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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Generalsanierung und Erweiterung Badezentrum Sindelfingen

Anerkennung

Preisgeld: 15.000 EUR

BAURCONSULT Architekten Ingenieure

Architektur

kplan AG Architekten, Ingenieure und Berater

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Am westlichen Rand des Sindelfinger Stadtwalds Winterhalde auf der Ostseite des Sommerhaldentals befindet sich das Badezentrum, bestehend aus einer beeindruckenden, freitragenden Dachkonstruktion aus Brettschichtholz und den Nebengebäuden in klassischer Massivbauweise, die von den EntwurfsVerfasserInnen in Teilen zurückgebaut werden.

Den VerfasserInnen gelingt es, für die geplante Umnutzung und Neugestaltung zu einem zeitgemäßen Badezentrum mit Sport-, Familien- und Saunawelt einen überzeugenden, schlichten Entwurf zu formulieren. Der zurückhaltende Umgang mit der bestehenden Schwimmhalle erscheint angemessen. Die baulichen Eingriffe sind wohl überlegt, dosiert und sie folgen einer klaren Ordnung, die wiederum einer klaren Funktionszuweisung unterliegen.

Eine mittig verortete eingeschossige Eingangshalle empfängt die BesucherInnen. Sie ist räumlich gut proportioniert und unterstützt die BesucherInnen bei ihrer Orientierung im Gebäude. Von ihr aus können die drei Funktionsbereiche (Sportbad, Familienbad und Saunabereich) zentral erschlossen werden. Die Zugangssituationen werden allerding aufgrund ihrer räumlichen Qualitäten kritisch gesehen. Der Zugang zum Saunabereich der im Obergeschoss liegt, ist räumlich leider etwas versteckt und kann erst auf den zweiten Blick gefunden werden. Ganz im Gegensatz zur Bäckerei, die vis-à-vis der Kasse an zentraler Stelle im Foyer zu liegen kommt. Der Versorgungsbereich mit Anlieferung für die Gastronomie schließt unmittelbar an. Hier wird die fehlende funktionale Verknüpfung mit den weiteren Gastrobereichen im Gebäude deutlich bemängelt.

Das geforderte Raumprogramm ist ansonsten weitestgehend nachgewiesen und entsprechend seiner Nutzungen räumlich einfach und klar organisiert. Was allerdings zu Lasten des Familienbades geht. Die angebotene räumliche Ausgestaltung der Badflächen in Kombination mit den zu geringen Aufenthaltsflächen erscheint unausgewogen und etwas uninspiriert. Die Lage der Rutschen innerhalb des Gebäudevolumens erscheint zunächst naheliegend ist aber in ihrer Höheentwicklung nicht auskömmlich und daher funktional inakzeptabel. Auch die geknickte Form des Wellenbeckens wird kritisch bewertet.

Der Saunabereich im Obergeschoß erscheint im Bereich der Ruheräume zu undifferenziert und gedrängt. Auch die Lage der Außenbereiche, im Besonderen auf der Nord-Westseite, wird in Hinblick auf ihre möglichen Aufenthaltsqualitäten im „Schatten“ des Bestandsdaches hinterfragt.

Die räumlichen Angebote der Schwimmhallen als Raumklimatisch unterschiedlich behandelte Bereiche werden thermisch und akustisch getrennt ausgewiesen, was hilft den notwendigen Heizbedarf zu reduzieren. Zudem bleibt die historische Außenhülle der alten Schwimmhalle frei von unangemessenen baulichen Eingriffen.

Die Fassadengestaltung des Erweiterungsbaus folgt konsequenterweise der großen Zurückhaltung im Gesamtkonzept. Dies führt zu einer schlichten, der Materialität Holz angemessenen Umsetzung, die leider nicht in allen Bereichen überzeugen kann.

Die gewählten konstruktiven Interventionen sind auf ein geringes Maß reduziert und berücksichtigen das vorhandene Tragwerk. Einzig das sehr groß erscheinende technische Zwischengeschoss wird hinterfragt. Hier wäre bei einer möglichen Umsetzung Größe und Gewicht aus funktionaler und statischer zu prüfen.

Die Bewertung der Nachhaltigkeitsthemen wird als unzureichend beurteilt, da Aspekte der Förderung des zirkulären Bauens keine Berücksichtigung finden. Ebenso wie die Reduzierung des Carbon Footprints (Graue Energie). Des Weiteren werden leider keine schadstofffreien Baumaterialien, im Sinne einer Lebenszyklusbetrachtung benannt.

Die Erschließung und Adressbildung an der Ostseite ist insgesamt schlüssig und funktional richtig gelöst. Der Vorplatz liegt zentral und ist gut auffindbar. Die vorgeschlagene Größe entspricht den gewünschten Anforderungen. Allerdings lässt der Entwurf eine differenzierte Ausarbeitung vermissen und wirkt in der Detailierung wenig einladend und bietet eine nur geringe Aufenthaltsqualität. Der Vorschlag, die gewünschten zusätzlichen Stellplätze, in einer Parkpalette abzubilden, die weit nach Norden Richtung zum Wald hingeschoben wird, ist nicht nachvollziehbar. Hier wäre eine Integration in die bereits vorhandenen Parkierungsflächen wünschenswert gewesen.

Der unmittelbare Übergang zwischen neuem Baukörper zum vorhandenen Parkbereich des Freibads im Westen wird kontrovers diskutiert und erfüllt die gewünschte Differenziertheit nicht vollumfänglich.

Der vorliegende Entwurf für den Umbau und die Erweiterung des Badezentrums in Sindelfingen liefert einen wohltuenden Beitrag zum rücksichtsvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit Flächenressourcen. Durch diese Gesamthaltung vereinen sich Alt und Neu und schaffen ein nicht in allen Teilen überzeugendes, zeitgemäßes, der Aufgabenstellung entsprechendes Ganzes.