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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2023

Neubau Wahl-Lindersches Seniorenzentrum in Günzburg

1. Preis

Preisgeld: 57.000 EUR

Braunger Wörtz Architekten

Architektur

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

statix gmbh

TGA-Fachplanung

KIENLE Beratende Ingenieure GmbH

TGA-Fachplanung

Ingenieurbüro Rolf Witschard GmbH

TGA-Fachplanung

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Die Aufgabe - Eine neue Heimat für ältere Menschen
Ziehen ältere Menschen aus Ihrer gewohnten Umgebung in ein Seniorenzentrum oder in betreute Seniorenwohnungen um Hilfe und Betreuung zu erfahren so steht neben der pflegerischen Betreuung auch die seelische Ausgeglichenheit im Mittelpunkt. Heimat und das Wohlfühlen soll wieder erfahren werden.
Eine große architektonische Herausforderung stellt sich.
Wie kann Überschaubarkeit und der menschliche Maßstab in einer verhältnismäßig großen Raumstruktur hergestellt werden?

Das Konzept – Maßstäblichkeit und Heimatliches Wohlfühlen im Grünraum
Die Grundidee für die städtebauliche Anordnung des neuen Seniorenzentrums und der Seniorenwohnungen basiert auf dem Grundbedürfnis der älteren Menschen – sich wohlfühlen, das „Große“ wieder „klein“ und überschaubar machen im Grünraum. Während das Seniorenzentrum nördlich in vier sich versetzende unterschiedlich große Baukörper gegliedert wird, ergänzt südlich angelegt der Wohnungsbau mit einem längsgelegt und Punktgebäude das Gesamtensemble. Durch das Versetzen der unerschiedlichen Baukörper entstehen differenzierte überschaubare und gleichsam überschaubare und maßstäbliche Außenräume mit hoher Besonnungsqualität.

Im Seniorenzentrum - Das Dorf im Haus
Im Foyer des Seniorenzentrum angekommen wird übersichtlich der Blick freigeben zur großen kommunikativen Mitte, dem sonnigen Außenfreiraum, der vertikalen Erschließung zu den Obergeschossen und dem direkten Weg zu den Verwaltungen. Auch die Tagespflege und Physiopraxis sind intern von der Gemeinsamen Mitte aus zugänglich. Die zentrale Treppe und Aufzüge erschließen folgerichtig den Boulevard in den Obergeschossen, von welchem alle Wohngruppen direkt zugänglich sind mit vielfältigen Verweilzonen und Blicken in die begrünten Höfe … Raum zum Zusammensein und Begegnen, gleichsam einem Dorf im Haus.
Jede Wohngruppe erhält eine ganz eigene Identität und innenräumliche Ausformung jeweils mit einem Atrium für viel Grün und differenziertem Sonnenlicht – je nach Geschmack der Bewohner/innen.
Rundläufe und Verweilzonen bringen Abwechslung … Bewegung … Begegnung … Verweilen.
In den Wohnbereichen erlauben Verbindungen von Gruppe zu Gruppe Abwechslung für die Bewohner/innen und Erleichterung für die Pflegebegleiter/innen, daran angeschlossen jeweils eine überdachte, geschützte Loggia.
Schließlich im obersten Geschoss, auf der Dachebene, befindet sich ein ganz besonders Angebot – für Körper, Geist und Seele – die Sinne ansprechend mit dem schönen Blick zum Horizont in alle Himmelsrichtungen.
Raum für Meditation, für Basteln, für Gruppen, für Therapie und Körper_Pflege. Direkt angeschlossen ist ein Dachgarten für alle Sinne – Riechen, Fühlen, Sehen, Schmecken, Hören und Fühlen … weg von der Betriebsamkeit, ein Ort der Stille, des Seins.

Die Seniorenwohnungen und ambulante Wohngruppen – Privatheit und Kommunikation
Die beide ambulanten Wohngruppen lassen in der kommunikativen Mitte an der Schnittstelle der beiden Wohnräume Begegnung und Kommunikation zu, während im Bereich der Einzelzimmerflügel die gebotene Ruhe und Privatheit herrscht.
Ähnliches im Wohnungsbau – eine gemeinsame großzügige Dachterrasse mit Loggia und und aufgeweitete Laubengänge erlauben Verweilen und Kommunikation, während die Wohnungen selbst gut abgeschirmt die Privatheit der Bewohner/innen wahren.

