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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Neubau Medical Center im Bahnhofsumfeld Haltern am See

1. Preis

Architekten Wannenmacher + Möller GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Für das Plangebiet des Wettbewerbs wird ein Gebäudeensemble vorgeschlagen, dass mit seiner Körnung und Dreigeschossigkeit Bezüge aus der Umgebung, insbesondere des nördlich vorgesehenen Schulerweiterungsbaus aufnimmt und weiterentwickelt. Es entsteht so eine mehrteilige Bebauung mit Innenhöfen zwischen der Annabergstraße und der Annabergstraße an der Bahnlinie. Eine Querstraße zwischen den Baublöcken gliedert das Bauvolumen. Zum Bahngelände wird das Quartier durch das Fahrradparkhaus mit der Bike+Ride- und Radstation als begrünter Riegel geschlossen. Mit dem Entwurf entsteht eine stadträumliche Quartiersstruktur, welche die Bebauung entlang der Annabergstraße, die Bike+Ride- und Radstation, den Bahnhof mit Bahnhofsvorplatz und den Busbahnhof zu einer neuen Quartierseinheit verknüpft.
Das Gebäude des Medical Centers wird über einen zentralen Innenhof, dem Gesundheitsforum, erschlossen. Als Informationsort für Gesundheitsfragen sowie Pflege und Vorsorge bietet es ein niederschwelliges Angebot im Gesundheitswesen und könnte auch in Zusammenarbeit mit der Apotheke und den Arztpraxen für Vorträge genutzt werden. Das Forum kann sowohl von Norden wie auch von Süden erschlossen werden und ist über Arkaden mit dem Bahnhofsvorplatz verbunden. Die Apotheke ist zum Bahnhofsvorplatz ausgerichtet. Die Obergeschosse werden über zwei seitlich angeordnete Treppenhäuser mit Fahrstuhl erreicht. Dieses Erschließungsprinzip ermöglicht eine flexible Grundrissaufteilung potentieller Mieteinheiten und gewährleistet den erforderlichen zweiten Rettungsweg. Über das südliche Treppenhaus ist das Untergeschoß mit Tiefgarage angeschlossen. Die Zu- und Abfahrtsrampe zur Garage liegt auf der Westseite des Gebäudes und wird über die Verbindungsstraße zwischen Schule und Bahnhof erreicht. Gegenüber ist der zweite Bauabschnitt mit dem Eingang zum Fair-Kaufhaus, den Büroflächen und den Wohnungen verortet. Die Stellplätze im Untergeschoss des betreuten Wohnens werden über die Rampen des Medical-Centers angefahren.
Die Fassaden der Neubauten sind als Lochfassaden aus verputztem massiven Mauerwerk konzipiert und nehmen damit Bezug auf die Typologie des Bahnhofsgebäudes. Die begrünte Stahlfassade der Bike+Ride- und Radstation will sich als Low-Tech-Gebäude ganz bewusst dem Medical Center unterordnen.
Die Bauweise mit massiven Wänden in Hochlochziegeln und Decken sowie der überdachte Innenhof begünstigt die Klimatisierung der Räume. Im Sommer schützen außenliegende Sonnenschutzelemente die Räume vor direkter Sonneneinstrahlung.
Der Bahnhofsvorplatz ist ein wesentliches Element der Außenanlagen. Seine Aufenthaltsqualität wird geprägt durch die Baumhalle und verschiedene Sitzmöglichkeiten. Die Begrünung wird als gestalterisches Element im Straßenraum fortgesetzt. Die fußläufige Verbindung vom Bahnhof in die Stadt erfolgt optisch mittels einer gesonderten Pflastermarkierung, die vom Bahnhofseingang in die Holtwickerstrasse leitet.
Das Energiekonzept verfolgt den Ansatz das gesamte Objekt zu 100% regenerativ und somit ohne zusätzliche CO2-Emissionen zu versorgen, und auch den Anteil der technischen Anlagen hinsichtlich der Life-Cycle Kosten möglichst gering zu halten. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt über Erdwärme, die auch zum Kühlen genutzt werden kann. Dazu werden Deckensegel mit einem Zweileitersystem zum Heizen und Kühlen verwendet, die über eine Raumsteuerung individuell geregelt werden können. Für die Raumbelüftung ist der hygienisch notwendige Mindestluftwechsel geplant. Vorkonditionierte Luft mittels Heizungswärmetauscher und adapativer Kühlung sowie Wärme-/Kälte-Rückgewinnung kommen hier zum Einsatz.


