modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Ersatzneubau der Dörfergemeinschaftsschule Zarpen

3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

efs architekten + stadtplaner engelhardt feyerabend sippel partnerschaft mbb

Architektur

ANDRESEN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leuchtturm I Projekt
Die Schule in Zarpen stammt aus den 1950er Jahren und weist einen erheblichen Sanierungsbedarf auf. Sie entspricht nicht mehr den modernen Anforderungen an eine zeitgemäße und zukunftsfähige Grundschule.
Das Amt Nord-Stormarn plant daher den Neubau einer zukunftsfähigen und ausbaufähigen, zweizügigen Grundschule mit offener Ganztagsbetreuung, ein öffentliches Gebäude mit Leuchtturmwirkung, das die Identifikation mit Schule und Ort fördert.

Städtebauliches Konzept I Landmarke
Die neue Grundschule entsteht am nördlichen Dorfeingang von Zarpen als selbstbewusstes Haus im Maßstab der großen, landwirtschaftlichen Ensembles, die als Aussiedlerhöfe den umliegenden Landschaftraum prägen.
Die vier Gebäudeflügel des neuen Hauses greifen in alle Himmelsrichtungen: Mit zwei aufragenden, zweigeschossigen Köpfen bilden Schule und Verwaltung zur Hauptstraße eine Adresse aus. Die beiden dazu gegenläufigen Flügelenden, mit den Ganztagsräumen auf der einen und Mensa / Musik auf der anderen Seite, legen sich eingeschossig in den westlich und östlich angrenzenden Landschaftsraum und rahmen den Schulhof.
Der strahlenförmige Baukörper gliedert so das Grundstück in vier unterschiedliche Außenräume:
  • zur südlich angrenzenden Wohnsiedlung ein ruhiger, landschaftlicher Naturraum mit den Retentionsflächen der Defradebek;
  • zur Hauptstraße nach Osten eine repräsentative Ansicht und Landmarke als Ankunft;
  • zum Parkplatz und Schulbus-Haltestelle im Norden mit einem großzügigen Vorplatz, Fahrradstellplätzen, einer Baumreihe (auf den Eingang zu) und lockerer Eingrünung;
  • zur Westseite der belebte Schulhof, der in eine großzügige Wiese mit Obsthain, den Schulgärten und Retentionsflächen übergeht und von dem neuen Knick landschaftlich gefasst wird. Ein neuer Fuß- und Radweg bindet diesen Raum über die Defradebek an die bestehenden Sportflächen und das Dorf an.

Landschaftsplanerisches Konzept
Der Schulhof in Richtung Nordwesten bietet vielfältige Spiel-, Bewegungs- und Schulangebote in kreisförmiger Ausprägung unterschiedlicher Größe und Zuordnung, die über eine befestigte Bewegungsfläche miteinander verbunden sind:
  • eine Spielgerätekombination mit Kletter-Balancier- und Rutschmöglichkeiten,
  • eine Mehrfachschaukel,
  • ein kleines Spieldorf zum Rückzug,
  • zwei Tischtennisplatten,
  • ein kleines Bolz-Karrée, ein großes, kreisrundes Multifunktionsfeld mit Streetball und Toranlage bieten Platz für unterschiedlichste Bedürfnisse der Kinder.

Das Multifunktionsfeld erhält im nördlichen Quadranten eine 3-stufige Tribüne mit Hecke im Rücken, die im Unterricht, aber auch bei Schulveranstaltungen als zusätzliches Angebot im Freien genutzt werden kann. Zusätzlich gibt es zwei „grüne Klassenzimmer“ an der Defradebek und auf der großen Wiese. Ein Obsthain mit alten Obstsorten und vier Schulgärten für die unterschiedlichen Klassenstufen runden das Angebot ab.

Sitzdecks an der Defradebek und Picknickgruppen im Obsthain bzw. an der Mensa bieten zusätzliche Anlauf- und Verweilort, die auch außerhalb der Schulzeit genutzt werden können. In Schulhofnähe wird Rasen angelegt, weiter in Richtung Knick und Defradebek Kräuterwiesen, die max. zweimal im Jahr gemäht werden.

Ein offenes Dach zwischen Schulhof und Vorfahrt bietet Abstellmöglichkeiten für 25+50 Fahrräder, nimmt den Raum für Spielgeräte auf und schirmt zusammen mit der Strauchpflanzung den Schulhof von der Vorfahrt und den Stellplätzen ab.

Zusätzlich gibt es offene Fahrradständer am Weg von Westen her, an den Sportplätzen vorbei, und von Osten, am Haupteingang.
Die großzügigen und weiträumigen Freiflächen bieten mit den beschriebenen Ausstattungen gerade auch für die Ganztagesbetreuung hervorragende und vielfältige Angebote.

Im Norden und Süden gibt es vor der Defradebek in Richtung angrenzende Freiflächen leichte Geländesenken, die bei Starkregenereignissen zusätzlich Retentions- und Verdunstungsmöglickeiten im Sinne des ARW-1 ermöglichen.

Die renaturierte Defradebek bietet als landschaftlicher Naturraum einen hervorragenden Rahmen in Richtung des südlich angrenzenden Dorfes und vermittelt in der Maßstäblichkeit und Haltung des selbstbewussten Neubaus.

Hochbauliches Konzept I LernLandschaften
Eingangsbereich Gemeinsame Mitte
Die neue Grundschule liegt in der Landschaft wie eine Spinne im Netz. In ihrem Zentrum steht die multifunktional nutzbare Aula mit ihrer großen Freitreppe. Sie ist Dreh und Angelpunkt für alle NutzerInnen des Hauses. Die Aula verbindet Schule und Verwaltung, Mensa und Ganztagesbereich barrierefrei und vernetzt alle Nutzungen mit den vielfältigen Außenräumen. Sie schafft Raum und Angebot für Veranstaltungen und Ausstellungen

Das Sekretariat und die Leitung der OGS grenzen unmittelbar an und sind erste Anlaufstellen für Kinder und Eltern.

Foyer, Aula und der Speiseraum der Mensa bilden einen gemeinsamen Raum, der als Spiel-, Lebens- und Begegnungsort dient, mit direktem Außenbezug des Speiseraums, und besonnten Außensitzplätzen.

Offener Ganztag I Betreuung von 7-17
Für die Offene Ganztagsbetreuung (OGS) sind Freizeit- und Rückzugsräume vorgesehen, die direkt an die zentrale Mitte und die Schulhöfe anschliessen. Durch gemeinsame Nutzung der Fachräume, der zentralen Mitte und der Freiflächen der Schule entsteht für die OGS ein großzügiges Raumangebot. Die Klassenräume werden auch durch die OGS für die Betreuung von Hausaufgaben genutzt.

Der Musikraum ist mit seinem Nebenraum der Mensa zugeordnet und kann als Bühne ausgebildet werden. Die Räume der OGS (Bücherei, Werken, Bewegung, Spiel SU und Ruhe mit ihren Nebenräumen liegen im EG nahe am Schulhof.

Lernhäuser
Vier Klassen bilden ein Lernhaus, diesen sind ein DAZ-Raum, eine Garderobe, zwei Nebenräume und Sanitäranlagen direkt zugeordnet. Lerninseln bieten zusätzliche Differenzierungsflächen in den natürlich belichteten Fluren.

Die Räume der 1. und 2. Klassenstufe sind im Erdgeschoss, die der 3. und 4. auf der oberen Ebene untergebracht. Eine Erweiterung der Schule zur Dreizügigkeit kann später als zweigeschossiger Anbau erfolgen, in unmittelbarem Anschluss an die bestehenden Klassenzüge - ohne den Schulbetrieb zu stören oder durch die Baustelle zu gefährden. Hier ergänzen je Ebene zwei Klassenräume und ein Nebenraum die bestehenden Lernhäuser analog.

Sanitärräume
Die Programmflächen der Sanitärräume wurden entwurfsabhängig überprüft. Durch ihre zentrale Lage ergeben sich sinnvolle Synergien zwischen Schule, offenem Ganztag, Mensa und Veranstaltung. Die Ermittlung erfolgte nach ASR 2022 und AMEV und deckt bereits jetzt den Bedarf der 3-Zügigkeit mit 300 SuS ab.

Lehrerhaus
Die Räume für Lehrer und Lehrerinnen liegen zusammen auf einer Ebene und bilden so eine in sich abgeschlossene Einheit mit direktem Anschluss an die Aula. Sie sind räumlich differenziert in:
  • Lehrerzimmer, das auch als Konferenzraum nutzbar ist;
  • PC-Arbeitsplätze;
  • Pausenraum mit Teeküche;
  • Lehrmittelraum

Verwaltung
Sekretariat und die Räume der Verwaltung liegen unmittelbar am Eingang und sind auf kurzem Wege vom Foyer und der Aula aus erreichbar. Der Bereich Schulsozialarbeit ist der Verwaltung direkt angegliedert. Die Räume der Technik und des Facility Management (Hausmeister und Reinigung) liegen hier erdgeschossig und am Rande der zentralen Nutzungen.

Baumaterialien und Konstruktionen
Die neue Schule wird ein nachhaltiger und CO2 neutraler Holzbau. Die Anforderung einer wirtschaftlichen Erstellung und eines nachhaltigen Betriebes legen eine weitgehende Vorfertigung des Neubaus nahe. Baufeld und Lage an der Hauptstraße kommen dieser Bauweise entgegen. Sie reduziert die Bauzeit unter Kränen auf ein Minimum.

Der Rohbau ist in Holzrahmenbauweise konzipiert. Aussteifende Elemente wie die Erdgeschossdecke können in Massivholz (Elementdecken mit Akustik) ausgeführt werden. Holz wird in den Oberflächen die Atmosphäre der Innenräume prägen.

Die Fassade erhält eine Bekleidung aus gehobelten und lasierten Lärchenlamellen, die sich in wechselnden Abständen über geschlossene und verglaste Fassadenteile legen. Sie unterstützen die einfache und homogene Gebäudeform. Die großen Glasfassaden im Bereich des Einganges und der Mensa werden als Pfosten-Riegel-Fassade ausgebildet. Das Dach wird als extensives Gründach geplant und zum Sonnenkraftwerk ausgestattet: Die PVT-Elemente versorgen die W/W-Wärmepumpe sowohl mit Solarwärme als auch mit Sonnenstrom.

Energetisches Konzept und Nachhaltigkeit
Gemäß Förderrichtlinien sind beim Neubau der DGS die Mindestanforderungen des GEG 2023 einzuhalten und keine fossilen Energieträger zu verwenden. Der Entwurf geht darüber hinaus. Und schlägt den Energiestandard eines Effizienzgebäudes 40 vor.

Das Energiekonzept basiert vorrangig auf der Reduzierung des Energiebedarfs für Wärme und Strom durch eine sehr gut gedämmte Gebäudehülle und eine effiziente, angepasste Gebäudetechnik. Ziel ist es, den Gesamtenergiebedarf des Gebäudes und die CO2-Emission zu minimieren, einen hohen thermischen Komfort für den Nutzer zu schaffen und den Technikaufwand auf das notwendige Maß zu begrenzen. Zur Deckung des restlichen Energiebedarfs sollen regenerative Quellen vor Ort genutzt werden.

Das Gebäude wird zu großem Teil aus Holz erstellt und dient somit als CO2-Senke. Es werden zudem langlebige Baustoffe und kreislaufgerechte Konstruktionen gewählt. Der Einsatz von Ressourcen im gesamten Lebenszyklus wird dadurch minimiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Freiraum und Städtebau
Das übergeordnete Konzept stellt im Lageplan eine X-Form dar, die eine maximale Verzahnung mit den Freiflächen ermöglicht, was das Preisgericht positiv bewertet. Die Prägnanz der Gebäudeform spiegelt die Bedeutung einer Dörfergemeinschaftsschule wider. Die Gestik der Gebäudeflügel öffnet sich zu den kommenden Schüler*innen und Lehrer*innen in Richtung der Parkplatzfläche/Busspur und bildet gleichzeitig eine abschirmende Wirkung zur Wohnbebauung aus. Zusätzlich wäre jedoch eine Ankommensgeste zur Straßenseite wünschenswert gewesen.

Innere Organisation
Die X-Form bildet eine eindeutige, räumliche Mitte mit zentraler Aufenthaltstreppe. In vier Richtungen erschließt sich der Schulgrundriss über Flure, die in ihrer räumlichen Enge für pädagogische Nutzungen bemängelt werden. Das gewünschte pädagogische Konzept kann bei dem Grundrisscharakter nicht umgesetzt werden. Die Wahl der möglichen Erweiterung durch Verlängerung eines Flügels wird bemängelt: Hierdurch wird der Flur verlängert, so dass der Weg von den Klassenzimmern zur multifunktionalen Mitte noch länger werden würde. Darüber hinaus würde sich durch das ansteigende Dach die Traufhöhe noch weiter erhöhen, was nicht gewünscht ist. Die Lage der Mensa mit Musikraum als Bühne liegt ungünstig. Der Außenbezug mit Freisitzplätzen wird positiv wahrgenommen.

Konstruktion / Gestaltung
Die ansteigende Fassade von I zu II-geschossiger Bauweise, im Zusammenhang mit der spielerischen Fensteranordnung, stellt eine innere Verbindung zur Nutzung einer Grundschule, ebenso wie die gestalterische Anmutung der Holzfassaden, dar. Die Konstruktion stellt einen hochgedämmten Holzbau dar, welcher in großen Teilen vorgefertigt aufgestellt werden kann. Die natürliche Be- und Entlüftung erfolgt über die Fensterfronten. Sanitär- und Küchenräume werden mechanisch be-und entlüftet einschließlich Rückgewinnung. PV-Absorber liegen rückwärtig im Dachbereich. Ansonsten wird die Heizung über Wärmepumpen erstellt. Die Stärke des Entwurfs liegt in seiner gestalterischen Gebäudeidee, nicht aber in der Umsetzung des pädagogischen Konzeptes in den Grundrissen.
Lageplan

Lageplan

EG

EG

OG

OG

Piktogramm

Piktogramm