Einfach_Bauen – intelligent elementiert, nachhaltig und flexibel
Basierend auf einem Stahlbetontisch (aus Recyclingbetonzuschlägen) aus Stützen und aussteifenden Wänden für hohe Nutzungsflexibiliät erheben sich Holzgebäude – im Seniorenzentrum mit fertigen Holzmodulen je Zimmer - im Wohnungsbau mit elementierten Holzwänden, jeweils mit zwischenliegenden Holzdecken. Davor angebracht fertig elementierte, gedämmte Holztafelwände. Ziel ist ein hoher Vorfertigungsgrad für eine kurze Bauzeit, ein Vermeiden CO2-haltiger Baustoffe unter Einbezug einfacher Details und Bauteilfügungen, kurze Lieferwege der verwendeten heimischen Baustoffe unter Einbezug örtlicher, regionaler Partner.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Vorplatz mit Eingang im Norden fasst die Bereiche Pflege, Tagespflege und Praxis sehr gut über einen Zugang zusammen. Die Funktionsbereiche im EG sind gut orientiert mit klarer Struktur, guten Wegeverbindungen sowie guter Übersichtlichkeit. Der Veranstaltungsbereich hat eine gute Proportion, ist auf kurzem Weg vom Eingang her erreichbar und funktioniert mit der Abtrennung, ohne in das Foyer einzugreifen, könnte aber auch das Foyer mit einbeziehen. Die Treppe und Aufzüge sind von der Lage her zentral angelegt und in Ordnung, funktional eher etwas weit vom Hauszugang entfernt. Die Pflegegruppen sind klar gegliedert mit zusätzlichen Ruhe- und Rückzugsbereichen zu den Innenhöfen. Innerhalb der Pflegegruppen gewährleisten viele Belichtungen der Flurbereiche durch die Verlängerung bis zur Außenwand sehr gute Sichtbeziehungen und Orientierungsmöglichkeit nach außen. Der zentrale „Boulevard“ der Obergeschosse schafft interessante Sichtbeziehungen.
Die Pflegezimmer sind alle zum Außenbereich orientiert. Zur Bundesstraße hin ist voraussichtlich ein hoher Schallschutzaufwand erforderlich. Die Loggia einer Wohngruppe zur Bundesstraße ist fragwürdig. Aufgrund der hohen Schallschutzanforderungen DIN 4109 für Pflegeheime, werden zur Bundesstraße hin weitergehende aufwendige Schallschutzmaßnahmen an Wänden und Fenstern zu erwarten sein. Die angedachte natürliche Lüftung zweier Wohngruppen zur Bundesstraße erscheint aus schalltechnischen Gründen fragwürdig. Die Andachts-, Bastel- und Multifunktionsräume im 4. Geschoss des Pflegeheims bieten eine hohe Qualität und Rundumsicht. Der Sozialraum ist gut positioniert. Das Pflegebüro verfügt über eine gute Übersicht in zentraler Lage. Es sind ausreichend Treppen für die vertikale Verbindung der Pflegegruppen vorhanden.
Das Wohngebäude mit Orientierung nach Süden ist gut orientiert. Die Abstandsflächen werden zum Teil nicht vollständig innerhalb des Grundstücks eingehalten. Durch einen prägnanten 5-geschossigen Baukörper im Südosten des Grundstücks entwickelt der Entwurf das bestehende Quartier schlüssig und gleichzeitig überraschend eigenständig weiter und setzt einen positiven städtebaulichen Akzent zum Quartiersplatz hin. Die städtebauliche Anordnung der beiden Gebäudekörper schafft differenzierte Freiräume, die durchweg gute Funktionalität und hohe Qualität erwarten lassen. Die gut ablesbare Orientierung des südlichen Gebäudekomplexes für die fußläufige Anbindung des bestehenden Quartiers wird begrüßt, ein direkter Zugang des Pflegeheims von Süden jedoch vermisst. Die Fahrerschließung erfolgt folgerichtig von Norden über zwei