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Werkstattverfahren | 11/2022

Entwicklung südöstliche Innenstadt Neuwied

Teilnahme

FFM-ARCHITEKTEN. Tovar + Tovar PartGmbB

Stadtplanung / Städtebau

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

„Gartenviertel Neuwied“ - von der Siedlung zum Stadtquartier

Leitgedanke des Entwurfs ist die Wandlung einer bestehenden Siedlung zu einem lebendigen, vielfältigen, klimaneutralen Wohnquartier mit gemeinschaftlicher und grüner Identität unter Berücksichtigung der bestehenden städtebaulichen und freiräumlichen Struktur und Atmosphäre.
Darüber hinaus sind neue Wohnformen und Lebensqualitäten zu schaffen, welche nachhaltig und ambivalent transformiert werden können, ohne die typischen Charakteristika des Gebietes zu negieren.

Ausgangspunkt der Überlegungen bildet die Analyse der Qualitäten, aber auch Defizite der vorhandenen städtebaulichen Strukturen und Atmosphären sowie Qualitäten des Freiraums und die sich daraus ergebenden Potentiale.

Potentiale
- Der angrenzende Rhein stellt eine starke, auch imaginäre Verbindung (Basel- Rotterdam) zur Stadt und in die Region dar und ist von großem Wert bezüglich Freizeitgestaltung und sich verstärkendem Fahrradverkehr
- Nach außen gefasste Blockrandbebauung gründerzeitlichen Ursprungs mit großen begrünten Innenflächen
- Als charakteristisch und identitätsstiftend für das Viertel sind die baulichen Ensembles aus den 30er Jahren zu nennen: zum einen der gefasste bauliche Quartierrand zum Westen mit seiner außenseitig gut proportionierten Fassade und akzentuierenden Eckgebäuden sowie das Gebäudeensemble um die Balduinstraße
- Die Atmosphäre der Bebauung in großzügigen ineinanderfließenden Grünräumen z. T. mit imposantem Baumbestand und gemeinschaftlichen Gartennutzungen

Ziele:
- Orientieren der vorhandenen öffentlichen Flächen und Wohncluster zu einer „Grünen Mitte“
- Öffentliche Nutzungen im Erdgeschoss zwischen Rheinstraße und grüner Quartiersmitte
- Öffnen des Quartiers zum Rhein, Stärkung der öffentlichen Nutzung an der Schnittstelle des südlichen Quartiersrandes zum Rhein.
- Verbesserung der Durchwegung zur Stadt und Verbesserung der Erschließung in Ost-Westrichtung
- Aufwertung der öffentlichen Flächen durch ein nahezu autofreies Quartier, ruhender Verkehr in den Lärmzonen zwischen Bundesstraße, sowie an den Rändern
- Erhalt und Stärkung der vorhandenen begrünten Innenhöfe
- Funktionale und gestalterische Integration von gut erreichbaren Fahrradabstellplätzen und Müllplätzen z.T in den Innenhöfen der Wohncluster
- Ausbilden von Wohnclustern unterschiedlicher Identität
- Möglichst Erhalt von Wohngebäuden, Nutzungsverbesserung durch Aufstockung und Anbau (Reduzierung des gebauten „Footprints“). Resourcen schonend bauen.
- Implementierung neuer Wohntypen in der Quartiersmitte (gemeinschaftliches Wohnen, Baugruppen)
- Integration von barrierefreie nutzbaren Wohnbauten in jedem Cluster
- Reparieren und Stärken des Quartiersrandes zur Verbesserung des Schallschutzes
Städtebaulicher Ansatz
Ausgehend von der Bestandsbebauung und der Gründerzeitlichen Blockrandstruktur sowie dem zu erhaltenen Baumbestand wird das Gebiet in verschiedene Cluster aufgeteilt; an den Rändern des Quartiers formieren sich nach außen geschossene, nach innen offene Baublöcke um eine grüne Mitte. Nördlich der grünen Mitte schließt ein neu geschaffenes Wohncluster an, welches Möglichkeiten für gemeinschaftliche Wohnformen bietet.
Die „Grüne Mitte“ ist über die autofreie Balduinstraße und die als Fahrradstraße konzipierte Rudolf-Troost-Straße mit dem Rhein verbunden In den „Kontaktzonen“ im Erdgeschoss zu den angrenzenden Clustern und der Rudolf-Troost- Straße befinden sich öffentliche/halböffentliche Einrichtungen wie z.B. eine Musikschule, die auch für die ganze Stadt genutzt werden kann, oder auch Orte für die gemeinsame Nutzung z.B. als „Do-it-yourself- Werkstätten“, Begegnungsstätten für Vereine und Co- Working- Möglichkeiten.

