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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Gesamtschule mit Sporthalle und Sportstätten in Potsdam Krampnitz

Anerkennung

PPAG architects

Architektur

EGKK Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Layout für den neuen Stadtteil Krampnitz verkörpert seinen Anspruch, nicht nur Wohnstadt, sondern lebendiges Quartier zu sein, in seiner Morphologie. Der intendierte Nutzungsmix tritt in unterschiedlich großen und proportionierten Volumina zutage. Die neue Gesamtschule, eine Sekundarschule für Schüler und Schülerinnen von 13-19 Jahren, bietet dazu die soziale Infrastruktur und, mit Veranstaltungsbereichen, Sport, Kinder- und Jugendzentrum, darüber hinausgehende externe quartiersgreifende Nutzungen an. Das Gebäude spinnt die lebendige Silhouette des städtebaulichen Plans weiter und fügt sich so strukturell in die neue Quartiersentwicklung Krampnitz ein. Die Schule ist Baustein der Stadt.

Die städtebauliche Vorlage, aber auch der große Platzbedarf der Sportanlagen forcieren eine Konzentration der Gebäudemasse in einem Haus in der Nord-Ostecke des Areals. Hier liegt der große teilweise überdeckte Haupteingang zur Schule mit dem Vorplatz, der mit dem angrenzenden Stadtplatz West zusammenfließt. Die räumliche Ausdehnung der Schule wird von verschiedenen Überlegungen, zb. der Klimatauglichkeit im Alltag und des Nutzungskomforts betr. Barrierefreiheit getragen. Je nach Jahreszeit können sehr unterschiedliche Außenräume aufgesucht werden. Stärkung und Belebung der Planstraßen 1+3 durch robuste Nutzungen: Eingang, Aula, WAT, Musik/Kunst, Kinder- und Jugendzentrum, Sport.

Ein Freiraum, tausend Möglichkeiten!
Der gesamte Freiraum steht in erster Linie den Schüler*innen während der Unterrichtszeit und in der Nachmittagsbetreuung als „große Aneignungsfläche“ zur Verfügung. Abseits der schulischen Nutzung kann der gesamte Freiraum auch als Freizeit- und Sportareal für Externe dienen. Der südlich der Schule angrenzende Pausenhof funktioniert als großzügiger Verteiler; Bereiche wie Forum, Tribüne oder der inselartige Schulgarten können sowohl als Freiluftklassen als auch als besondere Pausenorte fungieren. Die Soccer- und Streetbasketspielfelder können über einen Zugang von der Planstraße 3.1 auch optional am Wochenende von Anrainer*innen genützt werden. Entlang der südlichen Fassade beschattet eine Reihe von Bäumen das Haus.
Die nachzuweisenden Sportflächen, funktional und thematisch ausgerichtet, liegen „spielerisch“ verteilt im Areal, die dazwischen liegenden Flächen
dienen der Erholung abseits bzw. während der sportlichen Betätigungen. Richtung Süden entwickelt sich der Freiraum naturnahe, ein stark bepflanzter Wall schütz vor der angrenzenden Straße und fasst den großen Schulgarten mit Grillstelle und Freiluftklasse.
Eine artenvielfältige Flora mit autochthoner Bepflanzung (Bäume, Solitärgehölze, Sträucher, Gräser und Stauden) sowie Schotterrasen, Wiese und zweimadiger Naturwiese dienen der Fauna als Nahrungsquelle und Lebensraum, den die Schüler*innen im Unterricht und in der unterrichtsfreien Zeit beim Spielen erforschen und erkunden können. Zusätzliche Nistkästen, Nützlingshotel, Kletterbaumstämme und Findlinge ergänzen den Lebensraum Fauna.