angenehm proportionierte Hofräume. Der große T-förmige Hofraum zwischen den beiden Häusern verbindet die Fußwege im Osten und Westen und bietet unterschiedliche Nutzungsangebote, die durch den Erhalt und die konsequente Begrünung des Lärmschutzwalls an der B 16 hinreichend geschützt liegen. Die Wohnungen in Baukörper 2 sind gut geschnitten, wenn auch die Südausrichtung der Schlafzimmer eine gute Verschattung erfordern. Die Lochfassade ist straff gegliedert und bietet eine gute Belichtung. Die Rankhilfen an der Fassade werden begrüßt.
Die Brechung von Gebäudelängen durch horizontale und vertikale Versprünge von Gebäudekanten sind gut zu bewerten. Die Innenhöfe bieten eine gute, ergänzende Belichtung der inneren Pflegegruppenbereiche. Die Gebäudestellung schafft eine bauliche Offenheit zum Quartiersplatz, leider ohne direkte Zugangsmöglichkeit aus dieser Richtung. Die Grünbereiche und Höfe mit unterschiedlicher Zuordnung der Nutzungen sind gut gegliedert.
Die Außenbereiche werden in einen intimeren Innenbereich eingeführt. Der Ost-West-Grünzug, der südliche Innenhof des Pflegeheims und der Zugang zu Baukörper 2 werden interessant zusammengebunden. Die vorgesehene Südausrichtung der Wohnungen wird positiv bewertet. Die Tagespflege verfügt über einen eigenen Grünbereich, Pflegeheim und Wohngebäude über Dachterrassen. Die begrünten Bereiche bieten vielfältige Erlebnisbereiche und eine hohe Aufenthaltsqualität.
Die Entscheidung, beide Erdgeschosse als Massivbau auszuführen ist nachvollziehbar. Darauf aufbauend werden Großteils modular vorgefertigte Holzbauelemente bzw. im Werk vorgefertigte Holzbaueinzelelemente aufgesetzt. Es ist ein einfacher und linearer Lastabtrag ablesbar. Das Untergeschoss orientiert sich überwiegend an den aufgehenden Geschossen und verliert dadurch aufgrund der großen Verkehrsflächen an Effizienz. Der modulare Aufbau aus seriell zu fertigenden Teilen ist glaubwürdig umsetzbar, zur Bundesstraße hin jedoch mit weiteren Maßnahmen schallschutztechnisch zu ertüchtigen.
Der Entwurf erfordert eine vergleichsweise große Bruttogrundfläche. Der Entwurf sieht einen hohen Holzanteil, Verwendung von ökologischen Materialien, Dach- und Fassadenbegrünungen, Retentionsmulden, erhöhter Gründachaufbau am Dach sowie eine Zisterne für Niederschlagswasser vor. Die zentralen Grünbereiche sind zum großen Teil nicht unterkellert, wodurch eine gute Begrünung und Versickerung möglich ist. Die geforderten Technikflächen wurden im Entwurf ausreichend dargestellt. Eine PV-Anlage ist vorgesehen, dies wird positiv gesehen. Ein Energiekonzept ist als Skizze aussagekräftig vorhanden, muss aber noch detailliert werden.
Das Lüftungskonzept ist ausreichend gut gelöst, aber es ist Optimierungsbedarf bei den Pflegegebäude gegeben. Die angedachte natürliche Lüftung der Pflegezimmer zur Bundesstraße wird voraussichtlich aus Schallschutzgründen nicht konsequent umzusetzen sein. Die Gebäudekühlung wurde wirtschaftlich dargestellt. Die Regenwasserbewirtschaftung ist ausreichend dargestellt, es ist eine nachhaltige Nutzung vorgesehen.
Insgesamt überrascht der Entwurf durch seinen guten städtebaulichen Abschluß des Quartiers und seine hohen Raumqualitäten innen und außen.
Perspektive Wohngruppe

Perspektive Wohngruppe

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Modell

Modell

Modell

Modell