Freiraumplanerisches Konzept „Grüne Mitte“
Mit dem neuen städtebaulichen Konzept der sozial-freiräumlichen Vernetzung werden über eine zentrale „grüne Mitte“ die umliegenden Quartiershöfe und grünen Wohnkorridore nahtlos mit einander verbunden.
Eine offene multicodierte Wiesenfläche mit Solitärbäumen und Staudenflächen, das „grüne Herzstück“ der „neuen“ Siedlung. Treffpunkt, Erholungsort, Spielraum, Ort für Veranstaltungen, Symposien und vieles mehr wird dieser neue offene Ort sein. Darüber hinaus stellt die Fläche den Hauptretentionsraum des Quartiers dar.
Kleinere Retentionsfelder finden sich unmittelbar in den Quartieren.
Am süd-westlichen Rand der großen Wiesenfläche wird das gesammelte Oberflächenwasser aus der Regenwasserbewirtschaftung in Abhängigkeit des variierenden Niederschlag- und Verdunstungsgrades insbesondere in den Sommermonaten in einer bestimmten Menge angestaut. In diesem Bereich wird durch die höhere Verdunstung ein angenehmeres Mikroklima erzeugt und somit die dortige Aufenthaltsqualität deutlich verbessert.
Sitzstufen und Podeste machen diesen Bereich um die Quartiersräume zu einem attraktiven Aufenthaltsbereich. Der anschließende „Straßenplatz“ der Rudolf-Troost-Straße.
als „Auftakt“ zur grünen Mitte weist er bereits hier auf den großzügigen Freiraumes des neuen Quartiers hin.
Die neuen wie auch vorhandenen Erschließungswege im öffentlichen Bereich werden auf max. 4,50m Breite als Einbahnfahrweg reduziert und durch versetzte Wegeführungen getaktet. Baumreihen und wegbegleitente Retentionsstreifen mit Wiesenstauden und Gräsern, unterstreichen zusätzlich ein behutsames und entschleunigtes Erschließen.

Erschließung
Das Quartier wird per PKW über die Kappel-, Rheinland-, Germania- und Rheinstraße erschlossen.
Der ruhende PKW- Verkehr soll weitestgehend auf einem 4- geschossigen Parkdeck nördlich der Rheinlandstraße, einer –erweiterbaren- Tiefgarage (Erschließung über die Germaniastraße), sowie oberirdisch westlich der Kappelstraße und an der Rheinstraße über Querparker organisiert werden.
Die Rudolf–Troost-Straße soll als Fahrradstraße motorisierten Privatverkehr nur für Transport und Menschen mit Behinderung erlauben.
Von Osten nach Westen ist das Quartier mit dem benachbarten Wohngebiet und der westlichen Innenstadt über Fuß- und Radwege (z.T. durch Bockrandöffnungen) verbunden.


Wohncluster
Das Wohnquartier gliedert sich in einzelne Einheiten, welche sich durch Ihre Art und Lage voneinander unterscheiden.

Das Cluster „West“ zwischen Kappelstraße und Rudolf-Troost-Straße besteht aus einer in den Hof erweiterten, bis ca.14m tiefen Blockrandbebauung. Die Bestandbebauung wird zur Verbesserung der Nutzung und des Schallschutzes im Wohngebiet um 1- 2 Geschosse aufgestockt.
Mit der Erweiterung der Wohnbebauung in den Innenhof werden größere Wohnungen und der Anbau von Balkonen ermöglicht. Der südwestliche Blockrand wird die durch eine barrierefreie bis zu 5-geschossige Neubebauung ersetzt.
Aufgrund der fehlenden Möglichkeiten von Abstellplätzen für Fahrräder oder Müll, werden diese hofseitig im Souterrain unter den Anbauten geschaffen.

Die 2-reihig angelegte bestehende Hofbebauung im Osten wird saniert und aufgestockt und mit freistehenden 2-geschossigen Wohngebäuden ergänzt.

Die straßenbegleitenden Bestandsgebäude des Cluster Nord wird ebenfalls aufgestockt und nach Süden in den Hof um Balkone und Wohnraumerweiterungen ergänzt. Zur Südseite werden die bestehenden Wohngebäude durch barrierefreie Neubauten ersetzt und bilden nun mit der straßenbegleitenden Bestandsbebauung zwei definierte offene Gartenhöfe.