Nutzung, Funktionalität
Die gebundene Gesamtschule Krampnitz wird zum Zuhause für 900 SUS. Das pädagogische Konzept Fundament - Profil - Teamprojekt - Stunde + - Klassenrat findet im Raumkonzept, im Verhältnis der jeweiligen Lernbereiche zueinander seinen jeweiligen Ort. Die einzelnen Bereiche Aula, Mensa, SEKI, SEKII, LehrerInnen, Sonderunterricht, Sport stehen in einer räumlichen Beziehung zueinander und sind auf anregende Weise verbunden.
Flurschule ade! Die Lösung betreffend baulichem Brandschutz lässt breite Treppen und verbindende Lufträume zu. Die Anordnung von SEKI und SEKII zueinander erlaubt, aber erzwingt nicht den informellen Kontakt zwischen den jeweiligen SUS. Innerhalb des geschützten Raums der Gesamtschule Krampnitz wächst eine demokratiefähige zukünftige Stadtgemeinschaft heran.

Curriculares Fundament - das Compartment
Die Raumstruktur der Cluster/ Compartments ermöglicht die differenzierte Forderung und Förderung von jedem und jeder einzelnen Schüler*in. Jede*r hat eigene, spezielle Bedürfnisse, Interessen und Talente. In unserer heutigen Wissensgesellschaft sind alle willkommen. Was im Leben zählt ist die Performance des ganzen Teams! Der instruktive Unterricht - für alle Schüler*innen der Klasse dasselbe - verliert an Bedeutung, Projektunterricht und Freies Lernen - also maßgeschneiderte Aufgaben und Lernmethoden für Jede*n stehen im Unterricht im Vordergrund. Dafür bildet der Cluster/
das Compartment den richtigen Rahmen: In einer Gruppe von ca. 100 Schüler*innen wird klassen- und jahrgangsübergreifend mit- und voneinander gelernt. Das Forum ist alltäglicher gemeinsamer Unterrichtsraum.
SEK I: Eine der beiden breiten Treppen mündet direkt in die SEKI. Die sechszügige SEKI ist in 2x3 baugleiche überschaubare Cluster zu je 4 Klassen um Foren aufgeteilt. Sie erstreckt sich über 2 miteinander vertikal über Treppen und Lufträume verbundene Ebenen im 1. und 2.OG (Brandschutztechnisch umgangen, daher sehr offen gestaltet, zentrales Tageslicht von oben!). Alle Cluster haben jeweils direkten Zugang zu überdeckten Freiräumen, als Erweiterung der pädagogischen Fläche. Im 1.OG nach Norden zur Stadt orientiert sich der auf kurzem Wege erreichbare obere Pausenhof, teilweise 2-
geschossig überdeckt. Gemeinsame Nutzung durch SEKI und SEKII. Direkter Kontakt zu SEKII und Verwaltung auf beiden
Ebenen über eine in Vitrinen und Kleinräume aufgelöste Lehrmittellandschaft.
SEK II: Eine der beiden Treppen mündet direkt vor der SEKII, die auch zweigeschossig angelegt ist. Ein ansteigender Hörsaal verbindet die obere und die untere offene Lernlandschaft. Die Instruktionsräume haben vorgelagerte Außenlernzimmer die auch als räumlich-klimatischer Puffer fungieren. Im 1.OG Zugang zum gemeinsamen Pausenhof von SEKI und SEKII. Verbindung zwischen SEKI und SEKII über die Lehrmittellandschaft.

