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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Grünes Band Ehrenfriedersdorf – Urbane Platzlandschaft

Perspektive Neumarkt

Perspektive Neumarkt

1. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

UKL Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ATELIER . SCHMELZER . WEBER Architekten PartGmbB

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Ehrenfriedersdorf heute
Die Leitidee und Aufgabenstellung des Wettbewerbs formuliert ein „Grünes Band“ ausgehend von der „Pumptrack-Anlage“ im Südwesten der Stadt entlang der August-Bebel und Thomas-Mann-Straße über die beiden Stadtplätze „Markt“ und „Neumarkt“ zum Schulkomplex in der Schillerstraße. Vom „Neumarkt“ gibt es über die Saubergstraße / Friedhof eine „Grüne Verbindung“ hoch zum Museum der ehemaligen Zinngrube Ehrenfriedersdorf“. Die beiden Stadtplätze besitzen durch ihre unmittelbare Nachbarschaft zur stark verlärmten B 95 bisher keine große Aufenthaltsqualität. Kleinteilige und ungeordnete Strukturen, hoher Versiegelungsgrad, geringe bis nicht vorhandene Durchgrünung, ungenügende Raumbildung und eine Dominanz des (ruhenden) Verkehrs sind Faktoren, die einer Aufenthaltsqualität ebenfalls entgegenstehen. Vor allem der „Markt“ wird seiner Funktion als Stadtzentrum kaum gerecht, der „Neumarkt wirkt durch die Totalversiegelung und das Fehlen jeglichen Grüns recht lebensfeindlich.

Was wollen wir?
Wir verstehen die beiden Plätze als urbane Freiräume, die eine Vielzahl von Funktionen zu erfüllen haben (Märkte, Veranstaltungen, Rettungswege, Anlieferung, Schulbetrieb). Aus diesem Grund haben wir uns gegen Entsiegelungsmaßnahmen z.B. durch Rasenflächen entschieden, die aufgrund ihrer Kleinteiligkeit vermutlich kein gutes Gesicht in der Dauerhaftigkeit machen würden. Ziel des Entwurfes ist es daher, über „Grüne Bausteine“ mit „Grünen Passagen“ die Idee des „Grünen Bandes“ im Bearbeitungsgebiet zu realisieren. Zentrale Bestandteile dieser Verbindung sind dabei die beiden Stadtplätze. Der „Bergbaulehrpfad Silberstraße“ tangiert das Bearbeitungsgebiet im Bereich des Marktes. Er ist Teil dieses Band.
Die Grundidee ist vergleichbar mit dem Rundgang durch eine Gemäldeausstellung. Die Besucher verweilen vor jedem Bild, betrachten es intensiv und werden vielleicht von Emotionen ergriffen. Schließlich gehen sie weiter, zum nächsten Bild. Das „Grüne Band“ könnte so ein Rundgang werden, durch die Stadträume von Ehrenfriedersdorf. Eine Abfolge aus Verweil- und Aktivräumen sowie verbindenden Passagen.
Bei der Gestaltung steht das Mittel der Pflanze im Vordergrund. Die Verwendung von sogenannten „Zukunftsbäumen“, pflegeleichte, Strauch-, Stauden- und Gräserbepflanzungen transportieren die Idee ins Stadtbild. Die einzelnen Bausteine werden dabei durch verschiedenartige Pflanzungen aus klimaresilenten Baumarten in Laubform, Rinde, Blütezeit, Herbstfärbung unterschieden und charakterisiert. Eine „Mobiliarsfamilie“ mit einer gestalterischen Vereinheitlichung sorgt für einen Wiedererkennungswert im gesamten Betrachtungsraum.
Die Pumptrack- Anlage, das Gelände der Burg mit Terrasse, die kleine Parkanlage mit dem Denkmal für die Opfer des Faschismus, das Umfeld der Privatbrauerei „Specht“ mit dem Röhrgraben, „Neumarkt“, „Markt“ und der teilentsiegelte Parkplatz an der Steinbüschelstraße sind diese „Grünen Bausteine“. Vom „Neumarkt“ gibt es einen Abzweig über den Friedhof zum Museum der ehemaligen Zinngrube Ehrenfriedersdorf.
Die „Grünen Passagen“ sind die mit Großgrün aufgewertete Straßenräume der August-Bebel-Straße, der Thomas-Mann-Straße, der Steinbüschel- und der Schillerstraße sowie die Saubergstraße. Für die „Engstelle“ der B 95 zwischen Greifensteinstraße und Schulstraße werden begrünte Fassaden oberhalb des Erdgeschosses als „Vertikales grünes Band“ in enger Zusammenarbeit mit den Hauseigentümern vorgeschlagen.

