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Mehrfachbeauftragung | 09/2022

Entwicklung Wohnquartier in Grafrath

1. Rang

Architekturbüro Wild

Stadtplanung / Städtebau

Landschaftsarchitekturbüro Martin Lohde

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine über einen Ring erschlossene, durchgängig zweigeschossige Bebauung vor mit nutzbaren Dachgeschossen unter steilen Satteldächern. Im Osten liegt der Geschosswohnungsbau in einem langen Baukörper. Westlich und nordwestlich des Geschosswohnungsbaus bilden Reihenhäuser den Übergang zu den Doppel- und Einfamilienhausgrundstücken, die das neue Quartier zu den Rändern abschließen. Ein Anger im Zentrum der Siedlung bietet neben seiner kommunikativen Funktion Flächen für Spiel und Entspannung sowie eine Mobilitätsstation und dient als Retentionsfläche bei Starkregen.

Die Zufahrt zum Quartier liegt im Süden. Der größte Teil der PKW-Stellplätze ist direkt an der Mauerner Straße in einem zweigeschossigen Parkdeck platziert. Das obere Deck steht den Besuchern des Bürgerstadls zur Verfügung und wird von Süden angefahren. Das untere Deck ist für den Geschosswohnungsbau reserviert und wird von Norden erschlossen. Eine zweiteilige Tiefgarage hält die Stellplätze für die Reihenhäuser vor. An drei Stellen gibt es Fußwegeverbindungen von der Ringerschließung zum Höhenweg.

Das neue Quartier soll einen hohen energetischen Autarkiegrad erreichen. Die sonnenzugewandten Dächer der Wohngebäude, das Parkdeck, die Dächer der Tiefgarageneinfahrt und der Mobilitätsstation werden zur solaren Stromerzeugung genutzt. Das Quartier soll in der Jahresbilanz zu einem Plus-Energie-Wohngebiet werden. Die Neubauten werden durch Wärmepumpen beheizt. Anfallendes Niederschlagswasser wird auf vielfältige Weise genutzt. Alle Gebäude erhalten Regenwasserzisternen für die Nutzung als Grau- und Gartenwasser. Der Straßenraum entwässert primär in die Baumstandorte und bringt überschüssiges Wasser in Rigolen zur Versickerung. Die zentralen Rigolen im Anger sind mit den umliegenden Baumgruben vernetzt und sorgen so für eine zusätzliche Bewässerung der Baumstandorte. Bei extremen Regenereignissen kann der Anger kurzzeitig bis zu 30 cm tief überflutet werden.

Die vorgeschlagene Ringerschließung mit abgestuften Straßenbreiten, die Lage der Gebäude, der zentrale Anger und die Vorschläge zur Parkierung werden als sehr gelungener Ansatz für die Bebauung des neuen Quartiers gesehen. Die Anforderungen der Aufgabenstellung sind alle erfüllt, die erreichten Flächenanteile entsprechen den Wünschen der Gemeinde und der Eigentümer.

Das vorgeschlagene Energiekonzept und die Bausteine zum Regenwassermanagement sind sehr gut durchdacht und erfüllen die Anforderungen an eine zukunftsfähige Quartiersentwicklung. Das vorgeschlagene zweigeschossige Parkdeck für Bewohner und Besucher des Bürgerstadls wird hinsichtlich der Umsetzbarkeit der Mischnutzung kontrovers diskutiert, wobei ein Vorteil durch die beiden getrennten Ebenen gesehen wird. Die vorgeschlagene Reihenhausbebauung ist sehr kompakt, eine gewisse Auflockerung ist hier vorstellbar, wodurch auch der etwas kritisch gesehene geringe Abstand zur nördlich gelegenen Hangkante vergrößert werden könnte. Ebenfalls zu überprüfen sind die Grundstücke mit den Nordgärten, hier könnten durch eine Verschiebung der Gebäude Vorteile erreicht werden.

Insgesamt handelt es sich um eine sehr gut durchgearbeitete, überzeugende Lösung für das neue Quartier, die bei Umsetzung der vorgeschlagenen Bausteine ein Beispiel für ein zukunftsfähiges ländliches Wohnquartier bilden kann.