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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2023

Neubau Betriebs- und Verwaltungsgebäude Dienstsitz Stolpe

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

CODE UNIQUE Architekten

Architektur

SCHÖNHERR Landschaftsarchitekten PartmbB (ehem. herrburg LA)

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau

Die Autobahn GmbH des Bundes plant ein neues Betriebs- und Verwaltungsgebäude am Standort in Stolpe, um den derzeit auf mehrere Gebäude und Dienststellen verteilten Verwaltungsbetrieb zentral zusammenfassen und organisieren zu können. Das Wettbewerbsgebiet befindet sich am nordwestlichen Rand von Berlin. Es gliedert sich in den nördlichen Realisierungsteil für den Neubau als 1. Bauabschnitt und einen südlichen Ideenteil für Erweiterungen, z.B. Mitarbeiterwohnungen und eine Kita. Das Grundstück wird auf der Westseite begrenzt von den Fahrbahnflächen der benachbarten Raststätte "Stolper Heide", die sich unmittelbar an die Bundesautobahn A111 anschließt. Auf der Ost- und Nordseite wird das Grundstück von der nicht öffentlichen Erschließungsstraße "Schwarzer Weg" und einem Waldgebiet umschlossen. Der gesamte Planungsbereich wird durch erhebliche Lärmemissionen der westlich gelegenen A 111 und des Raststättenverkehrs beeinflusst. Das Gelände ist weitgehend eben und von vereinzelten Gehölzen bewachsen. Derzeit sind die Gebäude, wie Büro, Kantine und Garage, und Parkplätze über das Gelände verstreut und mit weitläufigen, versiegelten Fahrbahnen verbunden. Dies hat zu einer unübersichtlichen Adressstruktur und Trennung funktionaler Einheiten geführt. Ferner sind die so aufgeteilten Außenbereiche als "Restflächen" mit Rasenflächen bedeckt und bieten kaum Aufenthaltskomfort. Das primäre Entwurfsziel ist es, die Lärmbelastung aus Richtung der Autobahn und von der Raststätte sowie den neu gestalteten Parkplätzen zu minimieren und dadurch angenehme akustische Bedingungen für Arbeit und Kommunikation zu schaffen. Dies wird erreicht durch gezielte Positionierung des Gebäudes, Ausgestaltung der Grundrisse, Lärmschutz weiter Teile der Büroflächen und passender Zonierung des Außenbereiches.
Der vorgeschlagene viergeschossige Neubau mit quadratischer Grundform positioniert sich zentral auf dem Grundstück. Die windmühlenartige Struktur bildet vier ruhige und vor allem lärmgeschützte Innenhöfe aus. Die begrünten Höfe mit Terrassen werden vor Außenlärm optimal geschützt und bieten damit für die zu den Höfen gelegenen Nutzungen ein großes Maß an Komfort in Bezug auf Akustik, Belüftung und Tageslicht. Der gesamte Neubau wird von Laubengängen eingerahmt. Der Neubau betont mit seiner klaren und kompakten Form, sowie der eigenständigen Positionierung auf offenem Feld seine Stellung als Solitär und der neuen Adresse der Autobahn GmbH.
Im ersten Bauabschnitt werden die Parkplätze an der westlichen Geländeseite geschaffen. Im Endausbau werden sie nach Süden, wo die Bestandsgebäude abgerissen wurden, erweitert und es entstehen begrünte, von Bäumen gesäumte Parkplätze. Der Vorplatz mit Ausrichtung nach Südwesten dient als Pufferzone zwischen Neubau und Parkplätzen. Ein deutlicher Unterschnitt markiert eine klare Zugänglichkeit. Die weniger empfindlichen und selbst lärmerzeugenden Bereiche, wie Parkplätze, Werkstätten und Carport für Dienstfahrzeuge befinden sich auf der lärmintensiven Westseite des Grundstücks. Durch diese Anordnung (laut zu llaut) werden die verbleibenden Flächen des Grundstücks von Lärm und Verkehr freigehalten, sodass qualitativ hochwertige Außenbereiche entstehen können. Durch die kompakte Bauweise des Neubaus und der Parkplätze wird die versiegelte Fläche auf ein Minimum reduziert. Den südlichen Abschuss des Ideenteils bilden zwei klare Volumen – die Kita und die Wohnbebauung. Diese werden jeweils in einem eigenständigen Baustein kompakt organisiert.

