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3. Rang 4 / 4

Mehrfachbeauftragung | 10/2022

Quartiersentwicklung Kepler-Areal in Ludwigsburg

4. Rang

Partner und Partner Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

LAVALAND Laura Vahl

Landschaftsarchitektur

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STADTGELENK
– das grüne Tor zu Ludwigsburg

Das „Keplerdreieck“ befindet sich an einer zentralen Stelle im Ludwigsburger Stadtgefüge und kann durch eine Revitalisierung eine wichtige Funktion in der zukünftigen Entwicklung Ludwigsburgs erfüllen. Die zentrale städtebauliche Lage direkt am Hauptbahnhof ermöglicht es, den Ort als eine Gelenk- und Brückenfunktion am Übergang vom Zentrum zur Weststadt zu qualifizieren. Die Qualifikation zu einem zentralen, über das eigentliche Grundstück in das zukünftige Stadtgewebe hineinwirkenden Akteurs ist Grundlage des Konzeptes. Dazu gehört die Anknüpfung an die übergeordneten Verkehrssysteme, die Bezüge zu den umliegenden Quartieren und das Entwickeln einer robusten, resilienten städtebaulichen Gesamtstruktur.


ÜBERGEORDNETE ANBINDUNG
– Mobilität der Zukunft
Die übergeordnete Anbindung fokussiert sich unter anderem auf das Anknüpfen und das Weiterentwickeln der mobilen Infrastruktur. Im Sockel der Neubebauung ist ein Verkehrs-Hub vorgesehen, in dem Fuß-, Fahrrad- und motorisierter Individualverkehr eng verzahnt einen niederschwelligen, dynamischen Übergang zwischen den einzelnen Fortbewegungsmitteln erlaubt. Durch Carsharing an der Franckstraße, E-Bike Lade- und Leihangeboten im 1.UG, vielen unterschiedlichen Fahrrad Abstellmöglichkeiten und der direkten Nähe zum Bahnhof werden die notwendigen Auto-Stellplätze reduziert. Die Parkgarage ist als Potentialfläche so positioniert und ausgebildet, dass diese in der Zukunft sukzessive umgenutzt werden kann. Der die Kernstadt umlaufende Radschnellweg erhält eine diagonale Verbindung die das Planungsgebiet tangiert und parallel zu Keplerstraße über die Brücke in das vorhandene Fahrradwegenetz integriert wird.


STÄDTEBAULICHE SETZUNG
– Stadtlandschaften

Grundlage der städtebaulichen Setzung beruht auf zwei wesentlichen Parametern:
1. Stadtlandschaft Natur: Das Weiterführen des westlich vorhandenen Parks über das Sockelgeschoss bis zu einer neu geschaffenen Eingangssituation des Keplerdreiecks an der Solitudeallee. Der vorhandene Stadtpark wird dadurch erweitert und gestärkt. Neben hohen außenräumlichen Aufenthaltsqualitäten entstehen so Retentionsflächen und eine Verbesserung der stadtklimatischen Situation. Durch eine Ost-West Verbindung für Fußgänger:innen werden die Qualitäten des vorhanden Parks genutzt und dieser zu einem natürlichen „Nachbarn“ des Gebietes. In der Nord-Süddurchquerung des Gebiets ist ein perspektivischer „Brückenschlag“ in das jenseits der Keplerstraße gelegene Gewerbegebiet angelegt, was eine Verknüpfung mit der Weststadt zukünftig möglich macht. Im Gebäude unter der neuen Parklandschaft befinden sich der Mobility-Hub und großmaßstäbliche Nutzungen (z.B. Sport/Gewerbe o.ä.)

2. Stadtlandschaft Ludwigsburger Körnung: Das übergeordnete Stadtgebiet wird geprägt von der gewachsenen Maßstäblichkeit Ludwigsburgs, ergänzt durch zwei Hochpunkte in der direkten Umgebung: dem „MH-Plus“ und dem „Wüstenrot-Turm“. Durch die Ausdifferenzierung der städtebaulichen Volumen, vermittelt der Entwurf zwischen diesen Maßstäben. Die weithin sichtbaren Hochpunkte sind eingerückt und entwachsen einem Sockelgeschoss, dass die Trauf- bzw. Firsthöhen der direkten Umgebung aufnimmt und mit diesen vermittelt. Die dreigeschossigen Baukörper an der Keplerstraße bilden dabei einen baulichen Lärmschutz für den zentralen dreidimensionalen Stadtplatz im Innern des Plangebiets, der als Verteiler und Vermittler Orientierung schafft und die Bewegungsströme im Gebiet intuitiv lenkt. Auf den begrünten Dachflächen des Sockels sind als ‚Stadtgeschoss‘ öffentliche & halböffentliche Nutzungen möglich. Dadurch entsteht ein zweiter Stadtplatz mit hoher Aufenthaltsqualität. Die drei Hochpunkte schaff en ein prägnantes Ensemble, das durch seine differenzierte Höhenentwicklung das Projekt ins übergeordnete Stadtgebiet einbettet.