Klimaresilienz durch „Grüne Bausteine“ im Stadtgefüge – die „Verweil- und Aktivpunkte“
Umfeld „Burg“ und Pump-Track-Anlage – Aktion und Freizeit
Das Umfeld der „Burg“ und der Pumptrack-Anlage erhält eine freundliche Gestaltung, eine wirksame Begrünung und Raumbildung, die der vorhandenen Weite und dem kahlen Eindruck der Fläche eine menschlichere Dimension gibt. Die attraktive Pumptrack-Anlage erhält die bisher nicht vorhandene Aufenthaltsqualität mit einer Anordnung von Sitzgelegenheiten und einer schattenbildenden Begrünung mit „Zukunftsbäumen“. Die Anlage wird gestalterisch und räumlich besser an die östlich der „Burg“ liegende, baumbestandene Terrasse angebunden.

Grünanlage August-Bebel-Straße / Schillerstraße
Die Grünanlage wird durch Sitzgelegenheiten, Möglichkeiten zum Spielen für Kinder und pflegeleichte Pflanzungen aufgewertet. Für eine bessere Beschattung der Flächen um das vorhandene Denkmal sorgen Pflanzungen aus klimaresilenten Bäumen.
Neumarkt und Markt – zwei zusammengehörende Plätze im Stadtgefüge
Um beide Plätze sinnstiftend gestalterisch zusammenzuführen erhalten sie eine funktionale Gliederung in einen räumlich abgegrenzten Stellplatzbereich für PKW und den verkehrsfreien Platzbereich für Markt, Veranstaltungen und Aufenthalt mit einer Befahrungsmöglichkeit für Anlieferung, Feuerwehr und Rettungskräfte. Ein durchgehender Materialkontext festigt diese Zusammengehörigkeit.

Der Neumarkt - aufgewerteter Platzbereich mit Bergbauthema mit intensiver Begrünung
Im südlichen Bereich des Neumarktes werden 20 Stellplätze verortet, die von gleichmäßigen Baumpflanzungen gegliedert werden. Dieses einzelnen Baumpflanzungen verdichten sich nach Norden hin zu einem großzügigen, schattenspendenden Baumdach. Dort werden neben dem Wartebereich Bus auch Sitzgelegenheiten angeboten. Thematisch könnte der Platz mit seinen beiden vorhandenen Bergbauloren zusätzlich in den „Bergbaulehrpfad Silberstraße“ mit einbezogen werden. Vom Neumarkt zweigt die Saubergstraße als direkter Zugang zum Museum Zinngrube Ehrenfriedersdorf ab, welches sinnbildlich für die 800-jährige Bergbautradition der Stadt steht.

Der Markt - zentraler aufgewerteter Platzbereich für Veranstaltung und Gemeindeleben
Im Bereich dieses Platzes wiederholt sich die beschriebene funktionale Gliederung mit Stellplatzbereich und verkehrsfreier Platzbereich. Der nördliche Bereich wird komplett für Markt, Veranstaltungen und Aufenthalt freigehalten, die Stellplatzanlage in der südlichen Zone konzentriert. Die bestehende Parkplatzanlage wird dabei auf 20 Stellplätze im Einbahnverkehr mit Schrägparkern und Längsparkern erweitert. Die vorhandenen Bäume bleiben erhalten und werden teilweise zwischen die Parkplätze versetzt. So entsteht eine gleichmäßige Baumgliederung. Nach Norden verdichten sich wiederum die Bäume zu einem großzügigen, lockeren Baumdach.
Dieses Baumdach wird Richtung Rathaus luftiger, um den unmittelbar vor dem Rathaus gelegenen Bereich baumfrei zu halten. Der Blick auf die Rathausfassade bleibt so unverstellt. Der Platzbereich neben der Kreuzung B95 / Wettinstraße erhält wiederum eine kräftige Begrünung mit „Zukunftsbäumen“. Im zentralen Bereich um die Eisdiele herum entstehen ein Aufenthaltsbereich und ein Wartebereich für den Bus.
Um den Lärm der B95 etwas abzuschirmen und die Aufenthaltsqualität signifikant zu erhöhen, wird das Prinzip des „Hörbaren Wassers“ auf dem Markt mit der Qualifizierung des dort vorhandenen Brunnens eingesetzt. Durch das Rauschen und Plätschern des Wassers wird der Verkehrslärm etwas in den Hintergrund gedrängt. Das Denkmal wird frei in die Platzfläche gestellt, die dazu gehörige Grünfläche aufgelöst um die Großzügigkeit und Nutzbarkeit der Marktfläche zu erhöhen.

