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Einladungswettbewerb | 12/2022

Quartiersentwicklung Insterburger Straße in Dortmund

Blick über die grüne Quartiersmitte

Blick über die grüne Quartiersmitte

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Quartier an der Insterburger Straße in Dortmund liegt für Radfahrende und Fußgänger gut erschlossen in der Nähe des künftigen Zukunftsgartens der IGA 2027. Östlich fließt die renaturierte Emscher mit ihren umgebenden Grünstrukturen, westlich der Roßbach. Gemeinsam bilden sie wichtige Grünverbindungen nach Norden zum Zukunftsgarten, südöstlich Richtung Innenstadt und westlich zum Revierpark Wischlingen.
Das Quartier liegt wie ein Scharnier zwischen diese blau-grünen Infrastrukturen. Mit Bändern unterschiedlicher Landschaftstypologien wird dieses Scharnier nachgezeichnet und es wird ein vielfältiges Quartier geschaffen, dass die grüne Vernetzung innerhalb des Stadtteils stärkt. Die beiden südlichen und nördlichen Bänder, die die neue grüne Achse räumlich fassen, sind geprägt durch den dichten alten Baumbestand, der hier erhalten und ergänzt wird. Ein breites, offeneres urbanes Band begleitet die Insterburger Straße und bindet die Bebauungsstruktur beidseitig der Straße zusammen. Prägend für das Quartier wird vor allem das südlich davon liegende Band, das neben einem vielfältigen Spiel- und Erholungsangebot vor allem blaue Infrastrukturen wie Retentionsflächen beinhaltet. Diese drei Schichten vernetzen das Quartier in Ost-West Richtung und schaffen einen prägnanten neuen Ort, nicht zuletzt durch die beispielgebenden klimatisch wirksamen Freiräume.
 
Für den Stadtteil prägend werden insbesondere zwei wesentliche Bestandteile: Zum einen die drei Anger, die die Bebauung der beiden Seiten der Insterburger Straße miteinander verbinden. Umlaufende Wege legen sich wie große Klammern in das Quartier und definieren gemeinschaftlich nutzbare Freiräume. Die Anger selbst sind geprägt durch mittige, leicht vertiefte Rasenfläche mit rahmenden Sitzstufen, die zum Verweilen einladen. Bei Starkregenereignissen kann hier Regenwasser zurückgehalten werden. Außerdem finden sich in den Angern Flächen für Gemeinschaftsgärten, die von den Anwohnern gepflegt werden können. Die offenen Wiesenflächen bieten zusätzlich Raum zum freien Spiel, mit dem vorhandenen und ergänzten Baumbestand werden die Anger auch räumlich gut gefasst.
Der zweite Konzeptbaustein ist das Wetland, dass sich als blau grünes Band von Ost nach West durch das Quartier zieht. Hier finden sich Retentionsmulden zur Versickerung des anfallenden Regenwassers und standortgerechte Pflanzungen, die die Biodiversität im Gebiet erhöhen. Ein begleitender breiter Weg weitet sich immer wieder auf und schafft kleine Plätze mit Sitzgelegenheiten, die als Treffpunkte genutzt werden können. Westlich bildet eine größere Aufweitung die grüne Quartiersmitte. Der Weg schließt östlich an den Emscherradweg und westlich an die Querung über den Roßbach Richtung Huckarde Zentrum an und bindet das Quartier so in die Umgebung ein.
 
Entlang dem grünen Band und im Quartier finden sich immer wieder kleinere Spielpunkte mit unterschiedlichen Angeboten zum Entdecken, Balancieren oder Spielen im Sand. Die größeren Spielplätze bieten zusätzlich Raum zum Klettern, Schaukeln und Rutschen. Der Spielplatz im Süden wird mit einem Bolzplatz, einem Basketballfeld und Calisthenics aufgewertet. Ein weiteres Sportfeld im Osten ergänzt das Angebot.
Die Treffpunkte entlang des grün blauen Bandes laden zum Verweilen und zum Austausch ein.
Auch die Gemeinschaftsgärten in den Angern sollen das Zusammenleben im Quartier bereichern.
 
Das Konzept integriert die besondere Kulisse der Bestandsbäume und stärkt diese durch ergänzende Pflanzungen. Nur vereinzelt müssen Bäume gefällt werden. Diese werden an anderer Stelle ersetzt. Hierfür werden klimaangepasste Arten aus der ‚Zukunftsbaumliste‘ gewählt.
Die Parkplätze werden mit neuen raumbildenden Baumdächern überstellt.
 