GEBÄUDESTRUKTUR
– robust und flexibel

Die Volumen der Gebäudestruktur ergeben sich aus den zuvor definierten städtebaulichen Leitlinien, im Sinne einer für den Standort verträglichen Dichte. Die Gebäudestruktur in Holz-Skelettbauweise folgt dabei einem einfachen und wirtschaftlichen Grundraster. Dadurch ist eine größtmögliche Flexibilität in der Nutzungs- und Umnutzungsphase gewährleistet. Die Programmierung der einzelnen Gebäude bzw. Gebäudebereiche folgen dem Ziel einer diversen Nutzungsmischung und der Sinnhaftigkeit je nach Lage im Projektgebiet. Der schmale Riegel an der Kepplerstraße bietet sich durch seine Nähe zum öffentlichen Raum für Künstlerateliers und andere alternative Nutzungen an. Der westlich davon gelegene Hochpunkt soll als Co-Working-Hub mit Kinderbetreuung entwickelt werden. Der von der Straße abgerückte Gebäudeteil ist für Wohnen vorgesehen. Der Hochpunkt an der Bahntrasse beherbergt im Sockel ein Boardinghouse & Hotel, das Hochhaus selbst ist für Büronutzung vorgesehen. Durch eine Zuweisung von spezifischen Nutzungen, werden einerseits Nutzungskonflikte vermieden, andererseits entsteht ein lebendiges und diverses Stadtquartier, das als „Tor zur Stadt“ eine integrierte Rolle erhält.

Beurteilung durch das Preisgericht

Arbeit 3 zeigt eine Art Blockrandbebauung mit einem schlanken Hochpunkt, die einen öffentlich zugänglichen Hof umschließt. Die Zugänge dieses Hofes von Norden und von der Keplerstraße sind nachvollziehbar platziert.

Zugunsten eines möglichst großzügigen Innenhofbereichs rutscht die Arbeit so nah wie möglich mit der Bebauung an die Bahn. Die Passantenströme werden zur Belebung des Innenhofbereichs bewusst durch das Quartiersinnere geführt. Der verbleibende Freiraum im Innenbereich wird als Erweiterung der Parkfläche mit großzügige Bewegungs- und Aufenthaltsbereichen bis zur Querung an der Keplerstraße artikuliert. Diese Abfolge von Freiräumen lässt ein hohes Maß an Aufenthaltsqualitäten erwarten. Der Vorschlag eines Platzbereichs im Süden im Bereich des Zugangs zur Keplerbrücke wird hingegen kritisch gesehen, da weder der dortige Stadtraum noch die eingeschränkte Erreichbarkeit eine attraktive Belebung erwarten lassen.

Die differenzierte Gliederung der Sockelzone in horizontaler und vertikaler Richtung weist in Teilbereichen feine Bezüge zur Umgebung auf. An einigen Stellen wirken die Baukörper aber sehr massiv und in ihren Höhen zu ausgeprägt variierend, was zu einer starken Unruhe in der Sockelbebauung führt. Insbesondere durch die abgewinkelten Terrassierungen zum Innenbereich wird der Hof unnötig eingeengt. Die Höhe der Baukante zur Bahn wirkt sehr gut lärmabschirmend, führt dabei jedoch zu einer Ansichtshöhe seitens der Bahn, die in ihrer architektonischen Ausprägung und Gestaltung einen sensiblen Umgang erfordert.

Wohnen ist in den von den Verfassern vorgeschlagenen Bereichen lärmschutztechnisch nicht oder nur mit erheblichem Aufwand möglich. Auch das Maß der Fuge zur Keplerstraße ist im Hinblick auf den Eintrag von Lärm noch nicht optimal.
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