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Einladungswettbewerb | 12/2022

Neugestaltung Schulhof der Nicolaischule in Verden (Aller)

VvK Verden Aller Plan 1

VvK Verden Aller Plan 1

2. Preis

Preisgeld: 4.200 EUR

Vera vom Kothen Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ERLÄUTERUNGEN ZUM PLANUNGSKONZEPT - EIN LEBENDIGER SCHULHOF
NEUER EINGANG (HOHE LEUCHTE) UND STEIN-HABITAT
Ich komme jeden Morgen gemeinsam mit meiner Freundin über den Eingang Hohe Leuchte auf den Schulhof. Dann geht es erst mal auf die Steine und die Slacklines. Wir halten uns gegenseitig und kommen jeden Tag ein Stückchen weiter. Wir klettern über die Spiel-Topografie und laufen am Eingang vorbei, hier ist es jetzt schön grün, die Beete sind eingefasst mit Sandsteinblöcken, auf denen man balancieren und sitzen kann. Hier wartet auch mein Vater, wenn er mich abholt.

WASSER-HABITAT
Weiter geht’s zum spannenden Wasserschulhof. Auf einer großen blauen Gummifläche gibt es ein Wackel-Boot und ein Surfboard, wenn die besetzt sind, versuchen wir von einem Hüpfplattenfisch auf den anderen zu springen. Am Ende rollen wir uns immer von den großen modellierten Fischen runter.
Wenn es geregnet hat oder regnet, gibt es jetzt einen Wasserlauf über den Schulhof. Das Wasser aus einem Fallrohr plätschert über die ehemalige Treppe, die mit Natursteinen ausgekleidet wurde und läuft weiter durch eine gepflasterte Rinne, die mal tiefer und schmaler und mal breiter und flacher ist.
Jetzt macht uns Regenwetter nichts mehr aus, weil wir dann draußen mit dem Wasser spielen können.
Die Rinne läuft weiter durch ein Steinfisch und wieder hinaus – normalerweise. Manchmal sammeln wir alles, was wir auf dem Schulhof so finden und versuchen das Wasser aufzustauen. Irgendwann bricht dann der Staudamm und das Wasser rauscht weiter – was für ein Spaß! Das Wasser läuft dann zur tiefsten Stelle des Schulhofes, vorbei an einer kleinen Sandfläche mit Wackel-Libelle in eine Mulde mit Kletter-Molchen und versickert dort. So kommt es unseren tollen großen Bäumen zugute. Außerdem wird das Dach-Wasser hier noch in unterirdischen Zisternen zwischengespeichert. So kann es entweder zum Spielen (mit zwei Wasserpumpen) oder zur Bewässerung der Pflanzen genutzt werden. Wir versuchen damit sehr sparsam zu sein, damit wir auch Wasser an sehr heißen Tagen haben und halten außerdem so viel Wasser zurück, dass unser Schulhof bei Regen nicht mehr unter Wasser steht.

FISCHRUTSCHE UND GRÜNES KLASSENZIMMER
Die tollste Attraktion ist aber die Fisch-Rutsche am Aufgang zum grünen Klassenzimmer. Wir kommen alleine nur bis auf das Rutschen-Podest, auf das Dach mit dem Lern-Deck und der Agri-Solarpergola kommen wir nur mit einer Lehrer:in, das Dach ist mit einem Tor verschlossen. Die Rutsche ringelt sich um eine große oberirdische Zisterne, die das Dachwasser zurückhält, damit die Pflanzen auf dem Dach gewässert werden können. Inzwischen regnet es im Winter viel mehr als früher und dafür im Sommer
viel weniger. Deshalb können wir das Wasser jetzt auf dem Dach sammeln, was dort nicht mehr aufgenommen werden kann, läuft in die oberirdische Zisterne. Mit dem Strom aus der Agri-Solarpergola kann das Wasser dann wieder aufs Dach gepumpt werden.

