Wohnquartier Arthurstraße Seniorenzentrum in Stuttgart-Rohr

Die Baugrenze zum Pflanzstreifen im Osten ist wesentlich überschritten. Das Verlagern nach Süden und die schmale Ausbildung der Frischluftschneise weicht von den Vorgaben ab und wird stadtklimatisch kritisch gesehen.

Der im Zentrum der Neubebauung vorgeschlagene Quartiersplatz wird durch die angrenzenden Gebäude des Pflegeheims und zweier Wohngebäude klar gefasst. Das dritte Wohngebäude steht etwas isoliert in der Süd-West Ecke des Grundstücks. Der zentrale Hof als Ort der Begegnung für die Bewohner und gleichzeitig Erschließungszone für alle Bereiche lässt ein reges Miteinander unter den Bewohnern erwarten. Zusammen mit den vorgeschlagenen Maßnahmen zur Möblierung und Bepflanzung dieses zentralen Hofes kann hier ein für die Bewohner anregender und identitätsstiftender Ort entstehen. Aufgrund der topographischen Lage dieser zentralen Mitte, 3 m unter dem Straßenniveau, lässt sich dieser introvertierte Quartiersplatz nur über Treppen und eine aufwändige Rampenanlage, die für die hier beheimateten Senioren nur mit Mühe zu begehen ist, erreichen. Die Lage der Tiefgarage direkt unter dem Quartiershof stellt die geplante Begrünung in Frage.

Die Freianlagen sind im Bereich des Quartiersplatzes und der Verbindungen zur Arthurstraße in einer dem Entwurf angemessenen Art und Weise bearbeitet, in den restlichen Bereichen des Grundstücks bleibt die Arbeit im schematischen und wird damit dem Anspruch der Aufgabe nicht vollumfänglich gerecht.

Das Pflegeheim, das als 2-flügeliges Gebäude am Quartiersplatz steht, wird grundsätzlich positiv bewertet. Die Lage der zusammenschaltbaren Gemeinschaftsbereiche auf Platzniveau mit überdecktem Vorbereich zum Quartiersplatz ist, auch im Zusammenhang mit einer möglichen Mitnutzung des Platzes, sehr gut gewählt. Das Foyer erschließt neben dem Gemeinschaftsbereich auch das Pflegeheim im Obergeschoss. Der zusätzliche Eingang des Pflegeheims im Norden auf dem Niveau der Arthurstraße (Ebene 0) ist zwar aus funktionalen Gründen verständlich, konterkariert aber die Idee des zentralen Quartiersplatzes mit der Erschließung aller Bereiche und macht die Adressbildung schwierig.

Die beiden back-to-back liegenden Wohnbereiche des Pflegeheims sind sehr gut organisiert mit Ausblick zum Platz, einer guten Zonierung der Aufenthaltsbereiche, viel Tageslicht und einem vorgelagerten Balkon, der allerdings aufgrund seiner geringen Tiefe nur schwer nutzbar ist. Durch die Lage der beiden Wohnbereiche im südlichen Flügel des Pflegeheims entsteht für die nördliche Pflegegruppe ein sehr schematischer Grundriss mit zwei gleichartigen Fluren, der die Orientierung der Bewohner einschränkt und wenig Aufenthaltsqualität aufweist.

Die baukörperliche Differenzierung zwischen Pflegeheim und Wohnen wird positiv gesehen. Die Wohngebäude sind in ihrer Struktur und in den Grundrissen gut entwickelt. Die innenliegende Erschließung ohne Tageslicht wird jedoch kritisch gesehen. Die Gesamtwohnfläche ist zwar eingehalten, der Wohnungsschlüssel erfüllt jedoch nicht die Vorgaben.

Die Vorschläge zur Nachhaltigkeit, Holzbau, Passivhausstandard, die Verwendung von Recyclingbeton, Fotovoltaik und Wärmerückgewinnung werden positiv bewertet.

Die Kenndaten der Arbeit liegen im mittleren Bereich, sie lassen eine wirtschaftliche Erstellung der Gebäude und durch die klare Organisation der Pflegebereiche auch einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten.

Insgesamt stellt der Entwurf einen guten Beitrag, für ein lebensnahes Konzept mit Arbeitsplatz- und Wohnqualität, dar