Energie, Haustechnik, Lüftung
Durch die hohen Nutzungstiefen der Clustertypologie weist das Gebäude mit einem A/V-Verhältnis von 0,35 eine sehr hohe Kompaktheit auf. Die Energieversorgung erfolgt über das Nahwärmenetz, das durch Solarthermie für Warmwasser auf den Dachflächen, die mit Photovoltaikanlagen ausgestattet sind, unterstützt wird. Die tiefen RL-Temperaturen der Nahwärme (30°C) werden über eine Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung oder Heizung verwendet. Damit werden die RL Temperaturen nochmals um 10K gesenkt. In den Sommermonaten kann in den Rücklauf ohne zusätzlichen Aufwand die Abwärme aus Raumtemperierung eingetragen werden, ohne die Umwelt damit zu erwärmen. Der Vorteil im Sommer ist, im Netz der Fernwärme kann die Wärme aus der Kühlung für andere Objekte im Sommer zur Warmwassererzeugung verwendet werden.
TGA: Das Gebäude wird mit geringstmöglicher technischer Ausrüstung ausgestattet.
Heizung: In Schulen besteht auf Grund der dichten Nutzung/ der vielen heizenden Jugendlichen von März bis November aus bauphysikalischer Sicht ein Überwärmungsproblem. Die Kombination von träger Fußbodenheizung und schnell reaktivem Niedertemperaturradiator ermöglicht die pädagogische Nutzung der Bodenfläche trotz zeitweiser Abwesenheit der heizenden Jugendlichen.
Hybridlüftung: Gute Luft ist essentiell für kognitive Prozesse in unserem Gehirn. Die bekannten CO2-Grenzwerte werden mit geringstmöglicher mechanische Lüftung in Kombination mit automatisierter, natürlicher Fensterspaltlüftung garantiert. Pro Klassenraum sind zwei Oberlichtfenster mit automatischer präziser Kippöffnung versehen, die je nach CO2-Gehalt, Innen-, Außentemperatur und Druckdifferenz (Wind) soweit öffnet, dass die Behaglichkeitskriterien (keine Zugluft) erfüllt sind. Die automatische Steuerung kann manuell in beide Richtungen (AUF/ZU) für je eine Stunde übersteuert werden. Die automatischen Kippfenster werden auch zur Sommernachtskühlung herangezogen.
Akustisch wirksame Überströmöffnungen (Akustikschlitze) ermöglichen Querlüften selbst bei geschlossenen Klassentüren. Auch die Sporthalle ist zusätzlich natürlich quer durchlüftbar. Umkleiden, Küchen- und Veranstaltungsbereiche sind mechanisch be- und entlüftet.

Foyer, Aula, Mensa, Haupteingang
Der Haupteingang liegt an der nordöstlichen Überecksituation in Verbindung zum Stadtplatz. Hier auf dem Vorplatz können sich Schüler:innen, Freund:innen, Eltern, Pädagog:innen und Gäste vor und nach der Schule / Veranstaltung aufhalten, bei Hitze und Regen unter dem großzügigen Dach. Nach dem Windfang eröffnet sich ein großer zusammenhängender, unterschiedlich schaltbarer und teilbarer Raum - das Herz der Schule. Die Aula ist für Prüfungen etc. abtrennbar (mobile Trennwand) und selbst großzügig tagesbelichtet. Mensa, Cafeteria und Küche schauen zum inneren Freibereich.
Überdeckte Flächen bieten Schutz bei Hitze und Regen. Die Ausgabe-/Rückgabelogistik funktioniert. Anlieferung Küche über den Eingang Sport-Veranstaltung. Mensa = Lounge. Die Mensa dient nicht nur zum mittäglichen Essen. Sie ist außerhalb dieser Zeit, also den ganzen Tag ein großer Lounge-Bereich, erweiterte zentrale Lernzone, Besprechungsmöglichkeit für Pädagog:innengruppen, Treffpunkt für Elterngespräche und Freizeitaktivitäten. Eine getrennte Cafeteria steht als abschließbare Doppeltheke im Mensabereich. Hier werden zum Beispiel die Kostproben der Paellas (Küche der spanischsprachigen Welt) ausgegeben und hier finden die Blindverkostungen von „Kraut und Rüben“ statt.