Freiflächengestaltung

Die Freiflächengestaltung rahmt die Setzung des Baukörpers. Im Westen wird eine neue Raumkante durch die baumüberstandenen Stellplätze geschaffen, östlich bildet der Wald die Kulisse. Der Baukörper und die zukünftigen Ergänzungen stehen auf großzügigen Wiesenflächen, die als Regenwasser-Retentionsraum dienen. An der Haupterschließungsachse befinden sich die Aufenthaltsbereiche mit attraktiven Sitzelementen für die Mitarbeiter:innen, die von Bäumen geschützt werden. Von hier aus führt der Blick über die Wiesen zum Kiefernwald. Der Eingangsbereich des Neubaus wird als Identifikations- und Kommunikationsort herausgearbeitet und mit wettergeschützten Sitzelementen gestaltet. Die drei Gartenhöfe sind als grüne Inseln intensiv bepflanzt, können als Ruhebereiche genutzt werden und bieten attraktive Ausblicke aus den Büroräumen. Die Erschließungsstraße mit Stellplätzen und Carport liegt westlich des Gebäudes, eine Feuerwehrumfahrung führt um das Gebäude. Niveaugleiche barrierefreie Fußwege führen zu den Eingangs- und Aufenthaltsbereichen. Die Fahrradstellplätze befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang und sind komplett überdacht. Die Kita erhält einen naturnah gestalteten Garten, die Wohnungen erhalten im Erdgeschoss Gartenterrassen und einen Gartenhof mit Sitz- und Spielbereichen. Im Sinne der Nachhaltigkeit wird der Anteil an befestigten Flächen möglichst gering gehalten. Bereiche für den ruhenden Verkehr der PKW-Stellplätze und Feuerwehrflächen erhalten einen versickerungsfähigen Belag. Das Regenwasser wird gesammelt und steht für die Bewirtschaftung bereit; Überschüsse können in den Retentionswiesen versickert werden. Bei der Materialwahl wird auf Ressourcenschonung, Co2-Neutralität und Recyclingfähigkeit geachtet.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine städtebaulich gute Positionierung auf dem Grundstück vor (Schall). Die Erschließung mit den westlich vorgelagerten Stellplätzen erscheint klar und eindeutig. Die Kubatur mit dem geringen Flächenverbrauch ist in ihrer Maßstäblichkeit zum Wald angemessen. Die vorgeschlagene Erweiterung im Norden erscheint vom Abstand und Ausbildung nicht überzeugend.

Der Baukörper ist sinnvoll über vier Lichthöfe gegliedert. Die Verzahnung der Innenräume mit dem Aussenraum ist in vielen Bereichen erlebbar. Ein belichteter Unterschnitt als Vorplatz führt in ein großzügiges Foyer, an welchem die repräsentativen Räume gut auffindbar anschließen. Der Empfangsbereich ist einladend. Einer der Lichthöfe gliedert sehr sinnvoll die verschiedenen Funktionsbereiche im Erdgeschoss. In den Obergeschossen wird dieses Thema weitergeführt, es ergeben sich räumlich abgetrennte Bürobereiche, die für verschiedene Arbeitsgruppen gut denkbar sind. Die zentrale Treppe ist Teil der effizienten, aber gleichzeitig kommunikativen Erschließung mit viel Aufenthaltsqualität und guter Belichtung. Auch die notwendigen Treppenhäuser sind in das gute Erschließungssystem selbstverständlich eingebunden. Die wechselnden Flurbreiten und deren Ausrichtung gibt dem Gebäude eine besondere Qualität.

Das Gebäude hat über die in vielen Bereichen raumhohe Verglasung der Fassade eine einladende und offene Anmutung. Der umlaufende Balkon dient als Rettungsweg. Dies wird kritisch hinterfragt.

Über einem Sockel in Stahlbetonbauweise, sind die Obergeschosse als Raummodule in Holzkonstruktion sinnvoll vorgeschlagen. Die vielen Ansätze der Nachhaltigkeit lassen erkennen, dass die angestrebte Zertifizierung nach BNB gut erreichbar ist. Der Entwurf hat einen geringen Fußabdruck (3.080 m2) mit einer mittleren Kompaktheit (A/V = 0,33). Nachwachsende Rohstoffe sind zum Teil vorhanden und sollten verstärkt zum Einsatz kommen. Regenerative Energien sind berücksichtigt.

Die Arbeit überzeugt in vielen Aspekten und stellt eine gute Lösung für die gestellte Aufgabe dar.
Blick von der Südseite

Blick von der Südseite

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss