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Nicht offener architektonischer Realisierungswettbewerb im kooperativen Verfahren nach RPW 2013 mit sechs eingeladenen Teilnehmer*innen | 01/2023

Diakonisches Zentrum Christuskirche Reutlingen

historischer Innenraum

historischer Innenraum

2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

Kamm Architekten BDA, Kalliopi Gkeka, Stefan Kamm

Architektur

Schuler und Winz Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Homolka Modellbau GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung
Das neue Ensemble mit Christuskirche und Neubau ordnet den Städtebau:
In der Ost-West Richtung wird die Längsachse der Kirche mit Chorraum um den Hof in den Außenbereich extendiert. In der Nord-Süd Richtung entsteht eine neue Wegeverbindung zwischen Kirche und Neubau, die im Kirchhof ihre Aufweitung erfährt.An der Benzstraße schließt der Neubau mit der Flucht des nördlichen Flügels der Christuskirche ab. Der Neubau reagiert auf die Typologie der Tübinger Vorstadt, indem sein Volumen durch versetzte Gebäudeteile gegliedert wird und er sich an die Körnung der umgebenden Bebauung anlehnt. Mit den Vor- und Rücksprüngen des Neubaus können die bestehenden Bäume zwischen den Gebäuden erhalten bleiben. Auch in der Höhenentwicklung ist das Gebäude gegliedert: An der Benzstraße 4-geschossig und ähnlich hoch mit dem First des nördlichen Flügels der Kirche. Nach Süden vermittelt der 3-geschossige Gebäudeteil zu der benachbarten Wohnbebauung. Im Bereich des Chorraumes staffelt sich das Gebäude ebenfalls 3-geschossig und lässt zum Chorfenster angemessen Abstand, um den Lichteinfall in den Altarbereich von Osten nicht zu beeinträchtigen.

Christuskirche
„U“ –förmig werden die Räume um das Hauptschiff gelegt. Die bestehende Raumabfolge der Kirche von Empore, Mittelschiff und Altarraum wird gestärkt. Die Öffnung des Multi-Cafés an der südlichen Seite zur Terrasse betont die Präsenz der Kirche am öffentlichen Leben. Im Obergeschoss werden barrierefrei die Bestandsebene im nördlichen Flügel und die Empore über die Seitenschiffen miteinander verbunden

Wohnbebauung
Diagonal zum Eingang der Beratung in der Christuskirche liegt der Eingang zu der Beratung im Neubau. An der nordwestlichen Ecke sind die Gruppenräume etwas öffentlicher zum Kirchhof und östlich geschützter gelegen die Büro- und Beratungsräume organisiert. Das UG des Pfarrhauses kann über den Erschließungskern barrierefrei erschlossen und genutzt werden. An der nördlichen und südlichen Flanke liegen die Eingangsbereiche zu den Wohnungen in den Obergeschossen und jeweils eine Wohnung im Erdgeschoss. Im nördlichen Gebäudeteil befinden sich 4 Cluster-Wohnungen und eine 2-Zi. Wohnung, im südlichen Teil 8 3-Zi. Wohnungen und im Erdgeschoss die Wohnung für die Großfamilie. Im mittleren Teil 6 2-Zi. Wohnungen und 2 4-Zi. Wohnungen über einen kurzen Laubengang erschlossen, der eine halböffentliche Zone zwischen Kirchhof und Wohnungen darstellt. Insgesamt finden zu den gewünschten Wohnungen noch zusätzlich eine 2-Zi. Wohnung und eine 4-Zi. Wohnung Raum. Die flexiblen Wohnungsgrundrisse können auf eine sich verändernde Zusammensetzung der Bewohner reagieren.

Denkmalschutz
Die Westfassade der Kirche wird nicht tangiert. An den Längsseiten des Daches werden bündige Dachfenster eingefügt. Lediglich die Süd- und Ostfassade erhalten neue Tür- bzw. Fensteröffnungen.



Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag überzeugt viele durch seine städtebauliche Anordnung. Ein gestaffeltes Gebäude gruppiert sich um einen sehr gut dimensionierten Kirchhof an der Ostseite der Christuskirche und bildet damit ein gutes städtebauliches Miteinander. Der Entwurf berücksichtigt die Nord-Süd-Wegebeziehung, macht aber keine überzeugende Aussage zur Wegeverbindung nach Osten zum Schulbereich. Positiv ist, dass diakonische Nutzungen sowohl in der Kirche als auch im Neubau verortet sind. Die Höhenentwicklung des Neubaus ermöglicht eine gute Belichtung des Kirchhofs und des Chorfensters. Die Eingänge zur Kirche sind klar geordnet und intuitiv verständlich. Zwei barrierefreie Kirchen-Eingänge sind vorgesehen. Der bestehende Eingang von der Lohmühlestr. bleibt erhalten. Weitere Zugänge zur Kirche als auch zum Neubau sind vom zentralen Kirchhof vorgesehen. Die Freiraumplanung lässt Spielraum für weitere Entwicklung. Die Stellplätze sind schlüssig entlang der Benzstraße vorgesehen. Hierfür müssen aber Bäume entfernt werden. Für die Fahrräder werden dezentrale Flächen im Bereich des Wohnens vorgeschlagen. Ein Fahrrad-Abstellraum ist nicht vorgesehen.
Die Nutzungen im Neubau sind schlüssig angeordnet. Vis-a-vis der Kirche befindet sich der Diakonieverband mit seinen Beratungsangeboten mit einer großzügigen Eingangssituation. Diese Nutzung wird im Erdgeschoss eingerahmt durch Wohnungen, die sich in den weiteren Geschossen fortsetzen. Die Grundrisse der Wohnungen sind stimmig. Die Erschließung ist mit zwei Aufzügen und zwei Treppen für einen drei- bis viergeschossigen Bau wirtschaftlich. Durch die Anordnung der Gebäudeteile ergibt sich ein kurzer Laubengang. Leider sind etliche Wohn- und Aufenthaltsräume zu den lärmintensiven Sportbereichen ausgerichtet. Positiv ist die vorgeschlagene Holzbauweise im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Die Fassaden sind klar strukturiert. Die privaten Freibereiche als Loggien fügen sich gut in den strukturieren Baukörper ein. Insgesamt vermittelt das Gebäude die Idee eines gemeinschaftlichen Wohnprojektes.
Überzeugender Leitgedanke für den Umgang mit dem Kirchengebäude ist der möglichst vollständige und unveränderte Erhalt des Mittelschiffs inklusive der Empore. Dadurch ist ein Erleben der Kirche in der ganzen Längenentwicklung möglich. Trotzdem integriert der Entwurf zahlreiche Nutzungen innerhalb der Kirche. Für den Diakonieverband wird das Raumangebot sogar übererfüllt. Alle Räume sind barrierefrei erschlossen. Für die Nutzung der Seitenschiffe gibt es in Form des Cafés und der Gruppenräume gute Lösungsansätze. Die Seitenschiffe sind durch transparente Glaselemente abgetrennt, die zum Mittelschiff geöffnet werden können. Dem Café vorgelagert ist eine Terrasse. Die Lage der Terrasse wird begrüßt, muss aber mit den Belangen der Platanen als Naturdenkmale abgestimmt werden. Im nördlichen Seitenschiff befinden sich unterteilbare Besprechungsräume. Um zusätzliche Büroräume zu generieren, schlägt der Verfasser vor, in den Seitenschiffen eine Zwischendecke einzuziehen. In Frage steht, ob die Dimension und die Qualität des gewonnenen Raums vertretbar ist. Das Preisgericht hält den wirtschaftlichen Aufwand für nicht vertretbar. Aus denkmalpflegerischer Sicht handelt es sich um einen schwerwiegenden Eingriff in die Seitenschiffe.
Lediglich die Südfassade wird im Bereich des Cafés verändert, in dem die bestehenden Fenster zum Erdgeschoss in einer ablesbaren, neuen Formensprache verlängert werden. Im Dachgeschoss sind zudem für die neuen Büroräume Dachflächenfenster vorgesehen. Die übrigen Fassaden bleiben unverändert.
Insgesamt handelt es sich um einen schlüssigen und tragfähigen Beitrag zur Realisierung des Diakonischen Zentrums.
von der Benz Straße aus

von der Benz Straße aus

vom Kirchpark aus

vom Kirchpark aus

Kirchhof mit Diakonie und Wohnen

Kirchhof mit Diakonie und Wohnen

1_5000

1_5000

1_500

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Nutzungsverteilung

Nutzungsverteilung

Querschnitt Kirche mit neuer Ebene

Querschnitt Kirche mit neuer Ebene

Längsschnitt mit neuen SichtbezügenBezügen

Längsschnitt mit neuen SichtbezügenBezügen

Öffnung der Kirche für Café in den Kirchgarten

Öffnung der Kirche für Café in den Kirchgarten