Beurteilung durch das Preisgericht

Der städtebauliche Ansatz, durch die Aufnahme von Gebäudehöhen und Raumkanten Bezüge aus der Umgebung aufzunehmen, wird gewürdigt und in seiner Umsetzung als gelungen wahrgenommen. Insbesondere die dreigeschossige Ausbildung der Volumina gewährleistet einen respektvollen Umgang mit dem ortsbildbestimmenden Bahnhofsgebäude.

Gleichsam mühelos gelingt eine Differenzierung der Nutzungsbausteine Medical Center und dem ergänzendem Stadtbaustein des Ideenteils, als zwei voneinander getrennte Gebäude. Die durch diese Disposition sich ergebende Straße besitzt das Potenzial durch Begrünung und entsprechende Oberflächengestaltung nicht als reine Fahrstraße, genutzt zu werden. Sie kann auch als Erschließungsbereich für die Tiefgarageneinfahrt mit Rückstaubereich aus Richtung Annabergstraße genutzt werden. Die Tiefgarageneinfahrt wird richtigerweise in dem Gebäudevolumen im Erdgeschoss des Medical Centers verortet.

Das Fahrradparkhaus im Süden des Planungsgebiets ist räumlich sinnfällig verortet. Die öffentlichkeitswirksamen Nutzungen sind hier in nachvollziehbarer Weise an der Fuge zwischen Bahnhof und Fahrradparkhaus verortet. Nicht zufriedenstellend ist die Außenraumgestaltung des Beitrags, der insgesamt zu schematisch bleibt. Im weiteren Verlauf müsste geprüft werden, in wie weit insbesondere der südlich zwischen den Neubauten und Fahrradparkhaus befindliche Freiraum autofrei gehalten werden kann. Auch der Bereich zwischen Bahnhof und Medical Center ist zu schematisch behandelt. Hier bedarf es einer konkreten Betrachtung der Nutzungen und Sichtachsen mit entsprechender freiraumplanerischer Übersetzung.

Der Neubau des Medical Centers bietet mit dem als „Gesundheits-Forum“ bezeichneten Atrium eine architektonisch – funktional überzeugende Lösung. Das gebäudehohe, zentrale Atrium dient als Verteiler- und Informationsbereich für alle medizinisch konnotierten Nutzungen im Gebäude. Die Apotheke an der östlichen Gebäudeecke ist grundsätzlich richtig platziert, weist jedoch einen für die angedachte Nutzung zu hohen Glasanteil in der Fassade auf. Auch erscheint die Nutzfläche der Apotheke zu gering. Durch das Zurückspringen der Fassade in diesem Bereich werden zwei Eingänge in das Atrium des Medical Centers offeriert, welche die Idee als zentralen Raum unterstützen. Über zwei Erschließungskerne gelangt man in die Obergeschosse, auf denen sich dank ihrer einfachen Geometrie sehr sinnfällig gestaltbare Praxisräume in unterschiedlichen Größen darstellen lassen. Die Geometrie des Gebäudes erlaubt einfache Veränderungen der Praxisraumaufteilungen und kann so gut auf Mieteränderungen reagieren.

Die Ausbildung der Fassade als Lochfassade (Putzfassade) gelingt unprätentiös und fügt sich harmonisch in das Stadtbild ein. Bedingt durch die strukturelle Einfachheit der Fassade wäre in der Weiterentwicklung besonderes Augenmerk auf die Konstruktionsweise und die Detailausbildung zu legen. Insgesamt gelingt es der Arbeit eine für die gestellte Aufgabe sinnfällige Typologie zu entwickeln, die einen maßvoll gesetzten Stadtbaustein mit identitätsstiftendem Innenraum anbietet.
Modellfoto

Modellfoto

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Grundriss 2.OG

Grundriss 2.OG

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt