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Einladungswettbewerb | 12/2022

Neugestaltung Atriumbau Hochhaus KAIA in Frankfurt am Main

ein 2. Preis

Preisgeld: 21.500 EUR

kadawittfeldarchitektur

Architektur

Schüssler-Plan, Köln Ing. Gesellschaft mbH

Tragwerksplanung

Gruner Deutschland GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Grundhaltung der Verfasser, eine eigenständige Architektur im Kontext mit dem Mainprospekt zu entwickeln und gleichzeitig eine sehr gute funktionelle Verknüpfung mit dem vorhandenen TowerY anzulegen, ist nachvollziehbar und gut gelungen. Sämtliche Grundrisse sind sehr aufgeräumt, flexibel und selbstverständlich geordnet. Auch die geschickte volumetrische Setzung der „woodcubes“ ist eine adäquate Antwort auf die umliegende historische Bebauung. Der abstrakte und unmaßstäbliche Ausdruck der Fassaden überzeugt das Preisgericht nicht, ebenso wenig die Außenraumgestaltung nach Süden. Der Werkstoff Holz stellt als sichtbares Fassadenmaterial im gegebenen stadträumlichen Umfeld, sowohl im Mikrobereich der beiden Villen „Neher“ und „Meister“, als auch besonders in Bezug auf die Fernwirkung, die der Mainprospekt mit seiner Vielzahl an Kulturdenkmalen entfaltet, einen Fremdkörper dar.
Grundsätzlich ist die gewählte Fassade noch nicht überzeugend. Mit 80% Glasanteil überschreitet sie die Zielvorgaben deutlich. Die gewählte Holz-Aluminiumkonstruktion mit den sehr schmalen Holzlisenen müsste konstruktiv und hinsichtlich der Instandhaltung überprüft werden. Gestalterisch verbergen diese Lisenen die dahinterliegenden Geschossigkeiten und verhindern damit eine bessere Kommunikation mit den umliegenden Gebäuden.
Sämtliche Entscheidungen zur externen Erschließung sind nachvollziehbar und richtig. Die Lage der Fahrradrampe in das Untergeschoss am Untermainkai wird sehr begrüßt.
Ein Nachweis des ebengleichen, barrierefreien Zugangs von der Wiesenhüttenstraße wäre noch zu führen.
Durch die gewählte Abstaffelung der Gebäudevolumetrien zum Main überspielt der Gesamtkomplex überzeugend den der Aufgabe zugrundeliegenden Maßstabssprung zu „Nehervilla.“
Die Auskragung direkt über dem Eingang zum Annex ist eine wenig einladende Geste und bedürfte einer Überarbeitung. Nicht gelungen ist der wichtige Abschluss zum Mainufer. Anstatt der gewünschten Öffnungsgeste verschließt sich das Gebäude mit einer hohen Brüstung und einer ungelenk um die Ecke geführten Treppenanlage. Zudem würde an dieser Stelle dem Restaurant eine großzügigere Terrasse mit Außenzugang guttun.
Wohltuend angemessen beginnt das Gebäude mit einer zweigeschossigen Eingangshalle. Von dort entwickelt sich eine sehr gute und klare Grundrissorganisation. Sie ist einfach, flexibel, übersichtlich, horizontal und vertikal sinnvoll geordnet.
Ebenso plausibel ist die Grundentscheidung, die eher öffentlichen Nutzungen über die zweigeschossige Eingangshalle zu erschließen und diese dann folgerichtig auch in den beiden Ebenen E0 und E01 anzuordnen. Konsequent sind die beiden nahezu identischen Bürobereiche auf den folgenden Geschossen untergebracht. Die Idee des Patios, der eher Stimmung als Belichtung liefern wird, mit begleitender Treppe ist ein schönes Motiv.
Im Detail der Durcharbeitung sind die beiden Hauptebenen etwas sperrig, so ist die Lage der gefangenen Konferenzräume auf E01 nicht ideal, ebenso wenig wie die Bürorestflächen im nördlichen Teil der Ebene 0. Die in den Ebenen frei verteilten Loggien sind ein schönes Motiv, dessen Potential als „Grünraum“ noch nicht ganz ausgenutzt scheint.
Gut organisierte Bürogeschosse lassen Zonierungen, aber auch offene Bürokonzepte zu. Durch die große Grundrisstiefe ist die gewählte Lage der Nebenraumzone in der Mittelzone allerdings alternativlos.
In dem vorgeschlagenen Eventbereich mit Zugang zu einer sehr schönen, gut ausgerichteten Dachterrasse nach Süden sieht das Preisgericht einen wesentlichen, unbedingt zu schärfenden konzeptionellen Ansatz des Entwurfes.
Die Fassade mit der offensichtlich gewollten Überformung der Geschossebenen verliert den Kontext zur Umgebung und wirkt, wie bereits erläutert, maßstabslos. Somit nimmt die eigentlich positive Volumetrie aus denkmalpflegerischer Sicht keinen Bezug zur „Nehervilla“ und vergibt die Chance zur besseren städtebaulichen Integration.
Grundsätzlich überzeugt die Arbeit im Bürobereich durch eine gute Erfüllung des Raumprogramms. Das Konzept des Restaurants ist hinsichtlich der Logistik erläuterungsbedürftig.
Eine fehlende geschützte Anbindung auf E04 ist nach Ansicht des Auslobers nicht optimal, aber tolerabel.

