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Offener Wettbewerb | 12/2022

Neues Theater Luzern (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 40.000 CHF

Knapkiewicz & Fickert Architekten

Architektur

Andreas Tremp, Landschaftsarchitekt BSLA

Landschaftsarchitektur

OAP Offermann Architektur & Projekte

Sonstige

JAEGER BAUMANAGEMENT AG

sonstige Fachplanung

Conzett Bronzini Partner AG

Bauingenieurwesen

Gruenberg + Partner AG

TGA-Fachplanung

enerpeak salzmann ag

Energieplanung

Kahle Acoustics

Akustikplanung

Bühnenplanung Walter Kottke Ingenieure GmbH

sonstige Fachplanung

Creative Gastro Concept & Design AG

Sonstige

studio durable - Planung und Beratung GmbH

BIM-Management, Bauphysik

B3 | Engineering und Management am Bau

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die zugrunde liegende Konzeption des Entwurfs aus der ersten Stufe bleibt in den grossen Zügen erhalten und wird punktuell und gezielt verbessert. Die städtebauliche Einordnung baut nach wie vor auf dem Teilerhalt des bestehenden Theatergebäudes und einem vielgestaltigen Erweiterungsbau auf. Der Habitus der Erweiterung als mehrteiliges Konglomerat mit unterschiedlichen Fassaden und Dachgestaltungen will – insbesondere mit einer zweiten selbstbewussten „Theater-Monumentalfassade“ - zuerst den „Prospekt“ zur Reuss hin im Zusammenspiel mit der Jesuitenkirche komplettieren - d.h. «die Lücke im Reussprospekt schliessen». Des Weiteren will sie zu allen Seiten hin und entsprechend dem «Charakter und Ambiente der jeweiligen Gasse oder Strasse» jeweils gestalterisch differenziert reagieren können.

Der Bühnenturm wird im Vergleich zum Entwurf aus der ersten Stufe höher ausgebildet und parallel zum Kirchenschiff angeordnet. Je nach Perspektive vom gegenüberliegenden Reuss-Ufer schwebt, bzw. «schwimmt» der tempelartige Turm aber als hoher, gerichteter Dachaufbau im Hintergrund der überhöhten, als Risalite formulierten Treppentürme und lässt nunmehr noch stärker die Frage nach dem Zusammenspiel mit den unterschiedlichen Fassadenarchitekturen aufkommen.

Das architektonische Gesamtkonzept folgt konsequent der Richtschnur, die sich gegen ein Theater als grossen neuen Solitär, für einen Erhalt des Bestands, für eine Eingliederung der neuen Baumasse in den kleinteiligen „Stadtteppich“ («Tessuto urbano») ausspricht und sich dabei verschiedener architektonischer Sprachen bedient.

Auf den Anspruch einer respektvollen Gestaltung des räumlichen Verhältnisses zur benachbarten Jesuitenkirche und einem genügenden Lichteinfall in den Kirchenraum wird mit einem Rücksprung des Volumens Richtung Reuss, einem Schrägdach (Mansardendach) für den verbesserten Lichteinfall in die Kirche und einem anderen Gebäudetypus reagiert. Die Perspektive aus Personalloggia macht deutlich, dass die entstehende Gasse anstelle eines Platzraums zur Kirche hin durchaus auch Qualitäten hat.

Hinsichtlich der Lage und Funktionalität der öffentlich zugänglichen Räume ermöglicht die übergeordnete Strategie der Nutzungsanordnung, nämlich die Funktionen collagemässig zu kombinieren und damit auch das Prinzip der Volumen- und Fassadenausbildung nochmals aufzunehmen, innerhalb des gewählten Konzeptes auch einen erheblichen nutzungsmässigen und gestalterischen Spielraum. Das additive Zusammenwirken von Raum, Funktion und unterschiedlichen Fassaden wird im Inneren und nach aussen hin mit den vier, an den Fassaden jeweils als Risalite ausgebildeten Treppenhäusern, auch ein Stück weit strukturiert.