Die Fläche für die Vonovia Geschäftsstelle wird im Erdgeschoss eines Neubaus an der Insterburger Straße vorgesehen und trägt so zu dessen Belebung bei.
 
Das Konzept sieht drei Arten von Rückhalte- und Versickerungsflächen vor. Zum einen finden sich entlang der bestehenden Zeilenbebauung schmale Versickerungsmulden. Zum anderen dient das Wetland bei Starkregenereignissen als große Retentionsfläche, ebenso die vertieften Rasenflächen in den Angern. Baumrigolen für Baumneupflanzungen werden vorgesehen. Das Regenwassermanagement wird somit zum zentralen Gestaltungselement, schärft die Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema und zeigt einen beispielhaften Umgang mit klimatisch wirksamen Freiräumen in der Stadt.
 
Die bestehenden Parkplätze bleiben größtenteils erhalten und werden ergänzt und umgestaltet. Um den Grad der Versiegelung möglichst gering zu halten, werden die Stellplätze mit Rasenfugenpflaster teilentsiegelt. Weitere Parkplätze finden sich in den drei zweigeschossigen Parkdecks, die an den Rändern des Quartiers verortet werden und so zu einer autoarmen Siedlung beitragen.
Im Bereich des Wetlands wird der Querschnitt der Rastenburger Straße verkleinert. Eine Mischverkehrsfläche verringert die trennende Wirkung des Straßenraums und sorgt für eine verbesserte Querungsmöglichkeit für den Rad- und Fußverkehr. Auch die Pillauer und Tilsiter Straße werden zur Mischverkehrsfläche, wodurch zusätzliche Flächen entsiegelt werden können. Die restlichen Gehwege werden auf 2,50 m verbreitert.
Radstellplätze werden dezentral jeweils in der Nähe der Eingänge vorgesehen.
Für die drei südlichen neugebauten Punkthäuser werden im Bereich der Parkplätze zusätzliche Pergolastrukturen mit Räumen für Mülltonen und überdachte Fahrradabstellanlagen vorgesehen. Für die Neubauten an der Insterburger Straße finden sich die Müllstandorte ebenfalls nahe der Parkplatzflächen.  

Beurteilung durch das Preisgericht

Die als Anger ausgebildeten klar strukturierten Quartiershöfe nördlich und südlich der Insterburger Straße zeichnen sich durch hohe Aufenthaltsqualität und eine klare Gestaltung aus und sind eine Stärke des Entwurfs.

Auch der südliche, landschaftlich ausgestaltete Bereich der sogenannten „Wetlands“, der sich als grün - blaues Band von Ost nach West zieht, ist qualitätvoll gestaltet und bietet viele Möglichkeiten zum Verweilen und zum Spiel für die Mieterschaft.

Kontrovers diskutiert wird die Anordnung des ruhenden Verkehrs, der oberirdisch, dezentral im Quartier angeordnet ist. Zwar ergibt sich dadurch eine direkte Verbindung zu der angrenzenden Wohnbebauung und ermöglicht außerdem eine Umnutzung im Zuge einer künftigen Verkehrswende. Als inakzeptabel bewertet das Preisgericht jedoch die gleichzeitig dafür erforderliche, umfängliche Fällung von wertvollem vorhandenem Baumbestand.

Auch der vorgesehen Quartiersplatz im Bereich der Punkthäuser wirkt unterdimensioniert in Größe und Nutzung und in der Lage ungeeignet. Auch die für Vonovia geplanten Büroräume haben keine Außenorientierung und sind zu wenig in die Quartiersgestaltung eingebunden. Für den Straßenraum der Insterburger Straße fehlt eine gestalterische Haltung und eine stärkere Verknüpfung der jeweils angrenzenden Zonen. In der vorgeschlagenen Form wird eher der MIV beschleunigt.

Insgesamt bietet der Entwurf ein gut durchgearbeitetes, starkes Konzept mit gekonnten Gestaltungsvorschlägen, dessen Schwächen im Umgang vor allem im Umgang mit dem (ruhenden) Verkehr und Lage und Ausformulierung des Quartiersplatzes liegen.
Pictogramme

Pictogramme

Lageplan

Lageplan

Lageplanausschnitt

Lageplanausschnitt

Lageplanausschnitt

Lageplanausschnitt

Blick über den Gemeinschaftsanger

Blick über den Gemeinschaftsanger