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Einladungswettbewerb | 01/2023

Neugestaltung Eingangsbereich St. Lorenz in Nürnberg

Anerkennung

Staab Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Konzept
Die Raumwirkung des Kirchenbaus mit seinem hohen Mittelschiff, den reich geschmückten Seitenschiffen und der Weite des Hallenchors ist enorm. Aus der Struktur und Wirkung des Innenraumes wurden in der Vergangenheit die Platzierung der Kunstwerke und die bereits vorhandenen Möbel und Einbauten entwickelt. Diesem Prinzip soll auch die Konzeption für die neuen Einbauten folgen. Alle neuen Einbauten werden als Möbel konzipiert und suchen eine Verwandtschaft zu den bereits vorhandenen Elementen. Die Bänke und Schränke sind aus Holz gefertigt und werden als lenkende und verhüllende Elemente im Kirchenraum platziert. Indem sie sich eng an die steinernen Bündelpfeiler und in die Nischen schmiegen, verbinden sie sich fest mit ihrem jeweiligen Standort. Dieses Mittel der Verortung und die Reduktion auf das Material Holz wird zum gestaltenden Prinzip für alle neuen Möbel. Die Form der Holzkörper wird aus dem jeweiligen Standort und der jeweiligen Funktion abgeleitet. Ohne die Sichtachsen zu stören, bilden die neuen Möbel verbindliche Orte im fließenden Raumgefüge der Kirche.

Orte und Wege
Der Alltagseingang Apothekerportal soll alle Besucher klar erkennbar, angemessen und barrierefrei empfangen. Dies wird durch einen Windfang aus Holz erreicht, der innen an die Geometrie des Bestandsfensters angepasst ist und als Portal in Erscheinung tritt. Ein Oberlicht im Windfang lässt Licht auf die neu ergänzte zweiflügelige Ausgangstür aus Holz fallen und sorgt für eine einladende Atmosphäre. Zum Kirchenraum hin bewirken zwei Ganzglastüren eine thermische Trennung und geben schon beim Eintreten einen gerahmten Blick in den Kirchenraum frei. In Flucht des Eingangs befindet sich, an den mächtige Bündelpfeiler eines Turmes geschmiegt, das Welcomermöbel. Es markiert den räumlichen Übergang von den niedrigeren Umgangsjochen in den hohen Raum des Mittelschiffes. Hier ist der richtige Ort zur persönlichen Begrüßung und zum Start des Rundgangs durch den Kirchenraum. Rechts vom Alltagseingang fällt der Blick in die Flucht der südlichen Seitenjoche und auf das parallel dazu platzierte Shopmöbel. Zwischen Shopmöbel, Windfang und Außenwand entsteht hier ein Ort zum Verweilen und Warten, der als Treffpunkt für Führungen genutzt werden kann. Links vom Windfang fällt das farbige Licht der Kirchenfenster auf die frei im ersten Seitenjoch neben dem Hauptportal stehende Mesnerstube. Zum Apothekerportal hin bietet das Holzmöbel Platz für Informationen zu Angeboten und Veranstaltungen. Es verdeckt den Blick auf die technischen Einbauten und Lagerflächen in der Kirchenaußenwand, die hinter präzise eingepassten Holztüren verborgen sind. Passiert man das Seitenschiff, wird links das nur zu besonderen Anlässen geöffnete Hauptportal sichtbar und die davor als Bodenexponat inszenierte bedeutungsvolle Glocke. Diese ruhigere und auch dunklere Zone lädt zum kontemplativen Verweilen ein. Der Kerzenkreis und das in diese Richtung als Vitrine zur Baugeschichte gestaltete Mesnermöbel bieten hier zwei sich gegenüberliegende, besondere Orte.

Gestaltung und Konstruktion
Die Möbel werden teils aus furnierten Holzwerkstoffpaneelen, teils aus Vollholz hergestellt. Je nach Größe und Funktion erhalten sie Unterkonstruktionen aus Metallhohlprofilen sowie Dämmstoffe zur Steuerung von Bauphysik und Akustik. Einzelne Bauteile werden mit Brandschutzpaneelen zusätzlich unterfüttert. Wesentliches Gestaltungsmerkmal der Möbel ist ihr körperhafter Charakter mit einer glatten, ohne auffällige Fugen gestalteten Oberfläche und das Prinzip der plastischen Ausformulierung der Körper. Die Form der einzelnen Möbel entwickelt sich dabei aus ihrer Stellung im Raum und dem Anschluss an den Bestand sowie aus der Nutzung und der Oberflächenwidmung als Vitrine, Behälter, Schale, Tresen oder Bank. Eine besondere gestalterische Aufmerksamkeit erfährt der jeweils kurze Berührungsbereich zwischen Möbel und steinerner Form. Präzise zeichnet das Holz mit schmaler Fuge zum Bestand die steinernen Umrisse nach. Alle Türgriffe und Tischkanten sind abgerundet geformt und bieten eine angenehme Haptik.

Schrankwände und Lager
In Mauernischen eingepasste Schränke verbergen vorhandene Technik oder bieten Platz zum Lagern. Im Kirchenraum werden nur unbedingt nötige Dinge mit einer maximalen Länge in Breite der Seitenjoche gelagert. Das Veranstaltungspodest wird im Zuge der Maßnahmen erneuert und in Erscheinung und Konstruktionsmechanismus dem Ort und der besonderen Bedeutung dieses Interim-Einbaus gestaltet. Angemessenheit.

Nachhaltigkeit und Kosten
Die Wahl des Konstruktionsprinzips und des Materials kommen der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Konzeption zugute. Die geplanten Möbel sind robust, wertig in der Oberfläche und besonders im Detail. Sie sind verbindlich platziert, aber reversibel.