WALD-HABITAT
Wir rutschen meist ein paar Mal und laufen dann weiter zum Waldspielplatz. Der Weg führt durch unser Gebüsch - das ist zum Glück so geblieben, zusätzlich liegen hier jetzt ausgehöhlte Baumstämme, wo wir durchkrabbeln können. Im Wald stehen noch die kleine Nestschaukel und die Rutsche, die hat aber einen neuen Turm, sonst ist alles neu. Wir haben jetzt einen Aussichtsturm, von dem man alles beobachten kann. Hier gibt es überall Tiere: einen Feuersalamander, eine Ameise und an den Pfosten der Klettergeräte gibt es einen Specht, eine Eule, ein Eichhörnchen, einen Waschbären und vieles mehr. Mit der Gartengruppe und dem Hausmeister haben wir selbst noch Vogelnistkästen gebaut und diese in den großen Bäumen aufgehängt. Vielleicht können wir da nächstes Frühjahr echte Vögel beobachten.
Außerdem gibt es unten im Turm noch ein kleines Versteck und eine Schaukel-Schlaufe - wir nehmen uns jetzt die Kletterpark vor.

GARTEN-HABITAT
Die Fisch-Rutsche ist echt toll, aber jetzt rutschen wir noch mal von der Möhren-Rutsche. Hier gibt es auch einen verschlossenen Aufgang zum Dach. Dort sind unsere Hochbeete und ein kleines Gewächshaus in denen wir mit unserer Lehrerin Gemüse aussähen und ernten. Um die Hochbeete gibt es Sitzbänke, hier können die kleineren Kinder drauf knien, um zu gärtnern. Wir sind schon so groß, dass wir das im Stehen schaffen. Die umlaufenden Tröge dienen als Fallschutz und sind bepflanzt mit Beeren obst, kleinen Obstbäumchen, Kräutern und Bienenstauden und -gehölzen. Hier wird alles mit einer Tröpfchenbewässerung bewässert. Das Wasser kommt aus der oberirdischen Zisterne an der Rutsche.
Wir müssen nur düngen, ernten und auch mal was zurückschneiden. Damit wir das auch richtig machen, haben wir einen Paten - ein Gärtnermeister - der uns erklärt, wie alles funktioniert. Wenn wir uns erholen müssen, setzen wir uns auf die große Holzgurke. Schön ist hier auch der bunte durchscheinende Kunststoffschirm, jetzt können wir hier auch noch kurz sitzen bleiben, wenn es regnet.

SAND-HABITAT
Schnell geht es weiter zum Sandkasten am Sportfeld. Hier gibt es einen neuen Zaun, damit wir beim Spielen keinen Ball abgekommen. Der Sandkasten hat eine Baustelle und eine Gerätekiste mit Schaufeln, Eimern und Förmchen. Hier wird der Deckel von der Pausenaufsicht geöffnet, wir können rausholen, was wir brauchen und am Ende dann durch einen seitlichen Schlitz wieder in die Kiste werfen.
Nebenan sind Holzdecks, die wir meist bei schönem Wetter nutzen. Hier kann man sich hinlegen, miteinander schnacken und nebenbei den anderen beim Ballspielen zusehen. Über den Podesten sind zwei bunte durchscheinende Kunststoffschirme, die in der Sonne leuchten außerdem können wir uns bei Regen unterstellen. Jetzt noch schnell einmal über die Balancierschlange und dann geht es in den Unterricht. Die Wege-Flächen wurden hier umgestaltet, es gibt immer noch einen durchgehend gepflasterten Weg, aber daneben wurde das alte Klinkerpflaster mit einer neuen Verlegeart eingebaut.
Es sieht jetzt aus wie ein Netz, dazwischen wächst Rasen, wir versuchen immer den einzelnen „Fäden“ nachzulaufen.

BUNTE-MAUER, GRÜNER RAHMEN UND HAUS GERDA
Für die erste Pause haben wir uns an der bunten Mauer verabredet. Hier gibt es Basketballkörbe auf unterschiedlichen Höhen, so dass man hier üben kann. Vor der Wand ist jetzt auch Kunststoffbelag zum Dribbeln. Außerdem sind bunte Kreise aufgemalt, hier haben wir im Sportunterricht schon tolle Übungen gemacht. Auf dem großen Fußballplatz gibt es zusätzlich in zwei kleinere Spielfelder mit Bolzplatztoren, Basketballkörben und Ballfangzäunen Beim Haus Gerda kann man sich schnell Bälle ausleihen.
Zum Schluss der Pause versuchen wir noch an die Kletterwände zu kommen. Die sind neben unserer Sprunggrube und sehr begehrt. Die Fläche entlang der Straße (Hohe Leuchte) ist jetzt bepflanzt und ganz grün. Dadurch ist es viel angenehmer und ein wenig ruhiger, weil man die Autos nicht mehr sieht und mitbekommt. Damit die Bäume wachsen können, ist hier eine der neuen Zisternen mit Tröpfchenbewässerung und einem Überlauf in ein Drainrohr, damit die Bewässerung auch ohne Tröpfchenbewässerung funktioniert. Diese ist für den Sommer gedacht. Das Wasser kommt vom Dach der Schule, läuft in eine Zisterne und wird von dort gedükert in die Zisterne unter den neuen Bäumen. Wir haben das im Unterricht mal mit zwei Eimern und einen Schlauch ausprobiert.

BÄUME
Zu unseren großen Bäumen muss ich Euch auch noch was erzählen, der Boden unter den großen Linden war ja sehr festgetrampelt über die Jahre. Jetzt hat man den festen Boden gelockert, vorsichtig im oberen Bereich abgesaugt und durch neues Material ersetzt. Das neue Material kann nicht so festgetrampelt werden. Zusätzlich haben Flächen noch eine Bepflanzung mit einzelnen Stauden und Gehölzen (z.B. kleine Miniweiden) bekommen. Damit diese besser geschützt sind, bekommen sie eine Abdeckung aus Kies. Die Abdeckung schützt die Pflanzung vor Tritt, hält Unkraut fern und sammelt sogar ein wenig Tau. Die Stauden fühlen sich dort sehr wohl und sind auch nicht beleidigt, wenn wir beim Spielen mal was abreißen, versehentlich drauf fallen oder treten. Jetzt müssen wir leider nach Hause. Tschüüüs…

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept zeigt einen liebevoll durchdachten Gesamtansatz mit vielen und vielfältigen Nutzungsangeboten. Eine kindgerechte Gestaltung ist gut ablesbar: kleine, sehr komplexe und wuselige Welten im nördlichen und südlichen Hof. Positiv bewertet wird zudem der „grüne“ Willkommens- und Abholbereich an der Hohen Leuchte mit klarer Trennung zum benachbarten Privatgrundstück.

Die Arbeit bietet gute Ansätze zur Optimierung der kleinklimatischen Bedingungen (ergänzende Pflanzungen, Sonnenschutz-Schirme usw.) und zur Wiederverwendung von bzw. Integration in den Bestand. So wird auch die vorgeschlagene Substratstabilisierung für die Bestandsbäume als sinnvolle Maßnahme erachtet.

Die Translozierung von „Haus Gerda“ als neuer Materialcontainer in direkter Nachbarschaft zu den Sportplätzen überzeugt im Konzept. Dadurch wird das grüne Klassenzimmer in der südlichsten Ecke möglich.

Zwei oberirdische, zylindrische Zisternen sind räumlich prägnante, in ihrer Funktion wahrnehmbare Ergänzungen und Teil der Erschließung auf die beiden Dachgärten mit Treppen und Rutschen. So können die Dachgärten als gute Erweiterung des pädagogischen Angebots fungieren („Lerndeck“). Der „Wasserhof“ als gestalterisch und funktional zusammenhängende Einheit mit der Dachterrasse und der Zisterne wird im Prinzip positiv bewertet.

Die großzügige Sandspiellandschaft im großen Hof und die neue Anordnung der Spielfelder mit Ergänzung von weiteren sportlichen Angeboten erweitert die Möglichkeiten für aktives, bewegungsintensives Spiel. Aber auch das gewünschte Angebot an ruhigeren Rückzugsräumen wird berücksichtigt.

Insgesamt betrachtet wirkt der Entwurf jedoch deutlich zu überladen, vorbestimmt und detailverliebt. Eine Reduzierung fest definierter Spielmöglichkeiten und die Stärkung informeller Nutzungen wären angebracht gewesen.

VvK Verden Aller Plan 2

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