Lesegarten Bibliothek
Die rückwärtig zur Marktbebauung gelegene Bibliothek erhält einen qualifizierten Freiraum in Form eines Lesegartens. Eine Überschirmung mit Bäumen, Sitzstufen und eine schöne Bepflanzung sind Elemente, die die Aufenthaltsqualität hier ebenfalls signifikant erhöhen.

Parkplatz Steinbüschelstraße - Areal Grundschule
Der Parkplatz an der Steinbüschelstraße kann aufgrund seiner geringen Auslastung auf ein Drittel seiner Flächengröße reduziert werden. Zudem wird er komplett in begrünter Bauweise erstellt. Die 17 Stellplätze werden in der Planung straßennah konzentriert angeordnet und so deutlich weniger Verkehrsfläche als im Bestand erzeugt. Im südlichen Bereich der Fläche entsteht so eine Grünzone als direkte Relation der Gebäudepassage von der B95 her zur Grundschule. Diese steigt nach Westen kontinuierlich an und dient als Fußgängerpassage hoch zur Schillerstraße / Schule des Friedens. Eine attraktive, in die Topographie integrierte Mauern- Treppenanlage mit intensiver Begrünung und Nutzung als Schulgarten leitet über in den Schulcampus. Die Einzäunung der Schule bleibt auf dem oberen Niveau, Schul- und Lesegarten bleiben öffentlich nutzbar in der Idee des „Grünen Bandes“. Eine seitliche Rampe ermöglicht den Aufstieg für Menschen mit Behinderungen. Auf eine Überdeckelung des Parkplatzes muss aus Kostengründen verzichtet werden. Der bestehende große Ahorn wird erhalten.

Die „Grünen Passagen“ – Verbindungen im Stadtgefüge
Wie in den Erläuterungen zur Leitidee erwähnt werden die Abschnitte / Straßenräume zwischen den einzelnen Verweil- und Aktionspunkten durch eine Begrünung mit klimaresilenten „Zukunftsbäumen“ aufgewertet. Dies betrifft die August-Bebel-Straße, die Thomas-Mann-Straße und die Steinbüschelstraße. Hier ist der verfügbare Raum für eine teilweise sogar großzügige Begrünung mit Großbäumen vorhanden. Durch die Begrünung werden die einzelnen Straßenabschnitte charakterisiert, was den Wiedererkennungswert erhöht und die Orientierung erleichtert. Es kommen Klimabaumarten wie Amberbaum, Silberlinde, Purpur-Erle, Mehlbeere, Baumhasel oder Feldahorn „Elsrijk“ zum Einsatz.

Materialien
In den beiden Platzbereichen wird in Anlehnung an den Bestand im stadtbildprägenden urbanen Kontext Natursteinpflaster als Belagsmaterial verwendet. Dabei entsteht im verkehrsfreien Bereich eine einheitliche (für Notfälle befahrbare) großzügige Platzfläche von den Fassaden bis zum Gehwegrand der B95. Im Bereich des Neumarktes erhält der befahrbare Teil des Parkplatzes gepflasterte Fahrspuren und Stellplätze aus Natursteinpflaster. Der Parkplatz Steinbüschelstraße außerhalb des eigentlichen Innenstadtbereichs wird großflächiger entsiegelt und offenporig mit Rasenfugenpflaster für Stellplätze und Zufahrt gebaut.
Beitrag zur Klimaresilienz, Anpassung des urbanen Raums Ehrenfriedersdorf an den Klimawandel
Alle vorgeschlagenen Maßnahmen dienen der Stärkung der „Grünblauen Infrastruktur“ und leisten einen Beitrag zur Umsetzung des Schwammstadtkonzeptes. Regenwasser wird im urbanen Raum Ehrenfriedersdorf stärker als bisher zurückgehalten, Grundwasser neu gebildet. Wesentliches Ziel ist es zudem, neue Kohlestoffsenken zu entwickeln und bestehende Räume im Stadtgefüge zu bewahren. Vor allem der Neumarkt ist durch seine vollflächige Versiegelung eine „Hitzeinsel“ im Stadtgefüge. Mit Hilfe der angesprochenen „Zukunftsbäume“ wird eine Verschattung von Teilbereichen durch Großgrün erreicht. Ziel ist hier eine deutlich spürbare, geringere Flächenaufheizung, eine vollständige Vermeidung von Hitzeinseln und eine verbesserte innerstädtische Kalt- und Frischluftversorgung. Zusammenfassend werden die derzeit klimatisch defizitären Stadträume von Ehrenfriedersdorf grundhaft verbessert.
Im Detail bewirken hellere Materialien eine geringere Flächenaufheizung. Für die in Belagsflächen integrierten Neupflanzungen von Bäumen würden wir in der Realisierung das Regenwasser durch geeignete Flächengefälle zentral in Einläufen sammeln und über unterirdische Rigolensysteme dem Wurzelbereich der Bäume gezielt zuführen. Im Bereich des Neumarktes werden durch Teilverwendung von wassergebundener Decke Flächen entsiegelt. Die „Grünen Bausteine“ sind „Trittsteine“ im Sinne eines innerstädtischen Biotopverbund zu verstehen. Für eine nachhaltige Mobilität werden Ladesäulen für PKW vorgeschlagen, Standorte für Elektroroller und Fahrräder ausgewiesen.
Im gesamten Bearbeitungsgebiet wird eine barrierefreie Zugänglichkeit erreicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ihre übergeordnete Gesamtstrategie für das Grüne Band in Ehrenfriedersdorf aus der sich folgerichtig und logisch die städtebaulichen und landschaftsplanerischen Schwer punkte ableiten lassen. Es werden über den Realisierungs- und Ideenteil hinaus wichtige Orte identifiziert und vernetzt, die zukünftig Potential für eine gestalterische Aufwertung haben.

