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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2023

Neues Wohnquartier Lehmwohld - Suder Höhe in Itzehoe

Fußgängerperspektive

Fußgängerperspektive

3. Preis

Preisgeld: 1.300 EUR

Winking · Froh Architekten

Stadtplanung / Städtebau

MERA GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Die Herausforderung für das neue Wohnquartier Suder Höhe in der Itzehoer Kernstadt ist seine Einbindung in die Umgebung und die Öffnung zur Stadt.
Die bestehenden Sport- und Kleingartenflächen bilden heute einen kontemplativen Ort, überwiegend umgeben von den Rückseiten von Einfamilienhäusern, mit nur wenigen Anknüpfungspunkten an die gewachsene Stadt.
Die Suder Höhe muss deshalb einen eigenen, identitätsstiftenden Ort schaffen, der die einzelnen Bauabschnitte mit einer grünen Mitte zusammenführt.

Eine Ober- und Unterstadt als städtebauliches Geviert
Entwickelt wurde ein städtebauliches Geviert, gegliedert in eine Oberstadt im Bereich der Kleingärten und des privaten Grundstücks und eine Unterstadt im Bereich der Sportanlagen. Das Geviert definiert zugleich vier Baufelder für eine sukzessive Entwicklung des Areals:
1. Ein offener Sportpark im Südwesten der Unterstadt
2. Ein Wohnquartier mit 4 Blöcken, arrondiert mit Reihen- und Einfamilienhäusern im Südosten der Unterstadt
3. Nordöstliche Wohnzeilen am Quartierspark der Oberstadt mit Anger, Doppelhäusern und Einfamilienhäusern
4. Nordwestliche Wohnzeilen am Quartierspark der Oberstadt mit Anger und Einfamilienhäusern

Ein zentraler Freiraum mit einem Quartiersplatz und den daran anschließenden Sportflächen als Gelenk zwischen Ober- und Unterstadt bildet das Herz des neuen Stadtteils. Der Quartiersplatz schafft den identitätsstiftenden Begegnungsort der Suder Höhe.

Baufelder und moderate Höhen als Kaskade
Die Höhenentwicklung der einzelnen Baufelder ist als Kaskade entworfen. Kleinkörnig mit zweigeschossigen Einfamilienhäusern sowie vereinzelt Reihen- und Doppelhäusern an den Rändern und drei- bis viergeschossige Wohnbauten zur grünen Mitte. Zwei Fünfgeschossige Hochpunkte am Quartiersplatz bzw. am Sportpark im südlichen Übergang zur Innenstadt bilden besondere städtebauliche Akzente.

Wirtschaftlichkeit
Die vorgeschlagenen Typologien umfassen drei bis viergeschossige Baukörper mit wirtschaftlichen Bautiefen von etwa 12 bis 13 Metern. Die Baukörperbreiten wurden überwiegend als Vierspänner mit einem breiten Wohnungsmix für bezahlbaren und ggf. geförderten Wohnraum konzipiert.

Dezentrale Erschließung
Alle bestehenden Anbindungen führen in das Quartier. Die PKW-Erschließung erfolgt dezentral in Form von Erschließungsschleifen zum Teil mit Einbahnverkehr. Die ursprünglich vorgeschlagene südwestliche Erschließung wurde durch die Konzeption größerer Blöcke eliminiert. Hier entsteht der Sportpark.

Mobilität
Alle Blöcke mit Geschosswohnungsbau können bei Bedarf eine Tiefgarage erhalten. Durch die Ausbildung von Hochparterres und die vorhandene Topografie können die Untergeschosse wirtschaftlich hergestellt werden. Eine Koppelung der Garagen an zentralen Stellen zu Quartiersgaragen für die Versorgung mehrerer Blöcke ist möglich. Darüber hinaus entstehen an den Eingängen in das Quartier und an den Gemeinschaftshöfen Mobilitätsstationen für Carsharing und E-Bikes.

Diverse Freiräume
Das neue Quartier erhält eine diverse Freiraumstruktur und bildet über diese Nachbarschaften und Orte mit unterschiedlichen Öffentlichkeitsgraden aus.

Anger, Park, Quartiersplatz Wohn- und Gemeinschaftshöfe
Im Norden bildet der Anger den Auftakt der Freiräumstruktur, er dient als Treffpunkt für die Nachbarschaft, ist mit Bäumen bestanden und gleichzeitig durch die Integration von Retentionsbeeten zuträglich für das Mikroklima.

