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Einladungswettbewerb | 02/2023

Wohnen und Gewerbe auf dem Beethovenquartier in Erlangen

Innenhof

Innenhof

2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

holger meyer architektur

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

KRAFT.RAUM.

Landschaftsarchitektur

K33 Architekten - Steinlehner & Riedner Architekten-Partnerschaft

Brandschutzplanung

PfT Ingenieur GmbH

TGA-Fachplanung

Paul Trakies Illustrator

Visualisierung

Modell & Co. GmbH

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Der von den Verfassern vorgeschlagene Entwurf zeichnet sich durch eine klassische Schließung des Blockrandes aus und bildet so im Inneren einen großen halböffentlichen Hof.
Die Geschossigkeiten weisen keine relevante Hochpunkte auf. Auch an der Ecke Werner-von Siemens- / Sieboldstraße nimmt der Baukörper die Höhe des Bestandes auf und ordnet sich so dem Himbeerpalast unter, was vom Preisgericht sehr begrüßt wird.
In der Beethovenstraße wird die Geschlossenheit der Bebauung weitergeführt. Die so entstehende langgezogene Straßenfassade wird klug durch kleine Vor- und Rücksprünge gegliedert, obwohl die Symmetrie in der Dachlandschaft nicht notwendig scheint. Die Gerstenbergstraße bildet hier die Symmetrieachse, an der auch der Haupteingang in den Hof und zu dem darin befindlichen Café positioniert ist.
Grundsätzlich wird aber die lange gleichbleibende Fassade kritisch diskutiert, und ein Mehrwert für den städtischen Raum in der Beethovenstraße ist abhängig von der Qualität der gestalterischen Elemente in der Fassade.
Um die Straßenflucht in der Schuhstraße aufzunehmen wird der Finger des Bestandes rückgebaut und der Neubau an die Straße gesetzt. So gelingt es dem Verfasser den Blockrand zu schließen und im gleichen Atemzug die Qualität des Innenhofs im Westen durch eine größere Tiefe zu steigern. Diese Maßnahme entspricht nicht dem Programm und wurde aufgrund der Graue Energie und Nachhaltigkeit kontrovers diskutiert. Der Grundidee des Entwurfs lässt sich aber auch ohne Abriss von den 3. Finger umsetzen.


Der so entstandene Block wird im Inneren und Äußeren unterschiedlich ausformuliert. Nach außen wirkt er eher monolithisch, klar, städtisch und geschlossen. Die Fassade des Neubaus im Inneren zeigt sich dagegen durch die Balkone freundlich, lebendig und steht im guten Dialog zum Innenhof.
Die beiden verbleibenden Finger des Bestandes werden zum Studentenwohnheim und Büro umgebaut. Durch einen eingeschossigen Bau, der als Café dient, werden diese verbunden und bilden so das Herz des Innenhofes. Die hier geschaffene Verbindung der „Banane“ zum Büro, dem Café sowie dem Studentenwohnheim wurden als sehr positiv vermerkt. Die Chance, dass sich das Projekt so zur Werner-von-Siemens-Straße „durchsteckt“ und zur gewünschten Belebung der EG-Zone ist sicher ein weiterer Pluspunkt dieser Arbeit.


Die von den Verfassern gezeigten Fassaden von Bestand und Neubau überzeugen gänzlich. Gekonnt werden hier Materialien und architektonische Elemente der Fassade gefügt. Es wird nachgewiesen, dass der hohe Detailierungsgrad, trotz der geplanten Länge und Höhe der Innenhoffassaden, eine wohnliche Atmosphäre schafft. Die anfänglich genannte Kritik an der Außenfassade kann hier etwas abgeschwächt, jedoch nicht vollständig beseitigt werden. Dafür sind die Baukörper im städtischen Raum zu massiv.


Der Entwurf schafft es durch die Besetzung des Blockrandes den Innenhof freizuspielen und so eine gute Belüftung und Belichtung fast aller Wohnungen zu gewährleisten.
Die Klarheit des Gebäudes spiegelt sich auch in der Grundrissorganisation wider. Der größte Teil der Wohnungen sind Nord-Süd-organisiert und haben ihre Aufenthaltsräume mit Balkonen zum Innenhof in Richtung Süden. Diese Wohnungen haben ausnahmslos eine hohe Wohnqualität. Einige Wohnungen sind jedoch ausschließlich zum Innenhof orientiert, hier besteht die Schwierigkeit bezüglich eines erforderlichen zweiten Rettungsweges.
In den Bereichen Schuhstraße sowie Sieboldstraße sind die Wohnung nicht durchgesteckt, somit entstehen auch Wohnungen ohne Zugang zu dem für das Projekt so wichtigen Innenhof.
Insgesamt weisen die Wohnungsgrundrisse eine gute Qualität auf, nutzen jedoch nicht das Potential, dass das Konzept und der Baukörper ermöglichen würden.


Aufgrund des Konzepts weist der Neubau ein sehr gutes AV-Verhältnis auf. Die Chance durch die vorhandenen überschaubaren Spannweiten auf ein nachhaltiges Konstruktionsprinzip zu setzen, wird leider nicht wahrgenommen. Das Gebäude wird vollständig als Stahlbetonmassivbau erstellt. Ebenso kritisch lassen sich die Betonfertigteile an der Fassade diskutieren, auch wenn es sich, wie von den Verfassern angemerkt, in beiden Fällen um Recyclingbeton handelt.


Durch den klaren Baukörper und dem damit einhergehenden, unkomplizierten statischen Konzept kann dem Projekt eine hohe Wirtschaftlichkeit assistiert werden. Sicher gilt es aber zu bedenken, dass die für das Projekt notwendige Vielschichtigkeit der Fassade zu hohen Erstellungskosten der Gebäudehülle führen wird.


Der geschlossene Blockrand schafft eine im Inneren großzügige Freifläche die ausreichend Platz für die erforderlichen Nutzungen bietet.
Anordnung und Ausgestaltung der Freianlagen sind nachvollziehbar und überzeugend dargestellt. Die Zugänglichkeit in das Quartier von der Sieboldstraße und der halböffentlich nutzbare Innenbereichen im Zusammenhang mit den Gewerbeeinheiten im EG ist überzeugend.
Das Café, das als eingeschossiger Baukörper zwischen die beiden angrenzenden Bestandsfingern eingespannt wird, ist im Zentrum der Anlage an der richtigen Stelle positioniert. Durch die großflächige Unterbauung des Innenhofs wird das Grundstück fast vollständig versiegelt. Die Aussagen des Entwurfs zum Regenwassermanagement sind mit dem schlichten Verweis auf die vorgesehenen Retentionsdächer unzureichend.


Die vorwiegende Qualität des Projektes liegt in der Bildung des großzügigen Innenhofes und der damit verbundenen Unterscheidung von einem ‚Innen‘ und ‚Außen‘.
Die umgesetzte öffentliche Durchwegung des Innenhofes in Nord-Süd und Ost-West Richtung wird hinsichtlich der Entstehung eines halböffentlichen Raumes gewinnbringend bewertet. Allerdings scheinen die vorgeschlagenen Öffnungen in der Blockrandbebauung verhältnismäßig klein. Die Möglichkeit für ausreichende eine Verzahnung mit dem Quartier wird diskutiert.
Innenhof

Innenhof

Straßenperspektive

Straßenperspektive

Lageplan

Lageplan