Die Platzräume Neumarkt und Markt werden auf Grundlage der übergeordneten Strategie klar herausgearbeitet und überzeugen durch ihre räumliche Gliederung. Den Verfassern gelingt es die Linearität der B 95 zu brechen und neue Aufmerksamkeit und Identifikationsorte zu schaffen. Durch die räumliche Anordnung der Zukunftsbäume wird vor dem Rathaus eine multifunktionale Platzfläche freigehalten, die Raum für die vielfältigen Nutzungsansprüche bereithält (Markt, Weihnachtsmarkt, Hochzeiten, Empfänge). Das gelingt den Verfassern auch durch die Zentrierung der Parkplätze im südlichen Bereich. Diese werden weitestgehend aus dem Bestand generiert. Die heute umlaufende Erschließungsstraße mit Parkplätzen ist im Bereich des Rathauses nicht mehr erforderlich und wird der Platzfläche zugeschlagen. Das vorhandene Denkmal mit Linde wird selbstverständlich integriert. Ein neuer Brunnen vor dem Denkmal nimmt den historischen Bezug auf und trägt maßgeblich zur besseren Aufenthaltsqualität bei. Ebenso wie der Markt wird auch der Neumarkt durch lockere Baumgruppen aufgewertet und damit räumlich geordnet. Die Parkplätze befinden sich an der richtigen Stelle. Die Gebrauchsfähigkeit der Stellplatzanlage ist nachgewiesen. Die Baumpflanzungen des Parkplatzes werden kritisch diskutiert. Aus Sicht des Preisgerichtes wird für eine Reduktion der Stellplätze zugunsten weiterer Einzelbäume plädiert. Der nördliche Platzbereich bleibt verkehrsfrei. Die grundsätzliche Gestaltung dieses Platzbereiches wird begrüßt, wobei die Anforderungen der Feuerwehr nicht berücksichtigt worden sind. Der Parkplatz an der Steinbüchelstraße überzeugt durch seine Unaufgeregtheit und die geschickte Anordnung der Nutzungsbereiche unter Ausnutzung der Topografie. Das Preisgericht überzeugt die flächensparende Anordnung der Parkplätze und der qualitätvolle Grünanteil. Die Vernetzung von Markt – Passage – Grundschule ist sehr gelungen.

Insgesamt überzeugt die Arbeit durch ihre Durcharbeitung bis ins Detail. Hervorzuheben ist der Einsatz von ortstypischen und teils vorhandenen Belagsmaterialien und der sparsame Umgang mit Ausstattungselementen. Zu wenig detaillierte Aussagen wurden zu den Themen Regenwassermanagement und Biodiversität getroffen. Ein weiterer Kritikpunkt besteht im Bereich der Baumscheiben. Diese wirken in der Darstellung als zu klein. Trotz dieser Defizite stellt die Arbeit einen qualifizierten Beitrag dar. Sie lässt ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit sowohl bei der Realisierung als auch beim Unterhalt erwarten.
Perspektive Markt

Perspektive Markt

Konzeptplan "Grünes Band" durch Ehrenfriedersdorf

Konzeptplan "Grünes Band" durch Ehrenfriedersdorf

Lageplan Markt - 1:250

Lageplan Markt - 1:250

Belagsdetail Markt - 1:50

Belagsdetail Markt - 1:50

Funktionspiktos Markt und Neumarkt

Funktionspiktos Markt und Neumarkt