Die Oberstadt gruppiert sich um einen Park, welcher eine öffentliche Durchwegung in Nord-Süd-Richtung erhält. Durchzogen wird der Park von Spiel- und Aufenthaltsbereichen. An der bestehenden Ost-West-Querung (zwischen Ober- und Unterstadt) wird durch den neuen Quartiersplatz ein Zentrum ausgebildet. Im Süden schließen die Unterstadt und der neue Sportpark an.

In den großzügigen grünen Wohnhöfen finden sich private Gärten, Kinderspielorte und gemeinschaftliche Aufenthaltsbereiche. Die Höfe befinden sich im Hochparterre und bilden so eine balkonartige Situation gegenüber dem Park aus. So entsteht ein „eingehegter“ Ort, welche den privaten Charakter der Wohnhöfe stärkt.

Neben den Wohnhöfen finden sich im Quartier die Gemeinschaftshöfe, diese dienen der Erschließung und dem nachbarschaftlichen Miteinander. Die Höfe sind an die Durchwegung (im Park bzw. Sportpark) angeschlossen und besitzen einen halböffentlichen Charakter. Große Retentionsbeete sorgen für Versickerung und ein angenehmes Mikroklima. Spielorte und Bänke ermöglichen Aufenthalt.

Sportpark
Der grüne Sportpark erstreckt sich vom Quartiersplatz in Richtung Süden. Die Sportanlagen sind kompakt angeordnet, dazwischen finden sich beschattete Aufenthaltsorte. Kleine Sportinseln und Aktivitäten ergänzen das geforderte Angebot. Eine große Sportwiese steht zur freien Verfügung. Die Flächen für den Sport betragen 10.440 m². Im Westen wird der Park flankiert von einem grünen, mit Bäumen bepflanzten Rahmen. Im Osten werden zur Wohnbebauung baumbestandene Pflanzungen ausgebildet. Diese erzeugen den nötigen Abstand und mindern die Lärmimmission.

Klimawandelgerechte Begrünung und Schwammstadt
Das Quartier wird stark durchgrünt und mit diversen Bäumen bepflanzt. Hierbei wird das Prinzip der „Baumdiversifizierung“ verfolgt. Neben heimischen Arten werden auch Klima-Bäume gewählt, um eine möglichst hohe Resistenz gegen Hitzeereignisse zu erzeugen. Der starke Begrünungsgrad einschließlich Fassadenbegrünungen und Gründächern und eine dezentrale oberflächennahe Entwässerung sorgen zudem für ein positives Mikroklima.

Die bestehende Topografie wird für die Entwässerung des Quartiers genutzt. An strategischen Punkten werden Entwässerungsmulden in den Freiraum integriert. Ziel ist es, möglichst viel Wasser an der Oberfläche zu halten (zu verdunsten bzw. zu versickern) und das Quartier im Sinne des „Schwammstadt-Konzeptes“ auszubilden. Unter befestigten Flächen wird das Wasser in Rigolen-Systemen gesammelt. Der Grad der Versiegelung wird zudem möglichst geringgehalten. Alle Dächer werden begrünt und ebenfalls zum Wasserrückhalt genutzt.

Nördliche Knickstruktur
Für die nördliche Knickstruktur wird ein 5 m breiter Schutzstreifen (ab Kronentraufbereich) vorgesehen. Zudem wird innerhalb des Schutzstreifens ein Andienungsweg mit einer Breite von 5 Metern ausgebildet. Die angrenzenden Grundstücke bilden zum Knick ihre rückseitigen Gärten aus und vergrößern so den Schutzraum für das Landschaftselement.

Topografie
Das Gelände weist eine starke topgrafische Figur auf, in welche das Quartier eingebunden wird. Anknüpfungspunkte sind hierbei die umgebenden Straßenräume. Das Quartier fällt insgesamt in Nord-Süd-Richtung. Um Tiefgaragen zu integrieren, werden die Wohnhöfe im Hochparterre ausgebildet. Die Gemeinschaftshöfe (mit Gebäudeerschließung) binden an das Nord-Süd-Gefälle an und garantieren eine barrierefreie Zugänglichkeit aller Räume.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch eine klare, aber sehr schematische Herangehensweise mit strengen Symmetrien im Städtebau aus, die sich auf zwei Quartiersbereiche nördlich und südlich der Suder Höhe ausdifferenzieren. Charakteristisch ist die Gruppierung von linear angeordneten Dreigeschossern: Im Nordbereich befinden sich diese entlang eines sich nach Süden aufweitenden Angers als Grünzone, im Süden setzen sich diese südlich der Querverbindung Suder Höhe in den neu angeordneten Sportanlagen fort.