Freiraum
Der Beitrag öffnet den Wiesenhüttenweg zum Mainufer und strukturiert den Freiraum mit großzügiger Erdgeschoßebene in Verbindung mit dem fallenden Wiesenhüttenweg durch Grünstufen, welche die beiden Ebenen trennen. Die Erschließung von Entree und Gastronomieterrasse erfolgt über einen kleinen Vorplatzbereich und eine in die Grünterrassierung eingelegte Treppenanlage. Die eindeutige Trennung der beiden Ebenen überzeugt nur bedingt. Wünschenswert wäre eine stärkere Öffnung zum öffentlichen Raum und eine Auflösung der starken Sockelwirkung in der Übergangszone halböffentlich / halbprivat. Hier wären ein weicherer Übergang und eine Möglichkeit des direkten, barrierefreien Zugangs zum Restaurant sinnvoll.
Die extensive und intensive Begrünung aller Dachebenen schafft attraktive Nutzungsmöglichkeiten – insbesondere der zum Mainufer orientierte Dachgarten überzeugt durch seine naturhaft modellierten Grüninseln. Der Patio im Gebäude wirkt zunächst klein, erfüllt jedoch die Funktion eines begrünten Lichthofes.
Die Wandbegrünungen der Loggien in der Fassade werden begrüßt, sie könnten jedoch eine stärkere Außenwirkung entfalten. Die verbleibenden Freiflächen sind gut und qualitätvoll in das Gesamtkonzept integriert.

Konstruktion
In Punkto Effizienz und Komplexität liegt eine gute Konzeption für den oberirdischen Baukörper vor.
Die Verwendung einer HBV-Decke mit Deltabeams (Deckengleiche Unterzüge) ermöglicht eine einfache Montage der Haustechnik ohne Durchdringungen (z.B. durch Unterzüge). In Hinblick auf die Nachhaltigkeit wurden die Haupttragelemente der verbleibenden Untergeschosse berücksichtigt, was im Gesamten eine gute Bewertung und Erfüllung der Anforderungen mit sich bringt.
Der Wettbewerbsentwurf weist insgesamt gut nach, dass er in Holzbau geplant, produziert und montiert sowie wirtschaftlich und nachhaltig realisiert werden kann.
Die Planung, umgesetzt in BIM, sieht ein schlüssiges statisches Konzept mit einem gleichmäßigen Stützenabstand von 5,40 m und einem Ausbauachsraster von 1,35 m bei etwa 50% Holzanteilen in den oberirdischen Geschossen vor. Die Decken-Tragkonstruktion besteht aus einer Flachdecke, die sich aus sogenannten Stahl-Deltabeams, aus einer eingehängten Vollholzdecke und einer darüber gegossenen, nassen Betondecke zusammensetzt.
Die Stützen, das Deckensystem und die Unterzüge sind in hohem Maß vorproduzierbar und in standardisierten Abläufen wiederholt montierbar. Der teilweise nasse Aufbau ermöglicht eine aufwendigere Demontage und nur eine bedingte Wiederverwendung des Deckensystems.
Systematische Wandanschlüsse, Bodentanks sowie die Führung von TGA-Leistungen (z.B. Lüftung) unter der Flachdecke unterstreichen die Drittverwendbarkeit.

Energiekonzept
Das Energiekonzept erfüllt die Anforderungen gut. Der Entwurf liefert praktikable Lösungsansätze bei Aspekten der Bauphysik und der Energieplanung. Durch Photovoltaik eigenerzeugter Strom verbessert den regenerativen Anteil in der Energiebilanz des Gesamtprojektes. Die opaken Anteile der Fassade mit Lüftungsflügeln sind wichtiger Bestandteil des sommerlichen Wärmeschutzes, eine Integration in die Fassade ist zeichnerisch nicht dargestellt.
Das Konzept der Haustechnik ist hinsichtlich der Umsetzbarkeit nicht beurteilbar. Die Technikflächen TGA/ELT sind zu gering.

Brandschutz
Über die Deckendurchbrüche werden jeweils max. zwei Geschosse miteinander verbunden, demnach liegt kein durchgängiges Atrium vor. Aufgrund der sehr großen zusammenhängenden Flächen ohne innere Brandwand und ohne Feuerlöschanlage werden weitere bauliche Maßnahmen zur Abtrennung erforderlich werden bzw. sind anlagentechnische Maßnahmen erforderlich. Für die beiden teilweise innenliegenden notwendigen Treppenräume sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Die Rettungsweglängen werden knapp eingehalten, bei der späteren Ausbildung von Räumen ist eine Verschlechterung der Situation zu erwarten. Für das rückwärtige Mitarbeiter-Restaurant im EG fehlen Rettungswege. Auch beim CO-Working Bereich fehlt ein vom Foyer unabhängiger Rettungsweg. Die nutzbaren Breiten der Rettungswege sind für den größtmöglichen Verkehr ggf. noch anzupassen.
Abgabeplan 01

Abgabeplan 01

Abgabeplan 02

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Abgabeplan 03

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Abgabeplan 04

Abgabeplan 04