Ökologischer Grünzug Wrangelkiez – Neugestaltung öffentlicher Freiflächen in Berlin-Kreuzberg

Der Entwurf strukturiert den Raum mit einer durchgängigen Fläche aus Asphalt mit heller Abstreuung und Flächen für Grün, Sport und Spiel von denen eine große Fläche den bisherigen „Platz ohne Namen“ besetzt. Ein mehrdimensionales Skulpturband aus weißem Stahlrohr verbindet die Räume auf ideelle Weise und bietet unterschiedliche Nutzungen an. An der Falckensteinstraße zum Kiezanker hin entsteht ein kleiner Vorplatz und eine zentral liegende Grünfläche, die von Wegen seitlich an den Fassaden gefasst wird. Damit wird die Fläche des Kiezankers in den Bereich an der Cuvrystraße und in den Gemeinschaftsgarten verlagert, was einerseits das Gebäude im Nordosten selbstverständlich freistellt und zugänglich macht, aber auch zu Problemen bei der Erschließung der Bolzplatzfläche führt. Die große Grünfläche wird in der Nutzung nicht weiter definiert. Hier bleiben die Autor*innen eine Aussage, ob es sich um nutzbare Rasenflächen, Staudenflächen oder Biodiversitätsflächen handelt, schuldig. Die Anlage von ebenerdigen Stadtgrün bleibt aufgrund des hohen Nutzungsdrucks in diesem Bereich fragwürdig. Die gemeinsame Nutzung des Gemeinschaftsgartens und dessen Ausarbeitung werden positiv gesehen. Jedoch wird die Entfernung zu den nutzenden Institutionen als zu weit gewertet. Der sich anschließende Weg zur Cuvrystraße ermöglicht zwar eine größere Grünfläche am Kiezanker, wirkt aber etwas zu eng, zumal die Nutzungen an den Brandwänden als weitere Behinderung der Durchgängigkeit gesehen werden. Im Bereich der Falckensteinstraße 6 wird der Garten am Alia positiv bewertet. Die Bestandsspielflächen werden neu gefasst und weitere Angebote fürs Verweilen gemacht. Der Gesamtbereich wird durch zusammenhängende Wegeflächen und platzartige Aufweitungen, die auch die Gebäude umspielen, erschlossen. Die funktional gute Lösung wird vor dem Hintergrund der gewünschten Reduzierung der befestigten Flächen kritisch beurteilt. Ausstattungselemente sind sinnvoll und in ausreichender Zahl angeordnet. In diesem Bereich überschreiten die Verfasser*innen die Bearbeitungsgrenzen und es bleibt fraglich, ob mit dem tatsächlichen Flächenangebot die beschriebene Großzügigkeit erreicht werden kann. 37 Bäume konnten im Plan nicht wie an den Originalstandorten verortet werden. Ob der Erhalt dieser Bäume bei einer möglichen Umsetzung gewährleistet werden kann, ist vom Preisgericht nicht bewertbar. Im Ideenteil an der Cuvrystraße wird das Rasenband der IBA durch neue Verbindungswege gegliedert und es entstehen weitere Sitzangebote in den Zwischenräumen, die den Raum aufwerten. Der Einfahrtsbereich wird nicht ausreichend berücksichtigt (Schleppkurve). Der ergänzte Obstbaumhain schafft Platz für acht bis neun neue Bäume. Die Gestaltung der Cuvrystraße ist angemessen und bildet einen sinnvollen Auftakt für den Grünzug. Wichtiges und augenfälliges Gestaltungselement ist eine Skulptur aus weißem Stahlrohr, das als Klimaknäul bezeichnet wird und den Raum mit einer Torsituation an der Cuvrystraße durchgängig bis in den geschlossenen Teil des „Falckensteinhofes“ erfasst. Es soll den Gesamtraum charakterisieren und trägt mit der Rohrkonstruktion die Funktionen von drei Wasserspielen und weiterer Aufenthalts- und Spielelemente. Positiv wird der Mut, hier mit einer intervenierenden Skulptur die notwendige Klimaanpassungen für den öffentlichen Raum mit einer starken Geste zu adressieren, gewertet. In der Jury wird die Skulptur aufgrund der offenen Fragen hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Unterhaltung und Resilienz gegenüber Vandalismus und absehbaren Fehlnutzungen als kritisch angesehen. Der Ansatz skulptural dem Raum einen ganz eigenen Charakter zu geben und dabei die technischen Anlagen für die Verminderung der Klimafolgen zu einem integralen Bestandteil einer öffentlichen Platzgestaltung zu machen, findet trotz der oben genannten Schwächen große Zustimmung.