Im südlichen Quartier befinden sich östlich der von Nord nach Süd angeordneten Sportanlage vier Hofquartiere in gleicher formaler Ausgestaltung; am Südende der Sportanlage ragt ein IVV- geschossiger Sonderwohnbau als Solitärbau über die Sportanlage.

Einzelhäuser befinden sich im östlichen Peripheriebereich des Südquartiers sowie im Nordquartier in westlicher wie östlicher Peripherie. Das Wettbewerbsquartier wird im Norden durch DH-Bebauung abgeschlossen. Die Verteilung der Baumassen und der städtebaulichen Dichte innerhalb des Quartiers wird durch das strenge, lineare Gegenüber der EFH und MFH geprägt. Die städtebauliche Konzeption suggeriert eine hohe Dichte bei tatsächlich relativ geringer Gesamtanzahl an Wohneinheiten.

Die Einbindung des neuen Quartiers in die Umgebung gelingt durch einen maßvollen Übergang zur angrenzenden Bebauung und ist durchaus positiv hervorzuheben.
Insgesamt lassen sich großstädtische Typologien feststellen. Die Bauabschnittsbildung wird funktional sinnvoll berücksichtigt. Dargestellte Wohnungsgrundrisse zeigen in ihrer Skizzenhaftigkeit konventionelle Gestaltungsmerkmale.

Der Entwurf konzentriert sich auf die Wohnfunktion, allein in der Quartiersmitte sind mit einem Quartierscafé und einem Sporthaus andere Nutzungen denkbar. Die multifunktionale Nutzung des Quartiersparks ist denkbar, wird aber nicht weiter ausdifferenziert. Der Entwurf schlägt eine verkehrsreduzierte und verkehrsberuhigte Erschließung vor sowie eine Trennung von MIV einerseits und Fußgänger- und Radverkehr andererseits. Die verkehrliche Erschließung erfährt jedoch keine konsequente Durchsetzung. So sind im Norden die DHGrundstücke nur über einen fussläufigen Anger erschlossen, das Sonderwohnen im Süden ist gem. Plan nicht mit dem PKW erreichbar. Die tatsächliche verkehrliche PKW-Erschließung stimmt nicht mit der im Plan dargestellten/suggerierten Autoarmut und Verkehrstrennung überein.

Zwischen Nord- und Südquartier schlägt der Entwurf einen zentralen Quartiersplatz mit Café und Sporthaus vor. Der gedachte zentrale Platz ist funktional als solcher nicht nutzbar, zumal die verkehrliche Quererschließung des Gesamtquartiers über diesen möglich, nach Plandarstellung aber nicht gewollt ist.

Die Topographie wird im Städtebau glaubwürdig berücksichtigt. Es entstehen hochgelagerte Wohnhöfe sowie topographiebedingte Sockelgeschosse und dadurch halböffentliche Räume innerhalb der Wohnhöfe. Insgesamt führt die Topographie zu einer Maßstabsverschiebung in der Wahrnehmbarkeit der Erdgeschosszonen, die zugleich als TG genutzt werden.

Die Verfasser bieten einen mittig platzierten Quartierspark mit Angern und Höfen an. Der nördliche Anger schiebt sich wie ein Keil in Richtung Norden und teilt die Bebauung in zwei gleiche Teile. Im südlichen Teil bildet der Anger einen Puffer zur westlich angrenzenden Wohnbebauung, in dem die Sportanlagen verortet sind.
Positiv gewertet wird das separate Wegenetz für Fuß- und Radverkehre. Negativ bewertet wird der überwiegende Wegfall der zu erhaltenden Bestandsbäume. Den Verfassenden gelingt es nicht, ein signifikantes Freiraumkonzept zu entwickeln, das dieses Quartier zukunftsfähig macht.
Der Wirtschaftlichkeit wird durch eine stringente, modulare Bauweise Rechnung getragen, die sich jedoch negativ auf die architektonische Diversität auswirkt.
Vogelperspektive

Vogelperspektive

Lageplan

Lageplan

Lageplan Oberstadt

Lageplan Oberstadt

Lageplan Unterstadt

Lageplan Unterstadt