitet. Der Höhensprung wird dabei genutzt um auf ein „aufgehendes Parkhaus“ zu verzichten und die Vielzahl der Stellplätze in die waldartige Umgebung zu integrieren. Der kleinere Teil der Stellplätze wird natürlich belüftet als halb versenktes Geschoss nachgewiesen.
Der Saum aus Bestandsbäumen und Neupflanzungen, der den Parkbereich umgibt, legt sich auch schützend um die Außenkanten der Therme und sichert die gewünschte Intimität. Der geschützt liegende Freibereich der Sauna nutzt den Höhensprung. Um einen großen Naturteich gruppieren sich Ruheräume, Saunen und vielfältige kleine Rückzugsbereiche. Stege verbinden die Saunen zu einem abwechslungsreichen Rundlauf. Über eine Freitreppe gelangt man direkt zu der Terrasse mit Gastronomie, im Übergang zwischen Sauna und Therme liegt die Bar. Die großzügige Liegewiese der Therme öffnet sich zum Freibad, neben Volleyball kann hier auch Streetball und Tischtennis gespielt werden.
Charakteristisches Element des Neubaus ist ein schwebendes Dach, welches im Kontrast zum bestehenden Dach des Hallenbades reduzierter, rein horizontal und lagerhaft ausgebildet ist. Es lässt der prägnanten Silhouette der Holzschale Raum. Die beiden Dächer, das alte wie das neue, lassen das Gefühl entstehen, sich geschützt „wie im Freien“ aufzuhalten. Natürliche und robuste Materialien sowie freundliche und warme Farben bestimmen das Erscheinungsbild der Wasserlandschaft. Transparenz und Offenheit, vielfältige Sichtbeziehungen, vom Foyer in die Badewelten und zwischen den Welten Sportwelt, Familienwelt und Saunawelt schaffen eine einladende Atmosphäre. Der Rutschenturm ist nach Norden zum Vorplatz orientiert, um den Außenbezug der Familienwelt nicht einzuschränken und als sichtbares Zeichen auf den Vorplatz zu wirken.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Setzung der Baukörper

Der VerfasserInnen schlägt die Erweiterung des Hallenbades in einem parallel zur Hohenzollernstraße, und leicht abgewinkelten und wohltuend zurückhaltenden und kompakten Baukörper vor. Die Setzung der Baukörper ist sehr gelungen.

Landschaftliche Einbindung Vorplatz

Das Parken organisieren die VerfasserInnen in einem zweireihigen neuen Parkdeck, dass die Topografie des Grundstückst sinnvoll ausnutzt. Es werden 2 Zufahrten auf die obere und untere Parkebene organisiert. Ob auf dem Dach des Parkdecks die dargestellte Begrünung mit Bäumen realisiert werden kann, wird kritisch hinterfragt. Der fußläufige Zugang wird sinnhaft von den Verkehrsflächen getrennt organisiert und ansprechend grün gestaltet.

Organisation, räumliche Fügung

Der neue Eingang befindet sich an der Schnittstelle von dem bestehenden Sportbad und dem neuen Familienbad und der Sauna und erschließt stimmig die Gebäudeteile. Das gut belichtete Foyer ist in Größe und Qualität gelungen und ermöglicht eine gute Orientierung im Gebäude mit Blick in den Sport und Familienbereich. Insgesamt sind die Funktionsräume wie Umkleiden und Duschen gut und klar organisiert angeordnet.

Der an das Foyer angeschlossene Innenhof und dessen Qualität wird kontrovers diskutiert, im südlichen Bereich des Hofes schließt sich die neue Badelandschaft (der Kleinkinderbereich des Familienbades) direkt an. Diese Anbindung an das Sportbad wird aber grundsätzlich sehr positiv gesehen. Insgesamt ist die gesamte Badeplatte großzügig und ansprechend gestaltet, mit ausreichend Aufenthaltsflächen um die Becken. Die Anordnung und Form der Becken lassen eine hohe gestalterische und spezifische Nutzung zu. Auch die Anordnung der Rutschenlandschaft ist gelungen. Der Bereich ist zum einen gut getrennt von der Badehalle, zum anderen aber übersichtlich sowie gut auffindbar. Die Rutschenlandschaft im Außenbereich direkt am Eingangsbereich ist sehr dominant. Auch das wird kontrovers betrachtet.

Die Sauna wird über das 1. Obergeschoss erschlossen, Umkleiden und Sauna ermöglichen einen guten Blick in die Badehalle. Der Außenbereich der Sauna ist zum einen intelligent introvertiert, so dass wenig Blickschutz in Form von Zäunen notwendig werden, gleichzeitig wird der Außenbereich als zu kompakt bewertet. Eine Erweiterbarkeit ist mit dem Rückbau der Freibadumkleide jedoch gut möglich.

Nachhaltigkeit

Die Bewertung der Nachhaltigkeit wird positiv gesehen. Es sind positive Maßnahmen zur Reduzierung des Carbon Footprints und der Förderung des zirkulären Bauens vorgesehen. Die Dachflächen der Erweiterung eignen sich sehr gut für eine intensive Begrünung und Belegung mit Photovoltaik, was auch vom VerfasserInnen so vorgeschlagen wird.

Insgesamt handelt es sich bei dem Beitrag um einen sehr gelungenen Entwurf, der die wesentlichen Parameter überzeugend umsetzt. Die gesamte Badelandschaft überzeugt. Gestalterisch wird die Ausformulierung des sehr massiv ausgebildeten Dachrandes kontrovers betrachtet.

Das Gebäude fügt sich selbstverständlich in die bestehende Topografie ein, im Nahbereich des Neubaus werden Übergang zum Park- und Freibadgelände kleinflächig attraktive Freibereiche angeboten, die dem Familienbad zugeordnet werden. Der Freibereich der Sauna kann flächenmäßig nicht überzeugen.
Visualisierung: Übergang alt/neu innen

Visualisierung: Übergang alt/neu innen

Lageplan

Lageplan

Piktogramme: Orientierung, Nutzung EG

Piktogramme: Orientierung, Nutzung EG