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Einladungswettbewerb | 04/2023

Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei in Bamberg

Vogelperspektive Gebiet

Vogelperspektive Gebiet

1. Preis

Preisgeld: 28.000 EUR

SCHIRMER Architekten + Stadtplaner GmbH

Stadtplanung / Städtebau

planetz Architektenpartnerschaft

Architektur

DE BUHR LA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Konzept für den neuen Stadtteil baut auf folgenden entwurfsleitenden Prinzipien auf:
Inklusion
Trotz der hohen erforderlichen Sicherheitsanforderungen soll der neue Kasernenkomplexes in die Raumstruktur eingebunden und damit Teil des Stadtteils werden. Dies gilt auch für die Lage und Einbindung des Ankerzentrums. Die bestehenden Verbindungen von Zollnerstraße und dem John-F.- Kennedy Boulevard bilden auch zukünftig die zentralen Gebietsanbindungen an die bestehende Stadt und stellen einerseits den Hauptzugang zum Areal der Bundespolizei und andererseits die Anknüpfung an den östlich gelegenen Landschaftsraum dar. Die Verbindung nach Norden erfolgt über die Fortsetzung der Hauptsmoorstraße als Rückgrat der dortigen Gartenstadt zum neuen Quartierszentrum im Süden.
Identität
Bewahrung und Sichtbarmachung der Geschichte des Ortes ist eine zentrale Anforderung an ein Identität stiftendes Quartier. Hierzu werden große Teile der ehemaligen Kasernengebäude für neue Wohnnutzungen ertüchtigt und somit als Teil der Geschichte des Ortes auch zukünftig ablesbar. Geschichte wird aber auch in anderen Teilen des Geländes sichtbar: so in der weitgehenden Beibehaltung der offenen und stark durchgrünten Raumstrukturen der 60er Jahre im Süden.
Nachhaltigkeit
Ressourcenschutz setzt bei einer konsequenten Nutzung der grauen Energie an. Deshalb hat Integration der vorhandenen Bausubstanz in das neue Nutzungsgefüge einen besonderen konzeptionellen Stellenwert. Zur Vermeidung von Konflikten zwischen der Bestandsstruktur und den neuen funktionalen Anforderungen werden, nach entsprechenden Umbau, die alten Gebäude ausschließlich für zukünftige Wohnnutzungen herangezogen. Dies gilt sowohl für den Bereich innerhalb der Bundespolizei als auch für die zivile Stadt.
Auch im Bereich der Erschließungsinfrastruktur findet eine weitgehende Orientierung am Bestand statt. Das bestehende Netz wird so weit wie möglich als Grundlage des zukünftigen Systems von Straßen und Wegen genutzt. Nicht zuletzt werden ehemaligen Lehrgebäude neuen Nutzungen zugeführt. Sie bilden im südlichen Quartier als Schule oder auch als Haus der Generationen attraktive Anziehungspunkte in der neuen zivilen Stadt. Auch die bestehende Sporthalle im Westen wird als neuer Nutzungsbaustein in die zivile Stadt eingebunden.
Klima und Energie
Das städtebauliche Konzept umfasst differenzierte Strategien zur Bewältigung der zukünftigen
Anforderungen an den Klimawandel. Ziel ist die Schaffung eines grün-blauen Stadtteils und die sukzessive Umsetzung des Prinzips der Schwammstadt. Ein hoher Grünflächenanteil bei weitgehendem Erhalt der klimawirksamen Großbäume, geringe Flächenversiegelung, das Offenhalten und Verbreitern der Ost-West-Korridore von Zollnerstaße und John-F.- Kennedy Boulevard sowie die großflächigen Grünfugen des Campus und der Bürgergärten als Belüftungsschneisen erfüllen kleinklimatisch wichtige Aufgaben. Unterstützt von den unterschiedlichen Wohnangern und Wohnhöfen, die in Form von Wetlands gestaltet sind, kommt ihnen gleichzeitig eine wichtige Funktion als Retentionsflächen zu. Zur Klimavorsorge wird nach dem Prinzip „Schwammstadt“ das Regenwasser zurückgehalten und über Vegetationsflächen zur Abkühlung verdunstet. Dies geschieht zunächst auf „blau-grünen Dächern“ mit einem vegetationsbestimmten Rückhaltevolumen von min. 30 cm, der Sammlung in Zisternen und der Rückhaltung/ Verdunstung in Vegetationsflächen. Restwasser wird zur Rückhaltung/Versickerung in den Anger geführt. Insbesondere die etwas tiefer liegende Campuswiese kann bei Starkregenereignissen als temporäre als Rückhalte- und Versickerungsfläche für die angrenzenden Gebäude bei Überlastung der Kanalisation genutzt werden.
Verkehr und Mobilität
Ein differenziertes Mobilitätskonzept stellt die Grundlage für autofreie/autoarme Zonen und für eine hohe Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum dar. Mit zentralen Parkstandorte in Quartiersparkhäusern und dem kontinuierliche Ausbau des Angebots alternativer Mobilitätsarten wird der Individualverkehr stadtverträglich organisiert. Die bisher stark verkehrsbezogenen Erschließungsräume werden auf ein Mindestmaß zurückgebaut.
Kurze Wege und attraktive Wege zwischen den einzelnen Nutzungsbausteinen unterstützen den Fuß- und Fahrradverkehr.
Entwicklungsoffenheit
Die Entwicklung des gesamten Areals wird sich über einen langen Zeitraum erstrecken. Dies stellt besondere Anforderungen an den Aufbau einer städtebaulichen Struktur mit hoher Flexibilität und Anpassungsvermögen an zukünftige Bedarfe. Durch ein robustes Grundgerüst des öffentlichen Raumes, das sich weitgehend an dem System der vorhandenen Straßen und Wege orientiert, wird ein gestaltwirksamer städtebaulicher Rahmen für die Gebietsentwicklung definiert, der allerdings für die Zukunft angemessene Entwicklungsspielraum offen hält.
Drei Quartiere prägen den neuen Stadtteil:
Das Kasernenareal der Bundespolizei
ist als kompaktes Quartier im Nordöstlichen Planbereich angesiedelt und als Campusanlage ausgebildet. Aufgrund seiner Randlage können sowohl Nutzungskonflikte mit der angrenzenden Wohnbebauung weitgehend vermieden als auch die erforderlichen Erweiterungsflächen raumverträglich vorgehalten werden. Darüberhinaus ist hierdurch eine unmittelbare und störungsfreie Verbindung zum östlich der Autobahn gelegenen LebEL realisierbar indem die bisherige Zufahrt zum Golfplatz nun durch eine kleine Unterführung organisiert wird. Die einzelnen Nutzungsbausteine des Bundespolizeiareals sind entsprechend dem Ziel der kurzen Wege, der Schaffung von Nutzungssynergien sowie der Vermeidung von Nutzungskonflikten angeordnet.
