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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2023

Neubau Städtisches Stiftsgymnasium in Xanten

Schulhof

Schulhof

Anerkennung

Preisgeld: 22.500 EUR

GEORG • SCHEEL • WETZEL ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Quartiersentwicklung, Stadtidee
Ein Solitär im Kernbereich des neuen Quartiers ist das Initial für die Reorganisation der umliegenden städtischen Räume. Der quadratische Schulneubau verarbeitet die Nord-Süd und Ost-West Durchwegung des Quartiers in seiner Struktur. Die Wegachsen sowie die den Solitär umspielenden schulischen und öffentlichen Freiräume grenzen langfristig drei definierte Quartiersstrukturen – Unterquartiere – im Westen, Osten und Süden voneinander ab. Sie können sich in verschiedenen Zeithorizonten und Planungshistorien entwickeln und ihrem Standort gemäß unterschiedliche Nutzungen und Wohnformen ermöglichen. So ist in den Quartieren an der Bahnhofstraße im Westen z. B. flächensparendes Wohnen in Verbindung mit Gewerbe und stadtnahes Wohnen in Townhouses möglich, im Osten wird die bereits angelegte Hofanlage arrondiert durch z. B. seniorengerechtes Wohnen. Die bestehende „Bahnhofssporthalle“ erhält eine angemessene städtebauliche Fassung und Anbindung an die schulischen Freiflächen.

Im Süden kann nach dem Schulneubau das ehemalige Schulgelände mit Geschosswohnungsbau für z. B. junge Familien entwickelt werden. Die Einzelgebäude sind sowohl für den Mietwohnungsbau als auch z. B. für Wohngruppenprojekte geeignet.

Die Definition der Unterquartiere und die Gestaltung ihrer öffentlichen Räume strahlt im Idealfall auch in das umgebende heterogene Stadtgefüge ab, indem mit ähnlichen Maßnahmen auch hier heterotope Einheiten ablesbar gemacht werden, die Identität, Ort und Urbanität vermitteln.


Stiftsgymnasium – ein neuer Ort in der Stadt
Das Stiftsgymnasium gibt sich selbstbewusst als herausgehobener Baukörper im Stadtkontext zu erkennen. Dadurch entwickelt es trotz seiner Lage im Quartiersinneren Identität und Präsenz zu Poststraße und Stadtkern. In seinem Maßstab ist der quadratische Bau an die Dimensionen primärer öffentlicher Bauten in Xanten angelehnt.

Die zwei Wegeachsen gliedern den überwiegend zweigeschossigen Baukörper in vier Quadranten, schaffen klar artikulierte Zugänge von allen Seiten. Der Haupteingang in einem dreigeschossig überhöhten Quadranten bietet sich vom Vorplatz der bestehenden Mensa Kurpark und Altstadt zugewandt als Adresse an. Die vier „Häuser“, die durch eine vorgesetzte Loggienarkade verbunden werden, bilden die Fachbereiche ab. Die Ost-West Wegeachse wird im Gebäude mit gestuften Außenraumqualitäten aufgegriffen und in die innere Straße der Schule überführt, an der alle Fachbereiche ihre Adressen haben. Die Nord-Süd Wegeachse wird in zwei Höfen verarbeitet, die direkt in den Kreuzungspunkt der Achsen und die Mitte der Schule, den zentralen Aufenthaltsraum, vermitteln. Durch diese Gliederung und die struktive Außenhaut ist der Baukörper bei aller Präsenz nicht hermetisch sondern offen, transparent und einladend. Er bietet Räume der Selbstaneignung durch die Schülerinnen und Schüler an.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein kompakter quadratischer Baukörper wird vom Entwurfsteam in die Mitte des Grundstücks gesetzt. Auch wenn eine Adressbildung mit den zur Poststraße und zur Bahnhofstraße angebotenen Eingängen gegeben ist, wird hinterfragt, warum der gedrehte Baukörper die städtebaulichen Koordinaten nicht aufnimmt und die Adressbildung unterbewertet.

Die Verortung der Sporthalle und des großzügigen Sportplatzes mit Laufbahn wird durch eine erhebliche Reduzierung einer zukünftigen Wohnbebauung erkauft. Die aufgereihten Punkthäuser können sowohl städtebaulich als auch hinsichtlich ihrer unmittelbaren Nähe zum angrenzenden Sportgelände nicht überzeugen.

Der kompakte, aus vier Quadranten gefügte Baukörper überrascht im Innenraum mit schönen Blickbeziehungen und einer qualitätvollen Erschließung. Die Fügung der Quadranten wird durch eine „grüne Achse“ und eine Erschließungsachse begleitet, die eine gute Orientierung und klare Wegeführungen anbieten. Der Entwurf wird durch gut organisierte Cluster geprägt, die sich jeweils um Lichthöfe gruppieren, die nicht durch angrenzende Räume „verklebt“ werden.

Das Raumprogramm und die funktionalen Anforderungen an Schule und Sporthalle sind überzeugend umgesetzt. Mithin kann der pädagogische Anspruch des Stiftsgymnasiums mit diesem Wettbewerbsbeitrag grundsätzlich umgesetzt werden. Allen Nutzungen wird eine gute Belichtung geboten, fehlende Ausblicke aus den Flurzonen werden durch die angemessen dimensionierten Lichthöfe kompensiert. Die Schulachse soll als Foyer- und Aufenthaltszone dienen, eine dieser Nutzung angemessene Größe wird jedoch durch die notwendige Tagesbelichtung der im EG an das Foyer angrenzenden Räume blockiert. Eine repräsentativere Ausbildung der zentralen Treppen im Foyer wäre wünschenswert, scheint jedoch innerhalb des knapp bemessenen Foyers nicht realisierbar. Aus pädagogischer Sicht werden die umlaufenden Balkone kritisch gesehen, da sie erfahrungsgemäß Störungen des Unterrichtsbetriebs begünstigen.

In den Quadranten begleiten jeweils innenliegende Treppen die Lichthöfe und bieten kurze und qualitätvolle Wege an. Es ist jedoch bzgl. des Brandschutzes zu hinterfragen, ob diese Treppen – wie im Entwurf angeboten – offen ausgeführt werden können. Über eine umlaufende großzügige Loggia wird sowohl eine wünschenswerte Teilverschattung, als auch die Anbindung der jedem Quadranten angegliederten außenliegenden Fluchttreppe gewährleistet. Das modulare Grundrisskonzept bietet grundsätzlich das wünschenswerte Potenzial, auch zukünftige neue Anforderungen und Nutzungen bedienen zu können.

Die Höhe der Lernhäuser (drei Quadranten zweigeschossig, ein Quadrant dreigeschossig) der Schule fügt sich maßvoll in die Umgebung ein. Die Dreigeschossigkeit der vorgeschlagenen Wohnbebauung an der Carl-Cuno-Straße hingegen kann vor den gegenüberliegenden Einfamilienhäusern nicht vollends überzeugen.

Die Fassadengrammatik ist stimmig und wird durch die umlaufend angebotene Loggia geprägt. Während die Qualität des Holzbaus des Schulbaukörpers ausdrücklich gewürdigt wird, beurteilt das Preisgericht die Ausführung der Loggia in Holz kritisch. Hier müsste der konstruktive Holzschutz optimiert werden.

Die Gebäude werden als Holzrahmenbau mit Holz-Beton-Hybriddecken errichtet. Auch die statisch tragenden Elemente sind – wo möglich – in Holz ausgeführt. Alle Teilbauten haben allseitig umlaufende Balkone auf Holzstützen, die neben der Entfluchtung auch dem sommerlichen Sonnenschutz dienen. Auch die Fassade ist in Holz ausgeführt. Die reichliche Verwendung von Holz kompensiert teilweise den Beton im Hinblick auf die Treibhausgasemissionen. Eine Verbesserung könnte erfolgen, wenn es gelänge, Technik- und Lagerflächen anderweitig unterzubringen und auf einen Keller zu verzichten.

Die PKW-Stellplätze werden im Bereich der Bushaltestelle und entlang der Carl-Cuno-Str. angeordnet. Die Lage der Stellplätze wird aufgrund der Erschließung über die ruhige Wohnstraße und die Nähe zur Bushaltestelle nebst fußläufiger Erschließung von der Bahnhofstraße kritisch diskutiert. Die im Außenbereich angebotenen differenzierten Pausenbereiche für Unter-, Mittel- und Oberstufe werden positiv gewürdigt. Allerdings drängt der Rahmen weitgehend platzartig ausgebildeter Freiflächen die grünen Freiflächen an den Rand. Auch in den Innenhöfen der Quadranten ist das Grünangebot beschränkt. Die raumgreifende Platzierung der neuen Sportanlagen im südöstlichen Entwicklungsfenster wird kritisch hinterfragt, sie entspricht einer konventionellen Sportanlage ohne Hinweis auf Mehrfachnutzen und angemessene Grünausstattung. Die Senkrechtaufstellung der Fahrzeuge entlang der Carl-Cuno-Straße wird kritisch hinterfragt. Insgesamt werden im Freiraumkonzept funktionale und gestalterische Ambitionen vermisst.

Die Errichtung der Schule und der Sporthalle bei laufendem Schulbetrieb im Bestandsbau ist gegeben. Die Kennwerte des Entwurfs liegen im mittleren/oberen Bereich und lassen eine wirtschaftliche Realisierung erwarten.

Insgesamt ist der Entwurf als qualitätvoller Wettbewerbsbeitrag zu würdigen, der allerdings in städtebaulicher Einbindung und Adressbildung einige Nachteile mit sich bringt.
Cluster mit Lernatelier

Cluster mit Lernatelier

Lageplan

Lageplan

Einsatzmodell // González Modellbau

Einsatzmodell // González Modellbau