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4. Rang 5 / 5

Projektwettbewerb im selektiven Verfahren für Generalplaner | 03/2023

Neubau Kantonsschule Stein im Fricktal

Visualisierung Dachgarten Forum

Visualisierung Dachgarten Forum

BÜNDT

5. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH

Architektur

gbd ZT GmbH

Projektsteuerung

Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Eine kreislauffähige Schule, als Teil einer üppigen Landschaft. Die fünf Bauten – drei „Lernhäuser“ und die beiden Sporthallen – sind kleeblattförmig rund um den eingeschossigen Forumspavillon angeordnet, der die unterschiedlichen Nutzungen der Schule verbindet. Von der Straße gut sichtbar, erscheinen die Hauptgebäude wie Baumhäuser, die sanft in die Landschaft eingebettet sind. Das Forum schiebt sich erdgeschossig hindurch und verbindet sich über die Terrassen mit dem Außenraum. Der landschaftlich gestaltete Freiraum stellt einen reichen und inspirierenden Aufenthaltsraum für die Lernenden und Lehrenden bereit und maximiert Ökobilanz und Biodiversität.

Der Haupteingang zur neuen Schule baut eine gemeinsame Adresse mit den öffentlichen und publikumsorientierten Nutzungen wie Sportplatz, Sporthalle und Parkplätzen auf. Die Funktionsabläufe sorgen für kurze Wege und klare Orientierung. Die unterschiedlichen Nutzungen im Erdgeschoss und im Forum sind klar von den Schulhäusern trennbar und können somit auch außerhalb des Schulbetriebs extern bespielt werden. Im Erdgeschoss bewegt man sich wie in einer Marktgasse vorbei an Lernzonen, den Bücherregalen und Bildschirmen der Mediathek bis hin zur Cafeteria und zur einen Meter tiefer liegenden Aula. Die Verwaltung erhält einen Zugang zum Forum und einer vorgelagerten überdachten privaten Terrasse für das Lehrpersonal. Musiksaal und Mehrzwecksaal lassen sich großzügig öffnen und verschmelzen so den Festbereich mit dem Forum. Über eine Tribüne lässt sich das Geschehen in der um ein Geschoss im Erdreich abgesenkten Dreifachsporthalle beobachten.

Die drei „Lernhäuser“ sind alle gleich organisiert und bieten maximale Flexibilität. Das viergeschossige Gebäude beherbergt die Labore und Sonderlernräume, die anderen beiden die Klassenräume. Diese sind jeweils um eine großzügige Mitte angeordnet und beliebig einteilbar. Die Treppenanlage und Innenhöfe sorgen für ausreichend Belichtung sowie spannende Durchblicke.
Eine überdachte Außenklasse ermöglicht den wetterfesten Unterricht im Freien mit direktem Bezug zur begrünten Dachlandschaft. Rund um die Häuser bieten überdachte Umgänge Platz zum Verweilen.

Wir haben die Baukörper so geplant, dass im Falle einer Erweiterung die „Lernhäuser“ um den gewünschten Bedarf aufgestockt werden können. Die Aufstockung ist in der Statik berücksichtigt und als Holzbau, dank hohem Vorfertigungsgrad, in geringer Bauzeit mit reduzierter Lärm- und Schmutzbelästigung einfach umsetzbar. Die Konstruktion folgt den Prinzipien der Systemtrennung (Auswechsel-, Reparatur- und Rückbaubarkeit) und der Monomaterialität, um die Bauteile, Komponenten und Materialien möglichst lange im Nutzungskreislauf zu halten. Die primäre und sekundäre Tragstruktur besteht aus Massivschichtholz. Erdberührende Teile wie das Untergeschoss und die Wanne der teilweise eingegrabenen Halle sowie die Kerne mit den Treppenhäusern sind massiv konstruiert.

Im Inneren der Gebäude werden natürliche und möglichst unbehandelte Materialien verwendet. Holzoberflächen, Lehm und Sichtbeton sowie viel Tageslicht schaffen ein angenehmes Lernklima. Zahlreiche Blickbeziehungen über die Geschosse hinweg sorgen für Transparenz und Sicherheit und bieten entspannende Ausblicke in den Grünraum.


Beurteilung durch das Preisgericht

Ortsbauliches Gesamtkonzept / Architektonisches Gesamtkonzept
Die Arbeit platziert fünf Volumen auf dem Gelände und will so mit drei gleichartigen Baukörpern und den Sporthallen ein spannungsvolles Ensemble bilden Die durch Atrien ergänzte erdgeschossige Halle verbindet die Baukörper. In der Tat entsteht eine volumetrische Spannung. Das Dach der Halle bildet eine als Freifläche konzipierte Verbindungsebene. Diese Ebene ist mit auditoriumsartigen Treppen räumlich überzeugend an die Volumen angebunden. Es entstehen schöne und gut nutzbare Innenräume. Dennoch wird bezweifelt, dass die Verteilung und Orientierung über den Aussenraum hinreichend funktionieren kann. Die Atrien in der Halle führen zu stark voneinander separierten Bereichen, welche räumlich einerseits gut differenziert sind, andererseits aber als Flächen stark determiniert sind und so die gewünschte flexible Nutzung erschweren. Die Erschliessung von der Ostseite wird diskutiert, die Vorteile liegen in der Abwendung von der Wohnbebauung, die Nachteile in der Auffindbarkeit des Eingangs.