Die einzelnen Funktionseinheiten gruppieren sich um einen zentralen Campus, der sich zum Sportgelände sowie zum Landschaftsraum nach Osten öffnet. Neben seiner hohen Bedeutung als zentraler Aufenthaltsbereich im Freien kommt dem Campus auch eine große Bedeutung für die Wasserbewirtschaftung zu.
Der Zugang zur Bundespolizei erfolgt von der Zollnerstraße. Ein zentrales Parkhaus nimmt hier unmittelbar nach Zufahrt auf das Gelände den gesamten Parkverkehr auf. Dem Parkhaus zugeordnet sind alle Mobilitätsfunktionen, die somit eine kompakte Funktionseinheit bilden.
Das Wohnen ist in Form von Wohnhöfen zwischen Zollnerstraße und Campus platziert. Es formuliert hier einerseits die Nahtstelle zur zivilen Stadt. Andererseits profitiert die Wohnlage durch die unmittelbare Anbindung zur Campuswiese. Die Wohnhöfe der Wohnungsfürsorge des Bundes sind, wenn auch durch den Sicherheitsbereich vom Bundespolizeigelände getrennt, zumindest räumlich benachbart zum inneren Wohnquartier angebunden.
Das Stabsgebäude sowie die zentrale Verwaltung und das BPOLAK liegen an zentraler Position unmittelbar dem Eingangsbereich sowie dem Ausbildungsplatz zugeordnet. Über kurze Wege sind weitere zentrale Nutzungsbausteine wie z.B. Lehre und Ausbildung und die Kantine erschlossen. Mit Ausnahme des Nutzungsbausteins Gesundheit und Soziales, der den Schlussstein des Campus im Westen bildet, sind alle zentralen Nutzungen in unmittelbarer Nachbarschaft angeordnet.
Auch der Funktionsbereich Sport und Training bildet eine kompakte Einheit, die im Übergang zur Landschaft im Osten an den Ausbildungsplatz angeordnet ist und damit Nutzungssynergien ermöglicht. Östlich schließt der Erholungsbereich an, der nicht mehr im Sicherheitsbereich liegt, sondern über einen kontrollierten Zugang im Naturschutzgebiet als eingezäunter Bereich exklusiv nur der Bundespolizei zur Verfügung steht.
Die zivile Stadt West
bildet als nutzungsgemischtes Stadtquartier den Übergang von Bundespolizei zum Innovationsquartier in der ehemaligen Lagarde-Kaserne. Der Berliner Ring wird baulich gefasst und in seiner räumlichen Wirkung zu einer Stadtstraße transformiert. Herzstück des neuen Stadtquartiers ist ein zentraler Freiraum, der ebenso wie der Campus, neben seinen Aufenthaltsangeboten auch klimatische Funktionen und Funktionen der Wasserbewirtschaftung übernimmt.
Mit den Nutzungsbausteinen Sporthalle und Kindergarten, einen Quartierstreffpunkt und umfangreichen Angeboten für urban-gardening ist hier die soziale Mitte des Quartiers verortet. Südlich davon liegen in prominenter Lage zum grünen Band des John-F.-Kennedy Boulevards attraktive Adressen für die Mischung von Wohnen und Arbeiten. Neben Dienstleistungsgewerbe kann hier auch wohngebietsverträgliches Gewerbe angesiedelt werden.
Die zivile Stadt Süd mit Ankerzentrum
verdichtet die Struktur des ehemaligen Kasernenareals und entwickelt diese auf der Grundlage der vorhandenen Erschließung und der bestehenden Gebäude logisch weiter. Zum Kennedy Boulevard schließt das Quartier, ebenso wie der Bereich West, mit nutzungsgemischten Baufeldern ab und unterstützt damit die Entwicklung zu einer hochwertigen und prominenten Gewerbeadresse.
Das angrenzende Wohnquartier gruppiert sich mit einzelnen Nachbarschaften um einzelne grüne Anger. Nach Süden entstehen durch Verdichtung mit ergänzenden Gebäuden zur Landschaft geöffnete Höfe mit ebenfalls hohen Wohnumfeldqualitäten.
Räumlicher und sozialer Mittelpunkt des südlichen Stadtquartiers ist ein zentraler Platz am ehemaligen Lehrgebäude, das zukünftig, ergänzt um die erforderlichen Zusatzräume, als Schulgebäude genutzt wird. Auch der Lehrgebäudekomplex am östlichen Rand sollte in das Nutzungsrepertoire eingebunden werden. Er könnte als Haus der Generationen zukünftig kulturelle Funktionen und Aufgaben in der Erwachsenenweiterbildung und Jugendförderung übernehmen.
Das Ankerzentrum ist als kompakter Baustein an der Nahtstelle zwischen Bundespolizei und Wohnquartier angeordnet. Es ist so organisiert, dass es als abgeschlossener, eigenständiger Bereich funktioniert. Räumlich allerdings integriert es sich in die Struktur der Nachbarschaft und fügt sich damit in die Kontext des Stadtquartiers ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch ein klares räumliches Konzept der Gliederung in unterschiedliche Teilbereiche aus. Dies gelingt durch die KFZ-Erschließungslinien und durch geometrisch klar geformte Grünzüge. Neben der Inneren Gliederung werden damit sinnfällige Vernetzungen in die anschließenden Stadtquartiere und in die Landschaftsbereiche geschaffen. Die Grünverbindungen orientieren sich überwiegend am vorhandenen Fugen und Zwischenräumen, damit kann wertvolle vorhandene Baum- und Grünsubstanz zur Adressbildung und Qualifizierung des Neuen Quartiers gesichert werden. Auch weitere in sich schlüssige und durch Raumbildung klar definierte Binnenfreiräume werden für den Aufenthalt und für den täglichen Gebrauch herausgearbeitet. In mehreren wichtigen Bereichen der Fächerbebauung, des Lindenangers, der Sporthalle und der Linearstruktur im Norden wird Bestandsbebauung erhalten und in richtigem Maße ergänzt, was erheblich zur Identitätsbildung im neuen Quartier beträgt. Auch die Neubebauung ist vielfältig angelegt und bietet ein weites Spektrum unterschiedlicher Wohnformen, die durch Angebot von privatem und öffentlichem Grün bereichert werden. Die Platzierung der öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kita‘s, Mehrgenerationen-Haus und Quartierstreff ist gelungen.

