modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Städtebauliches Werkstattverfahren | 03/2023

Neckarspinnerei - Quartier in Wendlingen

3. Rang

Preisgeld: 10.000 EUR

BANKWITZ beraten planen bauen

Stadtplanung / Städtebau

Wiederkehr Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

LoNa Lorenz Nachhaltigkeitsmanagement

Nachhaltigkeitskonzept

S plus Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt eine verschränkte Figur, eine um den Quartiersparks gespiegelten Erweiterung des Neckarspinnerei Quartieres vor. Sie liest sowohl die bestehenden Körper, als auch die bestehenden Freiräume aufmerksam als Grundmaterial und schreibt das Neue aus der Grammatik des Bestehenden weiter. Dies besitzt räumlich eine gewisse Leichtigkeit oder Intuition, die Räume orientieren sich zum Teil um 90° zum Bestand gedreht; Baukörper werden in der Grundrissfläche aufgenommen, aber in der Kubatur erhöht; Dachformen werden an neuer Stelle eingesetzt. Das Repertoire an Baukörpern, 12 an der Zahl, wird als Qualität wahrgenommen; Gleiches gilt für die Außenräume, die zwischen den Baukörpern entstehen. Die Freiräume sind als schöne Raumfolge entwickelt, sie besitzen alle eine mittlere bis kleine Größe, Wege gehen in Plätze über, Stichstraßen führen zu Plätzchen, überall stehen neue Bäume. Die städtebauliche Figur kann als sehr schön entwickelte offene Struktur gelesen werden. Den größten Freiraum stellt der Quartierspark mit dem alten Baumbestand dar. Zur Bahn und Autobahn werden die Körper kleiner und stehen offener, hier entsteht kein baulicher Schallschutz, dies ist ein Problem der städtebaulichen Anlage.

Die Erschließung erscheint sinnvoll und gut proportioniert und positioniert. Der Entsiegelungsgrad ist hoch, alle Freiräume durchgrünt, der Biodiversitätsfaktor und die CO2-Aufnahme pro Jahr sind im Vergleich aller Arbeiten die Höchsten. Allerdings gibt es die geforderte Grünzäsur nicht.

Die Nutzungsverteilung innerhalb der gut gesetzten Kubaturen hat noch Verbesserungspotential. Das störende Gewerbe liegt immer in der Mitte der Ensembles; über einem Gewerbesockel ist das Wohnen nach Westen zum Neckar orientiert. Die Nachbarschaft der beiden Nutzungen ist hier zu überprüfen. Ebenso fraglich erscheint, dass die lange Flanke des Parkes auf der Südseite durch den großen Mobilityhub geprägt ist; hier könnte besser einseitig orientiertes Wohnen liegen.

Die Verfassenden schlagen drei grundsätzliche unterschiedliche Gebäudetypologien vor: Die „Alles-Häuser“, die Shedhalle und konventionelle Punkt- und Riegeltypen als Wohn- und Gewerbehäuser. Die drei „Alles-Häuser“ definieren als Riegel die Hauptachsen des Städtebaus. Sie wurden vertieft betrachtet und beruhen auf einem generischen Tragwerkraster, das über eingesetzte Module unterschiedliche Nutzungsarten aufnehmen soll. Obwohl eine nutzungsoffene Typologie und der Einsatz von Holz sehr begrüßt werden, ergeben sich die unterschiedlichsten Fragen zu Bautechnik, Spannweiten der Erdgeschosse, Brandschutz, Gebäudetechnik. Vermutlich müsste die Bauweise grundsätzlich neu konzipiert werden. Die Shedhalle, Punkt- und Riegelbauten wiederum funktionieren konventionell. Bei den Punktbauten im Nordwesten ist die Lärmexposition der Wohnnutzung kritisch. Insgesamt wird aber eine sinnvolle Körnung der Bauten und eine hohe Flexibilität erreicht, die für unterschiedliche Nutzenden attraktive Angebote bieten können.

Die Bestandsbauten werden mehrheitlich für Gewerbenutzungen vorgesehen. Dabei ist nicht ersichtlich, wie die Anlieferung zum Werkhof funktioniert. Das Pentagon wird als Wohn- und das alte Baumwollmagazin als Hotelgebäude vorgesehen. Die Belebung des Areals außerhalb der Arbeitszeiten ist dabei vielleicht zu stark auf den Norden konzentriert und das Pentagon etwas isoliert.