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Einstufiger, nicht offener, regional begrenzter Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 02/2023

Grünes Viertel Stephansstift in Hannover

2. Preis / Baufeld 1

BERND ALBERS Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Verfasser: Stefan Lotz, Silvia Malcovati
Mitarbeiter: Giulio Pescetti, Anna Charpali, Jörn Oetzmann

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit mit der Kennziffer 1005 formuliert eine Blockrandbebauung mit jeweils einer Öffnung im Süden und Südosten und folgt damit im Wesentlichen den Vorgaben des B-Planes.
Die befestigten Durchgänge in den Blockinnenbereich weiten sich vor den angrenzenden Giebelflächen seitlich auf und bieten jeweils Platz für ca. 12 Fahrradabstellplätze. Zusammen mit den Abstellmöglichkeiten, die sich an den straßenseitigen Hauseingängen befinden, wird dem Thema ebenerdiges Fahrradparken hinreichend Raum gegeben. Darüber hinaus befinden sich Abstellräume im Untergeschoss des Gebäudekomplexes. Die nur teilweise Unterkellerung wird im Hinblick auf eine wirtschaftliche Erstellung positiv bewertet.
Die Zugänglichkeit zu dem ruhig und übersichtlich gestalteten Blockinnenbereich ist von allen Treppenhäusern gewährleistet. Der Höhenversatz von außen kommend ist barrierefrei nur über einen Durchladeraufzug möglich.
Die Treppenhäuser der acht Geschosswohnungsbauten sind überwiegend als Zweispänner organisiert. Sie erscheinen gut belichtet und bieten die Voraussetzung für ein kleinteiliges nachbarschaftliches Zusammenleben.
Das erkerartige Vorspringen der Fassade oberhalb der Hauseingänge unterstützt die Adressbildung. Durch das Zurückstaffeln der Ziegelflächen auf beiden Seiten der Hauseingänge werden diese zusätzlich akzentuiert. Die Belichtung der Dachgeschosse über Dachgauben erzeugt eine etwas unharmonische Dachlandschaft.
Leider steht die Differenziertheit in der Behandlung des Klinkermauerwerks, die in den Ansichten und Detailzeichnungen aufscheint, im Widerspruch zu der eher „drögen“ und an Arbeiterwohnungsbau des 20. Jahrhunderts erinnernden Atmosphäre, die in der Visualisierung vermittelt wird. Das Zusammenspiel von undifferenziertem „Abstandsgrün“ entlang der Außenfassade und den hohen Fensterbrüstungen im EG trägt zu dem abweisenden Erscheinungsbild auf Straßenniveau bei.
Ganz anders stellt sich die Situation auf der Blockinnenseite dar. Hier schlagen die Entwurfsverfasser nicht nur leichte, vorgestellte Balkonkonstruktionen vor, sondern sogar eine gänzlich andere Konstruktionsweise der Fassade (nicht-tragender Holzrahmenbau) mit einer Holzverschalung als Oberfläche. Die Hof Zone erhält auf diese Weise eine „warme“ Atmosphäre, die mit der „harten“ Ziegelästhetik auf der Blockaußenseite kontrastiert. Allerdings wird das Mischen der Konstruktionsweisen innerhalb eines Gebäudes hinsichtlich der Bauabläufe, der Bauphysik und der Wirtschaftlichkeit kritisch gesehen.
Da die vorgestellten Balkonkonstruktionen mit Rankgittern mehr als 50% der Fassadenabwicklung ausmachen, werden an dieser Stelle die Festsetzungen des B-Planes verletzt. Dies erscheint jedoch im weiteren Planungsprozess heilbar, ebenso wie das Überschreiten der Baugrenzen durch die vorkragende Traufkante. Die Anzahl der geforderten Wohnungen wird erreicht bzw. leicht übertroffen. Das Verhältnis von Wohnfläche zu BGF befindet sich im durchschnittlichen Bereich. Die überwiegend durchgesteckten Wohnungen sind klar und übersichtlich strukturiert.
Dort wo der B-Plan eine Zäsur der Blockrandstruktur durch ein Herunterstaffeln auf zwei Geschosse vorgibt, positionieren die Entwurfsverfasser jeweils zwei zweigeschossige Stadthaustypen „back to back“ und erweitern so das Angebot an möglichen Wohnformen um eine interessante Komponente. Die architektonische Ausgestaltung dieser Zwischenbauten wirkt jedoch sehr schlicht. Die Potentiale der entstehenden Dachterrassen und angrenzenden Giebelflächen wird nicht ausgeschöpft.
Insgesamt punktet der Entwurf mit seiner Unaufgeregtheit und Qualitäten, die sich teilweise erst auf den zweiten Blick erschließen.