Landschaftsarchitektonisches Gesamtkonzept
Fünf höhengestaffelte Volumen schliessen sich zusammen über einen eingeschossigen Mittelbau mit ausgestanzten Innenhöfen. Die Gebäude umfliessend bedient sich eine stark durchgrünte Umgebung aus den Elementen der ortstypischen Landschaft mit Zitaten aus der Schwemmebene des Rheins mit kleineren Wasserläufen und Kiesgruben. Für die Umgebung werden zwei sich überlagernde Gestaltungssysteme vorgeschlagen: eine orthogonale, sich aus der Gebäudesetzung weiterentwickelnde Wegführung mit feldartig angelagerten Sportflächen und heckengefassten Aufenthaltsbereichen und eine topografisch ausgebildete Landschaft mit Hügelbereichen und Versickerungsmulden. Für die Modulation wird die Verwendung von Aushubmaterial vorgesehen. Die beiden Gestaltungsansätze sind in sich gut nachvollziehbar, überzeugen aber nicht in ihren Verknüpfungen.
Die Adressierung mit dem Hauptzugang erfolgt an der Ostseite, mit Orientierung zu den Sportanlagen, der Zugang selbst liegt zurückversetzt zum grünbesetzten Vorplatz, etwas versteckt, und führt direkt ins Forum. Die beiden Zufahrten zur Tiefgarage und für die Anlieferung an der westlichen Grenze in Nähe zu den Wohnbauten zu platzieren wird als eher konfliktfördernd und daher problematisch gesehen. Mit dem dichten Baumbestand aus standortgerechten Baumarten wird eine üppige Durchgrünung für alle Gebäudeebenen geschaffen, erlebbar sowohl aus den Klassenzimmern wie auch von der Lernterrasse über dem Forum. Mit den vorgeschlagenen Aussenklassenterrassen und den abgesenkten Innenhöfen werden weitere schulorientierte Aussenräume in direktem Bezug zu den inneren Nutzungen angeboten. Diese bilden ein zusätzliches Angebot zu der insgesamt reichen und anregenden Umgebungsgestaltung mit einem hohen Anteil an biodiversen Kleinräumen.

Funktions- und Nutzungsqualität
Die Aufteilung der Unterrichtscluster auf 3 Lernhäuser und eine Sportanlage wirkt geräumig und sorgt für eine Verteilung des grossen Personenverkehrs. Die drei Innengärten des einladenden Forums bringen Licht und Durchlüftung, segmentieren jedoch diesen einzigen grossen Raum der Anlage, der Funktionen erfüllen können sollte, derentwegen er nicht durchbrochen werden dürfte. So werden auch die Querbezüge zwischen den einzelnen Unterrichtsgebäuden nur im Erdgeschoss hergestellt. So ansprechend der Aussenraum für den Unterricht, die Dachterrasse und die Lernterrassen über dem Forum sind, so wenig sind diese an kühlen und regnerischen Tagen gut nutzbar. Die Dachterrasse wird zum Durchgangsbereich, weil sie die nächstliegende Querverbindung zwischen den drei Geschossen der Unterrichtsgebäude ist. Dies führt zu langen Wegen von einem Fachcluster zum anderen, die in den kurzen Pausen kaum zu bewältigen sind. Das Projekt weist nur 12 Instrumentalräume Musik auf statt den geforderten 16, was nicht dem Raumprogramm entspricht. Der Naturwissenschaftscluster ist in sich gut angelegt, aber über 2 Geschosse verteilt, was die Zusammenarbeit zwischen den Fächern desselben Fachbereichs verkompliziert. Die Vorbereitungs-räume der Lehrpersonen sind innerhalb der einzelnen Unterrichtsgebäude und Fachcluster verteilt und teilweise sehr schmal und lang. Dies erschwert die innere Organisation und das fachschaftsübergreifende Zusammenarbeiten.

Energie und Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb
Die absoluten Energie- und Treibhausgaswerte liegen 4% unter dem Durchschnitt der eingereichten Projekte. Auf funktionaler Ebene liegt das Projekt im vorderen Mittelfeld. Der Regelraster von 10 Metern, der sommerliche Wärmeschutz sowie das Mikroklima werden als suboptimal beurteilt. Die Tageslichtnutzung ist hingegen vorbildlich gelöst. Der Fensterflächenanteil von rund 50% liegt über dem Optimum. Die Zenitalbelichtung führt zu einem Überhitzungspotential.

Wirtschaftlichkeit
Die Hauptnutzfläche liegt 1% über dem geforderten Sollwert. Der Kennwert zum Flächenkonsum (GF/HNF) liegt im Mittelfeld aller Projekte, der maximale Zielwert wird unterschritten.
Visualisierung Schulhof

Visualisierung Schulhof

Visualisierung innen

Visualisierung innen

Lageplan

Lageplan

Plan E0

Plan E0

Plan E1

Plan E1

Modell

Modell

4. Rang 5 / 5