Die Anordnung und Orientierung des Haupteingangs im bestehenden Theatergebäude zum Fluss und gegenüberliegend zusätzlich auch zur Buobenmatt hin erlaubt eine beidseitige Öffnung und Zugänglichkeit des Foyers zur Stadt.

Das gleiche gilt grundsätzlich auch für die Anordnung des Zuschauerraums (Zugänge zwischen EG und 1.OG), des mittleren Saals im ersten OG und des Studios im DG des bestehenden Theaterbaus. Die ehemalige Hufeisenform des Zuschauerraums, wurde in der 2. Stufe zu einem Polygon verändert und die polyvalente Nutzbarkeit und Kombinierbarkeit des grossen Saals und des mittleren Saals, die zu einem Raumkontinuum verbunden werden können, wird in verschiedenen Schemata aufgezeigt.

Im Freiraum wird die doppelte Baumreihe an der Bahnhofstrasse weitergeführt und eine neue, kurze Baumreihe beim Eingang Buobenmatt vorgeschlagen. Beide Baumreihen werden in den Eingangsbereichen mit Lücken durchbrochen, eingeschobene Bodenbeläge führen zum Haupt- beziehungsweise zum rückwärtigen Eingang. Die Lücke schwächt allerdings die Allee an der Bahnhofstrasse eher. Beim hinteren Eingang ist die Baumreihe selbst ein Gewinn, die Gestaltung ist aber etwas kleinteilig, der Ort wirkt fragmentiert.

Die erdgeschossig angeordnete Bühne ist für den Theaterbetrieb sehr vorteilhaft. Die Unabhängigkeit der Bar im Erdgeschoss und des Restaurants dank separaten Zugängen glaubwürdig. Des Weiteren sind die gastronomischen Nutzungen mit der generellen Ausrichtung zum Fluss hin gut platziert.

Mit Renderings und perspektivischen Schnitten wird ein Eindruck der Gestaltung der Innenräume und der künftigen Aufenthaltsqualität vermittelt. Auch hier scheinen wie an den Fassaden verschiedene historische Vorbilder auf und bestimmen die Atmosphäre der Räume in Inneren.

Die Fassadenkonzeption und –materialisierung referenziert auf verschiedene traditionelle, städtische Architekturen und deren Gestaltungsprinzipien, die hier zusammengeführt werden - darunter auch die des bestehenden Theatergebäudes mit Kolossalordnung, die in eine abstraktere, modernere Architektursprache übersetzt wird, um gegen den Reuss-Prospekt eine «zweiten Theaterbau»-Fassade auszubilden. Der spielerische, ja „theatermässig“ Umgang mit Fassadentypen wird zwar anerkennend gewürdigt, der gar strenge, monumentale Ausdruck der Darstellungen insbesondere gegen die Reuss wurde bereits in der ersten Stufe kritisiert. Diese «zweite Theaterbau» zeigt sich in der zweiten Stufe detaillierter mit modernen offenen Glasfassaden im Bereich der öffentlichen Gastronomie- und Foyernutzungen mit liegenden und stehenden Fensterformaten und er zeichnet die Treppenhäuser weiterhin mit erhöhten Eckrisaliten ab. Die Interpretation der Erweiterung als «zweites Theater» und damit als zweites «Monument» scheint diesen starken Ausdruck einfordern zu müssen.

Es handelt sich um interessantes und detailliertes Projekt, dem es gelingt, auch einen Teilerhalt des bestehenden Theaters zu verteidigen, dessen Fassadenhülle produktiv zu nutzen und glaubwürdig in ein neues Theatergebäude einzubeziehen. Trotz funktionalen Qualitäten wird der gewählte Fassadenausdruck für die Neubauteile als wenig einladend, das unmittelbare Anschliessen der «zweiten Theaterbau-Fassade» an den Bestand in Kombination mit dem Versatz Richtung Reuss als dominant und die gassenartenartigen städtischen Aussenräume als beengend beurteilt.
Foyer im Neubau mit Pausenbar

Foyer im Neubau mit Pausenbar

Blick in die Kirchgasse

Blick in die Kirchgasse

Ansicht von Osten

Ansicht von Osten

Ansicht von Süden

Ansicht von Süden

Ansicht von Westen

Ansicht von Westen