In den beiden Wohnclustern „Süd“ wird die bestehende Gründerzeitbebauung zur „grünen Mitte“ um Wohnnutzungen und öffentliche Nutzungen im EG ergänzt.

Im 3-geschossigen Wohncluster „Mitte“ entsteht- im Westen auf Basis der vorhandenen baulichen Struktur und im Osten als Neubau eine offene Bebauung z.B. für Wohngruppen und neue gemeinschaftliche Wohnformen an kleineren, gemeinschaftlichen grünen Wohnhöfen.

Lärmschutz
Die hohe Lärmbelastung nach Norden und Westen erfordert bei der Blockrandbebauung eine hohe Schalldämmung der Fenster, welche über Schallschutzfenster oder Doppelfenster („Hamburger Hafenfenster“) und kontrollierte Wohnraumlüftung erzielt werden kann. Schallschutzgrundrisse der Neubauten mit teilweise mit verglastem Laubengang ermöglichen ebenfalls eine bessere Nutzung zu den stark belasteten Bereichen.
Eine Aufstockung der Gebäude von 1-2 Geschossen, verbessert den Schallschutz in das Quartier und schafft zusätzlichen Wohnraum auf dem schon bebauten „Footprint“.

Brandschutz
Die erforderlichen 2. Rettungswege werden durch Rettungsgeräte der Feuerwehr über die notwendigen Straßen und Erschließungswege sichergestellt. Im „Cluster Mitte“ soll die Erschließung über einen 2. baulichen Rettungsweg erfolgen.

Nachhaltige Stadt
Neben dem Erhalt der großen Bäume werden notwendige Flächen der Nachverdichtung begrünt und nutzbar gemacht.
In jedem Cluster entstehen begrünte Flach- und leicht geneigte Satteldächer, welche in Staffelgeschossen auch als Dachgärten genutzt werden können.
Fassadenbegrünung an Loggien, Balkonen und im Bereich der Laubengänge tragen zur Klimaverbesserung bei.
Für den Neubau werden nachwachsende Rohstoffe z, B. Holzelemente aus heimischem Nadelholz, Wärmedämmung aus Hanf-/Holzfaser, sowie recyclierte Baustoffe - möglicherweis aus dem Abbruchmaterial einiger Gebäude, z. B. Schotterschichten aus zerkleinertem Bimsbeton, Schaumglas, ganze Ziegelsteine, recyclierter Beton in Fassadenelementen oder Pflasterbelägen verwendet.
Sammlung und Nutzung von Regenwasser erfolgt durch Retentionsdächer und Wassermulden mit Rigolen an ausgewählten Tiefpunkten im Gelände.

Prozess
Die Aufteilung in Cluster erlaubt eine Aufteilung in unterschiedliche Planungsfelder.
Dies ermöglicht z. B. der Kommune, unabhängig von den Aktivitäten der Wohnungsbaugesellschaft, die umliegenden Privateigner in die Quartiersentwicklung miteinzubeziehen.
Durch eine schrittweise Bebauung sind nur am Anfang des Prozesses Wohnungen leer zu ziehen. Im Anschluss können die Bewohner des Quartiers jeweils schrittweise in neu erstellte und modernisierte Wohnungen ziehen.
Zu Beginn des Prozesses wird die Errichtung eines Neubaus im Cluster Mitte vorgeschlagen, welcher auch die Möglichkeiten zur barrierefreien Nutzung bietet.

Konstruktion / Gebäudehülle / Vorfertigung
Ziel ist der Einsatz von regenerativen Baustoffen in klimafreundlicher Holz-/ Holzhybridbauweise. Sich wiederholende Gebäudebreiten / Wohnungstypen ermöglichen bauzeitensparenden Einsatz von Fertigteilen.
Gestapelte Loggien, Laubengänge sowie Treppen und Gänge werden als Stahl- / Holzkonstruktion vor die Außenhülle gestellt (Min. Wärmeverluste). Die Holzkonstruktion ermöglicht neben der guten CO2- Bilanz und der schnellen Bauweise zukünftige Flexibilität zur Anpassung von Wohnungsgrundrissen. („Schaltwohnungen“).

Energiekonzept
Ziel ist es, ein möglichst CO2-neutrales Wohnquartier zu errichten. Die Energie–Erzeugung erfolgt regenerativ durch auf den Dachflächen aufgestellte PV-Anlagen, durch Fotovoltaik- Fassaden in den Obergeschossen, sowie durch Heiz- und Trinkwassererwärmung mit Wärmepumpen / Brennstoffzellen.


Lageplan

Lageplan

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

EG

EG

RG

RG

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West