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Einstufiger, nicht offener, regional begrenzter Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 02/2023

Grünes Viertel Stephansstift in Hannover

Vogelperspektive

Vogelperspektive

3. Preis / Baufeld 5

hope Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Johannes Arolt Architekt

Architektur

100Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Entwurf folgt dem Fußabdruck und der Kubatur des vorgegebenen Städtebaus.
Die daraus resultierenden Giebelwände werden in ihrer Fassadenkomposition auf besondere Weise betont und durch ein Spiel mit der Traufhöhe um die Ecke geführt.
So entwickelt der Baukörper eine eigene Identität als Kopfgebäude des Quartiers, ohne die Vorgaben des Städtebaus in Frage zu stellen. Das Dachgeschoss bleibt als solches erkennbar und wird durch schmale Gauben akzentuiert.

Der Gartenhof als grüner Kern des Pflegeheims wird durch den umlaufenden Arkadengang im Erdgeschoß zum visuellen Zentrum des Pflegeheims. Der Gang funktioniert als Hauptverteilung, Treffpunkt und Verweilort zugleich und ist als Erweiterung des Gartenhofes zu verstehen. Inspiriert von historischen Kreuzgängen und Patios und deren großzügige Öffnungen zum Garten verschmelzen Außen- und Innenraum, es entstehen unterschiedliche Momente und Bezüge zur dichten Begrünung mit Bäumen, Sträuchern, Farnen, Staudengewächsen und Gräsern.

In den Obergeschossen befinden sich die Senioren-Apartments. In pro Geschoss drei Wohngruppen sind die Individualräume jeweils nach Außen orientiert und werden durch einen umlaufenden Gang erschlossen. Dieser Umlauf erweitert sich, jeweils in den Ecken, zu großzügigen und zweiseitig belichteten Gemeinschaftsbereichen, die als Begegnungsraum der Wohngruppen funktionieren. Darüber hinaus sind an jedem dieser Gemeinschaftsbereiche verschiedene Funktionen und Freisitze angeordnet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude ist auf der Kirchröder Straße aus Richtung Kirchrode kommend der erste Eindruck, den das neue Viertel vermittelt. Insofern ist diese Empfangsgeste von besonderer Bedeutung. Der Entwurf trägt diesem Umstand Rechnung, indem die Gebäudeecken betont werden und dort Hochpunkte (Eckgiebel) formulieren.
Der Zugang zu dem Gebäude erfolgt semantisch plausibel über diese Ecke und auch die gemeinschaftlichen Bereiche konzentrieren sich dort mit Wirkung in den Außenraum.
Die Einbindung in die Straßengestaltung der Anna-von-Börries-Str. ist nicht realistisch, da die Senkrechtparker gemäß Straßenausbauplanung auf der Ostseite der Straße entlang dem Annastift geplant sind und dort auch bleiben müssen. Bei einer Umsetzung des Entwurfes ist diese Planung anzupassen und in dem Zusammenhang zu klären, ob die derzeitige Funktionalität der Erschließung erhalten bleibt.
Die innere Organisation und Funktion folgen dem ersten positiven Eindruck des Gebäudes. So sind die Zuordnung der Cafeteria und des Versammlungsraums zum Eingang plausibel und funktional überzeugend. Der Innenhof wird durch den umlaufenden verglasten Gang erlebbar und aufgewertet, sodass die Räume sich ergänzen und erweitern. Die Anordnung der Wohnräume nach außen erlaubt das Erleben der Außenwelt für alle Bewohner, wird aber eingekauft mit einer geringeren Flächeneffizienz und somit Wirtschaftlichkeit des Gebäudes – so werden statt der geforderten 114 Pflegeplätze nur 105 angeboten. Ob die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit zu Lasten wesentlicher Entwurfsparameter gehen würde, wäre zu prüfen. Gemeinschaftliche Funktionsbereiche sind entlang des Innenhofes organisiert, dennoch bleibt in allen Geschossen dessen Sichtbarkeit gegeben.
Große Fenster bieten den Bewohnern großzügige Ausblicke, ihre Aufteilung ist funktional, die kleine Brüstung erlaubt dennoch Schutz und Geborgenheit. Der außenliegende textile Sonnenschutz erzeugt eine wohnliche Atmosphäre, wobei ob der Größe der Fenster fraglich ist, ob damit der sommerliche Wärmeschutz gewährleistet ist.
Der Innenhof ist geschlossen und abwechslungsreich angelegt und somit besonders für demenzkranke Bewohner ein gut nutzbarer Ort, er ist zur Pflege, Reinigung und Instandhaltung nicht gut zu erreichen, hier wäre ein entsprechender Zugang mit ausreichender Breite für Gartenarbeitsgeräte und Material vorzusehen.
Auffällig ist die moderne und erfrischende Gestaltung des Baukörpers, er ist klassisch gegliedert mit Sockel, Hauptbaukörper und Attika (Dach), präsentiert sich dabei nicht plakativ, sondern elegant reduziert.
Der Entwurf bietet Flächen für Photovoltaikanlagen, weitere Hinweise auf nachhaltige Ansätze befinden sich in der Konstruktion, bei der mit Verwendung von Holztafelbauweisen und Holz-Beton Verbunddecken die Verwendung von CO2-intensiven Baustoffen reduziert werden kann. Der Ansatz ist angemessen, verirrt sich nicht in Träumereien und belässt die weitere Konkretisierung in der Phase, in die er gehört, nämlich der integrierten Planung aller Fachdisziplinen. Es wird richtig festgestellt, dass eine Versickerung von Regenwasser vor Ort nicht möglich ist, sodass im Zuge einer weiteren Planung der ökologisch sinnvolle Umgang mit Niederschlagswasser konkretisiert werden müsste. Hier böten sich Formen einer RW-Rückhaltung für eine Grauwassernutzung und die Gartenpflege an.
Ein insgesamt sowohl städtebaulich als auch gestalterisch und organisatorisch angenehmer Wettbewerbsbeitrag, dessen Vorzüge durch wirtschaftliche Nachteile erlangt werden. In einer Nachbearbeitung müsste es den Teilnehmern gelingen, die Zahl der Pflegeplätze auf das geforderte und benötigte Maß anzuheben, ohne die gestalterischen Vorteile einzubüßen.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Arkadengang um den Innenhof

Arkadengang um den Innenhof

Veranstaltungsraum

Veranstaltungsraum