Die Erschließung erfolgt schlüssig für den fahrenden KFZ-Verkehr und seine Unterbringung in dezentral organisierten Quartiersgaragen. Diese sind jedoch zu gering bemessen. Im Grundsatz ist die Zufahrt zur Bundespolizei richtig angeordnet, es fehlt jedoch die 2. Zufahrt aus dem Gelände. Außerdem liegt die Querverbindung zwischen Zollnerstraße und JFK-Ring zu dicht am Knoten Berliner Ring.

Das Gebiet der Bundespolizei ist in seiner Längsausrichtung entlang der Zollnerstraße gut angelegt. Die inneren Abläufe sind funktional richtig dargestellt. Die Erweiterungsflächen sind ausreichend und richtig gelegen. Zentralen Mittelpunkt bildet eine großzügige und klar definierte Campus-Wiese. Die Einbeziehung der „Ostsee-Fläche“ in das geschlossene Gebiet der Bundespolizei sollte der öffentlichen Nutzung zugeführt werden.

Die Positionierung der ANKER-Einrichtung und der BAMF zentral am JFK-Ring in verdichteter Form ist im Sinne der Bewohner und unter der Berücksichtigung sicherheitsrelevanter Belange verfehlt. Sie ist derzeit in Randlage sinnvoller platziert.

Die Wohnungen des Bundes integrieren sich gut in die Gartenstadt.

Die Einrichtungen der BImA sind mit einer zu großen Entfernung zum Gebiet der Bundespolizei angeordnet.
Das klare gut durchdachte Konzept zeigt auch in Bezug auf Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit gute Entwicklungsmöglichkeiten. Es handelt sich insgesamt um einen wertvollen Beitrag zur Neuformulierung des ehemaligen militärisch genutzten Geländes.
Plakat 1

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