Nachhaltigkeit
Das komplexe Thema Klimagerechtigkeit/ Nachhaltigkeit wird auf unterschiedlichen Ebenen behandelt: konstruktiv, technisch, materiell, räumlich-nutzungstechnisch, sozial. Nutzungsflexible Stützen-Balkenbauweise. Vorfabiziert, modular, umbaubar, flexibel.
Nachhaltiges Energiekonzept auch betreffend Lüftung.
Das Gebäude wird von Anfang an als urbane Mine gedacht: Möglichst umfangreiche Einbringung von Recyclaten bei der Herstellung, später 100% trenn- und recycelbar.
Der gebaute Baum: Das Gebäude weist ein gutes A/V-verhältnis von 0,35 auf und bietet auf allen Ebenen dennoch unmittelbar gut nutzbare Freibereiche, geschützte, überdeckte Bereiche als Puffer, Freiklasse und erweiterter Lernlandschaft. Essentiell in Zeiten von Pandemie und Klimawandel. Südseitiger Kranz aus Bäumen schützt zusätzlich zu außenseitigem baulichem Sonnenschutz vor Überwärmung. Die Kriterien der Zertifizierung DGNB sind im Entwurf mitgedacht, die Zertifizierung DGNB GOLD kann erreicht werden.

Regenwassermanagement
Das Regenwasser der Dachflächen wird über Retensionsdächer und intensive Dachbegrünung gedrosselt in zwei Zisternen geleitet und zur Bewässerung der Außenanlagen und Sportflächen genutzt. Notüberläufe der Zisternen werden in die Regenwassergrundleitungen und den Vorfluter (Fahrländersee) eingeleitet.
Schwammstadtprinzip: Offene Bodenbeläge wie kunstharzgebundene Edelsplittbeläge bzw. ein Wechselspiel aus Plattenbelag mit offener Kiesfuge und Rasengitterplatte lässt den größten Teil des Niederschlagwassers in den Boden versickern. Überschüssiges Regenwasser wird in angrenzende Mulden-Rigolen-Systeme oberflächlich eingeleitet.
In Bereichen mit Verkehrslasten kommt verdichteter Grobsplitt mit enger Korngrößenverteilung zum Einsatz. In den Hohlräumen kann Regenwasser retentiert und durch offene Bodenbeläge wieder verdunsten. Im Bereich von Baumpflanzungen wird in den Hohlräumen des Grobschlags ein Feinsubstrat aus mineralischen und organischen Bestandteilen eingeschlämmt, das für die Versorgung des Baums zuständig ist. Die Feinporen halten Wasser und machen es pflanzenverfügbar.
Rasenspielfeld und Kunstrasenspielfeld: Das über Drainagenleitungen gesammelte Regenwasser wird im Bereich der Schallschutzwälle unterirdisch retentiert (durchwurzelbare Kiesrigole) und über die tieferwurzende Baumbepflanzung der Schallschutzwälle dem Wasserkreislauf wieder zurückgeführt.

Tragwerk, Materialien
Die Primärkonstruktion ist als einfache, flexible Stützen-Träger Konstruktion als Holz- oder Massivkonstruktion denkbar. Decken sind als Rippendecken in Leichtbauweise konzipiert, hinterlüftete Fassadenkonstruktion in Leichtbauweise. Die Materialität des Innenraums ist von funktionalen und atmosphärischen Anforderungen bestimmt: Es kommen robuste und alterungstaugliche Materialien zum Einsatz: Holzoberflächen - teils als sichtbare Holzkonstruktion - gewährleisten eine warme Wohnlichkeit für die Ganztagsschule, ausreichende akustisch wirksame Flächen an Decken und im deckennahen Wandbereich. Alle Wände in Greifhöhe der Jugendlichen und Pädagog*innen werden als pädagogisch wirksame Flächen (Tafel, Whiteboard, Spiegel, Pinwand…) oder für offene Regalflächen (unmittelbar zugängliche Lehrmittel) genutzt.


Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG1

Grundriss OG1

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Vertikale Organisation

Vertikale Organisation

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit

Regenwassermanagement

Regenwassermanagement

Schwarzplan

Schwarzplan

Modell

Modell