Städtebauliches Gutachterverfahren | 01/2023
Teilgebiet Königswiesen im Vogelkamp Neugraben in Hamburg
©MERA Landschaftsarchitekten
Lageplan Gesamt
3. Preis
Preisgeld: 7.000 EUR
Stadtplanung / Städtebau
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
„Die Königsterrassen“
Städtebauliche Einordnung
Ziel der Planung ist die Schaffung einer ruhigen und zugleich differenzierten Parkrandbebauung bestehend aus einzelnen Häusern auf eigenen Parzellen in Kombination mit einer zweiten Baureihe parallel zur Bahn.
Die Höhenentwicklung am Park orientiert sich an der gegenüberliegenden viergeschossigen Bebauung plus ein zusätzliches Staffelgeschoss in Kombination mit fünfgeschossigen besonderen Wohnhäusern. Um die Terrassen ausreichend zu besonnen, ist die Flanke an den Bahngleisen dreigeschossig konzipiert.
Den neuen westlichen S-Bahnzugang markieren zwei kleine siebengeschossige Hochpunkte. Ihre geringere Höhe und Volumetrie bildet bewusst keine Konkurrenz zum östlichen Quartierseingang.
Diverse Freiräume
Das neue Quartier erhält eine diverse Freiraumstruktur und bildet über diese Nachbarschaften und Orte mit unterschiedlichen Öffentlichkeitsgraden aus. In den lärmgeschützten „Königsterrassen“ finden sich Nutzgärten, Kinderspiel und gemeinschaftliche Bereiche. Die Höfe gehen in den öffentlich nutzbaren Raum über und erzeugen so eine Verbindung. Der schützenwerte Baumbestand und Tore öffnen die Terrassen zum Park und zur Veloroute. Ihre Lage nimmt Bezug zu den strahlenförmigen Hauptwegen des Parks.
Klimawandelgerechte Begrünung
Das Quartier wird stark durchgrünt und mit diversen Bäumen bepflanzt. Hierbei wird das Prinzip der „Baumdiversifizierung“ verfolgt. Neben heimischen Arten werden auch Klima-Bäume gewählt, um eine möglichst hohe Resistenz gegen Hitzeereignisse zu erzeugen. Der starke Begrünungsgrad einschließlich Fassadenbegrünungen und Gründächern und eine oberflächennahe Entwässerung sorgen zudem für ein positives Mikroklima.
Schwammstadt
Die bestehende Topografie wird für die Entwässerung des Quartiers genutzt. An strategischen Punkten werden Entwässerungsmulden in den Freiraum integriert. Ziel ist es, möglichst viel Wasser an der Oberfläche zu halten (zu verdunsten bzw. zu versickern) und das Quartier im Sinne des „Schwammstadt-Konzeptes“ auszubilden. Unter befestigten Flächen wird das Wasser in Rigolen-Systemen gesammelt. Der Grad der Versiegelung wird zudem möglichst geringgehalten. Alle Dächer werden begrünt und ebenfalls zum Wasserrückhalt genutzt.
Körnung, Wohnungsmix
Die Konfiguration der einzelnen Baufelder ist flexibel. Dreispänner und Vierspänner in Kombination mit besonderen Wohnformen für Senioren, Auszubildende, Studenten, Wohngruppen oder Wohngemeinschaften ergeben einen Mix unterschiedlicher Bewohnerinnen und Bewohner. Hinzu kommen die „Hinterhäuser“ mit Haus im Haus Typologien, wohnen für Familien und barrierefreiem Wohnen im Erdgeschoss. Die Wohnungsgrößen und Grundrisse sind überwiegend förderfähig geplant.
Urbanes Gebiet
In zentraler Lage von Baufeld 16 schafft ein Gemeinschaftshaus mit kleinem Saal und zwei Gästewohnungen einen sozialen und kulturellen Begegnungsort für alle Bewohner. Weitere Gewerbenutzungen sind in den Erdgeschossen der „Vorderhäuser“ geplant. Sie können separat oder in Verbindung mit Wohnungen als Hybrid genutzt werden.
Lärmschutz
Alle Schlafräume orientieren sich konsequent zu den lärmabgewandten Seiten der Häuser. Und alle nicht durchgesteckten Wohnungen sind im Sinne einer europäischen Stadt konsequent zum Park ausgerichtet, einschließlich ihrer Balkone. Um die betroffenen Wohnungen morgens und abends zu besonnen, verfügen die Häuser über Fugen bzw. Rücksprünge, an denen Eckfenster geplant sind.
Baufeld 0
Das Motiv der Terrassen prägt als Lärmschutzbebauung auch den südlichen Teil des Baufeldes 0. Hinzu kommt ein kleiner Hochpunkt als westliche Landmarke des Vogelkamps.
Der Grünraum des Entdeckerwäldchen am Stellwerk wird nach Westen erweitert.
Die westliche Flanke erhält viergeschossigen Geschosswohnungsbau. Der innere, nordöstliche Bereich schafft mit zwei Reihen Doppelhäusern einen Übergang zu den anschließenden Quartieren mit überwiegend Einfamilienhäusern.
Form, Material, Gestaltung
Das Thema der Neukonzeption der Königswiesen ist Vielfalt in der Einheit. Die Bebauung folgt einem einheitlichen Material und Gestaltungsduktus. Das Fassadenmaterial der Straßen- und bahnseitigen Fassaden ist ein in Anlehnung an den Quartierseingang heller Ziegel. Wobei jedes der insgesamt 5 Baufelder seine eigene Farbigkeit zwischen Sand, hellem Zimt und hellem Ocker erhält. Die Fenster sind dunkel kontrastierend als „Chicagofenster“ mit einer vertikal betonten Teilung geplant. Alle Fassaden zu den Terrassen sowie die Staffeln sind in hellem Putz geplant.
Quartiersgarage
Zwischen Park und Stellwerk bietet eine viergeschossige Quartiersgarage 145 Stellplätze auf fünf Ebenen. Das obere Parkdeck erhält eine Überdachung mit einer PV-Anlage. Das Erdgeschoss umfasst neben barrierefreien Stellplätzen einen Fahrradsafe, eine Reparaturwerkstadt und zu den Terrassen orientierte Hobbyräume zu unterschiedlich Themen, die die Bewohner temporär anmieten können.
Die Fassaden der Garage folgen formal den Wohnbauten und sind in Ziegel geplant.
Die natürliche Belüftung der Garage erfolgt über Bereiche mit perforiertem Mauerwerk. Die besonnten Fassaden erhalten eine Fassadenbegrünung.
©MERA Landschaftsarchitekten
Lageplan Baufeld 0
©MERA Landschaftsarchitekten
Lageplan Baufeld 16, 17
©Winking Froh Architekten
Axonometrie
©Winking Froh Architekten
Axonometrie